Beiträge von Ron im Thema „Brettspiele und Dyskalkulie (Rechenschwäche)“

    Alex SpieLama Danke für die ausführliche Zusammenfassung!

    Ich gehe davon aus, dass nicht jeder Beteoffene auch eine Diagnose hat, einige Spieler also vermutlich gar nicht wissen, weshalb sie bestimmte Titel nicht mögen oder nicht so gut spielen können.

    Nee, ganz bestimmt nicht. Das war beim Erstellen des Threads auch ein kleiner Hintergedanke von mir, hier etwas Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und die Allgemeinheit darüber zu informieren und ggf. sogar zu sensibilisieren.


    Spielpunkt.net immer gerne - hätte nur vorher gerne Infos wo der Artikel erscheinen soll und in welche Richtung er gehen soll :)

    Dem schließe ich mich an!

    Spannend zu Lesen Alex SpieLama !

    Hat mit Dyskalkulie Abi gemacht, studiert und ist nun ebenfalls Lerntherapeutin - das vorweg.

    Das Abi blieb mir leider verwehrt. Wiederkehrende Unterkurse in Mathe, Physik und Rechnungswesen (Wirtschaftsgymnasium war nicht die beste Idee 😉) führten zum Abgang ohne Abi. Später habe ich durch die Ausbildung dann noch meine FH-Reife bekommen und auch mal Medieninformatik studiert - und schnell wieder aufgegeben, weil ich die Mathe-Kurse niemals hätte bestehen können. Macht aber alles nix, in der IT arbeite ich dank Ausbildung trotzdem. 😊

    Ron Wie kann ich mir das vorstellen? Ich kenne niemanden mit Dyskalkulie und ich selbst hatte Mathe LK und habe Beruflich viel zu rechnen (Ingenieur), daher fallen mir Zahlen und Rechnen meistens recht leicht. Wie äußert sich deine Krankheit (Darf man das so nennen? Wenn nicht bitte ich um Entschuldigung.)? Ist es für dich bspw. schwer schnell im Kopf zu überschlagen, ob A oder B mehr Punkte bringt oder lässt du beim Spielende nur gerne andere die Punkte für dich zusammen rechnen? Oder ist es schwer für dich zu überblicken, wie viele Ressourcen du hast und ob die Aktionen durchführen kannst? Genauso fände ich es dann spannend zu hören, wie du versuchst dir zu helfen.

    Darünber ob es sich bei Dyskalkulie um eine Krankheit oder Behinderung (oder gar nichts davon) handelt, ist man sich ja in der Fachwelt noch nicht einig. Ich selber fühle mich schon eingeschränkt, als Behinderung empfinde ich das aber noch nicht. Dyskalkulie kann in unterschiedlichen Schwergrade auftreten, ich selber bin wohl noch ein leichterer Fall. Vieles ist nicht leicht zu beschreiben, ich habe "gute" und "schlechte" Zahlen mit denen ich entsprechend besser oder schlechter rechnen kann. Ich habe arge Probleme bei Zehnerübergängen (es geht hier im Übrigens schon um Zahlenbereiche bis 100 🙄), insbesondere beim Substrahieren über solche Grenzen hinweg. Wenn ich dann irgendwas rechne und mir der Rechenweg valide erschien, merke ich z. B. nicht, dass für die Rechnung 735 - 245 mein Ergebnis von 180 gar nicht stimmen kann, weil das schon beim Überschlagen ja nicht in der Nähe liegt.

    Außerdem verschwimmen Zahlen sehr gerne bei mir, an die ich mich erinnern will (z. B. könnte es eine 13 sein, die ich mir merken wollte, aber auch eine 15 oder war es gar eine 12?). Beim Erinnern daran verschwimmt das dann und es könnte irgendwie alles gewesen sein. Ich konnte in der Oberstufe Formeln zwar in dem Moment nachvollziehen, wenn sie mir jemand erklärt hat, aber zwei Tage später war alles wie gelöscht oder nur noch Fragmente davon da.

    Herleitungen sind auch ganz schwierig, entweder weil ich Analogien nicht erkennen kann oder zu unsicher bin, ob das wirklich geht oder auch einfach das Hirn blockiert. Und generell überforderen mich Zahlen im Allgemeinen sehr, wenn sie geballt auftreten.

