Beiträge von Smuntz im Thema „16.08.-22.08.2021“

    Ich gebe es zu, das Spiel hat mich gepackt. Spät geliefert kam ich ja erst kurzfristig in den Genuss von Praga Caput Regni und so ging es nun zum zweiten Mal in Vollbesetzung zu viert an dieses Spiel - diesmal am Tisch mit meinen vertrauten Spiele-Buddies, die ich lange nicht gesehen hatte, aber gehört, dank vieler TTS-Sessions. aber ein Spiel wie dieses am Bildschirm? Nein, das mag ich mir wirklich nicht vorstellen.

    Hatte ich im letzten Spiel die kurz vorher irgendwo im Forum empfohlene Mauerstrategie verfolgt (Schwerpunkt: die Hungermauer rauf und Mauern bauen), entschied ich mich diesmal bewusst dagegen, kletterte den Dom längs und quer rauf und baute allerlei Gebäude und auch drei Aktionsverbesserungen. Und siehe da, auch das hat - nebst Erreichen der Karlsbrücke - zum Sieg gereicht. An den Marktplätzen sollte sich dafür zwar der eine oder andere Mitstreiter dazu gesellen. Hier habe ich bewusst Gleichstände zur Wertung gebracht - also beide Boni für beide Spieler - um dies als Einladung für weitere solche Aktionen zu empfehlen, klappte prima!

    Der Spieler, der hier oft mitzog, erlangte als einziger Siegel - und zwar beide - und räumte mit Punkten für Rest-Geld und Steinen 28 SP ab, hatte aber dem Königsweg gänzlich entsagt und auch nicht die höchste Stufe eines Gebäudes erreicht - nun ja, die Siegel kosteten eben die sonst dafür benötigten silbernen Fenster. Immerhin fing er damit als Zweiter den Mitspieler ab, der sich bis dahin stets in Führung sah.

    Mein mit dem letzten Zug hoch zur fünften Dom-Stufe erhaltenes goldenes Plättchen brachte mir dann für die insgesamt 7 Stufen auf beiden Gebäuden noch satte 14 SP ein, aber auch ohnedem hätte es gereicht, die Endwertung war 156 - 121 - 118 - 102.

    Die eine, alles dominierende Strategie gibt es m.E. nicht, und das ist auch gut so. Man muss wohl früh anhand der Gegebenheiten entscheiden, welchen Weg man einschlägt. Und wenn es im Mittelspiel etwas hakte, hab ich auch zweimal dem Glück nachgeholfen und per Abgabe eines Steins (davon hatte ich immer genug) zwei Plättchen der Auslage getauscht und auf Besseres gehofft.

    Der Abend klang mit einer Runde Kokopelli aus - inzwischen bin ich dazu übergegangen, die zehn Kartentypen vor Spielbeginn auszulosen. Ja, da ist dann Karten sortieren angesagt, aber die Spiele gestalten sich so sehr abwechslungsreich.

    #PragaCaputRegni

    Bei #CrystalPalace würde ich mir echt mal eine große Erweiterung wünschen, maybe eine "dritte Karten-Art" und auch zusätzliche stärker asymmetrische Starteffekte die man mit einer Nation kombinieren könnte würden mir durchaus gefallen!!! ^^ 8-))

    Zumindest gibt es (nur als PnP) eine offizielle Zeitungs-Erweiterung des Autors zum Download bei BGG, siehe unter "Files" auf Crystal Palace: The Newspaper Cards | Board Game | BoardGameGeek

    Muss ich mir endlich mal basteln...

    War das letzte Woche schön. Ich hatte Urlaub und wir waren fünf Tage in langjährig vertrauter Runde zum Spielen im Grünen und auch das Wetter spielte mit - selbstverständlich alle durchgeimpft und getestet, was das Zeug hält und so fünf Tage ohne Maske in spielerischer Normalität am Tisch vereint. Das waren womöglich mehr Spielstunden am Tisch, als ich das ganze Jahr zusammen genommen erleben durfte.

    Nach Begrüßung am Anreisetag ging es mit Gizmos zum Aufwärmen los und abends in einer Runde zu dritt rund ums Bonfire. Mit zwei Vielspielerfüchsen entwickelte sich dies zu der erhofften spannenden Partie in diesem einen Highlight des insgesamt starken Euro-Spiel-Jahrgangs, der bei mir trotz Corona überdurchschnittlich teuer ausfiel.

