Beiträge von FischerZ im Thema „30.05.-05.06.2022“

    Man merkt, dass Sommer ist....und auch deshalb kam nur ein Spiel auf den Tisch - dafür aber zweimal hintereinander

    Sons of Faeriell (jeweils zu zweit)

    Bei #SonsOfFaeriell versuchen wir Semi-Kooperativ das Land bzw. besonders deren "Große Wächter" (in Gestalt von Tierwesen) vor der Verderbnis (schlecht übersetzt mit "Korruption") zu beschützen bzw. zu reinigen.


    Hierzu haben die Stämme von Faeriell sogenannte Stammesführer ("Weybits") ernannt, die im Land umher wandern und bedrohten Wächtern helfen.

    Dabei können sie allerdings auch eigene Quests verfolgen, durch den Bau von Hütten ihren Einflussbereich ausdehnen und sogar ihren Level steigern und dadurch weitere Aktionsmöglichkeiten oder Fähigkeiten erwerben.



    Während des Spiels kann man einige Ziele erreichen (die meisten Hütten in Gebirgsregionen gebaut, seinen Weybit auf Level 4 bringen etc.) und wer am 5 oder mehr Ziele schafft, hat (grundsätzlich fast schon) gewonnen - allein!



    Es sei denn, man gibt sich und seinen Stamm vollkommen der Verderbnis hin und wird zum Verderbnisstifter der fortan nur noch ein Ziel hat: Das ganze Land ins Verderben zu stürzen, in dem der Verderbniszähler auf 15 kommt während die anderen das natürlich weiterhin zu verhindern versuchen aber trotzdem für den eigenen Sieg kämpfen müssen.


    Der Motor des Spiels ist ein "Action Selection"-Mechanismus - man wählt in seinem Zug einen von drei möglichen Aktionen aus und führt diesen aus. Dabei wird alles im Spiel durch die Hauptessenzen (Rot, Blau, Gelb, Grün) bezahlt die man durch das Ernten seiner Ländereien, durch das Bestehen von Quests oder durch die Reinigung der Verderbnis bekommt.

    Die Hauptfarben hat man auch bei seinen Weybits die sich für diese Essenz spezialisiert haben und nur Verderbnis oder Quests in dieser Farbe beseitigen/durchführen können.

    Es gibt aber auch noch eine 5. Farbe: Schwarz für die Verderbnis.

    Diese erhält man nur, wenn man sich dieser hingibt und sich und seinen Stamm immer weiter auf die "dunkle Seite der Macht" führt. Diese 5. Farbe lässt sich aber auch als Jokerfarbe und somit Ersatz für die Farbe nehmen die einem fehlt und die man ansonsten nur durch Ernten erhalten kann (nicht durch Quests oder Verderbnisbeseitigung), denn man hat nur 3 Weybits und somit 3 Farben zur Verfügung.

    Also benötigt man irgendwann doch die Verderbnisfarbe und muss sich dieser hin geben.

    Wer sich also mit seinem Stamm immer weiter der Verderbnis hin gibt (und sich nicht um die Bereinigung des Stamms kümmert) wird am Ende zum Verderbnisstifter und spielt dann nur noch gegen den Rest der Stämme und das Land - die Ziele sind einem dann egal.


    Puh......es ist viel und ich habe jetzt nicht alles en Detail erklärt. Die Erklärung dauert auch entsprechend lange und lange ist auch die Anfangsphase, denn man weiß nicht so recht, was jetzt abgeht und vor allem, wie zum Teufel man an die benötigten Essenzen überhaupt ran kommt, damit man sich die schönen Levelerweiterungen oder Kräuter (die hatte ich bis jetzt ja noch gar nicht erwähnt!) die einem dauerhafte Vorteile bringen auch kaufen kann.

    Dieser Mangel führt anfangs doch zu Frust, denn wenn man sich bei der Wahl seiner Aktion etwas "ungeschickt" anstellt, hat man eine Aktion verschenkt, denn ohne Essenzen lässt sich beispielsweise auch nix kaufen.


    Also muss man seine Aktionen am sinnvollsten planen - was einem aber leider nicht immer gelingt und es unweigerlich doch mal zu einem "Blindzug" kommt.

