Beiträge von ravn im Thema „08.11.-14.11.2021“

    Mal nachgereicht vom Wochenende in entspannten Spielrunden erlebt:


    Dune : Meine zweite Viererpartie, nachdem ich das Spiel in 2er- und 3er-Runde kennengelernt habe. Diesmal verlief es sehr anfangs sehr zögerlich in den Siegpunkten. Das Feld lag da eng zusammen, bis sich dann plötzlich ein Mitspieler immer mehr absetzen konnte und auch nicht mehr einholbar war. Ich selbst versuchte über siegreiche Konflikte meine Siegpunkte zu machen. Aber schnell zeigte sich mir, dass durch verdeckte Konfliktkarten und aufgedeckte Konflikt-Icons sich da eine Menge ändern kann. Viel zu oft konnte mir ein Mitspieler einen erhofften Konfliktgewinn noch streitig machen. Teilweise auch aus einer sicher geglaubten Mehrheits-Situation.


    Das ist dann auch mein grösster Kritikpunkt an dem Spiel: Die Konflikte sind mir in Vollbesetzung zu unberechenbar, besonders wenn die Mitspieler auf Mehrheitsverhältnisse reagieren können. Da kann man eine Menge an Aktionen verschwenden und bekommt am Ende nichts oder nur den dritten Platz. Ohne ein grundsolide aufgewertetes Kartendeck kommt man nicht weit. Ob man allerdings gute, weil zur eingeschlagenen Strategie passende, Karten im Markt vorfindet, ist auch reiner Zufall. Alternativ muss man seine Strategie an den Markt ausrichten und das fühlte sich für mich dann arg fremdbestimmt an.


    Da man Dune allerdings recht flott spielen kann, ist das für mich alles ok, weil in der nächsten Partie kann es schon wieder ganz anders laufen. In Dreierrunde gefällt es mir aber dann doch besser, weil dann mehr Aktionsmöglichkeiten bleiben und es weniger Konkurrenz bei Konflikten gibt. Eine Dreierrunde ist für mich ein wenig mehr berechenbar und mein Einfluss aufs Gesamtgeschehen ist grösser.


    Less is More : Macht weiterhin Spass, besonders wenn sich die Runde ein wenig gefunden hat und im Folge besser versteht. Der Punktezähler am Schachtelrand in Kombination mit 10er-Karten ist weiterhin arg umständlich. Irgendwann haben wir die Punktewertung deshalb einfach weggelassen. Sofern man sich auch die Hinweise anschaut, die nicht zum Zuge gekommen waren, sind auch immer alle Mitspieler involviert. Die Punktewertung ist eh redaktionell fragwürdig, weil wer wirklich kompetitv auf Sieg spielen will, der wird dem Führenden auch nicht den Erfolg gönnen und die Lösung lieber einen hintenliegenden Mitspieler zuschustern. Also einfach an den Hinweisverkürzungen und kreativen Einfällen erfreuen und gemeinsam Spass haben und so lange spielen wie man mag in der Runde. Am Ende haben dann alle (eine gute Zeit) gewonnen.


    Beyond the Sun : Erstmalig mit der deutschsprachigen Version. Machte für mich keinen Unterschied. Ein paar Technologien klangen im englischen allerdings irgendwo cooler. Platz 2 in Viererrunde gemacht. Mir fehlten höherwertige Technologien, da ich zu oft die Gunst der Stunde genutzt habe, um zügig kolonisieren zu können, bevor ich im übervollen Weltraum wieder die Mehrheit verloren hätte. Somit fehlten mir einige der mächtigeren Aktionen. Ich selbst wollte das Spiel deshalb beschleunigen, war aber der Einzige, der zunächst auf Meilensteine gespielt hatte und konnte mich deshalb anfangs in der Viererrunde nicht durchsetzen. Totzdem kamen diesmal keine 4er-Technologien ins Spiel, weil die dann doch zu teuer an Rohstoffe waren.


    Weiterhin gut, auch wenn Viererpartien drohen, etwas zu lange zu dauern, wenn drei Mitspieler eher für sich den Aufbau geniessen anstatt gezielt auf die Meilensteine zu spielen. Ist aber auch ein typisches Phänomen bei Erstspielern, von denen zwei dabei waren. Gerne wieder.


    Shamans : Als Abschluss in Dreierrunde. Erstmalig erklärt und erstmalig gespielt, weshalb der Einstieg etwas holprig war und ein spielerischer Blindflug. Zu dritt spielt es sich sehr taktisch geprägt. Das Spiel zeigte in einigen Phasen durchaus sein Potential, aber oftmals konnte ich nur reagieren. Eventuell auch, weil ich immer der Shamanenspieler war und nie als Schatten starten durfte. Mit dem Rollentausch-Ritual und dem Dolch-Meucheln sind schon ein paar gute und spannende Möglichkeiten dabei, die man gezielt provozieren und zu seinem Vorteil einsetzen kann. Allerdings spielten sich die letzten Runden dann doch etwas merkwürdig, weil es eher darum ging, den führenden Mitspieler daran zu hindern, auf der siegreichen Seite dabei zu sein und zeitgleich selbst Siegpunkte sammeln zu können.


