Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „13.06.-19.06.2022“

    Torlok Ich bin nunmal für alle Mitspieler:innen dankbar, da spiele ich dann auch Dinge mit, die mir nicht so liegen. Manchmal entdeckt man dabei auch, dass man Spielen Unrecht getan hat. Dies war auch gestern abend so:


    #DieverlorenenRuinenvonArnak hat mir vorletztes Jahr nach Erscheinen so überhaupt nicht gefallen, ich konnte es mehrmals mitspielen, fand es aber maximal belanglos. Weder hat mich das Thema erreicht, noch fand ich die Mechanismen des Ressourcen-Besorgens und -Eintauschens übermäßig spannend. Vor allem aber fand (und finde) ich die Forschungsleiste zu wichtig, die dort vergebenen Punkte sind schlicht so hoch, dass man sie über die anderen Mechanismen des Spiels kaum wieder einholen kann. An letzterem hat sich auch heute nichts geändert, aber zumindest der Rest des Spiels hat heute mehr Spaß gemacht als zuvor. Das mag an den netten Mitspieler:innen gelegen haben ( Aleo nebst Freundin), es liegt aber wohl auch daran, dass ich insgesamt glücksbetonteren Kennerspielen in letzter Zeit offener gegenüberstehe als noch vor anderthalb Jahren. Das Aufdecken der Kombination Ort/Wächter ist nunmal Push-your-luck und kann auch schiefgehen, damit muss man rechnen. Jedenfalls macht das Spiel aufgebaut schon was her und lebt von dieser gewissen Henry-Rider-Haggard-Optik. Ich finde Quetzal nach wie vor das bessere Spiel, bin aber jetzt doch gespannt, die Erweiterung einmal ausprobieren zu wollen, da diese ja die Relevanz der Forschungsleiste zurücknehmen soll.


    #DerPerfekteMoment durfte gleich den zweiten Tag hintereinander auf den Tisch, diesmal nochmal in der Grundversion. Ich habs ja damals schon geschrieben: So originell wie die Schmiede behauptet ist das Spiel nicht (da sind #Dimension, #Uluru und #Xalapa, aber auch #Showtime alle früher da gewesen, die alle den gleichen X nicht neben y, aber vor Z-Mechanismus hatten), aber es ist mit den Acrylaufstellern einfach wahnsinnig hübsch und macht mit dem 3D-Aufbau im eigenen Fotostudio wirklich viel Spaß. Könnte ich morgen gleich nochmal spielen.


    #MordimArosa Und nochmal der Mord im Papphotel, bei dem man hören muss, auf welche der sieben Etagen die Opfer und die Spuren gefallen sind. Heute gelang es den Anwesenden erstaunlich gut, die Position der Würfel zu bestimmen; das Spiel ist offenkundig gut spielbar, wenn man denn einfach nur besser hört als ich. Macht aber nichts, meine falschen Vermutungen ließen mich immerhin noch zweiter werden, wenn auch unerwartet. Ich verstehe zwar voll und ganz, warum es nicht viele Spiele rund ums Hören gibt, aber dieses Kleinod möchte ich trotzdem nicht missen.


    #SoKleeever Das Beste daran ist, dass das Spiel schon zu dritt richtig gut funktioniert. Es ist aber wirklich ein Spiel der kleinen Schübe: Einmal rausgeholt, einmal gespielt, dann ich auch erstmal wieder gut. Das ist aber auch völlig in Ordnung so, und hat wieder allen Spaß gemacht.

    Die Wenigspielerrunde gestern schwankte zwischen Kennerspiel und banalen Titeln hin und her:


    #DerPerfekteMoment mit der neuen Sherlock-Erweiterung, die dem Spiel Elemente von Cluedo hinzufügt. Bisher ging es ja darum, 14 Personen so um einen Tisch (in 3D mit Acrylaufstellern) zu platzieren, dass die jeweiligen Wünsche (vorne/hinten, verdeckt/unverdeckt, neben X etc.) erfüllt werden. Jetzt gab es ein kleines Malheur bei der Partyplanung: Ein Mord wurde begangen, und zusätzlich zum Wünsche erfüllen muss man jetzt auch den Mörder identifizieren und Sherlock und Watson möglichst neben ihm/ihr platzieren. Witzigerweise war das das Spiel, dass ich von Der perfekte Moment erwartet hatte, bevor ich es kannte; das Deduktionsmoment passt thematisch zwar nicht so richtig, aber spielerisch fügt es sich sehr gut ein - es ist halt eine Zusatzaufgabe, die ordentlich mit Punkten bewehrt ist, die man aber auch ignorieren kann, wenn man anderes sinnvoller erfüllen kann. Bei uns war gestern die Topfpflanze der Mörder, ich frage mich immer noch, wie genau sie das angestellt hat. Von allen bisherigen Erweiterungen sicher die, die das Spiel am meisten bereichert, ich würde sie jetzt immer dazunehmen.


