Beiträge von Brettspiel Dude im Thema „Sind Foren der "letzte Ort" für unabhängige Meinungen?“

    Brettspiel Dude - Deine (sehr gut nachvollziehbare) Argumentation kollidiert halt ein bißchen damit, daß manche YTler behaupten, sie machen's nicht für "das Geld" oder "die Aufmerksamkeit". Anscheinend spielt für die Wahl des Contents ja beides doch eine Rolle?

    Fürs Geld kann es halt keiner machen, weil es hier kein Geld zu verdienen gibt. Die paar Rezensionsexemplare, die man bekommt, wären den Aufwand nicht wert, wenn man es nur ihretwegen machte. Die Aufmerksamkeit: Natürlich möchte man welche. Wenn ich mit einem Video (überspitzt) 20 Leute erreiche und mit einem anderen für mich wichtigen Thema 2000, dann mache ich doch letzteres. Was Du vergessen hast in der Aufzählung ist die Interaktion mit Menschen. Egal ob unter meinen Videos oder in echt: Das ist schon das, was am tollsten ist. Ich habe in den letzten 5 Jahren so viele tolle Menschen kennen gelernt, die ich ohne meinen Kanal vermutlich nicht kennen gelernt hätte. Und allein deswegen lohnt es sich.

    Malefiz Ich kann man kurz Einblick geben, warum das so ist, wie es ist:

    Wenn man ein Video zu einem Spiel macht, das auf der Messe z.B. neu ist - nehmen wir mal Nucleum - dann kann man sicher sein, dass das sofort SEHR viel geklickt wird. Man erreicht also viele Menschen mit seinem Content - und das bisschen Werbeeinnahme, das man hat, ist mehr. Wenn man allerdings ein Video jetzt rausbringt zu z.B. Crystal Palace - oder Energy Empire - dann wird das irgendwo bei 300-900 klicks bekommen - der Aufwand ist für den, der es dreht, derselbe.

    Let´s Plays wie die von Dir genannten haben einen IMMENSEN Kostenfaktor. Geek & Sundry hat z.B. 34 Angestellte. Wie soll Klaus-Peter das in seinem Wohnzimmer denn realisieren? Du vergleichst hier professionell angefertigte Videos mit einem einigermaßen hohen Budget mit Wohnzimmerproduktionen.

    Zudem sind Lets Plays cool - aber der Aufwand ist IMMENS. Man braucht mehrere Kameras, damit es spannend wird, dazu überhaupt Mitspielende, die Interesse daran haben, vor der Kamera zu agieren UND der Aufwand zum Schneiden ist völlige Eskalation. Es hat sehr gute Gründe, warum Christoph von bbg nach 2 Episoden unseres Twilight Imperium Lets Plays aufgehört (pausiert?) hat, zu schneiden. In der Zeit könnte er ohne Probleme 5 andere Videos zu auch sehr interessanten Themen machen.

    Regelvideos amortisieren sich in der Tat über die Zeit - aber da wir jedes Jahr SO viele Neuerscheinungen haben in unserer Spieleblase, sind aus jedem Jahrgang nur ca. 40 Titel überhaupt für Regelvideos interessant. Hat man 2011 ein Video zu Burgen von Burgund gemacht: Jackpot. Hat man 2011 ein Video zu Sekigahara gemacht... Pech.

    Also: Will man das, was Du möchtest (und ich möchte das auch), dann braucht man Angestelltenverhältnisse und einen Sponsor, der bereit ist, ein Studio bereit zu stellen.

    Nicht jedes Spiel ist für jede*n gleich toll.

    Das klingt profan, aber ist VÖLLIG essentiell, wenn man darüber spricht, dass Youtuber*in XY ein Spiel total hochgelobt hat und man selbst in seiner Spielegruppe leider keinen Spaß hatte. Daher ist es insbesondere hier super wichtig, dass man jemanden findet, der vom Spielegeschmack her mit einem klickt. Und nach etlichen Jahren des Spielens kann ich sagen: Es gibt niemanden, der einfach alle Spiele mag, die ich mag und bei dem ich alle Spiele mag, die er mag. Selbst bei meinen engsten Freunden ist es so, dass wir zwar eine breite Menge an Spielen haben, die wir gemeinsam hot finden - aber jeder hat dann doch so seins, was dem anderen zu speziell ist oder wo man keinen Zugang findet.

    Youtube ist ein Hobby.

    Und zwar egal, ob man Werbung geschaltet hat oder nicht. Leben kann man davon höchstens, wenn man pro Video Geld von Extern bekommt, Werbung geschaltet wird, man noch gesponsort wird UND man Patreon macht. Und in dem Kontext machen Hobbyisten eben was? Richtig: Sie beschäftigten sich mit Dingen, die ihnen Spaß machen. Und dann kommen eben zu 95% Einzelrezensionen dabei raus, die durchweg positiv sind. Das ist weder überraschend noch sonstwas. Das ist erwartbar und normal. In "gespielt"-Videos aller Kolleg*innen allerdings sehe ich immer wieder Spiele, die durchfallen. Wenn ich allerdings gezielt nach "Arche Nova Rezension" suche, werde ich vermutlich nur positive Meinungen hören (aber auch da gibt es durchaus ernsthafte Kritik, die halt nicht im Bereich "Was ein Schrott!!!11" läuft, sondern im Bereich "Hier hätte ich mir gewünscht, dass ...". Warum? Weil man gerne respektvoll miteinander umgehen möchte. Ebenso, wie man möchte, dass respektvoll mit einem umgegangen wird.

    Es gibt keine schlechten Spiele.

    Ok, das ist überspitzt - aber nach meiner Meinung hängt es von SEHR vielen Faktoren ab, wie ein Spiel ankommt. Ob man sich aus irgendwelchen Gründen freut, ob man den Verlag generell doof findet, ob der Autor glaubt, dass Aliens wirklich auf der Erde landen, ob man lieber Michael Menzel oder Ian O´Toole mag, ob man überhaupt Stichspiele cool findet, ob man 10 oder 200 Spiele in seiner Sammlung hat, ob man mit dem Thema was anfangen kannn... Ich lieb Lacerda, aber mit Kanban werd ich nicht so recht warm, weil mich Autos sehr abturnen. Ich fand Maracaibo ganz cool, aber ich kann diese (aus meiner Sicht) schäbige Grafik nicht ertragen. Ich find Blood Rage "geht so", weil ich einfach der schlechteste Area-Control-Spieler der Welt bin etc.

    Fazit:

    Foren bieten einem den Vorteil, dass man viele Meinungen auf einen Schlag hat - Videos bieten den Vorteil, dass man einen tieferen Einblick ins Gameplay hat. Wenn das Geld nicht so unendlich locker sitzt, sollte man vor einem Kauf sich an mehreren Stellen informieren.