    Muss ich in Vollbesetzung mal antesten. Macht allerdings nur Sinn, wenn die Runde auch bereit ist, sich das Spiel in seinen Möglichkeiten zu erspielen. Weil diese Möglichkeiten werden erst im Spiel so richtig klar. Am besten sogar mehrmals spielen. Aus Zeitgründen war das hier nicht möglich, weshalb wir den Sieger auch nicht ausgespielt haben sondern nach dem ersten Punktegleichstand abgebrochen haben.


    Dieses Erleben der Möglichkeiten wird zudem von dem Design des Spiels erschwert, weil die Kartenfarben nicht wirklich eindeutig genug sind und sich Spielmechanismen hinter zu viel Thema verstecken, wobei das Thema im eigentlichen Spiel dann gar nicht zum Vorschein kommt. So wirklich als Schamane, der Welten vor dem Untergang rettet oder als Schattenspieler ins Verderben reissen will, habe ich mich nie gefühlt. Die Anleitung hilft da auch nicht weiter, dass Spiel zu durchdringen, so dass man irgendwann auf der thematischen Ebene verweilen könnte. Weil Antworten auf nachgefragte Timing-Details muss man quer durch die Anleitung selbst zusammensuchen und dunkelgrau auf schwarz zu drucken und das eher arg klein, ist auch nicht gerade gut, um Regeldetails wiederzufinden.


    Ob das Spiel wirklich nur mittelmässig ist, weil zu sehr vereinfachtes Stichspiel und zu wenig verdeckte Rollen-Deduktion, das muss sich in Folgepartien erst noch zeigen. Der Messe-Hype war gross, eventuell auch, weil es erst verspätet auf deutsch verfügbar war. Mit einem redaktionellen Feinschliff in Sachen Anleitung und mehr Augenmerk auf Handling statt Optik hätte der Einstieg aber einfacher sein können.

    Nach einer Erstpartie Ankh - siehe dort im Spiele-Thread für den Session-Bericht - dann noch zum Tagesabschluss in entspannter Zweiterrunde weitergespielt:


    Jekyll vs Hyde : Die Stichspiel-Überraschung der SPIEl 2021 hat auch in der Revanche-Partie bestens funktioniert. Diesmal auf der Seite von Jekyll gewonnen, wenn auch mit kleinem Regelfehler in der dritten Runde, weil ich eine graue Karte nicht weggetauscht hatte. So konnte ich in der ersten Runde dem Doktor Hyde ordentlich Stiche zuschustern und selbst möglichst viele vermeiden. In der zweiten Runde wollte ich selbst möglichst viele Stiche gewinnen, weil ich ein vermeintlich tolles Blatt hatte, aber das klappte nicht so ganz. Der Doktor Hyde konnte die Balance herstellen. Dann die dritte Runde, die lief wieder erstaunlich gut für mich. In Summe schnell gespielt und durch die vorab pro Runde fünf blind aussortierten Karten ist ausreichend Glück mit dabei, so dass es nie ausrechenbar wird. Gerne wieder, auch weil es sich nicht in Regeldetails verliert und ein direktes Duell bietet.


    Calico : Dieses Plättchenlegespiel möchte ich schlicht nie wieder in meinem Leben spielen. Da passte für mich persönlich in meiner subjektiven Wahrnehmung so gar nichts. Das fühlte sich alles schief und im Ungleichgewicht an. Denn eine Grundaufgabe, die schlicht unmöglich zu erfüllen ist und sich in zu viele potentielle Vorgaben für Punkte verliert, so dass ich ständig dieses unangehm-negative Spielgefühl hatte, so gar nichts gut zu machen und dauernd zu versagen. Weil wenn hier mal was passte, wurde mir klar, dass anderes dort und da zeitgleich oder später nicht mehr möglich war. Das fühlte sich wie gefangen in einem riesigen Zahnrad-Getriebe an, bei der man an einer Stelle nachjustiert und damit drei andere Stellen wieder aushebelt. Nichts funktioniert und je mehr man sich bemüht, umso weniger. Mein ganz persönlicher Alptraum seit Kindheitstagen, den ich hier spielerisch nacherleben musste. Da halfen die für mich thematisch unpassenden Knöpfe und die Katzen auch nicht, um das Spiel für mich positiv wirken zu lassen. Niemals niemals niemals wieder - aber danke für die Möglichkeit, es kennenlernen zu dürfen.