    #DiewandelndenTürme Diesmal in der Meistermagiervariante: Neben das normale Laufspiel (Magier und/oder Türme bewegen, mit den Türmen Magier einschließen und so möglichst deren Bewegung verhindern) treten hier weitere Zaubersprüche, die diesmal zu jeder Zeit (also auch wenn man selbst gar nicht am Zug ist) gewirkt werden können.Puuh, wird das Spiel damit fies! Einzige Einschränkung ist, dass man ja insgesamt nur 5 Zaubertränke hat, der Spuk irgendwann also in jedem Fall vorbei ist, aber wenn man dann Sprüche wirkt, negiert man regelrecht die Bewegungsmöglichkeiten der Mitspieler, ganze Züge fallen so aus, das muss man schon mögen, für die Familie mit Kindern ist diese Variante dann wirklich nichts mehr. Ich kann glaube ich ganz gut mit der Familienvariante weiterleben, die Expertenvariante ist also wirklich vorrangig für Menschen, die beim Spielen die Machete rausholen wollen gedacht. Und an Analyse-Paralyse hatte ich hier im Vorfeld wirklich nicht gedacht...


    #ZocknRoll Für mich isses jetzt auch mal gut damit, aber den MitspielerInnen gefällt es sehr gut, vor allem in der Profivariante. Eigentlich ist das ja nur Ankreuzkniffel mit ein bisschen taktischeren Möglichkeiten, aber ohne Würfelglück wird das auch hier nix. Ich habs jetzt etwas über, aber so schnell werde ich das Spiel offenbar nicht mehr los. Aber gut, das ist der Preis um auch mal was Komplexeres auf den Tisch bringen zu können.


    #Hippocrates Das war dann das etwas Komplexere gestern. Die Regeln sind relativ schnell erklärt, die Komplexität ist aber dadurch, dass man drei Faktoren gleichzeitig planen (Patienten, Medizin und Ärzte, die allesamt erworben und dann zusammengepuzzelt werden müssen) und dabei zwei verschiedene Spielerreihenfolgen beachten muss, doch schon fast über Kennerniveau. Zumal man wirklich genau planen muss, um auch die Ärzte zu bekommen, die man braucht. Aber nachdem man eine komplette Runde gespielt hat, spielt es sich dann doch fluffig runter. Zu viert funktioniert Hippocrates so wie es soll, in anderen Spielerzahlen merkt man den Notbehelf der Bots doch sehr, aber hier kommt das Spiel dann angenehm zu sich selbst. So langsam (und ziemlich unerwartet) schleicht sich das in die Liste meiner liebsten Spiele des letzten Jahrgangs auf die vorderen Plätze.


    #MilleFiori Auch hier gilt, dass das Spiel eigentlich nur zu viert gut funktioniert (ja, ich weiß, es gibt da diese Duell-Variante, beizeiten wird die auch angeguckt). Dann aber macht es doch mehr Spaß als gedacht, jedenfalls in der zweiten Partie, wo man die Möglichkeiten des Spielplans schon besser überblickt. Allerdings hab ich in der zweiten Partie schlechter gespielt als in der ersten, azyklisches Spiel wird hier auch nicht immer belohnt, wenn niemand die Vorarbeit für einen macht ;),


    #SauMauMau Hier wird Mau Mau mit einem kleinen Schweinerennen verkoppelt; die Farbe der Schweine entspricht der Farbe der Spielkarten. Das Spiel kam zu meiner Überraschung richtig gut an, aber persönlich hatte ich dann doch das Gefühl, dass das eher für die Kinderrunde geeignet ist. Es ist spaßig, aber wirklich völlig belanglos und mit einer relativ klaren Siegstrategie ausgestattet (wenn sie denn per Kartenglück auch funktioniert).


    #YukonAirways Zuletzt dann noch Yukon Airways zu zweit. Immer noch "mein" Spiel des Jahres 2019, ein großartiges, schnell gespieltes Pickup-and-deliver mit Dice-Drafting. Tatsächlich spiele ich das Spiel zu zweit am liebsten, dann ist man schnell selbst wieder dran, die Auswahl der Ziele ist reduziert und das Ganze besser planbar. Und es gibt eigentlich niemand, dem die zunächst etwas überwältigenden Möglichkeiten des Upgradings am Ende nicht gefallen. Auch hier galt es: Bitte bald wieder!

    Vor drei Tagen schrieb ich noch ins Forum: D-Day Dice, wirklich nettes Spiel, aber die Neuauflage brauch ich wahrscheinlich nicht. 2 Minuten später kommt eine PN, und seit gestern besitze ich nun also sehr, sehr viel aus dieser Neuauflage... ;) Grund zur Freude ist, dass man das Material der Erstauflage nutzen kann, um das Spiel für weitere Mitspieler zu erweitern - das ist ein ziemlich cooles Feature, dass ich mir bei vielen 2nd Editions wünschen würde. Ansonsten reduzieren die Szenario-Vorgaben tatsächlich recht drastisch den Glücksfaktor, jetzt geht es eher in Richtung Puzzle, mit den richtigen Spezialisten und/oder Waffen an eine Map heranzugehen (würfeln muss man natürlich trotzdem noch erfolgreich). Ich bleib dabei, 240 Euro ist das Paket sicher nicht wert, -25% immer noch nicht, aber wer Glück hat und es preiswerter bekommt, dem kann ich es wirklich nur empfehlen.


