Beiträge von brettundpad im Thema „Crowdfunding is broken“

    Ich bin nun echt kein Marxist, aber schrecklicher kann dieser harmlose Satz eigentlich nicht sein. So lange dieses Mantra so einfach geschluckt wird, so lange wird es den Bach runtergehen.

    Ganz so einfach ist es halt nicht. Geld kann man schnell oder nachhaltig versuchen zu verdienen.
    Kickstarter ist oft ein schnell-reichwerden-Schema. Man macht ein Projekt, und danach die Sintflut.
    Als "richtiger" Verlag sieht das anders aus. Es dauert Jahre, bis man sich das Vertrauen von Händlern und Kunden erarbeitet hat. Man muss Verlässlichkeit beweisen, einen Kundendienst aufbauen und pflegen. Man hat nicht nur Projektmitarbeiter, für die man nach der Kampagne keinen Bedarf und auch keine Verantwortung mehr hat, sondern Angestellte, mit denen man langfristig zusammenarbeitet.
    Daher: natürlich muss jede Firma Geld verdienen. Aber mit manchen Projekten halt mehr, und mit manchen weniger.

    Das stimmt ja alles, steht so aber nicht in dem Zitat. Dort steht es anders, als du es jetzt interpretiert hast und nur so habe ich Kritik daran geübt. Wenn es nur darum geht, maximal viel Geld zu verdienen, dann geht es in unserem System nur über Ausbeutung (in diversen Ausrichtungen wie Personal, Ressourcen...). Es geht in dem Zitat nicht darum, Geld zu verdienen, sondern so viel wie möglich.

    Ich glaube nicht das Crowdfunding ist broken. Unser Konsumverhalten ist es um so mehr.

    Sagen wir, es befruchtet sich gegenseitig ganz wunderbar. Unser Konsumverhalten ist ganz sicher ungesund. Das wurde weiter oben schon thematisiert. Allerdings weiß "das Crowdfunding" dieses ungesunde Verhalten gut zu befeuern und auch immer wieder zu entfachen.


    Es trifft am Ende ja auch gute Sachen. Als aktuellen Beispiel. Ich liebe die Spiele von Mindclash und Chiptheory. Ich finde Frosted Games sympathisch und auch deren Spiele finde ich super. Ich habe gerade Perservance und Burncycle erhalten und schon lockt Frosted Games mit einer Vorbestellung zu Too Many Bones. Da ist jetzt Crowdfunding gar nicht das Thema, es wäre aber absoluter Irrsinn jetzt Too Many Bones zu kaufen. Ich bekomme auch noch Frost Punk...


    Also auch die Verlage schmeißen ja mit Neuheiten so stark um sich, obwohl es unter einem gesunden Konsumverhalten gar nicht zu einem Kauf kommen dürfte.


    Das wäre Mal eine spannende Studie, wie viel Zeit ein Mensch aus unserer Brettspielblase netto für Spiele zur Verfügung hat, wie oft er seine Spielen im Schnitt spielt und das dann mit den Neuheiten am Markt vergleicht. Der Markt muss da eigentlich auf die Sammelsucht von uns setzen, ansonsten würde das doch gar nicht funktionieren, oder?


    Also eigentlich wird, einfach mal weitergesponnen, am Produkt Brettspiel, also dem Spielen, vorbei produziert und kalkuliert. Ist das nicht Irrsinn?

    Huutini Ich weiß zwar was du meinst, aber die These passt trotzdem nicht. Zumindest nicht so verkürzt. Mir ist Tsuro nicht aufgefallen. Ich weiß nicht einmal von was ihr sprecht. Ist das jetzt also doch Standard, wenn es nicht auffällt? :P

    Die Aufgabe der Firmen ist es, so viel Geld wie möglich zu verdienen - und das machen sie derzeit ziemlich gut.

    Ich bin nun echt kein Marxist, aber schrecklicher kann dieser harmlose Satz eigentlich nicht sein. So lange dieses Mantra so einfach geschluckt wird, so lange wird es den Bach runtergehen.


