Und wer bestimmt, wo das anfängt und wo aufhört? Und was will der Autor uns damit sagen? Nur "Fach"handel ist "guter" Handel? Ich versteh es gerade nicht. Thalia ist wenigstens so weit "Fachhandel" für Spiele wie eine Tankstelle für Motoröl - man kann es dort kaufen und in beiden Fällen wird man im Einzelfall fachkundige Verkäufer antreffen können, so wie es im "Fachhandel" auch schon mal Laien im Personal gibt.
Ach komm, das ist jetzt einfach billig und kindisch.
Fachhandel: Händler, dessen Sortiment sich auf eine bestimmte Branche konzentriert.
ALDI wird nicht zum Kleidungsfachgeschäft, nur weil es immer mal Tshirts und Hosen anbietet. Aber auch nicht zum Baumarkt, nur weil es dort auch mal Werkzeuge gibt.
Eine Tankstelle wird nicht zum Lebensmittelfachhandel, weil man dort auch Chips kaufen kann.
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Ich finde aber auch schon, dass der Fall bei Thalia nicht so ganz eindeutig gelagert ist. Brettspiele gehören seit geraumer Zeit zu deren Sortiment und werden dort auch schon anders behandelt, als bspw. die kleinen EXIT-Boxen, die man bei Rossmann mitnehmen kann. Und dass Thalia Interesse daran hat, in diesem Markt eine Rolle zu spielen, sieht man ja eben darin, dass sie solche Exklusiv-Deals anstreben.
Klar erweckt das nicht die gleiche Sympathie wie der Liebhaber-geführte Brettspiele-Laden in der Fußgängerzone. Aber ich gebe Smuntz dahingehend recht, dass man auch bei Thalia auf fachkundige Beratung stoßen kann. Ein persönliches Beispiel mit Thalia habe ich da nicht, aber ein ähnliches: meine liebste Musik-Beratung in meinen Teenager-Jahren habe ich von einer äußerst gut informierten MediaMarkt-Mitarbeiterin erhalten! Die musste meine teils etwas obskureren Wünsche zwar auch des öfteren erst bestellen, aber die hat sich sehr sehr gut ausgekannt – mindestens im Bezug auf die Musik die ich damals gehört habe deutlich besser als der stark auf die 70 zugehende Inhaber des innerstädtischen Plattenladens.
Ich bin was die ganze Sache angeht etwas zwiespältig. Einerseits finde ich es gut, dass Brettspiele scheinbar so viel Sichtbarkeit erlangt haben, dass eine große Kette wie Thalia da einen lukrativen Markt sieht. Und wenn die bei einem Spiel das Potential für eine Massentauglichkeit sehen und dann auf Grund eines Exklusiv-Deals vielleicht eine größere Auflage drin ist, dann kann das doch ein Gewinn für alle sein. Siehe dazu auch die bereits genannten Deals, die es in den USA mit Target gibt: Pranken des Löwen ist so ein Produkt, das aufgrund dieser Partnerschaft zustande gekommen ist. Und auch im Bezug auf das Target-exklusive Planted hört man Lobgesänge auf das Preis-Leisutngs-Verhältnis. Das wären für mich die positiven Aspekte.
Andererseits sind die USA da halt auch nicht immer das beste Beispiel, was den Schutz von unabhängigem Einzelhandel angeht: siehe Wal-Mart, siehe die aktive Verdrängung von Cafés durch Starbucks, etc. Wenn Thalia hierzulande ähnlich aggressiv auftritt, dann kann das für die Verkaufslandschaft halt schon langfristig auch negativ sein – das sehe ich schon auch ein. Insofern verstehe ich auch die Skepsis bei solchen Exklusiv-Deals.
Mich wundert halt vor allem die seltsame semi-Exklusivität mit der vollständig deutschen Auflage. Was kommt als nächstes? Thalia-exklusiv, aber der Einzelhandel bekommt eine Version in der die Schachtel 5mm zu klein ist und der Deckel nicht richtig schließt?