Ron, was hast du nur getan...
Auf der Suche nach einem einzigartigen Kinderspiel, das meinem ältesten Sohn die kapitalistischen Werte von Ausbeutung, Herzlosigkeit, sozialer Kälte und einer gesunden Ellenbogenmentalität zu vermitteln mag, stieß ich auf „Mein erstes Monopoly“. Das Motto „Lernen, verdienen, wachsen“ weist dezent darauf hin, dass es im Leben eben auf monetäre Werte ankommt. Vergesst die ganzen „pädagogisch wertvollen“ Kinderspiele, in denen Kooperation, Empathie und sonstiges weltfremdes Pädagogenzeugs vermittelt werden sollen. Hier lernen schon die Kleinsten, dass man alles kaufen kann.
Leider wurden wir unterbrochen...die monatliche Rollenspielrunde hat sich angekündigt. Doch Obacht, der Dungeon-Master von heute hat vorgesorgt. Die zahlreichen Monster, die ich in den Dungeon warf, wurden von Häusern und Hotels geschickt erschlagen und ins Fundament eingearbeitet. Durch durchdachtes Dungeondesign in diesem Labyrinth ohne Ausgang sollten die Helden in einem Arena-Modus um das Loot kämpfen, bis nur noch einer übrig bleiben sollte. Die Gier hatte die Helden gepackt, bis zum letzten rafften sie das Loot und die Trophäen zusammen, bis auch der letzte von Ihnen unter der Last zusammen brach. Nach diesem Erfolg verbrannte ich zunächst meine nun nutzlos gewordene Klong!-Ausgabe und wollte noch etwas im Thema bleiben...
...ne schöne Runde World of Warcraft – aber die ultimative Herausforderung. Nachdem ich meinen Level 120-Avatar gelöscht hatte, konnte ich mich auf dieses Sammlerstück konzentrieren. Wie konnte ich nur so sehr dem Digitalen verfallen...dieses Spiel bietet ja sooo viel mehr! Wie viele Hotels konntet ihr in WoW bauen, heh?! Seht ihr?
Nachdem ich mich egozentrisch und wenig nachhaltig verhalten habe, indem ich drei Plastikeditionen gezockt hatte, wuchs in mit der Wunsch, der Umwelt was gutes zu tun. Mit „Monopoly Go Green“ beutete ich meine Mitspieler nun nachhaltig aus. Das grüne Gewissen wurde gestreichelt und zwischen Holzhäuschen, Fahrradstationen und Solarplatten wurde ich bis an den Rand des RSP-Forums geworfen, ich geriet ins Schwanken...Doch zum Glück hat das Spiel Plastikmeeple – Puh! Das war knapp!
Verdammt, die nächste Spielegruppe für den Abend hatte sich ja noch angekündigt. Wir wollten den Mars terraformieren. Gääähn...ich habe natürlich schon vorher meine Big-Box leichtgläubig gegen die Mars-Edition von Monopoly eingetauscht. Nach einer ersten Enttäuschung ob des doch überraschenden Themensprungs, da diese Edition das 50-jährige Bestehen der Tierfutterherstellers MARS im schönen Verden an der Aller würdigt, kam mir diese Variante nur recht. Schnell bemerkten auch die Mitspieler, dass das Artwork mit den putzigen Tierfotos gar nicht so weit weg ist vom Original...
Nach der ganzen Aufregung wollte ich nun aber wirklich entspannen. Wie geht das besser, als mit Bob Ross? Ich ließ mich in die Natur der Malerei entführen und auch hier war es ein befriedigendes Gefühl, Wald- und Berglandschaften mit Hotels zuzukleistern. Außerdem startete ich eine Online-Petition, um den Euro durch Bob-Ross-Scheine ersetzen zu lassen...
Doch nun, lieber Ron, nach soviel Schabernack und Firlefanzerei bin ich gefangen. Ich komme nicht mehr raus. Das Spiel...es will nicht mehr enden...es ist das „Längste Spiel überhaupt!“...Selbst ein Bankrott rettet einen nicht, man spielt immer weiter und weiter...Ja, es ist lang, wirklich lang, denn es umfasst 66 Grundstücke! Und es gibt nur einen Würfel, also keinen Pasch mehr...Monopoly hat gewonnen...
Nochmal Danke für den ganz fantastischen Adventskalender. Er zeigte mir, was alles hinter der lachenden Fassade des Monopoly-Mannes warten kann, nun bin ich gewappnet.
PS: Wer noch nach einer passenden Edition sucht – vielleicht ja auch als Geschenk für gute Freunde oder die geliebte Familie – kann sich hier inspirieren lassen: Liste aus der Hölle
