Beiträge von ravn im Thema „Tag der Brettspielkritik · 17.–19. Juni 2022“

    Lobgesang ist eher untypisch für die Fairplay. Das Alleinstellungsmerkmal der Zeitschrift ist für mich die stets-begründete-kritische Auseinandersetzung mit den Spielen und das aus ungewohnten Perspektiven und Besprechungsformaten, die neue Eindrücke bieten.

    Nenn mir doch mal bitte die vielen kostenpflichtigen Alternativen. Ich bin es aufgrund meines Alters durchaus gewohnt für journalistische Inhalte zu bezahlen. Ich lese immer wieder ähnliche Kommentare, nur sind mir bis auf die Spielbox keine Bezahlmagazine oder -kanäle bekannt.

    Neben der Spielbox (und der Schwester-Zeitschrift Spiel doch) gibt es die Fairplay und die Spielerei. Danach sieht es aber in Bezug auf Bezahlmagazine düster aus.

    Siehe auch den Artikel hier: https://www.reich-der-spiele.d…ls/spielemagazine-0000244

    In Deutschland darf sich zum Glück jeder journalistisch betätigen, ohne Vorabausbildung oder Vorwissen. Es liegt dann an der Medienkompetenz jedes Einzelnen, für sich herauszufinden, welchen journalistisch tätigen Personen oder Medien man vertraut und welchen eher nicht.


    In Bezug auf den Brettspiel-Journalismus hat sich "die Branche" das Ei selbst gelegt:


    Verlage sind daran interessiert, ihre Produkte mit möglichst wenig Werbebudget bekannt zu machen. Zu viele Hobby-Journalisten empfinden Rezensionsexemplare immer noch als Entlohnung ihrer Arbeit, obwohl das nur Arbeitsmittel sind, die eine Berichterstattung und/oder Kritik überhaupt erst möglich machen. Für professionelle Journalisten bleibt da zu wenig Luft, um gegen die Hobby-Journalisten anzuarbeiten und diese mit Qualität zu übertreffen. Denn Qualität kostet auch Zeit und die ist knapp, wenn man von seinem journalistischen Output leben möchte. Warum sich diese Mühe dann überhaupt machen, zumal in der Brettspielblase sowieso die "möglichst alles billig oder direkt kostenlos"-Konsum-Mentälität vorherrscht, weil es Kritiken und Besprechungen ja überwiegend kostenfrei irgendwo gibt.


    So bleiben Kritiken und Besprechungen eben genau so, wie die sind und forciert werden durch das Umfeld: Kostenfrei konsumierbar und in genau der Qualität, wie die angeboten werden.

    https://kulturgutspiel.de/feui…ssere-brettspielkritiken/

    "Aber es geht nicht darum, die Quantität zu feiern, es soll an der Qualität gearbeitet werden."


    „Es mangelt dem Brettspieljournalismus an Professionalisierung“


    "Ja, das alles lässt sich schwerlich in jedem Format als Hobbyprojekt umsetzen. Aber ich bin mir sicher, dass die immer noch schwächliche Außenwirkung all unserer Bemühungen, auch einmal Menschen außerhalb der Blase zu erreichen (und seien es nur weitere Multiplikatoren aus anderen Medienhäusern), unter anderem daraus resultiert, dass die Brettspielszene zu selten relevante Geschichten erzählt."


    Hier wird aus meiner Perspektive ein viel zu hoher Anspruch an Personen gelegt, die das vor allem aus Freude in ihrer Freizeit machen. Journalistische Arbeit auf entsprechendem Niveau (inhaltlich, unterhaltend, mit Recherche und Quellen belegt) in Verknüpfung mit einer tollen Geschichte, die möglichst viele Personen anspricht und für diese eine Relevanz hat, die fällt nicht von Bäumen. Die muss man lernen, sich erproben, reflektieren, sich weiterbilden. Das alles kostet Zeit und Anstrengungen, für die es erst einmal keinerlei Gegenwert gibt. Oftmals noch nicht mal ein Schulterklopfen oder Daumen hoch oder so.


    Auf der anderen Seite gibt es eine enorme Erwartungshaltung, doch bitteschön informativ bespasst zu werden und das kostenfrei. Der Gegenwind der Hater und Goldwaagen-Typen und Besserwisser (obwohl es nur um Meinungen oder Erlebnisse geht und kein richtig oder falsch) ist immens und nervig zugleich. Deshalb kann ich es gut verstehen, wenn man dann einfach sein Ding durchzieht (Digger & Co) oder mit seiner Freizeit lieber etwas anderes anfängt, was einem mehr Spass macht und/oder mehr wertgeschätzt wird (ganz viele ehemals aktive Forenmitglieder).


    In diesem Zuge, die Qualität von Brettspielkritiken zu bemängeln, finde ich arg vermessen. Seid froh, wenn ihr was an Kritiken bekommt, aus denen ihr Euren ganz eigenen Nutzen (Bespassung und/oder Infogehalt) ziehen könnt. Seid froh, wenn sich jemand die Mühe dazu macht. Erwartet oder fordert aber bitte gar nichts, wenn Ihr nicht auch dafür zahlt. So erwarte ich bei den Spielbox-Kritiken eine gewisse Qualität, weil ich das Heft kaufe. Erreicht es meinen ganz persönlichen Anspruch nicht mehr, dann kaufe ich es nicht mehr. Von kostenfrei zur Verfügung gestellten Kritiken auf diversen kostenfreien Plattformen erwarte ich hingegen nichts - bin stattdessen froh, wenn es mir (von der Form, nicht zwingend von der Meinung) gefällt, zusagt, mich unterhält und informiert.