Beiträge von Kuro-Okami im Thema „The Grand Carnival: On the Road“

    So, nachdem wir über den TTS eine 3er Runde spielen konnten - danke nochmals an Dee und leidensgenosse - ein paar Worte von meinerseits zum Spiel.

    Insgesamt finde ich das Spiel durchaus gelungen mit ein paar Schwächen. Grundsätzlich würde ich sagen, dass ich, nachdem wir gespielt haben, mich gedanklich noch immer mit dem Spiel befasst habe. Das ist an sich genommen ein positiveres Zeichen. Meine gemachten Fehler gingen mir auch nach dem Spiel durchaus noch durch den Kopf und diverse Ideen, wie ich denn noch besser hätte spielen können, hatte ich dabei auch.

    Man muss hierbei wissen, dass ich 2 relativ ungewöhnliche Spielweisen hatte während meinem Spiel. Zunächst schnitt ich den Weg meiner Gäste auf der rechten Seite relativ vorzeitig ab, sodass diese dort eingesperrt waren. Das hatte zur Folge, dass ich insgesamt 2 Gäste von der rechten Seite hoch schicken konnte und anschließend keinen begehbaren Weg mehr hatte. Das geschah durch eine Unkonzentriertheit zu Beginn. Daraus resultierend entschied ich mich später, oben zu zu machen, sodass niemand die Spitze erreichen konnte. Ich brauchte meine 3 Gäste aus der linken Seite, um ausreichend Tickets bekommen zu können. Das ist eine Spielweise, die so natürlich nicht wirklich zu empfehlen wäre. Da unser Spiel am Ende aber 55/51/50 ausgegangen ist (wobei ich den letzten Rang belegte) zeigt sich, dass durchaus individuellere Spielweise möglich waren.

    Zu Gute halten muss man dem Spiel seine sehr leichte Spielweise. Die Anleitung als solche ist sehr schnell gelesen und ich fand sie auch sehr einfach zu verstehen. Hier und da gab es Detailfragen, die wir als Gruppe beantwortet haben, aber durch eine gute Struktur lassen sich Passagen sehr schnell gezielt finden. Das Wissen dann anzuwenden ist strategisch gesehen dann schwerer. Selten bekommt man exakt die Teile offeriert, die man gerade auf sein Brett bauen möchte. Insgesamt muss man entsprechend sehr flexibel sein in seiner Strategie zumal man die Gegenspieler stets im Auge behalten muss, da sie jederzeit gewünschte Teile selbst verbauen können. Tendenziell lag mein Fokus in meinem ersten Spiel aber mehr auf meinem eigenen Brett - dadurch entging mir hier und da sicherlich die ein oder andere Chance, den anderen etwas wegzunehmen. Insgesamt würde ich aber sagen, findet das Spiel mehr auf dem eigenen Brett statt. Man muss zwar darauf achten, was die anderen machen, da man vor allem wissen möchte, welche Teile potenziell fehlen werden, das Spiel ist aber solistischer angehaucht würde ich sagen.

    Ich hatte allerdings definitiv meinen Spaß daran, meinen Park langsam zu bauen. Jederzeit war ein gewisser Fortschritt zu sehen und ich fand es zufriedenstellend, wenn gewisse Strategien dann auch tatsächlich funktionierten. Man muss jedoch sagen, dass Spielweisen durch die Punktvorgabe in gewisser Weise vorgegeben sind. Beispielsweise haben wir für uns festgestellt, dass man auf jeden Fall versuchen muss, die Punkte für die 5 unterschiedlichen Teilgrößen zu bekommen. Insgesamt verliert man, falls man das nicht schafft, viel zu viele Punkte und hat so keine wirkliche Chance mehr auf einen Sieg. Auch die Punkte für die 15 Tickets wurden von jedem angestrebt und erreicht. Es ist zwar korrekt, dass der Weg unterschiedlich bestritten wird, jedoch gibt das Spiel keine wirkliche Flexibilität in der grundsätzlichen Strategie. Man könnte sagen der Sieger wird dann durch Nuancen bestimmt. Wer hat am Ende am wenigsten offene Hämmer, wer hat vllt 1en Gast mehr an die Spitze befördert, wer hat vllt ein Teil einer bestimmten Größe mehr ergattern können. Hier ist durchaus mehr Potenzial drinnen, denn die Mechaniken geben mehr her.