    Ansonsten gab es gestern noch eine kleine Runde mit:


    #KeytotheCityLondon Reimplementierung von Keyflower, mit weniger Sonderregeln (kein Draft, aber weiterhin Auktions- und Aktionswahlmechanismus des großen Bruders) und mit übersichtlicherer Teiledistribution. Ein Schwerpunkt, das Ausliefern von Waren, wird verlagert in eine Art Engine-Building-Mechanismus (Upgraden von Netzwerken), was meinen spielerischen Vorlieben sehr entgegen kommt. Außerdem ist das Thema (Aufbau von London) wirklich sehr hübsch integriert. Negativ aufgefallen ist die geringe Übersichtlichkeit (man erfährt wirklich erst bei Spielende wer gewonnen hat) und dass gerade die Interaktion in dieser Variante runtergeschraubt wurde. Aber für die, die ein stromlinienförmigeres Keyflower mit Thema haben wollen, eine gute Wahl.


    #Solaris Ich dachte es ist 2012, als ich dieses Queen-Game im TKMaxx für 5 Euro rumstehen sah. Schon aus Nostalgie musste ich da zugreifen. Nunja, vielleicht gibt es ja doch einen Grund dafür; die Komplexität auf BGG (3,2) ist allerdings untypisch für Queen. Das Spiel erinnerte zumindest mich sehr stark an Aquasphere, man muss auf verschiedenen Ressourcenskalen Würfel rauf und runter setzen, um am Ende "Energie" zu erzeugen. Dabei sind die Wege, wie die Skalen zusammen hängen, gar nicht so einfach zu durchschauen (also kein A manipuliert B, B manipuliert C etc., wie es mir Paladine des Westfrankenreichs kaputt gemacht hat). Aber, und das ist ein großes Aber, leider gibt es auch Karten, die das Stehlen von Ressourcen erlauben, und die das Ganze ins Unplanbare verschieben. So entsteht ein einziges Hin-und-Her, das sich trotz normaler Spielzeit ziemlich mühsam anfühlt. In der vorliegenden Form also leider eher eine anstrengende Übung, aber irgendwo da drin steckt zumindest die Idee für ein gutes Spiel. Ich frage mich, ob die Karten von Anfang an dabei waren, oder irgendein Redakteur den Eindruck hatte, das Spiel brauche ein stärkeres Glücksmoment bzw. ein Stop-the-Leader-Element?


    #Neptun Ein weiterer TK-Maxx-Fund von Queen, und diesmal ein sehr überzeugender. Dirk Henn "klaut" sich seinen eigenen Alhambra-Wertungsmechanismus und bringt ihn in ein Warenhandelsspiel neuerer Schule ein, das mit trotz der Vielzahl an Mechanismen (Drafting, Routenbau, Auftragserfüllung) ganz einfache Grundregeln bietet und dabei dem Spielersehr viele Optionen offenlässt. Das Spiel ist weitgehend themenbefreit, aber der Windmechanismus ist genial, allein dafür lohnt es sich Neptun mal auszuprobieren. Mir ist ziemlich unklar, warum das Spiel 2014 so untergegangen ist, denn das ist ein wirklich gutes Kennerspiel von einem bekannten Autor, das hätte mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt (ich kann mich ehrlich gesagt nicht einmal erinnern, es damals oder seitdem je irgendwo gesehen zu haben).


    #DurchdieWüste Knizia-Klassiker, für mich eines der besten Area-Control-Spiele (ein Genre, in dem ich ja sonst überhaupt nicht zuhause bin). Mir war bis zu diesem Spiel gar nicht klar, wie sehr Knizias Blue Lagoon eine Art Remake dieses Spiels ist, und ich mag zwar beide, aber Knizias Kamelaufstellung ist das unkompliziertere und letztlich dadurch, dass man eine Runde durchspielt und nicht wie bei Blue Lagoon mitten drin neu anfängt, auch für mich überzeugendere Spiel.


    #CarsonCity Mein offizielles "Knoten-im-Kopf"-Spiel, ich liebe es es zu spielen und werde einfach nicht besser darin. Diese eigentlich ja eher krude Mischung aus Auktion, Plättchenlegen und Gelände aufwerten mit ein bisschen Spekulation übersteigt einfach meine Möglichkeiten, verschiedene Dinge gleichzeitig zu berücksichtigen. Dank meiner eigenen Anleitung (die länger ist als das Original) war ich diesmal wenigstens schnell wieder drin, aber meine Güte, Xavier Georges hat es echt drauf, mein Hirn zu kochen und mich wie ein blabberndes Baby fühlen zu lassen, das man vor Schach gesetzt hat (wobei ich wette dass es Babies gibt die Schach besser spielen können als ich Carson City).