    MetalPirate Auch wenn du es wiederholst, wird es insgesamt nicht richtiger. Du beleuchtest einen Teilaspekt und ignorierst dabei, dass die Art wie Brettspiele auf Kickstarter angeboten werden sich verändert haben. Das hat auch nichts mit der normalen Preissteigerung zu tun, sondern mit dem Aufbau der Kampagnen und dem Spiel mit Fomo.

    Vorsicht: Die Ursprungsthese "Crowdfunding is broken" bezieht sich auf einen internationalen Markt. Wenn wir das sinnvoll diskutieren wollen, sollten wir das im Auge behalten. Sowas wie "Preis/Leistung stimmt nicht mehr" ist ein spezielles EU-Problem oder zumindest dort besonders ausgeprägt, weil wir Europäer nach dem Schließen eines Steuerschlupflochs auf einmal echte VAT zahlen müssen. Ebenso werden Nachhaltigkeitsaspekte (insbesondere: Einstellung zu viel Plastik) in Deutschland/EU komplett anders wahrgenommen als in der US-Backerschaft -- und das ist immer noch die große Masse.

    Das stimmt aus meiner Sicht nicht so ganz. Denn die Preise ohne VAT sind auch massiv gestiegen. Was vor ein paar Jahren All-In war ist heute tlw. maximal das Geundspiel. Es gibt meist viel mehr Addons und weiteren Kram, der die Gesamtsumme in die Höhe schnellen lässt. Da sind wir noch gar nicht bei Porto und VAT angekommen.

    Ich habe das im letzten halben Jahr mehrmals auf meinem Blog thematisiert und ich finde manche Entwicklung absolut pervers. Das ist jetzt auch nicht einfach so gesagt, sondern es stößt mich wirklich ab und ich mache bei den meisten Kampagnen auch nicht mehr mit.


    Die Schachteln werden immer größer, es geht immer mehr um Optik, Masse und Material, um Sleeves, Plastikscheiß, Neoprenmatten, Inlays und dann hat man für astronomische, oft für mich unverständlich gern bezahlte Superkosten ein halbgares Spiel, das am besten direkt im nächsten Kickstarter gepatched wird oder aber die Fanbase schnitzt sich was. Das ist zum Glück nicht immer so, aber wie da eine gefühlt breite Masse einfach nur Geld aus dem Fenster wirft, ja es zum guten, zumindest aber witzigen Ton gehört, All-Ins und fette Pakete zu feiern, das erschreckt mich zunehmend.


    Die Masse an neuen Spielen und die Geschwindigkeit in der sich diese Spirale dreht, schreckt mich auch ab. Mir wird diese Szene zunehmend unsympathischer. Das kann ich an keinem direkt festmachen, es ist eher ein Bauchgefühl, auch gerade beim Schreiben für den Blog.


    Es ist auch geradezu grotesk, wenn ich das mit anderen Hobbys vergleiche die ich ausübe. Nachhaltigkeit wird da immer präsenter. Bei Brettspielen ist das fast ausnahmslos gegenläufig. Wo beim Surfen darüber philosophiert wird, wie man zukünftig Neopren anders herstellt, ungesunde Lacke und Harze weglässt, da wird der Brettspielbereich gerade erst richtig geil mit Spielmatten bis zur Decke, geilen Plastikinlays, Sleeves im Unendlichkeitsmodus und Miniaturen so viel wie geht. Ich finde das z.T. ja selbst anziehend und schick, aber der Fokus darauf ist mir mittlerweile zu extrem.


    Das beste Beispiel, wurde auch auf dem Blog thematisiert, ist BuBu von Awaken Realms. Nach einer gewissen Selbstreflexion ist das Teil einfach nur abartig für mich. Völlig überproduziert, es ist schon mehrfach vorhanden, teilweise ja bei den Leuten im Regal, durchaus in einer Deluxe Variante, aber China Produktion Hurra, Öltanker losschicken, Ressourcen verbrennen, Plastik in die Welt befördern und dann einfach Mal die Weltlage vergleichen. Es ist pervers. Für weit mehr als 150€ wird da ein eigentlich überflüssiges Produkt zum Verkaufshit. Kaufen, Kaufen, Kaufen und dabei den Weltschmerz betäuben. Ich bin da raus.