Wie alt sind die Denkmuster der Franchisekultur? War das in Hollywood schon immer so stark ausgeprägt oder ist das eine jüngere Entwicklung?
In meinem juvenil-romantischen Kopf kann ich mir nur schwer vorstellen, dass man beispielsweise bei Jurassic Park, Stirb Langsam oder Toy Story direkt an die Erschaffung eines Franchises gedacht hat.
Und andersrum: Warum wurden aus Goodfellas, der Pate, Departed, The Wire keine Franchises?
Der Wunsch, mit erfolgreichen Fortsetzungen einen Kinoerfolg mehrfach abzusahnen, ist ziemlich alt.
Als eines der ersten Hollywood-"Franchises" kann man gerne die Universal-Monster der 30er sehen.
Im alten Hollywood lag das Franchise-Denken aber eher bei den Stars. Da wurden Schauspieler "aufgebaut", die mit ihrem Namen und immer ähnlichen Rollen die Säle füllen sollten. Heißt, da bekamen Jungstars vom Fleck weg (oder oft vom Theater weg) dicke Verträge, waren ans Studio gebunden, und mussten die Kohle reinschaufeln, so wie heute die großen Franchises.
Der Fortsetzungswahn wie wir ihn heute kennen, wurde dann in den 80ern veredelt. Megablockbuster wie JAWS oder STAR WARS wurden zu Reihen ausgebaut. Bei Episode 5 stand ja schon fest, dass Episode 6 auch gedreht wird.
Mit Indy sollte direkt ein Pulp-Charakter entworfen werden, der verschiedene Abenteuer erleben könnte. Spielberg und Lucas waren da recht umtriebig. Vor allem Lucas, der aufzeigte, wie viel Geld mit Merchandise zu holen ist!
Auch EMANUELLE wurde schnell zu einem Franchise ausgebaut, und dass POLICE ACADEMY ziemlich ausgeartet ist, wissen wir ja alle.
Der Gedanke, schon mit dem ersten Teil ein Franchise zu erhoffen, ist aber eher ein Kind der 90er.
Disney war hier tatsächlich ein Vorreiter, und brachte seine "Meisterwerke" mit dem Plan raus, darauf basierende Serien und Fortsetzungen auf Video zu veröffentlichen.
Fortsetzungen von Megaerfolgen waren Mitte der 90er also schon Usus (siehe die Unkenrufe über TITANIC 2), von da war es dann nur noch ein Katzensprung zum Franchisedenken von heute.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind halt die explodierten Kosten - je teurer die Tentpole-Filme wurden, desto lieber stützte man sich auf bereits erprobte Stoffe, bis man irgendwann sagte: "Wenn wir schon 300 Mio in diesen Film investieren müssen, muss daraus ein erfolgreiches Franchise mit Merchandise werden!"