Beiträge von Gead im Thema „HR - "Board Games" Fernsehsendung“

    Der Meister selbst (Lacerda) sagte, dass er vom Thema zur Idee kommt und dann auf Mechanismen abstrahiert.

    Das ist eine schöne und plausible Beschreibung für einen kreativen Prozess. Das ist vergleichbar mit der Logoentwicklung im Grafik-Design.

    Neben den Mechanismen ist das Spielmaterial und dessen Ausformung und -gestaltung für das Thema ebenso wichtig. Und zählt man zu den Mechanismen markante Spielfiguren (gleichwertig, ob Holzpöppel oder Miniatur) und Illustration als essentiell dazu, dann ist das Thema (wie im obigen Beispiel) eben nicht mehr beliebig austauschbar.


    Michael Menzel hat in der Doku an dem einfachen Beispiel große funktionale Zahlen (beim Prototyp) vs. kleine verschnörkelte Zahlen (als möglichst zu vermeidende Verschlechterung der Funktionalität bei der Umsetzung) auch ein gutes Beispiel aus seiner Praxis als Illustrator genannt.

    Es geht um den Stolz, das eigene Spiel im Regal zu sehen.

    Auch das halte ich für eine absolut legitime Motivation. Das darf jede*r auch sein (der ein so geiles Spiel wie Paleo entwickelt hat – kennst du zufällig den Autor?) ;)


    Dass „fame“ der Schlusspunkt hinter der ersten Folge ist, quasi der Pausengong und Überleitung zur nächsten Folge „Die Unsichtbaren“ ist ein nettes Bonmot, finde ich.

    Wenn Leute ein Spiel erfinden, ein Treffpunkt gründen, Illustrieren oder anhand von gesellschaftlichen Themen mit dem Thema befassen, kommt das im Bericht als nüchternde Bestandsaufnahme rüber. Herzblut, Lachen, Freude habe ich ehrlich gesagt vermisst.

    Alle drei Ausdrucksformen für Gefühle, also Herzblut, Lachen und Freude sind bei den beiden Spieleentwicklern schon zu spüren und auch zu sehen. Und das, wohlgemerkt, obwohl das „Spiel erfinden“ für die Kamera nachgestellt worden ist. Interessant fand ich zudem, dass die beiden doch unterschiedliche Charaktereigenschaften haben: der Grafik-Design-Student ist eher schüchtern, der Dozent dagegen ist an öffentliches Auftreten (und Kommunizieren) gewöhnt und genießt es offensichtlich. Mit dem Grafik-Designer, der sich an der einfachen Vorstellung erfreut, Dinge zu gestalten und etwas sichtbar zu machen, kann ich mich gut identifizieren, da ich das hauptberuflich selbst mache. Ich halte mich auch lieber im Hintergrund auf und lasse Taten sprechen.

    Dass der andere das wegen des möglichen Ruhms (und dem damit verbundenen Rampenlicht) macht, ist für mich eine absolut nachvollziehbare Motivation.


    Einen Treffpunkt für Gleichgesinnte zu gründen, diesen ehrenamtlich zu betreuen, ist nicht neu. Im Zusammenhang gesehen hat das Vorbildcharakter, und ist überall dort wichtig, wo entsprechende Angebote (noch) fehlen.


    Als äußerst wohltuend habe ich übrigens die beiden „Promis“ der Brettspielszene empfunden, die sich aber so gar nicht als solche verhalten. Damit meine ich Michael Menzel und Klaus Teuber, die beide bodenständig und überhaupt nicht marktschreierisch rüberkommen. Das kannst du „nüchtern“ nennen, ich find sie einfach sympathisch (meine Tochter übrigens auch, die als Reaktion auf Michael Menzel gesagt hat, dass der „die ganze Zeit über strahlt“).

    Die Sendung will erklären, warum Spiele begeistern.

    Und das tut sie. Du übersetzt „begeistern“ nur mit „Spaß machen“. Darfst du. Begeisterung ist für mich aber ein viel weiter gefasster Begriff, u. a. ist damit Leidenschaft gemeint. Aus hartem Training kann die Freude entstehen, körperlich fit zu sein. Oder, um näher beim Thema zu bleiben, nach der anstrengenden Regellektüre und -erklärung hatten doch noch alle ihren Spaß.

