Beiträge von MetalPirate im Thema „Colosseum: Ave Titus“

    Bei #Colosseum kommt für mich noch dazu, daß das Material halt dazu einlädt. Wobei ich da #KleopatraunddieBaumeister noch weiter vorne sehen würde.

    Weil das vermutlich viele jüngere Menschen in unserem schönen Hobby nicht verstehen werden: Sowohl Colosseum (2007) als auch Kleopatra und die Baumeister (2006) sind von Days of Wonders und die hatten damals den Ruf, außergewöhnlich hochwertig ausgestattete Spiele herauszubringen, jedenfalls für damalige Verhältnisse, d.h. vor Crowdfunding-Zeiten. Sprich: ein Teil der damaligen positiven Rezeption ist auch der Ausstattung geschuldet; allein durch den "Deluxifizierungs-Faktor" von aktuellen Crowdfundingspielen lässt sich bei anderen alten Schätzchen mehr herausholen. Besondere Jubiläumskampagnen haben eine größere Berechtigung, wenn die damalige Version trotz minderwertiger Ausstattung hoch bewertet war.

    Spiele die in dieser Liste dabei sind haben es anscheinend als Modern All Time Klassikerstatus geschafft in die Hall of Fame aufgenommen zu werden

    Nö. Keine 10% davon. Mindestens 90% der alten Spiele, die eine teure Deluxe-Neuauflage über Crowdfunding bekommen, könnte man auch problemlos in der Vergangenheit verschwinden lassen und dauerhaft vergessen. Ohne Verlust für die Spielelandschaft. Aber das Geschäft mit den Luxusauflagen scheint sich eben immer noch zu lohnen...

    Persönliche Pi-mal-Daumen-Regel: Was in seinem Jahrgang nicht Top-3 war, braucht man nicht wiederbeleben. Top-3 dabei nach eigenen Vorlieben. Geeignete Kriterien: DSP, (K)SdJ, BGG-Rating, oder was-auch-immer am ehesten dem eigenen Geschmack entspricht.

    Konkret zu Colosseum: Das ist innerhalb des Jahrgang 2007 Rang 17 bei BGG, aber hat ein paar Spielepreis-Nominierung bekommen, International Gamers Awards und Golden Geek. Also nichts, was unbedingt wiederbelebt werden müsste, aber wenn das grundsätzlich dem eigenen Geschmack entspricht, dann kann man da schon mal näher hinsehen. Soweit völlig okay.

    Ich fand es damals gut und besaß früher die Days of Wonders Originalversion. Da sind schon ein paar gute Ideen drin, vor allem dass man auf die höchste Einzelwertung von fünf Wertungen optimieren muss anstatt auf Siegpunkte, die man über das gesamte Spiel hinweg sammelt. Solche nicht alltäglichen Siegkriterien gab's früher häufiger. Aber warum das heute nicht mehr so oft zu finden ist, ist natürlich auch klar: heute ist sowas schwieriger zu vermitteln in einer Zeit, wo man nicht mehr davon ausgehen kann, dass neue Spiele überhaupt dreimal auf den Tisch kommen. Kein Mensch weiß im ersten Spiel, wenn er lieber ohne viel Konkurrenz auf vierte Wertung optimiert anstatt wie die Masse der Spieler auf die fünfte und letzte Wertung. Das "sammele Siegpunkte und wer am Ende am meisten davon hat, hat gewonnen" ist auch deshalb Standard geworden, weil es schon ab dem ersten Spielen ohne größere Erfahrung sicher funktioniert.

    Ich habe Colosseum irgendwann wieder verkauft, dummerweise bevor der Sekundärmarktpreis hoch ging. Aber als zum 10-jährigen Jubiliäum 2017 die erste Crowdfunding-Neuauflage kam, nämlich von Tasty Minstrel Games, habe ich mich gegen das Mitmachen entschieden. (Für mich) nicht in die richtige Richtung modernisiert. Genau das würde ich allen Interessenten empfehlen: kritisch hinschauen, dann entscheiden.

    Und, ganz ehrlich, als Meinung eines alten Hasens: Dass es eine neue Stand-alone Version gibt, finde ich hier ausdrücklich positiv, fast interessanter als die Neuauflage. Die Nummer 1 unter den Spielen aus dem Jahre 2007 ist Brass, und was da Roxley mit einer kompletten Neuentwicklung auf Basis der Vergangenheit, nämlich mit Brass Birmingham, gelungen ist, sollte man kennen. Die sollen das ruhig einmal richtig komplett modernisieren als bloß ein überdurchschnittliches Spiel von damals 1:1 wiederzubeleben. Aber dieses "richtig" ist nun mal schwer zu erreichen; für komplett gefloppte Modernisierungen könnte ich auch zig Beispiele nennen...