Ich habe es mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen gespielt und es war ihr erstes Pen & Paper und es hat super funktioniert. Da sind unsere Erfahrungen dann halt andere. Auch auf die fertigen Abenteuer bezogen. Mein kleiner Sohn war damals ein T-Rex mit Laserschwert und ich könnte mich heute noch über seine Ideen beömmeln. Am Ende ist ein Pen & Paper immer das, was man selbst draus macht und ich fand die Skalierung okay, es können schon sehr kleine Kinder mitspielen, die Welt ist witzig. Ja, es mag für Profis wenig Inhalt drin sein, aber wie du siehst, Anfänger sind schon jetzt überfordert. Ich kenne auch kein Rollenspiel System das im Regelbuch/Systembuch Rätselstrukturen erklärt. Ich weiß auch nicht, was in den Erweiterungsboxen drin ist. Grundsätzlich verstehe ich die Kritik hier im Thread, dass solch ein Pen & Paper komplette EinsteigerInnem überfordern kann, allerdings ist So nicht Schurke trotzdem schon sehr simpel und einfach gehalten. Pen & Paper erfordert einmalig eben Einarbeitungszeit. Den kritisierten Fluff-Text fand ich gut um ins System und die Welt reinzukommen.
Ansonsten sehe ich deine Mängel nicht. Wir haben Proben auch verpatzt und hatten auch ziemlich viel Spannung am Tisch. Ich kann So nicht Schurke nur nach dem beurteilen, was ich erlebt habe und das war großer Spaß. Und das lag sicher nicht daran, dass ich Mängel übersehen habe. Ich habe es nur als etwas anders begriffen als eure Gruppe, wobei ich jetzt keinem Recht oder Unrecht absprechen möchte. Wie ein System ankommt und was man damit macht ist eben sehr unterschiedlich. Jede Gruppe spielt Shadowrun, Cthulhu oder Splittermond und all die anderen Pen & Paper auch leicht anders und das sind ja schon sehr genau definiert Systeme. Da gibt es ja noch ganz andere Geschichten.
Als Anmerkung, das Spiel ist ab 5 Jahren und das ist aus meiner Sicht eben auch die anfängliche Zielgruppe. Mein großer Sohn ist mittlerweile 10 Jahre, mit dem würde ich jetzt eher Splittermond spielen. Nen Freund von mir hat mit 8-10-Jährigen Pathfinder gespielt. Es gibt also viele Alternative und Möglichkeiten ab dem Grundschulalter Pen & Paper zu spielen und es so auszuschmücken wie man mag. Davor ist es schwieriger und da finde ich Little Wizard oder So nicht Schurke eben ziemlich gut. Oder anders gesprochen, meine Kinder haben es geliebt.
Das man die Zielwerte im Normalfall immer in ausreichender Weise senken und so eigentlich jedes Abenteuer nahezu problemlos bestehen kann, wird euch doch auch aufgefallen sein. Die Kinder haben doch zahllose Chips zur Verfügung. Natürlich kann man auch mal eine Probe versenken und lustige Situationen ergeben sich auch mit älteren Kindern, spielerisch bietet So nicht, Schurke aber kaum etwas und der Schwierigkeitsgrad ist nur schlecht anpassbar. Irgendwann traut man sich gar nicht mehr den Kindern Begleiter oder Waffen an die Hand zu geben, weil die Kämpfe so einfach sind (immer 5er und 6er Gegner will man ja nun auch nicht in den Kampf schicken). Eigentlich muss man es komplett unterlassen die Kinder irgendetwas finden zu lassen, was ihren Charakter verstärkt. Dabei geht es doch darum im Rollenspiel. Mit einem Charakter zu arbeiten und zu looten. So nicht, Schurke bietet eigentlich mehr oder weniger nur eine total simple interaktive Geschichten. Ich sehe ein, dass es mit kleinen Kindern durchaus viel Spaß machen kann, ich sehe aber keinen Grund, warum man nicht auch ein paar Mechaniken für fortgeschrittene Spieler implementieren konnte.
Ich würde auch weniger meckern, wenn das Spiel nicht auf Numenera basieren würde, wo man sich bestimmter Problematiken schon bewusst war und wo wirklich gute und einfache Ideen zu finden sind. Die Problematik mit dem W6-System wird dort z.B. explizit angesprochen, weshalb man dort auch einen W20 verwendet und alle Stufen mit 3 multipliziert, um den Zielwert zu ermitteln. Man wusste also, dass das W6-System seine Schwächen hat und hat es trotzdem einfach so bei So nicht, Schurke angewandt. Wenigstens als Fortgeschrittenen-Regel hätte man das ja mit einbauen können. Sehr interessant ist auch wie man das System um die Cypher gelöst hat, mit denen man irgendwelche Effekte auslösen kann. Der Clou dabei ist nämlich, dass die nur einmalig angewendet werden können. Damit kann man seinen Spielern immer wieder Belohnungen geben, ohne, dass sie unendlich aufpowern. Zudem kann man das auch erzählerisch verwenden. Alleine die beiden Sachen, machen das Spiel nicht komplizierter, geben dem Spielleiter aber in einfacher Weise Mittel an die Hand das Spiel auch für größere Kinder interessant zu gestalten.
Ich verstehe nicht, warum die Macher die Erfahrungen von Numenera nicht weitläufiger in So nicht, Schurke eingebaut haben. Wäre ich an deren Stelle gewesen, hätte ich So nicht, Schurke auch dazu verwendet zu Numenera hinzuführen. So wird einem aber wie in deinem Fall Splittermond empfohlen. Aus meiner Sicht hat man es sich bei dem Regelwerk von So nicht, Schurke zu einfach gemacht. Da wäre mit wenig Aufwand viel mehr möglich gewesen.
Natürlich muss der Spielleiter am Ende etwas aus der Sache machen, aber das Regelwerk sollte diesen dabei unterstützen. Die Stimmungstexte verwässern das Wesentliche und erschweren das Nachschlagen. Kurioserweise spart im Regelwerk von So nicht, Schurke genau an den falschen Stellen mit diesen. Während an vielen Stellen Beschreibungen ziemlich ausschweifend daher kommen, wurde an anderen Stellen, wo es angebracht gewesen wäre, gespart. So hätte ich mir z.B. mal eine ausführliche Beschreibung eines Kampfes gewünscht, gerne auch mit Beschreibung einer absurden Situation und Beispiel wie man als Spielleiter darauf reagieren kann. Da gibt es nur aber nur ein paar Textbrocken mit Hinweisen, die relativ klar sind. Waffen werden in unsinniger Weise dafür ausführlich beschrieben. Das erschwert halt den Zugang. Nicht umsonst tun sich viel mit dem Einstieg in das Rollenspiel schwer. Jeder Neuling, der sich alleine versucht da hinein zu finden, kann ein Lied davon singen.
Mein Sohn hat mich am letzten Wochenende übrigens wieder nach einem neuen Abenteuer gefragt. Wir spielen durchaus noch regelmäßig das Spiel. Vom ursprünglichen System ist nur nicht mehr wirklich viel übrig geblieben.
Was zudem bei So nicht, Schurke gar nicht geht, ist, dass die Anzahl der beigelegten Marker im Zweifel nicht mal für 2 Spieler reichen.