Beiträge von Smuntz im Thema „Trolls & Princesses, Game Brewer [2023]“

    So, ist jetzt in der Spieleschmiede gestartet. Preis ist für die Deluxe-Version mit 75 Euro gleich. VAT / Taxes waren ja auch in der KS-Ausgabe bereits inklusive, somit bleibt die Ersparnis der Versandkosten von immerhin 15 Euro. Plus natürlich, dass man die deutsche Version bekommt.

    Geht man bei Game Brewer von einem Rollout zur SPIEL im Oktober aus (Pickup angeboten) und bedenkt man, dass das ihrer bisherigen Projekte (zuletzt Oak, das wurde einige Wochen vor der SPIEL ausgeliefert) auch absolut realistisch ist, dann wundert es mich aber doch, dass man in der Spieleschmiede eine Auslieferung "im Dezember 2023" avisiert. Klar freuen sich dann alle, sollte es früher der Fall sein, aber das sind ja doch zwei Monate hinter dem, was Game Brewer sehr wahrscheinlich erreichen wird.

    Dass es mit der Schmiede nun einen deutschen Partner für den Vertrieb gibt, ist aber durchaus zu begrüßen, spart doch einiges an Versand.

    Danke an Kuro-Okami - er hat eingangs seines Berichtes schon viel zusammengefasst, was ich so unterschreibe. Meine ausführlicheren Gedanken an dieser Stelle...

    Mein Vorbehalt weiter oben, der nur in Kenntnis der Regeln ein trockenes Tauschspiel erahnen ließ, hat sich - zumindest so extrem - nicht bewahrheitet. Da steckt schon sehr viel mehr drin, vieles greift ineinander. Die Präsenz eigener Trolle, hier und da verstärkt mit zuvor gebauten Außenposten, dem durch Kartenglück anwesenden Trollkönig oder gegnerischer Trolle im Dorf lässt für die so gezählten Aktionspunkte nebst zuvor gesammelter Ressourcen allerlei zu - gerne natürlich den Einkauf punkteträchtiger Dinge, für die man im eigenen Höhlenreich aber Platz braucht, zuvor also geeignete Lagerplätze auf Höhlenteilen oder Spielkarten erworben haben muss.

    Bilder: Test-Aufbau bei Spielbeginn, hier für ein Viererspiel (4 Dorfteile aufgedeckt)

      

    So man geschickt oben auf einer Aktionswelle zu surfen vermag, wird das eigene Reich schnell wachsen. So man dies (noch) nicht sieht, wird man öfters einen fehlenden Aktionspunkt hier, eine fehlende Ressource dort beklagen, ohne die die eigenen Wünsche nicht gelingen wollen. Aber das sind Effekte, die sich durch Spielerfahrung glätten lassen und beim Erstspiel nicht überbewertet werden sollten. Dass ich mangels Übersicht auf dem Bildschirm eine Prinzessin in einem Dorf nicht zur Kenntnis nahm, die ich sonst mühelos eingeladen hätte - es war schon alles vorbereitet - würde mir so am Tisch nicht passiert sein. Die Holde war leider nicht wählerisch und zog kurz darauf mit einem hässlichen Troll anderer Färbung davon. 8o

    Bilder: nach ein paar Zügen im Spiel zu dritt

      

    Die gesammelten Dinge sind schon valide gewichtet. Menschen bringen nur 1 SP, verstärken aber die Aktionskraft in den eigenen Höhlen. Die Sammelobjekte Außenposten, Kirchenglocke und Wechselbalg bringen jeweils wenigstens 4 SP - es gibt aber 5 bzw. 6 SP, wenn man ein Set aus verschiedenen dieser Objekte erweitert bzw. komplettiert. Und so eine Prinzessin ist gar 7 SP wert nebst weiteren 3 SP (also eigentlich 10), da man auch ein weiteres Königsteil in seinem gepuzzelten Höhlenreich erhält. Diese Teile bieten gegenüber den anderen Standardaktionen weitere Aktionsmöglichkeiten, die oft mit nur einem einzigen Aktionspunkt günstig bezahlt sind.

    Alles in allem birgt der eigene Ausbau somit schon solide Engine-Effekte, die man nicht verschlafen sollte. Einen Catch-Up-Mechanismus sucht man vergeblich. Tauchen Teile oder Karten auf, die mehrere Spieler begehren - z.B. früh im Spiel Lagerfläche für die Teile, die eigenen Außenposten im Weg stehen - macht halt der das Rennen, der sich gut vorbereitet hat und hoffentlich auch gerade dran ist. Wo und wann was zusätzlich im Spiel auftaucht, ist dann aber nicht ausrechenbar und gibt dem im Grunde leicht vermittelbaren Spiel die erforderliche Leichtigkeit. Ins Fach "leichtes Expertenspiel" rutscht Trolls & Princesses aufgrund seiner Vielzahl von Handlungsoptionen, Symbolen und Verkettungen. Wo Spiele wie Bazaar und Century aufhören, fängt Trolls & Princesses gerade erst an, bedient aber im Grunde die gleichen Spieler, sollten sie mal was Komplexeres wünschen.