    Es gibt aber kein Limit an Runden und somit hat man eigentlich (...) genug Zeit.....jedoch setzen einen die lieben Mitspieler doch sehr unter Druck, wenn es bei denen doch mal besser läuft als bei einem selbst.

    Denn es gibt auch ein paar Glückselemente, die hart zu Buche schlagen können, denn sowohl die Bedrohungen für die Wächter als auch die Verderbnisse und Auslöser von Verderbnisereignissen werden aus einem Beutel gezogen.

    Dabei ist dieser Mechanismus nicht nur glücksbehaftet sondern auch pfiffig, denn die Marker haben zwei Seiten mit jeweils einem Wächter drauf und man muss den Marker beim rausziehen auf eine Seite drehen und dann direkt dieser Seite auf die man schaut auch zuweisen - eine Wahl hat man nicht.


    Dies führt aber dazu, dass man (mit viel Pech) gerade "seinen" Wächter zieht auf dem man eine Hütte gebaut hat und auf dessen Land man ernten will - das aber nicht kann, so lange dieser Wächter bedroht ist (was ja vorher passieren könnte).

    Apropos Pech: Das kann man sich direkt am Anfang haben, wenn man sich für die falschen Landschaften entscheidet und man später merkt, dass man doch eine Essenz benötigt die man aber selbst nicht hat. Somit ist das Setzen seiner ersten Hütte am Anfang schon sehr wichtig.

    Das Spiel selbst bietet zur Abmilderung dieser wichtigen Entscheidung ein Anfangsszenario mit festen Hütten, festen Stämmen und fest vorgegebenen Weybits - dieses sollte man in seiner Erstpartie durchaus so machen. Ansonsten weiß man nach einer Partie, auf was man achten muss.

    Nur Einsteigern sollte man ein wenig Hilfestellung geben, damit sie sich nicht direkt in eine blöde Startsituation begeben.


    Die Aktionen sind eigentlich durch die Spielerhilfen recht gut erklärt - aber es gibt blöderweise immer wieder kleinere Zusatzregeln, die einen gerade in den ersten Spielen doch öfter in die Regeln schauen lässt.....eine viel bessere gibt´s auf BGG, die aber nur in englischer Sprachversion ist.


    #SonsOfFaeriell lässt mich etwas ratlos zurück, denn es hat soviel von allem und ist nicht eindeutig einem Genre zuzurechnen. Der Mix ist aber meiner Meinung nach absolut interessant und auch gelungen, denn es macht schon Spaß seine Möglichkeiten dem jeweiligen Mangel oder Spielgeschehen anzupassen und die bestehenden Fragen/Probleme zu lösen.

    Dabei ist auch der Verrätermechanismus - also das Hingeben zur Verderbnis für einen (!) Spielenden interessant. Damit spielt man fortan gegen alle anderen Spieler, aber es kann ja nur einen geben. Also gehe ich jetzt diesen Weg oder kämpfe ich im Wettrennen um die Ziele mit....denn auch dies ist das Spiel: Ein Wettrennen um die erreichbaren Ziele.


    Zwei Spiele bisher und ich kann noch nicht genau sagen, ob mir #SonsOfFaeriell jetzt so super gefällt oder nicht....es lässt mich aber auch nach dem Spiel lange darüber nachdenken, was wäre wenn....und das ist eigentlich ein gutes Zeichen.

    Dabei kann das Spiel manchmal wegen seiner Glückselemente recht unbarmherzig sein und mancher nicht aufgegangene Zug und manche ins Leere gelaufene Aktion bringt einem Frustmomente die dem Spiel einen negativen Touch bringen.....aber so ist es halt und man hadert kurz mit seinem Schicksal um danach aber wieder einen besseren Zug als seine Mitspielenden durchzuführen.


    Dabei ist das Spiel trotz der Möglichkeiten nicht lang....wir haben trotz der Erstspiele mit vielen Regelunklarheiten knapp 3 bzw. 2,5 Stunden benötigt (inklusive Erklärung) und es war nicht langweilig. Mit mehr Erfahrung denke ich, schafft man es in 1,5-2 Stunden locker!


    Dabei kommt es einem anfangs zwar etwas zäh vor da man nicht genau weiß, wie man an diese Essenzen kommt die man benötigt, aber am Ende funktioniert seine "Engine" (nein, man baut nicht wirklich eine auf!) und man erreicht die Ziele plötzlich doch irgendwie und gewinnt.

