Gestern gab es mit Aleo und seiner Freundin:
#IslaDorada Faiduttis anarchistische Reinterpretation von Elfenland, bei der Spieler darum bieten, wohin die Inselexpedition als nächstes zieht. Gestern zeigte sich, für wen das Spiel definitiv nichts ist: Für Menschen, die sich beim Spielen nicht gern ärgern. Wie jedes Faidutti-Design dienen hier ganze Kartenstapel nur dazu, Mitspieler:innen zum Fluchen zu bringen. Und "gerecht" ist das Spiel in keiner Weise, wenn es für einen Mitspieler einmal läuft, wird man den kaum noch aufhalten können. Also: Ganz klar kein Spiel für Strategen, sondern fast schon ein Party-Auktions-Ärgerspiel. ABER: In dem Bereich für mich nach wie vor unschlagbar, in einer Stunde gespielt, und ich hab bei wenigen Spielen soviel Spaß dabei, letzter zu werden. Das trifft aber halt nicht für jede/n zu.
#FabrikderTräume Knizia-Auktionsklassiker, etwas einfacher gehalten als seine Auktionstrilogie, aber trotzdem immer noch überraschend spannend. Man leitet ein Filmstudio und muss bei Auktionen Produktionschips mit Kamera, Effekten, Schauspielern etc. auf offenen Drehbüchern verteilen, um so "beste Filme", aber auch den schlechtesten Film oder den ersten Film eines bestimmten Genres zu produzieren. Gestern ist mir klar geworden, dass die in den deutschen Regeln verankerte Variante, die Drehbücher der nicht mitspielenden Studios in den Stapel einzumischen, das Spiel grundlegend verändert; wenn man das nicht tut, entscheidet sich das Spiel in kleineren Spielerzahlen sehr oft allein schon dadurch, wer die meisten Filme in kurzer Zeit raushaut und so den anderen die Chance nimmt, epische Meisterwerke zu produzieren. Mischt man aber wie bei der spanischen Ausgabe die Drehbücher mit ein, dann gehen die bis zum Spielende nicht aus, und es werden deutlich mehr Filme insgesamt produziert - dann ist allerdings auch das Überdecken von Produktionschips nicht mehr von größerem Interesse. Was mir hier gut gefällt ist dass es am Ende nicht nur um die Preise geht, sondern jeder Film Punkte einbringt - damit ist das Spiel zum einen "realistischer", zum anderen aber kann man eben ganz unterschiedliche Strategien fahren. Und wer wollte nicht schon immer 12 Uhr mittags unter der Regie von Alfred Hitchcock mit Yul Brynner in der Hauptrolle sehen?
Und zuletzt gab es noch ein Spiel, das seit knapp 10 Jahren in meinem Schrank ungespielt vor sich hin staubte (bzw. ausdämpfte, ich musste es erstmal lüften) und jetzt endlich eingeweiht werden konnte: #IlVecchio. Ich hatte das als alter Rüdiger-Dorn-Fan damals gekauft, aber wir sind nie dazu gekommen es auszuprobieren, und über die Jahre ist es schlicht immer weiter nach hinten auf dem Pile of Shame geraten, von dem es Aleo nun beherzt rettete. Was mich gestört hat: Die Ikonographie der 100 Plättchen ist einfach nicht so richtig gut gewählt, man muss die Einmalboni und die dauerhaften Aktionsverbesserungen erst einmal einzeln nachschlagen, was das Spiel in der Erstpartie dann doch ordentlich ausbremst. Und das Spiel steckt so voller indirekter historischer Informiertheit, dass es in meinen Augen fast ein Verbrechen ist, dass man hierzu fast nichts in der Anleitung findet. Hat man eine Idee, warum man ausgerechnet Meuchelmörder nach Venedig schicken muss, und welche Rolle Florenz in der Zeit der Medici gespielt hat, macht das Spiel doch gleich mehr Spaß. Aber genug der Meckerei: Kann man das Spiel dann endlich spielen, ist es ein ziemlich angenehmes, kurzweiliges und auch sehr schnell gespieltes Wettrennen auf die verschiedenen Leisten, für die man vorher Ressourcen sammeln muss. Dieses Ressourcensammeln ist recht spaßig gestaltet, da die "Mittelsmänner", die sie einem verschaffen, nach Übergabe zum nächsten Ort reisen (was man auch verhindern kann, indem man einen Bischof dafür ausgibt). Da man in der normalen Variante die Einsatzorte der eigenen Arbeiter auswürfelt, ist das recht zufällig; in der sog. Taktikvariante ohne Würfeln kann man dies aber deutlich besser planen und so Kettenzüge der Ressourcengewinnung erzeugen (ehrlich gesagt liegt mir aber die Würfelvariante mehr, da ich dann eben gucken muss das Beste aus meinem Aufbau zu machen, auch wenn ich viermal hintereinander die 6 würfele wie gestern). Interaktiv ist hier wenig, allein das Spielende auszulösen ist eine Möglichkeit, Ressourcenhorder noch auszubremsen. Insgesamt ein besseres Spiel als erwartet, was die Langlebigkeit angeht bin ich mir eher unsicher, aber für 5-10 spaßige Runden sollte es schon gut sein - und es ist für sein Komplexitätslevel sehr angenehm schnell gespielt, ein guter Lückenfüller, wenn man am Spieleabend noch eine Stunde Zeit hat.