Beiträge von Lighthammel im Thema „03.04.-09.04.2023“

    Bei uns hat es zeitlich nur für eine Partie #Distilled zu zweit gereicht.


    Distilled ist ein regeltechnisch einfaches Wirtschaftsspiel im Kennerbereich und wird über 7 Runden mit je 4 Phasen gespielt:

    - In der Marktphase werden verschiedene Kartensorten gekauft: Getreide, Früchte, Pflanzen, Wasser und Hefe sind die Basis für einen guten Brand. Maschinen und Spezialisten verbessern meinen Destillierbetrieb, Holzfässer und Tongefäße braucht man, um das Destillat reifen zu lassen und letztendlich muss man den Fusel auch auf Flaschen abziehen, um ihn verkaufen zu können.

    - In der Destillationsphase gibt man Wasser, Hefe und die vom Rezept geforderten Zutaten in den Gärbottisch. Für jede Karte, die Zucker zeigt, wird eine Alkoholkarte hinzugefügt. Alle Karten werden gemischt, die oberste und unterste entfernt und in den eigenen Vorrat zurückgelegt. Dann schaut man sich an, was man gebrannt hat. Das kann ein vorzüglicher Brandy sein, aber eben auch nur billiger Moonshine, wenn man Pech hatte.

    - In der Verkaufsphase bringt mir mein Schnappes Geld Und Siegpunkte.

    - Entscheidet man sich für ein Rezept, was zunächst noch Reifen muss, verkauft man es nicht, fügt in der Reifungsphase dem Destillat aber wertsteigernde Aromakarten zufällig hinzu.


    Danach wird aufgeräumt, die nächste Runde beginnt, und so geht es bis zum Spielende weiter. Für Punkte zwischendurch sollte man die öffentlichen Ziele im Auge behalten, für die Schlusswertung die persönlichen.


    Zunächst etwas Rant, was das Handling von Distilled angeht: Das Spiel liegt mit der Erweiterung momentan bei fast 100 € (die Kampagne in der Spieleschmiede war damals deutlich günstiger) - und das Material und die Inlays sind auch sehr wertig - aber man hat es nicht geschafft, für den Markt ein Stück Pappe beizulegen, damit man die Karten leichter aufnehmen kann. Dafür gibt es aber Ablagen für die Basiskartenstapel und die Abwurfstapel. Verkehrte Welt.

    Unter der Funktion der Verbesserungen steht nochmal, wie die Teile am Spielende Siegpunkte bringen. Man hätte an der Stelle auch gerne eine halbwegs lesbare Schriftgröße nutzen können.

    Die Erweiterung bietet leider nur More of the Same und leider keinen echten Mehrwert. Das Regelwerk wirkt unnötig aufgeblasen für so ein einfaches Spiel, Beispiele und Design Notes sind kreuz und quer eingestreut.

    Spielerisch fährt man bei Distilled wie auf Schienen durch die Phasen. Markt, Destillerie, Verkauf, Reifung. Pro Runde wird eine Spirituosen gebrannt. Runde um Runde die gleichen Handgriffe und Schritte. Das ist über 7 Runden etwas monoton, man hat keine Möglichkeit, aus der starren Struktur auszubrechen.

    Der Glücksfaktor schlägt manchmal hart zu. Dabei nicht mal unbedingt beim Push your luck in der Destillierphase (dieser Faktor ist recht gut beherrschbar) - sondern eher bei der Kartenauslage des Marktes. Wenn drei Runden lang keine Flasche erscheint und man die gereifte Spirituose neben dem letzten hergestellten Brand nicht verkaufen kann, sie nur ein Drittel der Siegpunkte bringt und man damit das Spiel verliert, ist das schon recht ärgerlich.

    Auch finde ich es nicht so sonderlich thematisch, wie allgemein behauptet wird. Vieles passt, aber man erkennt an einigen Stellen auch deutlich, wie mit dem Thema zugunsten einer besseren Spielbarkeit gebrochen wird.


    Und das Fazit nach dieser ganzen Motzerei? Durchaus positiv nach der ersten Partie. Distilled macht trotz einiger Schwächen einfach eine Menge Spaß. Es ist sicherlich kein "Brocken", aber um erfolgreich zu sein, muss man sich schon überlegen, was man machen möchte. Mal schauen, wie sich der Spielreiz über mehrere Partien hält.