Dem Spielbericht von Bender30 im letzten Wochenbericht folgend ( RE: 04.04.-10.04.2022) habe ich jetzt auch zugeschlagen. Ich glaube ich hatte noch nie ein so detailverliebtes, völlig unbändiges, barockes Eurospiel auf dem Tisch. Alles am Äußeren des Spiels schreit CoSim, die historische Exaktheit, die Anleihen am antiken Design, die 3 Regelhefte bzw. historischen Glossare etc. Allein die Vorstellung des Spielmaterials geht über 9 Seiten. Normalerweise würde ich ja sagen: hier hätte ein wenig redaktioneller Eingriff geholfen, aber das hätte in diesem Fall wahrscheinlich auch den rustikalen Charme des Spiels ziemlich ruiniert. So hat man es mit einem echten Monster hoher Komplexität zu tun (weit über dem was BGG derzeit als Gewicht angibt), ein Städtebau-Mehrheitenspiel mit z.T. fieser Interaktion, für das wir gestern zu zweit bis weit in die Nacht fünf Stunden gebraucht haben. Ich fühlte mich sehr stark in die Anfangszeit meiner Spielezeit in den 90ern zurückversetzt, wo man öfters solche Monster im Selbstverlag finden konnte, wo die Simulation die Mechanismen diktierte.
Ist das jetzt ein rundum gutes Spiel? Wahrscheinlich nein, es hat sehr viele Ecken und Kanten und definituv nicht für Wenigspieler geeignet, aber es ist ein Hirnverzwirbler erster Kajüte und zugleich in extremen Maß thematisch und historisch exakt. Wer an sowas Spaß hat und die lange Spielzeit nicht scheut, der sollte hier wirklich Mal einen Blick drauf werfen.