Beiträge von Fluxit im Thema „[2022] Roll Camera!: Das Filmemacher Brettspiel“

    Als Ergänzung zu meinem letzten Post: Ich habe es wie geplant noch ein drittes Mal auf den Tisch gebracht, diesmal in einer Runde, die weniger auf Spielmechaniken achtet als auf den Spielspaß. Wir spielen sonst maximal Kennerspiele.

    Ihnen hat es super gefallen. Das fing schon bei der so passenden Filmklappenbox an. Weiter ging der Spaß mit den Rollen, die wir alle gut ausgelebt haben, wenn man das weglässt ist das Spiel meiner Meinung nach maaaaximal der halbe Spaß. Ich habe anfangs betont, dass man es möglichst nicht so genau ausrechnen oder diskutieren, sondern eher runterspielen soll. Insbesondere bei den Ideenkarten nicht zu lange fackeln, weder bei der eigenen noch bei der dann ausliegenden Auswahl. Das hat das Spiel beschleunigt und so hat es dann auch den Fluss und die Dauer gehabt, die ich erwartet hatte. Es gab viel Gelächter und auch die Tatsache, dass wir genau im letzten Zug den vom Studio geforderten Film "Törichte Trottel" drehen konnten, brachte Drama in die Runde.

    Für mich war das definitiv die beste meiner drei Erfahrungen. Mit der B-Movie Erweiterung wären noch mehr lustige Momente drin gewesen, ich bin mir sicher, dass sie die Requisiten gefeiert hätten.

    Dennoch, ich bin damit durch. Man macht zu oft das Gleiche und der Entscheidungsraum ist mir nicht interessant oder gar reizvoll genug. Hab es direkt für 15€ an eine der Mitspielerinnen gekauft, die sich über ihren Schatz gefreut hat. Bleibt mir trotz der Kurzlebigkeit in meinem Haushalt als Spiel mit viel Herzblut und guter Produktion in Erinnerung.

    In zwei Runden ausprobiert und ich werde es erstmal noch behalten. Aber nicht lange, ein oder zwei Mal spielen und dann ist's gut. Das wird der geschätzte Zeitpunkt sein, an dem sich die Ideenkarten nicht mehr neu und damit nicht mehr so lustig anfühlen. Die finde ich nämlich ebenfalls wirklich witzig und gelungen! Ebenso die asymmetrischen Rollen, die das Ganze spaßbringend beleben, richtig gut. Humor in Spielen ist Geschmackssache, aber Roll Camera hat das, auch dank toller Lokalisierung, super hinbekommen. Und das Thema kommt klasse rüber.

    Roll Camera wirkt wie ein Optimierpuzzle, aber dieses spielt beim Spielspaß nicht die Hauptrolle. Auch der kooperative Faktor verlockt dazu, über einige Karten zu diskutieren und es rational zu sehr zu zerplanen. Wir haben es zweimal durch zuviel Nachdenken zerspielt. Das nächste Mal versuche ich es kurzweiliger zu halten, vor allem durch weniger Diskussionen bei den Ideenkarten. Dennoch wird es nicht bleiben, eben weil die Mechanik dafür zu dünn ist. Die Studiokarten machen das Spiel schwieriger, aber in meinen Augen nicht nennenswert interessanter.

    Wir sind darauf getrimmt, dass in vielen Spielen der Sieg bzw. das Ende der entscheidende Moment für den Triumph ist. Bei Roll Camera muss man als Erklärer aus meiner Sicht rüberbringen, dass es vielmehr um das gelebte Miteinander während des Spiels ist. Alleine die Tatsache, dass man auch gewinnt, wenn man einen richtig schlechten Film produziert, spricht schon dafür. Dafür hatten wir zu viel Ehrgeiz, wohl fehl am Platz. Flott spielen. Spaß haben. Das in Kombination mit der richtigen Gruppe, die sich auf die Späße einlässt, die die Rollenkarten mit sich bringen, hat durchaus Potential für ein schönes Spielerlebnis, wir hatten Lacher und viel Applaus in der ersten Runde. Aber wie gesagt, mir reicht das dann nach 2-3 Mal. Bin also exakt der Spielertyp, den Ravn im letzten Paragraph anspricht. Ich hatte mir erhofft, dass es eine Art kooperativer Euro für Wenigspieler wird. Und sowas in der Art ist es auch. Aber es hängt zwischen den Stühlen, so dass ich lieber zu den Alternativen greife, die stärker zu den Polen neigen, z.B. Paranormal Detectives. Ich würde übrigens eher in größerer Gruppe spielen. Man kommt zwar seltener dran und auch bei den Ideenkarten steuert man weniger bei. Aber mit weniger Rollen geht für mich ein wichtiger Teil der Unterhaltung verloren.

    Bei der B-Movie Erweiterung frage ich mich, ob die neuen Ideen, die ich an sich klasse finde, das Spiel nicht eben doch wieder soviel verlängern, dass ich weniger Spaß damit hätte. Nett finde ich sie sehr wohl, vor allem die Props. Wiederspielwert steigt damit auch.

    TL;DR: Wir hatten spaßige Momente und ich mag das Spiel. Dank frischem Thema und witziger Elemente einen Versuch wert, wenn man es als Erlebnis- und weniger als Optimierspiel versteht. Mit den enthaltenen, schlichten Mechaniken für meine Gruppe zu lange und wenig reizvoll für das, was es sein möchte.