    Meine erste 5 habe ich übrigens in der 3. Klasse geschrieben: "Geteiltrechnen mit Schwänzchen". 😉 Schade, dass es nicht während meiner Schulzeit erkannt wurde.

    RonSilver ich kenne jetzt niemanden mit dieser Schwäche, würde aber versuchen darauf Rücksicht zu nehmen, wenn ich weiß wie. Was hilft dir denn dabei so?

    Mir reicht eigentlich die Akzeptanz der Mitspieler (was bisher nie ein Problem war), und dass ich mir dann halt mal etwas Zeit nehmen kann. Ich spiele ja allerdings auch am Meisten Kooperative Spiele, sodass da ja selten auffällt, weil man sich gegenseitig hilft.


    Und kann man das eigentlich wegtrainieren oder bleibt das einfach immer da?

    Ich hab mal 1,5 Jahre eine Therapie gemacht (wo ich alternative und für mich einfachere Rechenwege gelernt habe) und dadurch wurde es besser. Nach 2,5 Jahren intensivem Brettspielhobby bin ich zumindest in den Grundrechenarten im kleinen Rahmen sicherer geworden (eigenes Empfinden). Ansich glaube ich aber nicht, dass das jemals wirklich "weggehen" wird.

    Hallo in die Runde,

    ich wollte mich mal umhören, ob es hier weitere betroffene Leute gibt und wie sie damit umgehen. Also einfach ein lockerer Austausch, ob euch die Dyskalkulie beim Spielen besonders beeinträchtigt, ob ihr deshalb bestimmte Arten von Spielen meidet, habt ihr Tricks oder Hilfsmittel, die euch beim Spielen unterstützen, wie reagiert euer Umfeld darauf (also wird darauf Rücksicht genommen oder wurdet ihr gar schon mal ausgeladen, weil eurem Mitspieler das keinen Spaß mit euch gemacht hat), usw.

    Ich mache ja weder hier noch beim Spielen einen Hehl darum, dass ich unter Rechenschwäche leide und habe da bisher auch kein negatives Feedback bekommen. Ich sage das auch bei fremden Leuten immer direkt vorher an, damit sie wissen, dass ich nicht versuche zu schummeln (Super-Ausrede wenn man "erwischt" wird 😅) oder es andere Gründe gibt, warum ich Zahlen häufiger mal durcheinander bringe oder vergesse.

    Meine Diagnose habe ich sehr spät im Alter von 29 bekommen und es war ein Segen für mich, da mir das vorher das ganze Leben lang sehr unangenehm war, auch bei einfacheren Rechenaufgaben mal länger zu brauchen, absurde Ergebnisse nicht selbstständig sofort erkennen zu können oder auch ein ganz schreckliches Zahlen-(Kurzzeit-)Gedächtnis zu haben. Beim Spielen benutze ich selber keine Hilfsmittel, obwohl das sicherlich gut für alle Beteiligten wäre, aber ich habe dummerweise immer den Anspruch, das auch so hinzubekommen - gepaart mit einer gewissen Schreibfaulheit. 🙈 Bei #51stState lege ich mir allerdings häufiger schon mal die Ressourcen so sortiert und abgezählt zur Seite, dass ich einen besseren Überblick über meine nächsten Züge bekomme. Vielleicht machen das manche "Normal-Rechnende" auch so? 😉

    Ansonsten neige ich leider häufiger bei kompetitiven Spielen zur Analyse Paralyse, wenn ich dort meine Entscheidungen und Züge "durchrechnen" muss. Das hält sich aber insgesamt wohl noch in Grenzen, zumindest gab es da noch keine Beschwerden. 🙈

    Und bei euch so? Gibt's hier Betroffene? Wer sich nicht öffentlich äußern mag - ich freue mich natürlich auch über private Nachrichten. 😊


    P. S.: [Tom] , ich war mir leider völlig unsicher, ob das Thema in diesem Forum richtig aufgehoben ist. Off-Topic fand ich aufgrund des konkreten Bezugs zu Brettspielen aber auch nicht richtig.