Beiträge von DamonWilder im Thema „Warum wird in den (inzwischen nicht mehr ganz so) neuen Bundesländern nicht gespielt?“

    Hallo liebe Unknowns,


    ich melde mich zu dieser Diskussion ausnahmsweise auch mal zu Wort, weil wir (ich bin Admin) in der WorldofBattlelore genau die gleichen Tendenzen haben: der Osten ist terra incognita. Und wir führten in unserem Forum auch schon eine ähnliche Diskussion.
    Als Ostdeutscher (bin Jahrgang 1976) kann ich einiges an persönlicher Erfahrung hinzufügen/beitragen.


    Ich glaube, dass es im Osten keine Spielkultur gibt. Auch wenn die großen Brettspielerfolge, z.B. Siedler von Catan und Carcassonne erst nach der Wende einsetzten, gibt und gab es keinen Nährboden für Gesellschaftsspiele. Ich persönlich kenne niemanden aus meinem relativ großen ostdeutschen Freundeskreis, der regelmäßig spielt. Spiele wie "Monopoly" oder "Risiko", die bei allem berechtigten spielerischen Einwand doch bereits in den 70ern die Basis für das heutige Interesse schufen, waren im Osten verpönt, es gab meines Wissens meistenteils nur Klassiker wie Schach, Dame, Mühle oder eben diverse MÄDN-Ableger.


    Nun ist die Wende schon zwanzig Jahre her, aber warum sollten Jugendliche, deren Eltern schon nicht spielten, heute spielen? Da fehlt einfach die Grundlage. Z.B. war ich gerade am Wochenende auf einer Hochzeit im Osten. Ein paar Kinder (ca. 8-12 Jahre) spielten im Laufe des Abends "Monopoly"! Dabei gibt es so viele gute Spiele für das Alter. Und die haben sich das Spiel sicher nicht selbst ausgesucht. Aber wenn Mama und Papa eben nur "Monopoly" kennen, was sollen die Kinder dann spielen?


    Ebenfalls nicht unerwähnt lassen möchte ich die Tatsache, dass es viel weniger kirchliche Jugendgruppen gab und die Freizeitgestaltung im Osten oft in staatlicher Hand lag.


    Was ich nicht glaube, ist, dass die Ostdeutschen kritischer mit ihren Daten im Internet, dem Internet selbst o.ä. umgehen. Ganz im Gegenteil. Es gibt einen Haufen sozialer Netzwerke (studiVZ, Facebook, etc.), in denen viele meiner ostdeutschen Freunde vertreten sind - die spielen nur eben nicht :)


    Meine Meinung ist natürlich wenig representativ, sicher müsste man mal Statistiken bemühen und Absatzzahlen vergleichen. Da sind eher Leute aus dem Vertrieb gefragt. Aber wenn man sich mal anschaut, wo die Verlage (z.B. Pegasus, Kosmos) ihre Stationen für Touren oder besondere Events machen, dann scheint der Osten generell kein lukrativer Absatzmarkt zu sein (abgesehen von Ballungszentren wie Berlin (Westberlin!) und Leipzig (Uni!). Hier sehe ich noch viel Arbeit für die Verlage.


    Es grüßt
    DamonWilder