Beiträge von ravn im Thema „09.08.-15.08.2021“

    Ergänzung zu Terraforming Mars Ares Expedition: Im Fahrwasser eines Kingdom Death Monster, das vor Erlebnissen und sich erzählender Story nur so tropft, haben es die ganzen Lieb & Nett Eurogames inzwischen bei mir arg schwer. Die müssen mich schon enorm reizen und durch ihre Besonderheiten, wie Faiyum oder Beyond the Sun oder Arnak, überzeugen, um mich unterhalten zu können. Oder eben wie Paleo sein, das ebenso eine Geschichte im Spiel erzählt. Oder ganz besondere Mechanismen wie In der Halle des Bergkönigs bieten, die sich aufregend neu anfühlen.


    Bei Terraforming Mars Ares Expedition war für mich nichts reizvoll, besonders oder neu - nur kopiert und zusammengeklöppelt. Eine Story konnte es bei mir auch nicht entwickeln, weil dafür sahen die neuen Grafiken zu unspektakulär weichgespült aus, wie auch die Spielmechanismen. Wie mit einem Weichzeichner-Filter versehen, der alle Ecken und Kanten auf Mainstream geschliffen hat.


    Aber das Spiel wird sicherlich seine Fans und Freunde finden, weil dazu macht es für die Zielgruppe ausreichend viel richtig: Es hat fernab des Wettrennens um Siegpunkte keine konfrontativen Elemente. Man kann in Ruhe und für sich seine Expedition durch Kartenkombinationen aufbauen. Die Mechanismen sind entweder aus dem Brettspiel oder von Puerto Rico bestens bekannt und böse Überraschungen gibt es nicht. Die Grafik ist gefällig und stört auch nicht mehr.

    Am Wochenende in entspannter Zweierrunde gespielt ...


    Beyond the Sun : Meine zweite Partie gegen Erstspielerin. Der Erfahrungsvorsprung war schon deutlich für mich merkbar, dachte ich ein wenig zu selbstzufrieden und überheblich. So lief es bei mir wirklich gut. Das Räderwerk der Aktionen griff gut ineinander. Schnell hatte ich drei Planeten-Kolonien und war auch in der Forschung und den Freiräumen der Bevölkerungs-Produktionsleiste gut dabei. Zügig Raumschiffe aufs Brett bringen und damit ebenso zügig neue Planeten kontrollieren und möglichst schnell kolonisieren. Zwei zu keine Errungenschaften. Sah gut aus. Nur sorgte diese Taktik dazu, dass ich im letzten Spieldrittel keine Raumschiffe mehr hatte und somit meiner Mitspielerin zu stark die Weltraum-Kontrolle überlassen musste. Ich schaffte es schlicht nicht, die Partie vorzeitig zu beenden und meine Mitspielerin hatte daran wenig Interesse. Am Ende fehlte mir ausreichend Erz für höherwertige Forschung und beim Aufbau meiner Raumschiff-Flotte kam ich ebenso nicht mehr hinterher. Während meine Mitspielerin im letzten Zug mal eben 9 Punkte machen konnte, reichte es bei mir nur zu 3 Punkten und damit nur zum zweiten Platz mit 5 Punkten Abstand. Erneut wieder 49 Punkte wie in meiner Erstpartie.


    Diese zwei Partien spielten sich komplett anders. Auch weil ganz andere Eventkarten, Forschungskarten und damit andere Schwerpunkte und Möglichkeiten gesetzt wurden. Die unterschiedlichen Errungenschaften gaben zudem der Partien einen unterschiedlichen Fokus. Weiterhin finde ich toll, wie übersichtlich und zügig im Spielablauf sich Beyond the Sun spielen lässt. Aktion wählen, ausführen wie aufgedruckt, produzieren und eventuell eine Errungenschaft erreichen. Fertig. Kaum ist der Zug vorbei, ist man auch wieder dran. Zumal ich auch wirklich am Spielgeschehen der gesamten Spielrunde interessiert bin, weil diese mich direkt in den neuen Möglichkeiten oder veränderten Rahmenbedingungen selbst betrifft. Weiterhin absolute Empfehlung. Bleibt nur die Frage, wie es sich in grösserer Runde spielt.


