Beiträge von Brettspiel Dude im Thema „Veränderung der Spieleszene oder sind die Spiele einfach nicht "gut" genug“

    Das hat mit "Geschäftsmodell" (den Begriff finde ich übrigens etwas despektierlich) nur insofern zu tun, als dass das Interesse an älteren Spielen in der Zuschauerschaft eher gering ist.

    Das war nicht abwertend gemeint, mir ist nur kein besseres Wort eingefallen, hast du eins für "gezielt Content machen, den Leute konsumieren wollen"?

    Leider nicht wirklich - man sollte auf seinem Kanal (Blog...) das machen, das einem Spaß macht - sonst macht man es nicht lange. Und dann muss man eben Glück haben, dass die Leute das auch gut finden. Aber klar: wenn man gerade für etwas was produziert, für das gerade zehntausende an Werbeausgaben rausgeworfen werden, dann profitiert man davon natürlich heimlich mit. Und letzten Endes bin ich ja auch nur Spieler und damit genauso anfällig für den Hype. Und folglich produziere ich dann eben auch was für die Spiele, die gerade gehypt werden. Nicht, weil ich davon profitiere, sondern weil ich eben den Hypetrain genauso mitfahre...


    Das hat mit "Geschäftsmodell" (den Begriff finde ich übrigens etwas despektierlich) nur insofern zu tun, als dass das Interesse an älteren Spielen in der Zuschauerschaft eher gering ist. Wenn ich dennoch ein Spiel habe, das ICH geil finde und das nicht neu ist (wie zuletzt Argent: The Consortium) , dann stell ich das dennoch vor. Nur zum Vergleich: Stand heute 502 Aufrufe. Beyond the Sun, 2-3 Wochen später veröffentlicht: 2105 Aufrufe. Bezogen auf Dein Geschäftsmodell: "Verdient" habe ich mit dem Argent-Video (geschätzt, laut YT): 1,77€ und mit Beyond the Sun 7,97€. Beides Zahlen, die völlig irrelevant sind - maximal in der Menge macht es dann so viel aus, dass ich wenigstens einen Teil meines Einsatzes auffangen kann.


    Wenn du als Autor willst, dass Dein Spiel weiter relevant bleibt, dann musst Du selbst auch was dafür tun. Biete Dich Content Creators an und plauder mit denen über Strategien, mach den Spielern Lust auf das Spiel. Mach eine App-Adaption. Argent KANN ja gar nicht mit Voidfall konkurrieren, da Mindclash einen riesigen Werbe-Etat hatte dafür und das Spiel an allen Ecken und Enden gepusht wurde. Wenn Du Paleo jetzt wieder nach vorn bringen willst, dann muss entweder der Verlag (wie Du ja richtig siehst, haben die da aber nicht das vorderste Interesse daran) oder Du es weiter massiv bewerben.

    Ich hab das nur erklärt um zu verdeutlichen wie wir ticken. Mir ist klar, dass das nicht das Anspruchsdenken sein kann/darf. Und die 150 Partie UC und mittlerweile 130 Arnak sind auch für uns absolute Ausreißer nach oben. Ansonsten hatten wir mal ein Spiel, das 50x auf den Tisch kam oder auch mal eins, was es 70-80x geschafft hat. Aber auch das waren ungewöhnliche Dinge. Normal ist bei uns bei Spielen, die uns richtig gut gefallen, so 20-30 Partien und dann alle Jubeljahre mal wieder... Aber es gibt auch Spiele, die nach 5-10 Partien ausgespielt sind.

    Ok, nur zum Verständnis: Am 30.08. hast Du geschrieben, dass die 90. Arnak-Partie auch bald fallen wird. Und jetzt am 07.12. habt ihr 130 Partien. Das sind 99 Tage, wenn ich mich nicht verzählt habe. Ihr habt also ca. alle 2 Tage Arnak gespielt in den letzten 3 Monaten? Habt ihr neben Arnak noch andere größere Spiele auf dem Tisch gehabt?


    Bei mir ist "viel" 15. Aeons End hab ich 15x gespielt, Edge of Darkness 12x, Vindication 12x, und Anachrony auch. Alle andern liegen noch unter der 10er-Marke.


    Das hat aber nichts damit zu tun, dass die Spiele - passend zum Threadtitel - nicht gut genug wären. Die, die nicht gut genug sind, schaffen es kein zweites Mal auf den Tisch. Es liegt daran, dass es so krass viele andere gute Spiele gibt, die einfach in harter Konkurrenz stehen.