    Bilder: bei Spielende - man erkennt schon am unterschiedlichen Ausbau der Höhlengänge links in den Spieler-Bereichen den Könner und den Novizen

      

      

    Und ich? Was mach ich nun? Mir gefällt das Spiel optisch nur in der auf die Kampagne beschränkten "Big Nose Edition". Im Vergleich zu Retail bietet diese schon einen höheren Wiedererkennungsfaktor gegenüber den ansonsten einfarbigen Steinen, insbesondere bei den verschiedenen neutralen Figuren, die dann alle weiß sind und nur von der Form unterscheidbar (Menschen, Kühe, Wechselbälger). Mit 75€ wird aber auch ein stattlicher Preis aufgerufen, und da sind die angebotenen magnetischen Schächtelchen zur Aufbewahrung noch nicht eingepreist (na gut, kauf ich ja eh nicht, Ihr wisst schon warum).

    Brauche ich das Spiel? Century war mir zu seicht, das habe ich nicht in der Sammlung. Das hier war in der Ersterfahrung "too much" aus den o.g. Gründen. Es dürfte mir wohl nach ein paar Partien besser gefallen, diese Erfahrung müssen dann aber auch die Mitspieler machen dürfen - für feste Spielrunden (die ich nur nicht wirklich habe) kein Handicap. Aus gleichem Grund bin ich der Kampagne zu dem um einiges komplexer verwobenen Spiel Delta (letzter Game Brewer Titel) ferngeblieben. Hier bin ich mit einem Bein drin, mit einem draußen, aber es ist ja auch noch Zeit. Die deutsche Ausgabe ist diesmal nicht im Kickstarter zu beziehen, sondern erst ab 9. Februar in der Spieleschmiede.

    Dee : ich fürchte du hast recht. Hab eben die Regeln überflogen. Großes Getausche von Dies in Das, dazu AP-Gefahr, wie man seine Figuren positioniert und eine Symbolorgie vom Feinsten, und sei sie noch so gut gemacht. Thema ist - verglichen mit z. B. Oak - uneingängig, mich überkommt da ein Rulebenders-Gefühl. Das hatte ich nach Probespiel nicht gebacken, hier tendiere ich schon vor dem Spiel dazu. Schade, weil optisch finde ich es wirklich ansprechend und die Puzzelei mit den fünfeckigen Teilen mag ich. Tja, mal schauen, kein Selbstläufer...

    Dee: ich glaube ich bin da sagen wir "konservativer" unterwegs als Du. Ich kann mich noch mit Rittern und Baumeistern als Thema begeistern, auch das beigebraune Tiletum (wenngleich noch nicht gekauft, hab genug) erschreckte mich nicht und wusste zu gefallen. Dagegen fand ich das von Dir hervorgehobene Bio-Buch-mäßige Cellulose nicht halb so anziehend wie Du. Das müssen wir nicht vertiefen, Geschmäcker und so. Was uns eint ist eine gewisse Erwartungshaltung an den Spielreiz von Mechanismen, da wollen wir nicht gelangweilt werden. Aber auch da gibt es unterschiedliche Ausprägungen. Ich mag z.B. weniger Area Control, Mehrheiten und Versteigerungen gehen so lala, Social Deduction finde ich seit Werwölfe nicht mehr interessant. Kniffelige Entscheidungsräume zur Punkteoptimierung sind mein Ding, die berühmten Optimierspiele, also seelenlose Euros garniert mit Punktesalat 8-)) Thema und Gestaltung dürfen gut sein, müssen aber nicht. Aber das sind alles Geschmacksfragen.

    Ich schau mir nicht annähernd so viele neue Spiele an wie Du, investiere auch nicht annähernd soviel Spielzeit übers Jahr. Entsprechend filtere ich eben (schon mal erzählt) potentielle Geschmackskandidaten nach Verlag und/oder Autor - Kriterien, die Dir und manch anderen wieder egal sind. Ich sag nur, wenn Spieleschaffende (Autor und/oder Redaktion) schon mal was gemacht haben, was mir gefiel, liegt die Chance vergleichsweise hoch, dass sich das wiederholen lässt. Klappt nicht immer, Rulebenders und Amygdala interessierten mich von Game Brewer auch nicht. Aber z.B. Oak, was Du nur mittelprächtig fandest, kommt in meinen Runden bislang gut an und wird auch mir nicht langweilig.

    Äußerlich (und mehr weiß ich noch nicht, als was ich sehe) reiht sich das neue Spiel doch bei Game Brewer gut ein, hübsch bunt ohne schrill zu sein, viele bedruckte Holzfiguren, Märchenthema, mir gefällt's. Mehr sieht man dann in der Kampagne.

    Am 23.1.2023 geht ein neues Spiel bei Game Brewer an den (Kick-)Start:

    Text aus dem heutigen Newsletter:

    Trolls & Princesses is our new “worker movement” strategic board game, by the talented Pim Thunborg, with beautiful art by Edu Valls.

    You play as one of the four troll clans and try to impress the Mountain King and gain his favor. Swapping changelings with human babies, stealing church bells, abducting princesses, hiring people, using troll magic.... it's all part of the troll's daily work.

    Trolls & Princesses is really an easy-to-learn hard-to-master board game. You perform an action by moving exactly one troll. But that offers numerous possibilities and interesting choices. Do you group as many trolls as possible to increase the number of available action points? Or is it more interesting to explore another part of your cave? Or does the village offer even better opportunities because your opponents have left enough trolls behind to steal a church bell or kidnap a princess?

    Und ein paar hübsche HiRes-Bilder hingen auch noch dran, hier beim Upload komprimiert.

      

    BGG: https://boardgamegeek.com/boardgame/371873/trolls-princesses

    Trifft rein äußerlich perfekt auf mein Beuteschema 8-))