Beiträge von MetalPirate im Thema „BGG stellt Geekmarket auf Kleinanzeigen um“

    Zwei interessante Punkte:

    • Die 3% sind nicht mehr Verkaufsprovision, sondern offiziell eine "advertising fee". Passt in die bisherigen Beobachtungen, dass BGG aus irgendwelchen Gründen keine Verkaufsplattform mehr sein will.
    • Bei Verkäufern wird zukünftig die Anzahl der abgeschlossenen Verkäufe mit bezahlter Angebotsgebühr aufgelistet; danach sollen die Nutzer die Vertrauenswürdigkeit der Verkäufer bewerten.

    Denn über die Provision sind sie ja doch mit dem Verkaufsprozess und den verbundenen finanziellen Transaktionen verbandelt, oder nicht?

    Zum einen wissen wir nicht, was exakt das Problem war. Vielleicht war es ja gar nicht die Deklaration von irgendwelchen Einnahmen wie Provisionen, sondern irgendwelche Verpflichtungen, über die eigene Plattform durchgeführte Verkäufe zu erfassen und Verkäufer ab bestimmten erreichten Summen Steuerbehörden, Schwarzgeldjägern oder sonstwem zu melden. Keine Ahnung, was da das US-Recht verlangt; das kann auch ganz anders aussehen als hierzulande gewohnt. Sowas sind sie direkt los, sobald Käufer und Verkäufer ihren Handel zukünftig privat über Nachrichten abschließen anstatt direkt über ein BGG-Marktsystem.

    Und zum anderem müssen wir mal abwarten, wie die Mails mit Zahlungsaufforderung an die Verkäufer dann wirklich aussehen. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass man da nicht mehr direkt zum Zahlen einer Provision für Verkäufe aufgefordert wird, sondern zum Zahlen einer freiwilligen Spende an BGG, deren Höhe "rein zufällig" mit 3% der Verkaufssumme vorgeschlagen wird.

    Die Änderungen deuten, wie von anderen schon vermutet, darauf hin, dass sie aus steuerlichen oder ähnlichen Gründen aus der Rolle als Verkaufsplattform raus wollen und den Verkauf daher selbst eher in die Verantwortung der Nutzer legen.


    Die 3% Provision wollten sie sich dann doch nicht entgehen lassen

    Jetzt könnte man natürlich sagen, dass sie für weniger Leistung genauso viel wie vorher haben wollen, aber im Vergleich zu anderen Plattformen ist die Provision immer noch mehr als fair. Die wesentliche Leistung von BGG beim Verkaufen von Spielen über ihre Plattform besteht ja ohnehin nicht in irgendwelchen Einkaufswagen-Systemen oder automatisierten Mails, sondern schlicht in dem Vorhandensein eines riesigen, internationalen Kreises potenzieller Käufer englischsprachiger Spiele -- also genau das, was über deutsche Plattformen sonst eher schwer zu finden ist.

    Ich bin nicht allzu überrascht. Bei der Ankündigung des neuen GeekMarket Beta hieß es schon sehr klar, dass der alte GeekMarket keine Zukunft haben würde ("the new GeekMarket will eventually replace the classic GeekMarket", "we will give at least a two month notice before discontinuing the classic GeekMarket") und spätestens als das Ende von Beta verkündet wurde ohne "tut uns leid, das war ein Fehler" Entschuldigung samt Bekenntnis zum GeekMarket Classic, war klar, dass Classic früher oder später sterben würde. Ich hätte es jedoch nicht so schnell und radikal erwartet. Da müssen wohl andere Faktoren, etwa steuerrechtliche Sachen, noch mitspielen, wenn BGG freiwillig auf die Provisionen im Markt verzichtet.

    Aber abwarten. Die neue Lösung mit "for sale" (parallel zu "for trade") könnte vielleicht gar nicht so schlecht sein, insbesondere wenn von BGG oder Dritten zukünftig Lösungen angeboten werden wie: "Zeige mir alle europäischen Nutzer, die Spiel X auf 'for sale' gesetzt haben."

    Es ist halt leider so das einige den Markt nutzen, aber sich die kleinen Gebühren ersparen wollen.

    Ist das wirklich so? In nennenswerter Anzahl? Eigentlich sind Brettspieler doch halbwegs anständige Menschen (nicht alle, aber die meisten schon!) und sollten doch gut genug einschätzen können, dass ein großer internationaler Markt die paar Prozent Provision wert ist. Ebay, Amazon oder andere kassieren deutlich höhere Provisionen.

    Solange sie nicht mit einem lauten "Mea culpa!" den alten Marktplatz wieder promoten, ordne ich das nicht als Abkehr von dem Konzept ein, an Verkäufen zukünftig durch mehr Kundengängelung stärker mitverdienen zu wollen. Eher aufgeschoben als aufgehoben.

    Ich denke, dass das "US only" dabei ein wesentliches Problem der neuen Lösung war. Alle Nicht-USA-Kunden vom Marktplatz abzuschneiden, haben sie sich nicht getraut und ohne Exklusivität/Zwang konnte die neue Gängel-Lösung nicht existieren.

    Möglicherweise liegen deine besseren Erfahrungen auch daran, dass du öfter irgendwelche Nischenprodukte auf "for trade" gesetzt hast und weniger Mainstream.


    Generell könnte aber mit der neuen Regelung eventuell besser werden, wenn sich die europäischen User vermehrt mit "trades" beschäftigen.

    Gut möglich. Wobei das stark davon abhängen dürfte, wie sehr die Nutzung des alten Marktes erschwert oder gar unmöglich gemacht wird. Ein paar Klicks mehr ist immer noch einfacher als gezieltes Anschreiben von anderen Usern.

    Meine Erfahrung mit dem "for trade" auf BGG sind eher bescheiden. Bei vielleicht 10 Anfragen kam einmal ein Verkauf zustande. Üblicher ist, dass man irgendwelchen Schund zum Tausch angeboten bekommt. Ein Nutzer hat mich sogar mehrfach genervt. Da scheinen auch sehr "spezielle" Schnäppchenjäger unterwegs zu sein.

    Vielleicht bleibt ja der Classic für den Rest der Welt.

    Naja. Die Aussagen von Aldie (BGG-Chef) im Startbeitrag des verlinkten Beitrages sind doch recht eindeutig: "we have teamed up with Marketbase to replace the old GeekMarket completely", "The new GeekMarket will eventually replace the classic GeekMarket.", "we will give at least a two month notice before discontinuing the classic GeekMarket". Und dass viele US-basierte Firmen (und nichts anderes ist BGG) sich herzlich wenig um alles außerhalb der USA kümmern, ist ja auch nichts Neues.