    Morgens ging es nach dem Frühstück mit Cubitos an den Tisch, gespielt wurde Rennen 3 der Regel. Mir gelang es, die mittige Abkürzung früh zu nehmen, da war ich nicht mehr zu halten. Das Wettlaufspiel mit den variabel wirksamen Würfeln kam bei den Familien im Treff gut an, ich sah es noch gelegentlich auf dem Tisch an diesen Tagen. Der Handel darf sich über weitere zeitnahe Käufe des Titels freuen ("das müssen wir auch haben").

    Mit Räuber aus Skythien durfte ich dann das Spiel kennenlernen, das weitestgehend Räuber der Nordsee samt dessen Erweiterungen vereint. Nun kenne ich davon selbst nur die Erweiterung Halle der Helden, ein umfassender Vergleich ist mir so nicht möglich. Aus dem Vorgänger schien aber nur die Walkürenleiste keine Entsprechung zu finden. Ich werde an meinem Räuber-Spiel festhalten, aber wer dieses nicht kennt und besitzt, ist mit dem neuen Titel sehr gut bedient. Auch die Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig, der Proviant sind Holzteile, das waren bei den Räubern noch Papp-Chips. Grafisch finde ich den alten Look gefälliger, was bekanntlich Geschmackssache ist.

    Mein Kokopelli wurde von manchen schon sehnlichst zum Testspiel erwartet. So hatten wir einige unterhaltsame Runden mit gelegentlichen Kettenzügen und Aha-Effekten, die dem Spiel die Würze geben. Hatte ich bisher nur mit den zum Erstspiel empfohlenen zehn Kartentypen gespielt, kam jetzt mehr zum Einsatz, was deutlich andere Spiele ergab. So oder so ein schneller und abwechslungsreicher Punktewettlauf und eine Mitspielerin, die sich sehr dafür begeisterte, konnte sich noch vor Ort via Facebook eines der nicht wirklich vielen Exemplare mit den hübschen Acrylstandees aus dem Kickstarter sichern. Auf die Retail-Fassung muss man bekanntlich noch unbestimmte Zeit warten.

    Den späten Abend füllten wir - unterbrochen von einer kleinen Happy-Birthday-Gratulations-Pause um Mitternacht - mit einer Partie Faiyum zu fünft. Auch in Vollbesetzung weiß mein diesjähriges Lieblingsspiel zu überzeugen. In der spannenden Endphase ließ sich dank ausreichender Vorwarnungen niemand mit unzureichender Kartenhand vor der letztmöglichen Verwaltung abhängen. Mit meiner Erfahrung und etwas längerem Atem konnte ich den Endspurt für mich entscheiden, die erspielten Punkte: 77 - 66 - 65 - 59 - 50

    Für den kommenden Tag hatten wir uns am Vorabend drei Titel vorgenommen, die allesamt ziemliche Brocken sind. Umso erstaunlicher, dass wir sie auch alle gespielt bekamen.

    Beinahe neu lernen musste ich Cooper Island. Zu selten gespielt und zu lange her war der letzte Einsatz - und online spielen will ich gerade dieses Spiel nun wirklich nicht, das braucht den dreidimensionalen Überblick über das Geschehen. Die erfahrenste Mitspielerin zeigte uns einen Blitzstart mit Bootsbau in Runde eins und zwei und gewann am Ende sicher mit 28 Punkten. Etwas spät warm geworden konnte ich mit drei erspielten Schiffskisten immerhin noch 25 Punkte zusammenraffen. Ich glaube, über 27 bin ich auch sonst nicht in meinen wenigen Spielen hinausgekommen, da war das noch ganz ordentlich. Muss ich öfter spielen - aber wie oft entfährt mir dieser Satz bei Spielen, die mich begeistern können.

    So warmgespielt fanden wir uns zu fünft zum neuen Titel Merchants Cove ein. In diesem Spiel bietet jeder Spieler seefahrenden Abenteurern seine Waren feil. Diese werden in einem für jeden Spieler anderen Regelsystem erspielt. Der Weg der Abenteurer zu Schiffsanlegern oder in die Häuser, das sporadische Auftreten von Schurken, Abenteurer, die uns im Laden helfen aber auch riskante Korruptionskarten und vieles mehr sorgen für ein durchweg atmosphärisches Spiel. Ähnlich wie beim Spiel Robin Hood and the Merrymen aus gleichem Haus (Final Frontier Games), ist hier einiges an Regeln zu vermitteln, was man aber gerne in Kauf nimmt, wird man doch mit einem atmosphärisch schönen Spiel belohnt.