    Dies gilt aber auch für die Konkurrenz und beide Spiele gingen zwar deutlich mit 5:2 und 5:1 der erreichten Ziele aus, aber nur 1 oder 2 Züge später, wäre der Mitspieler meist auch mit seinen Zielen durch gewesen....ich war halt ein Ticken schneller.

    Das hätte dieser aber durchaus auch vereiteln können, denn es gibt beispielsweise mindestens ein Ziel, welches auch wechselt - diese hat man nicht dauerhaft sondern nur so lange, wie man die Bedingung erfüllt.


    Am Ende muss ich auch noch lobend die Qualität der Kickstarter-Produktion erwähnen. Jeder Stamm hat seine eigene Gametrayz-Aufbewahrungs-Box in die alles für seinen Stamm rein passt.

    Die Weybits sind von guter Qualität und die Idee der Masken um die Profession anzuzeigen finde ich klasse und sieht auch noch gut aus, denn jeder Stamm hat seine eigens designte Maske!




    Die Bedrohungs- und Verderbnismarker sind nicht aus Pappe sondern etwas schwererem Plastik und dies ist haptisch sehr gut (wie immer, wenn man etwas aus einem Beutel ziehen muss!) - dafür ist der Beutel arg klein geraten und für Leute mit großen Händen eine Herausforderung, da einen Stein raus zu ziehen!

    Die Box selbst hat ebenfalls ein Gametrayz-Inlay, welches GT-typisch gut designed ist und alles unterzubringen ist - selbst einen Deckel hat man nicht vergessen.

    Die Grafik ist bunt und erfüllt ihren Zweck....die Spielerboards sind jeweils individuell designed und natürlich Dual-Layered, damit nicht verrutscht (was aber gerade bei den Markern für die entfernten Bedrohungen trotzdem etwas blöd gelöst ist, da die übereinander gestapelt werden müssen....).



    Ein kleines Highlight nebenbei ist aber das Cover der KS-Bundle-Box....dieses erinnert an das legendäre Beatles Album "Abbey Road" - klasse!

    Die Anleitung ist ganz gut und bis auf die "Korruption" fast fehlerfrei. Jede Aktion und ihre Möglichkeiten werden einzeln erklärt - ergeben aber beim Spiel eine gute Nachschlagehilfe.




    Ich habe jetzt bestimmt noch das ein oder andere vergessen aber es ist jetzt schon sehr viel Text.


    Als Fazit kann ich sagen, dass mich #SonsOfFaeriell doch positiv überrascht und eigentlich genau das erfüllt hat, was ich mir beim Backen erhofft habe.

    Ein interessanter Mix aus verschiedenen Mechaniken, gepaart mit Semi-Koop und Verrätermechanismus.

    Zu zweit ist sicherlich nicht der Sweet-Spot aber für das erste Spiel würde ich es so immer wieder spielen.....denn ansonsten ist die Downtime aufgrund der Möglichkeiten und Nachschlageaktionen im Regelheft sehr hoch.

    Ich denke, dass es zu viert am besten ist, wenn es alle (!) können....zu fünft wäre es aber auch möglich...zumindest gibt´s einen fünften Stamm (im KS).


    Ich brauche zwar unbedingt noch ein paar Partien und vor allem mit mehr Mitspielern

    Insgesamt vergebe ich bei BGG die Note :8_10: die dafür steht, dass man Spaß hatte und man das Spiel wieder vorschlagen würde, was genau dem entspricht, was ich denke.



    Es ist nicht für alle Spielenden - besonders wenn man an die glückslastigen Elemente im Spiel denkt (Bedrohungssteine, aufgedeckte Kräuter zum falschen Zeitpunkt oder LevelUps die gerade auftauchen, wenn man sie braucht aber nicht am Zug ist etc.).

    Und auch der zähe Beginn muss nicht jedem gefallen - der egalisiert sich aber meiner Meinung nach dadurch wieder, dass es zur Mitte/Ende hin etwas schneller vonstatten geht.

    Auch jetzt, wo ich davon schreibe, würde ich am liebsten wieder eine Partie spielen......also ja, mir gefällts sehr gut!