Beiträge von PeterRustemeyer im Thema „Veränderung der Spieleszene oder sind die Spiele einfach nicht "gut" genug“

    Das hat mit "Geschäftsmodell" (den Begriff finde ich übrigens etwas despektierlich) nur insofern zu tun, als dass das Interesse an älteren Spielen in der Zuschauerschaft eher gering ist.

    Das war nicht abwertend gemeint, mir ist nur kein besseres Wort eingefallen, hast du eins für "gezielt Content machen, den Leute konsumieren wollen"?


    Wenn Du Paleo jetzt wieder nach vorn bringen willst, ...

    Ich glaube nicht, dass ich da gerade in Zugzwang bin. ^^

    Wir haben bsw. Underwater Cities mittlerweile mehr als 150x gespielt. Von Arnak hatten wir letzte Woche die 90ste Partie. Die 100 wird sicher bald fallen.

    Sowas darf nicht mal ansatzweise die Messlatte sein, das kann so gut wie niemand leisten. :)

    Ich zum Beispiel habe vielleicht ein Dutzend Lieblingsspiele, die ich seit Jahren und noch in vielen Jahren immer wieder mit Freuden auf den Tisch bringen werde, aber ich habe kaum eines davon >10mal gespielt. Ich spiele einfach nicht oft genug, um in solche Größenordnungen vorzudringen. Ein einzelnes Spiel 100 mal zu spielen, selbst wenn ich es an jedem Brettspielabend auf den Tisch bringen würde, da wäre ich wohl 3-4 Jahre nur mit diesem einen Titel beschäftigt.


    Ich erinnere mich, wie ich eine Phase Anfang 2020 hatte, in der mich das total deprimiert hat. Cooper Island war im Frühjahr schon wieder "veraltet". Mir wurde klar, dass das, was mich 4 Jahre gekostet hat, bei den meisten Leuten nach 3-4 Monaten entweder im Regal verschwindet oder ganz aussortiert wird.

    Dieser Eindruck entsteht gefühlt durch drei Dinge:


    1. die auf allen Plattformen omnipräsenten "Content Creators".

    Die müssen ja quasi für ihr Geschäftsmodell immer den neuesten Krempel vorstellen und nicht hundert mal dasselbe Spiel veryoutuben.

    Und obwohl sie eine Minderheit darstellen, machen die Reviewer, Influencer und Quasi-Influencer (voll mitteilungsfreudige Normalos) den Großteil der öffentlichen Brettspielbesprechung aus.


    2. Verlage wollen Spiele verkaufen, es bringt aber wahrscheinlich nur so halb etwas, Spiele zu bewerben, die alle schon gekauft haben. Es bringt vermutlich mehr, die Neuheiten zu bewerben.


    3. Über Neuheiten lässt sich leichter plaudern als über "alte Spiele". Ich weiß dann zum Beispiel nicht, was das für ein Spiel ist, aber vielleicht gefällt mir das Cover. Dann stelle ich Fragen dazu, jemand antwortet mir mit Spekulationen oder Spielerfahrungen, und schon haben wir ein paar Dutzend Tweets oder Forenbeiträge in den Äther geblasen. Über alte Titel kann ich mich wesentlich leiser informieren, dann lese ich einfach irgendeine alte Review, und fertig.


    Ob und wie oft die stille Mehrheit der nicht-influencenden, nicht verlagsmitarbeitenden, nicht forenbenutzenden Spielern dein Spiel spielt, ob es ihnen wahnsinnig viel Spaß macht oder ob es zehn Jahre eingeschweißt in der Ecke rumliegt, das kriegst du als Autor einfach nicht mit.


    Es ist natürlich auch für mich ein komisches Gefühl, dass Paleo Ende 2020 durch alle Kanäle zog, dann ein halbes Jahr lang quasi unbesprochen war, weil alle "fertig" damit waren, dann den Preis gewonnen hat, das Echo aber quasi nur aus vorgefertigten Pressemitteilungen bestand, und jetzt ist es gefühlt wieder "tot" auf allen Plattformen. Klar hätte ich gerne Dauerbeschallung, wie toll mein Spiel ist und wie oft es gespielt wird. Wo bleibt mein Ruhm?

    Ein kleiner Trost ist, auf die Zahlen in den aktuellen Abrechnungen zu kucken. ;)

    Denn was die Brettspielblase abfeiert und was die Realität auf dem Ladentisch und zuhause in den Wohnzimmern ist, das sind einfach zwei paar Schuhe.