Beiträge von Kuro-Okami im Thema „31.10.-06.11.2022“

    #Tiletum

    Bei mir hat es diese und letzte Woche Tiletum auf den Tisch geschafft. Gespielt habe ich es Solo und zu zweit. Ich werde Stellung zu beiden Konstellationen nehmen und schließe auch darauf, wie das Spiel zu 3. und 4. sein dürfte.

    Spiel zu zweit:

    Sicherlich war mein Kauf des Spiels geprägt dadurch, dass ich von dem Designerduo Simone Luciani und Daniele Tascini einiges schon kenne und durchaus auch mag. Das Designerduo zeichnet sich verantwortlich für Tzolk'in und die beiden Marco Polo Teile.

    Als ich das Spiel auspackte, fiel bereits die enorme Menge an Komponenten auf. Das spricht natürlich durchaus für eine Fülle im Spiel, bedeutet aber auch, dass der Auf- und Abbau äußert lange dauert. Aufmachung, Design und Qualität der Komponenten passten für mich aber auf jeden Fall. Die Anleitung liest sich super weg und das Spiel ist in seinen Prinzipien schnell verstanden. Hat man entsprechend die größte Hürde des langen Aufbaus genommen, kann es schon ans Spielen gehen.

    Als Teil der Vorbereitung werden in Abhängigkeit der Spielerzahl Würfel in den Beutel gelegt und anschließend eine geringere Anzahl herausgenommen, geworfen und entsprechend ihrer Augenzahl verteilt. Diese Würfel sind farblich kodiert und definieren, welche Ressource man bei der Selektion des Würfels erhält. Die Augenzahl hingegen entscheidet, welche Aktion man absolvieren kann und wie viele Aktionspunkte man für entsprechende Aktion bekommt. Selektiere ich beispielsweise einen Würfel mit der Augenzahl 1 bekomme ich 6 Aktionspunkte und eine Ressource der entsprechenden Farbe. Die Aktionszahl errechnet sich aus der Differenz zwischen Augenzahl und der Zahl 7. Nehme ich beispielsweise eine 6, bekomme ich ganze 6 Ressourcen, erhalte hingegen aber nur einen Aktionspunkt. Insgesamt entsteht dadurch eine ganz eigene Dynamik, da es stets abzuwägen gilt, welche Aktionen man absolvieren möchte aber gleichzeitig muss man stets seine Ressourcen gut im Auge haben. Viele Aktionspunkte mögen gut erscheinen, verpuffen aber, wenn man diese nicht effektiv einsetzen kann.

    Ohne die Jokeraktion, welche es ermöglicht, eine andere Aktion zu kopieren, gibt es insgesamt 5 unterschiedliche Aktionen, die man absolvieren kann. Insgesamt diktieren die Ziele, welche man aktiv verfolgen kann, um mehr Siegpunkte zu bekommen, durchaus die Strategie, das Spiel bietet aber unglaublich viele Möglichkeiten, wie man letztendlich seine Strategie verfolgen möchte. Man könnte sagen die Basis wird durch die Ziele vorgegeben, aber der Verlauf ist alles andere als stringent. Das Spiel als solches würde ich auch als sehr elegant bezeichnen. Stellt man sich vor, 6 Aktionspunkte für eine Aktion zu bekommen, kann das durchaus viel erscheinen. Die einzelnen Aktionen sind aber sehr simpel, sitzen entsprechend sehr schnell, da sie auch logisch begründet werden können, öffnen aber einen sehr guten Raum, seine eigene Strategie zu entfalten. Insgesamt finde ich diese Mechaniken daher sehr gut. Die Aktion des Königstracks ist hierbei wohl die Schwächste, da man Aktionspunkte lediglich in Bewegungspunkte umwandelt und eine Leiste entlang geht - je weiter man kommt, desto mehr Siegpunkte gibt es. Wer am weitesten vorangeschritten ist, ist zudem Startspieler in der nächsten Runde. In jedem Zug wird allerdings ein Plättchen aufgedreht, welcher einen zurückbewegt. Befindet man sich am Ende der Runde auf einem positiven Wert, darf man jedoch da drauf bleiben und hat potenziell einen kleinen Vorsprung für die nächste Runde. Auch hier stecken entsprechend wichtige Entscheidungen drinnen.

    Interaktion entsteht durch die Würfel, die von allen genommen werden können, und durch die Plättchen und Spots auf der Karte, um die es durchaus öfter Rangeleien geben kann. Insgesamt ist das Spiel aber eher solistisch angehaucht. Eben weil es auch so viele Möglichkeiten gibt, wie man seine Aktionen machen kann.

    Muss ich einen Nachteil nennen, dann ist das sicherlich die mögliche Dauer eines Zuges. Ich erwähnte bereits, dass man 6 Aktionspunkte bekommt, wenn man einen Würfel mit der 1 nimmt. Das eigene Tableau lässt sich aber erweitern und schafft man es, quasi ein Gebäude vollständig zu füllen, erhöht man dadurch zusätzlich die Aktionspunkte einer bestimmten Aktion. So kann man im Falle dessen, dass man das größte Gebäude füllt, eine Aktion um 3 weitere Punkte erweitern. So kann es also durchaus passieren, dass man alleine dadurch bereits 9 Aktionspunkte bekommt. Nun kommen aber die ganzen Bounusplättchen hinzu. Sammelt man Verträge, Bonusse und andere Sachen, landen diese auf dem eigenen Tableau. Es gibt eben auch Plättchen, welche die eigene Aktionsmenge nochmals verändert. Es kommen also nochmals weitere Aktionen hinzu und es ist auch möglich über die Plättchen ganz andere Aktionen zu absolvieren. Man merkt, je weiter man das eigene Tableau ausbaut, desto länger können sich Aktionen auch ziehen. Es bringt natürlich den Vorteil, dass eigene Aktionen unglaublich verwoben sein können, was natürlich sehr zufriedenstellend ist, aber andere Spieler schauen in dieser Situation dann nur zu.

