Beiträge von Jellocheck im Thema „Dune der Film“

    Was Dune (2021), zum besseren Film mach, belässt Dune (1984) bei einem besseren Kunstwerk.

    Auch endlich gesehen. Puh, schwer zu beschreiben was ich empfinde! Nachdem sich die Vorfreude anhand etlicher Lobeshymnen allmählich gesetzt hatte, hinterließ er ein gemischtes Gefühl von, ja ok, war ganz hübsch anzusehen aber Meisterwerk war vielleicht auch nur für mich hier ein Begriff, mit dem viel zu großzügig umgegangen wurde, da Dune (2021) im Vergleich zu seinem Vorgänger von 1984 vor allem eines war, ein klarer strukturierter, wie aus einem Guss wirkender und ein, aufs äußerste unaufgeregt inszenierter Film mit einigen Längen und einer für mich nicht unerheblichen Portion kreativer Belanglosigkeit, doch dazu später mehr.

    Was die alte Verfilmung zu viel(unter anderem, Neuinterpretationen) besaß, mich aber im Gegensatz zur Mehrheit keineswegs gestört hatte, war mir beim Neuen einfach zu sauber, zu reduziert, eintönig und uninspiriert, auch wenn er sich dafür wesentlich treuer und verbundener an die Buchvorlage zu halten vermag.


    Nur im Vergleich liebe ich Filme mit eindringlichem Mut zur stimmungsvollen Länge, Die Wand (2012), La Antena (2007), Nuit Noire (2005), Eraser Head (1977), Moon (2009), Interstellar (2014), oder die revolutionäre Stille und klaustrophobische Wucht eines, im Setting und Überlebenskampf optimal ausgeschöpften Alien von 1979. Bei einigen neueren hatte mich zum Beispiel Bladerunner 2049 mit gleichem Stil(auch gleicher Regisseur) und einem, für mich wesentlich eindringlicheren Score(gleicher Komponist) und einer ebenfalls äußerst unaufgeregten Inszenierung, mit einer sogar noch üppigeren Laufzeit wesentlich mehr vereinnahmt!


    Da ich, wie oben bereits erwähnt, ein für gewöhnlich geneigter Befürworter und ja vielleicht sogar bekennender Freund solcher bedachten und gemächlich inszenierten Filme bin, soll das auch keineswegs als negativer Punkt missverstanden werden! Ich mochte die Inszenierung des neuen Dunes und genoss seine hypnotische Ruhe, die mir aber nach und nach einfach zu behäbig daherkam und mir für seine untergebrachte audiovisuelle Information, gefühlt wesentlich mehr Nachsichtigkeit abverlangte, als es die vorder und hintergründige Komplexität der optisch wie inhaltlichen dargebrachten Erzählstruktur zu rechtfertigen schaffte. Weniger ist halt nicht immer mehr, aber es gelingt ihm dennoch, in seiner sterilen Machart einen audiovisuell, bis zur Gänze stilsicheren Spaziergang durch eine ernüchternde Tristesse vom perfiden Spiel der Mächtigen zu verkörpern. Politik gewährt hier keine konstante Stabilität, sie ist eine stetige Aufgabe, an der es stets groß zu scheitern gilt, was Villeneuve hier bestens stilisiert und mithilfe eines audiovisuellen Stils fast metaphorisch in die Gesichter seiner davon unumgänglich vereinnahmten Protagonisten zeichnet. Ein unsicheres Vorankommen in einer dichten symbolischen Schwere, als stecke jedwede Ideologie selbst im lähmenden Sand der alles verschlingenden Einöde und versucht dem Unumgänglichen Widerstand zu leisten, wodurch jeder Charakter auf seine Weise fast schon gravitätisch, auf unsteten politischen Pfaden, in der ewigen Wüste ambitionierter Besessenheit in eine, vom ideologischen Willen motiviert, vermeintlich ertragreiche Zukunft voranzukommen hofft.


    (Dezenter Spoiler im folgenden Absatz)

    Diese Schwere geht sogar so weit, dass der Stil des Films mir die Nähe zu den Figuren erschwert! Hier trägt der Regisseur diese visuelle Schwere aber auch gekonnt in die Leichtigkeit einer fast schon beiläufig angebrachten Szenerie, in eine, kurz vor der Eskalation stehende Übermittlung kultureller Blindwütigkeit. Was scheinbar Argwohn und Spott beinhaltet, wird also in einer "Speichel" Szene kurz und klar, als überhebliches, weil in dem dargebrachten Kontext voreingenommenes, jedoch durch die konventionelle Dominanz beider vor stolz nur so strotzenden Fraktionen, selbstsicher missinterpretiert und lediglich beiläufig von einem, der konventionellen Differenzierung befähigten(Momoa) deeskaliert.

    Das Potential des Barons kam mir hier, auf die Länge des gesamten Films bezogen viel zu kurz! Da bevorzuge ich die offenkundig sadistische Brillianz eines extrovertierten Kenneth McMillan. Dennoch fand ich Gefallen am neuen Baron, dessen, auf ein Maximum reduziertes „schwereloses“ Kalkül, mir durch die zwar wenigen, aber akzentuiert drohenden Charakter-Anekdoten mit seiner unangenehmen, weil unnahbar abgerichteten Hingabe wirklich sehr schmeicheln konnten!