    Terraforming Mars Ares Expedition : Der grundlegende Spielablauf von Race to the Galaxy trifft auf den Aufbauteil von Terraforming Mars. Was soll da schon schiefgehen bei diesen besten Voraussetzungen? Leider für mich zu viel. Da wir zeitgleich unsere Aktionskarte wählen und auch zeitgleich unsere Aktionen dieser ausliegenden Aktionskarten ausführen, habe ich so viel mit mir selbst zu tun, dass ich nur am Rande mitbekomme, was da auf der gegenüberliegenden Spieltischseite so passiert. Ich kann es sowieso nicht ändern, weil konfrontative Elemente gibt es nicht. Es fühlte sich wie ein zeitgleich ablaufendes Solospiel an. Toll für alle, die mal so ganz ungestört für sich spielen wollen. Ein arg einsamer Wettlauf um Siegpunkte.


    Da ich anderen Kartenhände zudem auch nicht kenne, habe ich auch keine Ahnung, was für eine Aktionskarte wohl gewählt werden wird. Erst wenn das Geld ausgeht, kann ich abschätzen, das irgendwann bald eine Produktionskarte gespielt werden wird. Dazu kommt, dass man von einem gemeinsamen Kartendeck blind nachzieht und keine Ahnung hat, welchen Kartentyp man zieht, welche Baukosten diese Karte hat und ob die aktuell spielbar ist oder erst in weiter Ferne, wenn die Rahmenbedingungen auf dem Mars stimmen. Ohne Karten, die einem mehr oder öfters Karten nachziehen lassen, bekommt man viel zu wenig Karten auf die Hand.


    In einer Zweierpartie wird das Spielgeschehen nicht angepasst. So dauert es halt doppelt so lange wie mit vier Spielern, um auf dem Mars die Temperatur oder den Sauerstoff in einen neuen Farbbereich zu spielen, die dann Voraussetzungen für so manche Karten sind. Dadurch dauert das Spiel doppelt so lange, weil ja alle eh zeitgleich nebeneinander her spielen. Damit ging für mich der erhoffte Vorteil eines elegant-komprimierten und zeitlich überschaubaren Terraforming Mars verloren. In der Zeit kann ich auch bequem das Brettspiel spielen und habe da (fast) alles, was mir die Ares Expedition bietet und dazu noch meine geschätzte Konfrontation per rote Karten, die in Ares nur lieb und nett für mich sind, und der Wettlauf um beste Baupositionen, die bei Ares Expedition komplett feht.


    Ist es denn wenigstens elegant? Nö. Weil es zwar diverse Vergünstigungsleisten gibt, nur muss man die Summe immer selbst zusammenrechnen, weil eben der Faktor 2 oder 3 gegeben ist. Zudem sind die Standardaktionen nun Teil der Kartenphase "Action", tauchen aber optisch nur zu klein und zu wenig optischen Zusammenhang mit dieser Kartenphase auf, so dass wir uns anfangs immer wieder daran erinnen mussten, dass wir nur in dieser Kartenphase unsere acht Wärme oder Pflanzen in Temperaturanstieg oder Waldbau (auf ein Einsammeln eines Siegpunkt-Plättchens reduziert hier) eintauschen müssen. Das hätte man optisch auf dem eigenen Spielbrett besser lösen können.


    Was bleibt? Die Optik sieht besser aus, weil diesmal die Illustrationen in einem Stil gehalten sind und nicht mehr aus einer Freeware-Clipart-Gallerie zusammengesucht wie beim Brettspiel mit seinem dadurch ganz eigenen spröden Charme. Zudem sind die Rohstoffwürfel nun aus Plastik und die Vorratsschalen (des Kickstarters) sind praktisch, ebenso wie das zweilagige eigenen Spielbrett, auf dem nichts mehr verrutschen kann.


    Leider blieb der Spielspass auf der Strecke. Wenn ich die Wahl habe, spiele ich lieber das Brettspiel oder Race or the Galaxy. Die Zielgruppe für die Ares Expedition bin ich nicht. Die liegt wohl eher bei Aufbaufreunde und Gegner von konfrontativen Elementen. Mir ist das alles zu lieb und nett und zu wenig aufregend und viel zu viel solitär. Nach xx Monaten ohne wirkliche Spielrunden brauche ich kein neues Spiel, das sich wie Home-Office anfühlt und mich von meinen Mitspielern am Tisch isoliert. Durchgefallen - für mich. Ob es der kooperative 2-Spieler-Modus rausreissen kann? Keine Ahnung, nicht gespielt.