    Die Regeln der einzelnen Charaktere hat jeder selbst gelesen. Nach und nach im Spiel bei seinen ersten Zügen hat jeder sein Spiel laut denkend vorgestellt. Ich war leider etwas müde und nicht aufnahmefähig genug, die Regeln der anderen - Innkeeper, Blacksmith, Alchemist und Captain - bei dieser Gelegenheit umfassend aufzunehmen. Mit meiner eigenen Rolle - Orakel - hatte ich aber auch genug zu tun, die Regeln hierfür sind nur ein wenig länger wie die der anderen.

    Hatte ich hier im Forum gelesen, die Rollen Blacksmith und Captain seien eher einfach gestrickt (es fiel gar das Wort "langweilig"), so konnten meine Mitspielerinnen dies so gar nicht bestätigen, hatten alle ihre Freude an dem Spiel. Es kommt wohl auch immer auf die Erwartungshaltung an. Das hier ist kein berechenbarer Strategiebrocken, kein zweites Root, es will einfach nur Spaß machen - und das tut es! Wenn ich meine fünf Orakel-Utensilien - einen Knochen, ein Voodoo-Püppchen, einen Totenschädel und zwei W4 - in einen geteilten runden Topf warf und ihnen nachschaute, fühlte es sich schon so an, als würde ich die Fettaugen einer Hühnersuppe auf ihren astrologischen Gehalt überprüfen. Man sagte mir auch eine gewisse Ähnlichkeit zur Figur der Rolle nach - nun ja, die scherzen halt gerne, ich seh das anders 8o

    Abends folgte Praga Caput Regni. Hatte ich wenige Tage zuvor in erster Proberunde zu zweit noch nicht so recht gesehen, wo denn hier die Glocken hängen, so zündete das Spiel zu viert nun so richtig. Wir erklommen die höchste Stufe der Hungermauer, ich kam auf die Karlsbrücke, alle Siegel wurden freigespielt, meine Frau erspielte gar alle Technologien und das schönste: sie hat den Dreh raus und spielte es dieser Tage noch öfter, und das siegreich. Wir sind inzwischen beide sehr von diesem Spiel angetan. Was spät zündet, hält bekanntlich lange warm. Dabei geht es recht locker von der Hand und erreicht auch nicht die Spieldauer eines Underwater Cities. Natürlich ist es noch zu früh für Prognosen, aber nach Underwater Cities könnte Vladimir Suchý ein moderner Klassiker gelungen sein.

    Tag 4 - ausgeruht ging es mit Cryo auf einen unwirtlichen Eisplaneten. Scifi-Settings und Dystopien sind nicht unbedingt bevorzugte Themenwelten von mir, dazu eine Comic-artige, Isobaren-Karten-ähnliche Grafik. Einmal mehr Geschmackssache, ich würde es so nicht kaufen. Spielmechanisch dagegen gibt es nichts zu bemäkeln. In einem Wettlauf gegen die Zeit versuchen wir möglichst viele in Kälteschlaf-Kapseln ruhenden Crewmitglieder eines abgestürzten Raumschiffs in Höhlen unter der Planetenoberfläche zu bringen, ehe der bevorstehende Sonnenuntergang und die kalte Nacht vielleicht den sicheren Tod bedeuten - zumindest aber das Spielende. Karten mit mehrerlei Funktionen, allgegenwärtige Ressourcenknappheit mit Möglichkeiten zu einer kleinen Engine, dem entgegen zu wirken und Drohnen als Arbeiter, deren Rückruf variabel genutzt werden kann, machen das Spiel zu einem taktischen Leckerbissen. Ein Spiel, das ich jederzeit gerne mitspiele, aus den genannten (subjektiven) Gründen aber nicht haben muss.

    Mehr nach meinem Geschmack war eine Partie Flügelschlag - zu fünft und mit Europa- und Ozeanien-Erweiterung. Das war ein Fest! Könnte man öfter spielen (jaja, ich weiß, Spieler und Zeit und Gelegenheit vorausgesetzt...). Die Grundspiel-Pläne werden es ab sofort schwer gegen die Ozeanien-Pläne haben. In einem packenden Spiel landeten alle in einem Bereich von 72 bis 82 Siegpunkten. Den letzten Platz trug ich gelassen mit Fassung, es hat einfach sehr viel Spaß gemacht!