    Aber dass dieses Hobby in erster Linie mal Spaß macht und warum, das blieb für mich trotz einiger Ansätze weitgehend auf der Strecke.

    „… it's just fun!“, Doud, Sekunde 15. Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen. Denn jeder definiert Spaß anders. Verstehen Sie Spaß? Nö, wenn es auf Kosten anderer ist. Spaß wird leider inflationär gebraucht und ist doch eines der größten Mysterien der Gesellschaft. Was dir Spaß macht, macht mir vielleicht keinen. Und umgekehrt. Spontan, von Herzen empfundener Spaß funktioniert nicht auf Knopfdruck. Drogen suggerieren nur, beim Konsum derselben Spaß zu haben. Spaß kann man weder lernen, noch als Lektion oder wie ein Rezept weitergeben. Mein früherer Tai-Chi-Lehrer meinte mal, dass die Übungen (um diese Bewegungskunst zu erlernen) keinen Spaß machen sollen, es den Spaß daran gar nicht geben würde (den die Schüler von ihm aber forderten). Spaß kann aus Vertrauen entstehen. Aus Geborgenheit. In Gesellschaft. Und Spaß ist am Ende immer auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.


    Trotzdem stimme ich dir im Kern natürlich zu. Das wichtigste Ziel jeglichen menschlichen Seins, ist die Freude am Leben, ausgedrückt auch durch den Spaß am Spiel. Nennst du ihn aber beim Namen, richtest den grellen Scheinwerfer darauf, dann verschwindet er wie ein scheues Reh.

    Beim Entwickeln wird ununterbrochen geraucht. Dies kenne ich so eigentlich überhaupt nicht, insbesondere nicht in der Wohnung :/
    Und was ist das für eine seltsame Szene auf dem Bahnübergang?

    Rauchende Köpfe. Ist vielleicht ein wenig platt (und hätte ich als Allegorie auch eher vermieden), aber der Unbedarfte könnte sich das Erfinden schon so vorstellen. „Wie kommt man auf die Idee, ein Brettspiel zu entwickeln?" ist ja eine Frage, die einem häufig gestellt wird. Als ehemaliger Raucher (obwohl schon mehr als 25 Jahre her) war Rauchen für mich durchaus ein Katalysator für den kreativen Prozess. Den Bahnübergang empfand ich zwar als etwas kryptisches Sinnbild trotzdem gelungen. Meine Interpretation(en): Zwei Erfinder stehen an einem Scheide- bzw. Wendepunkt; wohin geht die Reise, in die gleiche oder gegensätzliche Richtung …?

    Was mich genervt hat

    … hat mich nicht gestört. Die zwei Minuten bis RSP sind einfach eine kurze Zusammenfassung der gesamten Doku. Und da der dritte Teil diesen Schwerpunkt hat, kommt ein Auszug davon eben in der Einleitung vor.

    Ihr seid im Gros sozial unfähige Wesen, die Spiele brauchen um zu kommunizieren.

    Kann man negativ aber genauso gut auch positiv sehen. Für „sozial unfähige Wesen“, können Brettspiele eine große Hilfe sein. Denn die Intention hinter der Aussage von einem der beiden Spieleentwickler, der fragt, ob er ein Brettspiel mitbringen könne, um nicht desorientiert in der Gegend zu sitzen, ist als Türöffner gedacht, um überhaupt (für ihn sinnvoll) kommunizieren zu können. Für sozial nicht ganz so unfähige Wesen, die bisher nur auf andere Weise kommuniziert haben, können Brettspiele ein wertvoller Impuls sein. Stichwort: Brettspiele als (neues) Hobby. Und da hat die Doku auch den meines Erachtens größten Fokus drauf gerichtet.


    Mir hat die Doku jedenfalls gut gefallen. Sehr gerne mehr davon, dann könnte das Verhältnis zwischen ernsten und lockeren Aspekten auch noch ausgewogener werden bzw. sein.