    An größeren Spielen (alles über Res Arcana) habe ich seit August gespielt:

    September: 15 Partien

    Oktober: 11 Partien

    November: 18 Partien


    Das klingt nicht so viel, heißt aber, dass ich im Grunde in jedem Monat mindestens 8 Spieleabende gehabt habe (was viel ist), da man in der Woche mehr als eins (großes) pro Abend oft auch gar nicht hin bekommt. Und da waren 3 Spieletage dabei, an denen wir von morgens bis abends gespielt haben.


    Das sind 44 Partien an großen Spielen - also so viel ca. wie ihr allein an Arnak gespielt habt.

    Ich hatte das "gut" in der Überschrift ja bewusst in Anführungszeichen gesetzt. In meinen Augen sind halt heutzutage die allermeisten Spiele, die so Jahr für Jahr auf den Markt kommen, gute, mindestens jedoch solide Spiele, die vernünftig getestet und illustriert wurden und mechanisch funktionieren. Der ein oder andere Kickstarter bestätigt als Ausnahme sicher die Regel aber gerade bei der Vielzahl an Neuerscheinungen, müssen die meisten Spiele halt heutzutage doch ein gewisses Niveau haben, um überhaupt wahrgenommen zu werden.


    Natürlich kann ein Spiel für die jeweilige subjektive Spielesammlung dennoch nicht gut genug sein und natürlich gibt es Spiele, die einem aufgrund des Genres überhaupt nicht zusagen. Individuelle Vorlieben machen aber ein gut funktionierendes Spiel in meinen Augen nicht zu einem schlechten. Daher tue ich mich schwer damit, die erhebliche Arbeit von Autoren, Redakteuren, Grafikern etc über ein "gefällt MIR nicht, weil (...)" hinaus abzuwerten.

    Aber wenn Du nicht nach halbwegs objektiven Maßstäben fragst, dann fragst Du ja nach subjektiven - und da findet jeder eben was anderes gut / schlecht. Was mich durchaus auch stört, ist dabei die Formulierung: "Das Spiel ist schlecht" vs. "Ich finde das Spiel schlecht" - denn das eine erzeugt die Illusion einer Objektivität, die in der Aussage sich nicht wiederfindet.


    Ob es prozentual heute weniger (nach halbwegs objektiven Maßstäben) schlechte als (nach halbwegs objektiven Maßstäben) gute Spiele gibt als früher... puh: Schwer zu sagen.

    Ich finde immer noch Spiele, die eine fast unleserliche Anleitung haben (Imperium: Classics) - aber die Spiele selbst sind (subjektiv) gut. Es gibt Spiele, die einfach sehr intuitiv und elegant sind - und andere sind es weniger (ich finde Merv z.B. wenig elegant - aber dennoch ein (subjektiv) gutes Spiel ).


    Im Kern kann man schon irgendwie den Querschnitt der bgg-Bewertungen nehmen - da gibts natürlich immer Leute, die zu gut oder zu schlecht bewerten - und wie man hier sieht, ist für manche 5 halbwegs solide und für andere schon ein Totalausfall. Gerade deswegen setze ich vor allem auf Influencer. Tatsächlich nicht die im Fernsehen, sondern auf gute Freunde, die einen sehr ähnlichen Spielegeschmack haben und denen ich fast blind vertrauen kann, wenn es um (subjektiv) gute Spiele geht.

    Bei Literatur gibts ja auch von Kritikern hochgelobte Romane, die man als Normalsterblicher kaum lesen kann - und Groschenromane, die zu Millionen gelesen werden. Fragte man aber den verstorbenen Reich-Ranicki, würde der uns sicher auch eine sehr eigene Vorstellung von "guter Literatur" (Zitat: "Auch Dürrenmatt hat keine guten Romane geschrieben") präsentieren. Aber das heißt ja nicht, dass Menschen nicht Spaß haben dürfen an Marion Zimmer-Bradley oder anderen populären Autoren.


    "Was ist gute Literatur" ist eben - ähnliche wie "Was ist ein gutes Spiel" SEHR akademisch und für die Praxis eher unbedeutend (außer man ist Spieleautor oder -kritiker), weil es eben NICHTS darüber aussagt, wie viel Spaß ein Spiel macht. Meinem Sohn gefällt das Leiterspiel, das ich eindeutig als schlechtes Spiel kennzeichnen würde, weil man Null Player Agency hat. Na und? Er liebt es und wir würfeln uns und ärgern uns wenn wir ne Leiter runter müssen und freuen uns, wenn wir ne Leiter rauf dürfen (und ich freu mich, wenn das Spiel irgendwann zu Ende ist ;) ). Madig muss ich ihm das deswegen nicht machen.


    Was Kritiker oft nicht ertragen: Wenn Leute an schlechten Spielen Spaß haben.

    Was Spieler oft nicht ertragen: Wenn Kritiker sagen, ihr Lieblingsspiel sei schlecht.