Beiträge von Smuntz im Thema „08.11.-14.11.2021“

    Terraforming Mars - Die Ares-Expedition

    sehr viel schneller spielt es sich m.E. deswegen aber nicht.

    Echt? Wie lange habt ihr denn gebraucht? Bzw. wie schnell spielt ihr das große TFM?:huh:


    Mein Mann und ich spielen es in 60-75 Minuten während der große Bruder für gewöhnlich um die 3 Stunden dauert. Also eindeutig sehr viel schneller und daher bleiben bei uns auch beide definitiv im Regal. Mit gab62 habe ich in der ersten gemeinsamen Partie auch länger gebraucht, das lag aber daran, dass ich erstmals ne super Kartenzieh-Engine aufbauen konnte und mich daher zunächst wenig am Terraforming beteiligt habe. Das hat sich allerdings dann auch deutlich in unseren Punktzahlen niedergeschlagen, die bei um die 60 lagen. Eure sind ja eher niedrig, was eigentlich auf ein kurzes Spiel schließen lässt. Neulich zu dritt mit einem Erstspieler lagen wir alle zwischen 30 und 42, da waren wir aber auch in 90 Minuten durch.

    Das ist beim normalen TFM für uns undenkbar, wir lieben das Enginebuilding in dem Spiel viel zu sehr.

    Um ehrlich zu sein, ich habe die Zeit nicht gestoppt. Kam mir etwa wie zwei Stunden vor (zu dritt), großartig länger spiel ich das Brettspiel aber auch nicht. Vor allem musste ich deutlich mehr Karten ausspielen, bis das Ende in Sicht kam - ich zähle mich nicht zu den Spielern, die nicht wissen, wo das Spielende sitzt ;) und steuer normalerweise geradeaus darauf zu. Auch hatte ich das Gefühl, dass die Ausstattung mit Finanzmitteln bei uns eher stockend war, da die Produktions-Karte nur dann gespielt wurde, wenn es wirklich nicht mehr anders ging und der TM-Startwert ja vergleichsweise niedrig ist (5 statt 20, die Kartenpreise sind aber nicht soooo viel niedriger). Ferner war der Kartenumschlag geringer, als wenn ich regelmäßig aus vier Karten wählen darf (auch ohne Drafting) und diese ggf. auch behalten (!) darf, nicht alle bis auf ein oder zwei verwerfen - da muss man schon mal nehmen was kommt und hungert gelegentlich auf der Kartenhand. Das alles trägt zur geringeren strategischen Wahl der Mittel und zur Verzögerung im Ablauf des Kartenspiels bei, ist zum Teil natürlich der Spielweise geschuldet, aber wer will schon Zeit fürs Ansparen verschwenden, wenn er was bauen kann? Kurz: das Brettspiel spiel ich auch in dieser Zeit durch - 3 Stunden... das war vielleicht mal bei der einen oder anderen Ausnahme-Partie der Fall. Nun war dies das erste Spiel und neu für alle, wenngleich alle mit TFM-Erfahrung.

    Wie gesagt, wenn die Entscheidung entweder / oder heißt, ein klares Pro fürs Brettspiel, auch wenn ich das Kartenspiel sicher gerne wieder spiele.

    Und wieder wurde dem kleinen Stapel ungespielter Neuheiten erfolgreich zuleibe gerückt. Zu dritt ging es zunächst um

    Die Rote Kathedrale

    Dank zuvor gebautem Insert war das schnell auf den Tisch gebracht. In einem Rondell mit acht Schritten ziehen wir einen von fünf Würfeln entsprechend Augenzahl im Uhrzeigersinn, um dort angezeigte Ressourcen abzugreifen. Anwesende andere Würfel dienen als Multiplikator und auf die Zugweite von zwei der Würfel kann man begrenzt durch Zuzahlung Einfluss nehmen. Marktkarten erlauben zusätzlich Tauschaktionen oder Boni und ggf. zuvor von Bauabschnitten erhaltene Werkstattplättchen werten bestimmte Würfel mit weiteren Boni auf, so man sie gezogen hat.

    Die Ressourcen dienen im Wesentlichen der Vervollständigung zuvor reservierter Bauabschnitte an der Kathedrale. Deren Fertigstellung wirft im Spiel Geld und Punkte ab. Originell mutet die Regel an, dass Spieler, die weiter unten im jeweiligen Turm unfertige Abschnitte im Bau haben, für ihren "Verzug" Punkte abzugeben haben - schließlich hatten sie sich früher als der jetzt erfolgreiche Baumeister um ihren Teil beworben. Nur ist diese Strafe vergleichsweise milde und über die Spieldauer nivelliert sich das, da es jeden mal erwischt. Schade - das hätte ruhig stärker gewichtet sein dürfen. Da diesem Umstand dennoch Beachtung geschenkt wird, bringt es einen gewissen Zug nach vorne Richtung Spielende ins Geschehen und hat somit seine Berechtigung. Das Spielende ist erreicht, wenn ein Spieler sechs Bauabschnitte fertig hat. Eine durch Mehrheiten in den jeweiligen Türmen bestimmte Schlusswertung macht einen nicht unerheblichen Teil des Ergebnisses aus - entsprechend sollte man seine Bemühungen im Spiel genau danach auszurichten versuchen.