    Beispielsweise, zumindest das kam mir persönlich dann in den Sinn, verstehe ich nicht, wieso die Tickets einmalig nach dem Erreichen von 15 keine weiteren Punkte mehr bringen. Viel logischer, sowohl thematisch als auch mechanisch, hätte ich es gefunden, wenn weitere Tickets dann auch weitere Punkte bringen würden. Entweder jedes weitere Ticket bringt dann 1en weiteren Siegpunkt oder es gibt mehrere Stufen. Beispielsweise bekommt man nochmals bei 20 und 25 Tickets noch Punkte. Insgesamt würde sich so ein geschicktes Platzieren seiner Teile mehr auch in den Punkten widerspiegeln. Des Weiteren würde ich sagen, um den Fokus weg zu bekommen, dass jeder alle Größen versucht zu verbauen, hätte man auch hier Vorstufen nutzen können. Beispielsweise bekommt man bereits Punkte, wenn man 3 Größen verbaut hat, wobei man entweder eine 5 oder 4 verbaut haben muss.

    Das Spiel als solches ist aber wie gesagt schnell erlernt und dauert auch nicht sehr lange. Auf dem TTS haben wir 1h gebraucht, was sich real sicherlich verkürzen ließe. Ich hatte wie gesagt meinen Spaß dabei, kann aber noch nicht sagen, ob es final dann etwas für meine Gruppe wäre. Gespielt würde es sicherlich werden, aber die Frage ist halt, ob es nicht bessere Alternativen gibt. Entsprechend muss die Erweiterung nun zeigen, ob es schafft, das Spiel wegzubekommen von diesen Nuancen-Entscheidungen.

    Denn im Grunde genommen muss ich in jeder Partie dafür sorgen, am Ende 15 Tickets zu haben, von jeder Attraktionsgröße eine zu besitzen und vier Besucher ganz oben in meiner Zirkusdach zu führen, da ich ansonsten auf viel zu viele Punkte verzichte.

    Zumindest nach der Anleitung würde ich das nicht ganz unterschreiben. Die 22 Punkte für ein Set von 1-5 sind wichtig. Besucher reichen aber auch 2 für 6 Punkte, statt 4 für 15. Und 12 Punkte für 15 Tickets nehm ich mit, wenn ich nah dran bin. Ansonsten sieht das Sammeln von großen Attraktionen sehr attraktiv aus. Ich denke, da gibt es schon etwas Varianz.

    Nach näherem Beschäftigen würde ich diese Aussage eher verneinen, denn die eigene Stärke der Aktionen und vor allem die zur Verfügung stehende Menge an Aktionen verhindert das. Man schafft es niemals all dies zu machen und muss stets den besten Kompromiss finden. Das kann also problemlos bedeuten, dass man die eigenen Felder zwar ausgefüllt bekommt, aber der Weg nach oben so schlecht ist, dass man niemals ausreichend Leute an die Spitze bekommt.

    Weiteres Beispiel: Jede Attraktionsgröße zu haben mag zwar nicht schlecht sein. Schafft man es aber von einer Größe 3 oder mehr zu haben, bekommt man wesentlich bessere Set Bonusse. Kann also sein, dass jemand einem eine Größe wegnimmt, man aber durch 3 5-er Attraktionen 18 Punkte bekommt. Für 2 von einer Größe bekommt man hingegen gar keinen Bonus.

    Aber vermutlich gibt es nicht so ausgefeilte unterschiedliche Strategien wie z.B. bei Tzolkin. Du wirst von allem etwas machen müssen, allein weil es nur Punkte für besuchte Attraktionen gibt, was ich thematisch gut finde. Sprich, auf Dauer wiederholt sich das Spiel schon etwas, vermute ich. Wenn es nur einmal im Monat auf den Tisch kommt, reicht das aber.

    Ich denke man muss vor allem flexibel sein. Man baut oder bewegt seine Leute. Da man aber wesentlich weniger machen kann, als man eventuell anfangs vermutet, wird es nicht immer sehr gute Züge geben und man muss so den besten Kompromiss finden. Ich denke das Spiel erfordert vor allem Weitsicht, ist aber insgesamt natürlich sehr einfach zu spielen.

    Die Erweiterung solltet ihr aber nicht außer Acht lassen, die hier und da mehr Varianz rein bringt.