    Abends nahm die Ausbeutung von Tharos einmal mehr ihren Lauf. Wir hatten zu viert begonnen - ein Mitspieler verabschiedete sich etwa zur Halbzeit wie vereinbart zur nebenan verabredeten großen Werwolf-Runde (ich schlaf doch lieber im Bett), was dieses Spiel problemlos verzeiht. Nie schafft man alles, was man gerne möchte - und dann kommt noch Pech dazu. Aber egal, geht den anderen ja genauso! Am Ende hat es wieder allen gefallen, auch wenn mir manches obligatorische Etappenziel (z.B. beide blauen Karten statt nur einer zu spielen) nicht gelingen wollte. Wenn schon auf drögen Planeten gearbeitet werden soll, ist dieses Spiel derzeit mein Favorit bei diesem Thema :)

    Als Absacker wurde Wildes Weltall gespielt, das kannte ich auch noch nicht. Hier die Kartenkombos zu erkennen und richtig zu nutzen braucht sicher etwas mehr Übung. Die Kenner mögen beurteilen, ob meine 46 SP gut genug fürs erste Spiel waren. Wieder ein ich-spiele-es-gerne-mit-Spiel., das ich aber nicht haben muss.

    Kleine und mittlere Spiele haben es inzwischen schwer bei mir - wenn schon Zeit zum Spielen ist, darf es auch gleich was "richtiges" sein oder aber es wird - wenn es locker zugehen soll - zu vertrauten Familienspiel-Klassikern gegriffen (Zug um Zug, Rummikub, ...). Auch ein Grund, warum ich manches der kleinen hier gespielten Spiele nicht groß erwähne, da wurde noch manches erprobt. Beim immer noch guten Absacker Mahé von Alex Randolph bin ich dann aber doch froh, das Original Die heiße Schlacht am kalten Buffet in meiner Sammlung zu wähnen. Die dicken Holzschildkröten alleine können die Defizite bei der Grafik bei mir leider nicht wettmachen.

    Am letzten Spieltag ging es wieder nach Paris - zu viert endete der Wettlauf um punkteträchtige Boni und Wahrzeichen 112 - 101 - 80 - 76, als Zweiter hatte ich es dem Sieger gut erklärt ;) . Das Bonusteil 27 (1 SP je 1 Geld bei Spielende) spiele ich weiterhin "entschärft" 2:1 - da der Besitzer sich ansonsten keine Mühe mehr machen muss, Wahrzeichen zu bauen, sammelt er doch ohne Risiko viel mehr Punkte als andere ein. Mit dieser kleinen Hausregel ist dieses Spiel bei uns eines der meistgespielten der letzten 12 Monate.

    Der jüngste Kauf - Formosa Tee - wollte auch erneut gespielt werden. Leider kamen zwei MitspielerInnen damit gar nicht gut zurecht. Einen hatte es einmal arg erwischt - durch einen eigenen kleinen Spielfehler früh zum Passen genötigt spielten wir anderen munter weiter, bis wir unsere gehorteten Reserven durchproduziert hatten - ein Timing-Vorteil, den er nicht wieder aufholen konnte. Was soll ich sagen, ich hatte wohl noch vor einem falschen Zug gewarnt. Dennoch ein feines Spiel, und hier soll jetzt nicht der Eindruck entstehen, dass man sich derart ins Knie schießen könnte, wie das z.B. bei Wasserkraft leicht der Fall ist.

    Einmal mehr wurde Gizmos auf den Tisch gepackt. Diesen neulich im Angebot erworbenen flotten Enginebuilder habe ich rasch liebgewonnen, das geht immer! Zu lukrativen Gizmos der Stufe III sollte es diesmal bei mir nicht reichen - war auch nicht nötig, hatte ich dafür unanständige 13 Siegpunkte während des Spiels mit meinen kleinen Gizmos nebenbei eingesammelt.

    Den fröhlich-gemeinen Schlusspunkt setzten wir zu fünft mit einer Partie Ozeane. Da wurde wieder munter an Flossen geknabbert, mit Parasiten beim Nachbarn schmarotzt und der eigene Fischbestand nach Kräften gemehrt - lass doch die anderen sterben. Das Spiel steckt in einer großen Kiste und man spielt ja auch eine ganze Weile - dennoch ist es kein Strategiebrocken, ich empfinde das eher als Absacker deluxe.

    Das war somit eine schöne Spielewoche und zurück im Alltag werde ich noch eine Weile davon zehren. Bevor einer fragt, wo das war, ich mache hier keine Werbung dafür, da Quartierkapazität und langjährige Teilnehmer halbwegs aufeinander abgestimmt sind. Es gibt ja nicht wenige solche Treffen im Land, da sollte auch so jeder was Passendes für sich finden.

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