    Unser Spiel endete 50 - 44 - 36. Der klare Sieger hatte im Spiel zweimal hochwertige Verzierungen anbringen können, was einen ordentlichen Wertungssprung einbringt und hatte die Mehrheit am höchsten und wertigsten Turm, der allein 13 seiner SP einbrachte. Kurz: taktisches Ressourcengeplänkel mit bedeutsamer Mehrheiten-Schlusswertung, die man stets im Auge haben muss. Das ganze 1a produziert spiele ich es jederzeit gerne wieder, auch wenn es keinen Originalitätspreis verdient.

    Terraforming Mars - Die Ares-Expedition

    kam danach auf den Tisch. Schon vor ein paar Wochen aus dem Kickstarter erhalten kam es jetzt erst zum Einsatz. Wer Terraforming Mars kennt, wird sich schnell zurecht finden. Die englischen Texte auf den Karten dienen wie üblich nur der Erläuterung der klaren Symbolsprache. Lediglich Soforteffekte (Blitzsymbol) sind ausschließlich mit Text versehen, der aber über eine Handvoll bekannter Schul-Englisch-Begriffe nicht hinausgeht. Meine Viticulture CE mit englischen Besucherkarten hat auch noch jeder mühelos spielen können, so ähnlich verhält es sich hier. Lediglich der bei Spielbeginn auszusuchende Konzern mag da ggf. zu übersetzen sein, da kann man sich ja bei Spielbeginn helfen.

    In bekannter Puerto-Rico-Manier wählt jeder Spieler eine von fünf Aktionsmöglichkeiten aus, die dann jeder Spieler nutzen kann, allen die die Aktion gewählt haben aber einen zusätzlichen Bonus (Preisermäßigung oder aufgewertete Aktion) gewährt. Die fünf möglichen Phasen werden dann in fester Reihenfolge von allen gespielt, sofern wenigstens ein Spieler die entsprechende Karte ausgespielt hat.

    Im einzelnen wären das 1. Ausspielen einer grünen Projektkarte, 2. Ausspielen eine roten oder blauen Projektkarte, 3. Nutzung von Aktionen und Terraformprojekte (Wärme/pflanzen einzahlen, Standardprojekte), 4. Produktion von Geld und Ressourcen (Wärme, Pflanzen, Karten), 5. neue Karte(n).

    Details erspar ich mir, das ist weitestgehend mit dem Brettspiel deckungsgleich. Stahl und Titan werden zwar nicht produziert, geben als statisch kumulierter Wert Preisnachlässe bei Karten mit passendem Symbol - da muss man nichts für abgeben. Während acht Wärme den üblichen TM-Punkt einbringen können, werfen acht Pflanzen zusätzlich ein Waldplättchen ab, einen weiteren Siegpunkt bei Spielende. Alles soweit bekannt.

    Das Spiel ist dem TFM Brettspiel - was ja eigentlich im Kern auch "nur" ein Kartenspiel ist - somit sehr ähnlich. Neu und anders ist die Aktionswahl mit den Karten. Da schauen sich schon mal zwei Pleitegeier an und wünschen sich im Grunde Produktion in der kommenden Runde, aber eben auch gerne noch was anderes. Der andere wird's schon machen und... dann macht es keiner von beiden weil ich-denke-dass-du-denkst-dass-ich-mir-denke... eine Rolle spielt. Hat schon bei Adel verpflichtet Spaß gemacht. Wer hier eine Verwässerung des Spiels vermutet, liegt falsch. Ich sehe genau darin eigentlich das wesentliche Element, was es vom Brettspiel abhebt.

    Unsere Partie endete 32 - 28 - 25. Die Ozeane waren rasch gepflastert, die Komplettierung von Sauerstofflevel und Wärme war dank vieler begünstigender Karten mit steigendem Tempo erreicht, die Reste wurden im Zweifel rasch mit Standardprojekten für Geld abgegriffen. Alles nicht viel anders als man das auch im Brettspiel schon erlebt hat.

    Braucht man das Spiel, wenn man TFM hat? Das muss sich jeder selbst beantworten. Der große Bruder ist anspruchsvoller, da gibt es ja z.B. noch Meilensteine und Auszeichnungen und das Timing beim Karten-Ausspielen hat seinen eigenen hohen Spielreiz. Nicht zuletzt macht es Spaß, den Mars-Spielplan mit Städten, Ozeanen und Wäldern zu wandeln. Das alles geht dem Kartenspiel verloren. Andererseits ist dieses um einiges hübscher produziert als das Brettspiel und vermag den Spielreiz weitestgehend in der kompakten Schachtel einzufangen - sehr viel schneller spielt es sich m.E. deswegen aber nicht. Wer nicht beliebig Platz im Regal hat und sich entscheiden muss, dem sei von mir dennoch klar zum Brettspiel geraten.

    #DieroteKathedrale #AresExpedition #TerraformingMarsAresExpedition