    Zu 4. würde ich das Spiel deswegen nicht spielen wollen. Zu 2. funktioniert es hervorragend. Die Aktionen sind eingängig, können sich gegen Ende länger ziehen, aber der Mitspieler wartet dann nicht zu lange. zu 3. dürfte noch ok sein. Die Verwobenheit einzelner Aktionen wird aber relativ wahrscheinlich dazu führen, dass man in dieser Konstellation dann hier und da Mal länger warten muss.


    Spiel alleine:

    Auch solo funktioniert das Spiel aus meiner Sicht hervorragend. Den Automa zu beherrschen kostet aber nochmals ordentlich Zeit. Erwähnte ich, dass das Basisspiel aus meiner Sicht simpel und geradliniger ist, ist das Beherrschen des Automa alles andere als einfach. Das macht auch Sinn. Der Automa in diesem Spiel spielt wirklich mit einem mit. Es ist keine reine Highscore jagt, sondern der CPU orientiert sich an den ausliegenden Zielen und passt seine Strategie dementsprechend an.

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    Beispiel Aktion Architekt:

    Führe ich als Mensch diese Aktion aus, kann ich meine Aktionspunkte für 3 Fälle nutzen: Jede Bewegung auf der Karte kostet 1en Aktionspunkt, jede Säule, die man in eine Stadt platziert kostet 1en Aktionspunkt und man kann für einen Aktionspunkt Bonusplättchen nehmen.

    Führt hingegen der Automa die Aktion aus, gibt es diverse Erwägungen, die zu berücksichtigen sind. Er verfügt über keine Aktionspunkte im klassischen Sinne, sondern führt Schritte chronologisch aus. Zunächst einmal möchte er eine Säule platzieren an dem Ort, an dem er sich befindet. Anschließend möchte er ein Bonusplättchen nehmen. Er bewegt sich zu diesem Zweck nicht, sondern kann das Plättchen wegnehmen in Abhängigkeit der Aktionspunkte - in seinem Fall sind Aktionspunkte nämlich seine Reichweite. Statt 4 Schritte mit 4 Aktionspunkten zu gehen, schnappt er sich also ein Plättchen, das entsprechend weit entfernt ist gemäß seiner Prioritätenliste. Anschließend bewegt er final seinen Architekten, möchte zur Kathedrale, welche ihm am meisten Siegpunkte geben. Die Reichweite ist hierbei dann nicht entscheidend, da er die überschüssigen Wegpunkte mit Gold bezahlen kann.

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    Das ist Mal so ein Beispiel. Spiele ich als Mensch, sind die möglichen Züge des Händlers sehr ähnlich. Der Automa hingegen trifft auch in diesem Fall ganz andere Erwägungen. Wie gesagt, handelt er aber sehr logisch. Wenn man versteht, dass bei ihm Zielerfüllungen und Siegpunktmaximierung entscheidend sind, ergibt das alles viel mehr Sinn. Einfach ist das aber sicherlich nicht.

    Seine grundsätzliche Aktionsauswahl ist auch abhängig davon, welche Ziele ausliegen. Man muss sich das so vorstellen. Es werden nach jeder der 4 Runden Messen abgehalten. Bei jeder Messe bekommt man Punkte entsprechend bestimmter Kriterien. Diese Messen definieren anfangs auch, welche Karten und damit Aktionspräferenzen der Automa zur Verfügung hat. Bringt es mir zur 2. Messe Punkte ein, dass ich Säulen baue und vllt zur 4. Messe Punkte für erbaute Kathedralen, dann ist es dadurch so quasi eingestellt, dass der Automa sich auf Architekten Aktionen fokussieren möchte.

    Erste Züge können deswegen schleppender vorangehen, da wirklich jede Präferenz des CPU beschrieben und entsprechend beherrscht werden will. Das verdeutlicht aber, dass das Spiel durchaus komplexer ist. Die Schwierigkeit des Automa lässt sich durch Boni für ihn anpassen. Man selektiert aus 8 möglichen Karten und verstärkt dadurch gewisse Aktionen oder Voraussetzungen. Gegen einen CPU mit 3 Karten (das entspricht der Schwierigkeitsgrad mittel) habe ich 213 zu 186 gewonnen. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Automa, kann ihn aber nur Leuten ans Herz legen, die gewillt sind, sich auch wirklich mit ihm auseinanderzusetzen.

    Das Bild entstammt aus meiner Solopartie. Man sieht ganz gut, dass das Spiel durchaus größer ist. Mein Tisch ist aber auch nur 120x80

    Andere Spiele kamen auch auf den Tisch, da fehlt mir aber die Muse, etwas dazu zu schreiben.