    Auch wenn sich beide Soundtracks in ihrer Kompositions-Liebe, die sphärische Weite von Dune zu schultern in nichts nachstehen, bekomme ich beim alten Dune noch immer Gänsehaut! Beide wirken durch ihre orchestral eingespielten Stücke klassisch zeitlos. Im neuen findet sich eine pompösere, basslastigere Wucht, wohingegen der ältere rockiger, poppiger (Desert Theme), für mich präferiert melodischer(Hauptthema) daherkommt und mich auch immer wieder etwas an die Klang-Kulisse von Der Name der Rose(The Water Of Life) erinnert, aber beide unbestritten fleischig und Substanzvoll daher kommen. Zwar passen beide Soundkulissen zu ihrem visuellen Set und bekräftigen, jeder auf seine Weise die jeweils angestrebte Ausdruckskraft, aber hier bevorzuge ich die zeitlose Titelmelodie Totos. Ich finde ihn epischer, melodischer, einfach... magischer!

    Dem Neuen fehlt es meiner Meinung nach, trotz klarer und geerdeterer Erzählstruktur, diese ich dem alten gegenüber vorziehe, an kreativer Eigenwilligkeit, diese den Vorgänger so nachhaltig geprägt hat und wirkt im direkten Vergleich fast schon seelenlos steril, was ja auch genau das sein kann, was allen anderen, die ihn als Meisterwerk sehen gefällt. Rückbesinnend fühlt es sich für mich sogar wie ein kalter Entzug an, der die kreativ wuchtige Innovation und wesentlich mutigere und eigenwilligere Handschrift seines Vorgängers vermissen lässt.

    Ich finde die neue Interpretation auf jeden Fall gelungen, finde aber, sie ist viel zu reduziert und austauschbar umgesetzt worden. Trotz dem Mut zu solch hypnotischer Stringenz, wirkt er auf mich zwar stilsicher aber leider auch ziemlich beliebig und austauschbar. Dune (1984) hatte mich bei weitem mehr in eine intime und von geheimnisvoller Kreativität überbordende neue abgründige Welt geladen, deren Vielseitigkeit mich alle Charaktere mehr zu fassen einlud.


    Für mich ist Dune(2021) ein optisch ansprechender, weil äußerst ästhetisch entworfener Film mit konstanter Atmosphäre, aber auch einer mit mangelhaftem Mut zu dem gewissen Etwas, dass zu seinem Vorgänger, durch seine beeindruckende Opulenz(Kampftraining, Steampunk-Interieur wie die beflügelten Antigravitations-Lampen) als Konglomerat kreativer Fülle bis heute nicht nur aus dem Grund schon 1984 verfilmt worden zu sein Respekt empfinden lässt.

    Was wohl auch unübersehbar allen virtuosen Set-Bauten zu verdanken war, also aus einer, zu jenen frühen Jahren noch aus handwerklicher Kunstfertigkeit hervorgegangenen Virtuosität heraus, diese jenem Moment, filmgeschichtlicher Bildgewalt einen ewigen Platz in der Filmhistorie zu etablieren schaffte und diesen so überaus nachhaltig werden ließ, auch, wenn es vielleicht gerade diese ganzen Details waren, diese ihm als überambitionierter Versuch zum Verhängnis und zugleich, viele Jahre danach, zu seinem bis heute etablierten Kult verhalfen, was der neuen Version meiner Meinung nach leider gar nicht gelungen ist und mein huldigender Spundus eindeutig ins Jahr 1984 zurück geht. Wohingegen der Neue Dune aber, im Meer der tot gesehener Superhelden Action fast schon wie eine Art Rückbesinnung, einer ausgestorbenen Fertigkeit von jenen Filmen schmeichelt, die nicht in jeder Szene um bedingungslose Aufmerksamkeit buhlen und ihre Kraft aus der Klarheit und Ruhe ziehen, dass ihn wiederum zu einem Wegbereiter weiterer Filme dieser Art machen wird und ich ihm dafür auch dankend, seine außer Frage stehende Berechtigung zugestehe! Auch mochte ich die wiedererkennbaren Versatzstücke, jener an Fury Road erinnernden Sandsturmfront und auch die wesentlich düstere Sterilität eines hier rein optisch verglichenen Oblivion.


    Ich hätte mir also mehr eine Mischung aus beiden Filmen gewünscht. Was Dune (2021), zum besseren Film macht, belässt Dune (1984) bei einem besseren Kunstwerk! Aber, wie meine ich das nun eigentlich? Die Neuverfilmung vereint im Vergleich zum alten mitsamt seiner neuzeitgemäß innovativen
    Interpretation den Mut zur esthetischen Ruhe und einer geerdeteren, stabiler wirkenden Erzählstruktur, wohingegen der alte, ein zu
    damaliger Zeit jedoch unüblich innovatives Konglomerat aus Kreativität, ein kaum zu überbietendes pompös gestaltetes Setting
    und atemberaubende Effekte zu einer ungewohnt imposanten Kumulation erhob. Wodurch für mich auch ohne Frage beide ihre ergänzende
    Daseinsberechtigung haben, ich zu dem alten aber nach wie vor, wesentlich mehr Anreiz verspüre, ihn immer wieder ansehen zu wollen.
    Etwas, das mir bei dem Neuen schon jetzt fehlt. Vielleicht ist Dune (2021) aber auch nur der zurückhaltende Auftakt einer brachialen
    Krönung. Ich werde dran bleiben und hoffe auf wesentlich mehr Alleinstellungsmerkmal und Mut einprägsamer Wiedererkennungswerte.