Es ist kurz vor halb zwei, eigentlich sollte ich schlafen, aber stattdessen fange ich mit diesem Post an. Wieso? Weil ich eben mit rojack und koala-goalie auf meinen Wunsch und deren Interesse hin Arche Nova gespielt habe.
Arche Nova ist ein Spiel, das klar von der Berichterstattung vor der Spiel profitiert hat. Die Erwartungshaltung war hoch, wurde aber, wenn man sich die BGH Bewertungen anschaut, mehr als erfüllt für die meisten. Ich war mir lange Zeit unsicher, wie ich die optische Aufmachung finden soll. Wieso? Weil mir die ersten Bilder zum Spiel und die darauf verwendeten Stockfotos nicht wirklich gefielen. Auf der Spiel konnte ich das Spiel dann in Natura sehen und kann diesbezüglich bereits sagen, dass diese Unsicherheit unnötig war, denn die Bilder passen sehr gut zum Spiel. Nun ist dieser Punkt aus der Welt, nach der heutigen Partie beschäftigt mich jedoch nicht mehr die Grafik, sondern das Spiel selbst. Wie gut gefällt es mir und brauche ich es?
Meine Wertung für das Spiel liegt höher als die fünf und sechs Punkte, die die beiden hier im Wertungsmodul vergeben haben, und doch bin ich auch nicht in dem Bereich, in denen es aktuell viele einsortieren. Für mich liegt es nicht zwischen sehr gut und exzellent (acht und nein Punkten auf BGG), sondern eher bei 7 im Mehrpersonenspiel. Es ist natürlich ein vorläufiger Eindruck, der sich noch ändern wird mit weiteren Partien, aber gerade bin ich etwas ratlos, wie ich das Spiel für mich selbst einsortieren soll.
Wie koala-goalie bereits geschrieben hat, ist die Interaktion relativ gering, wenn man die Kartenauslage und das gelegentliche Ausspielen bestimmter Tierarten ausklammert. Hauptsächlich versucht jeder Spieler die eigenen Aktionen möglichst optimal zu verketten und den eigenen Zoo mit Gehegen und Tieren zu füllen. Wichtig kann dabei der Zeitpunkt der Pause sein, weswegen man diesen und die Aktionskarten der anderen nicht ganz aus den Augen lassen sollten. Prinzipiell spielt sich das Spiel jedoch auf dem eigenen Tableau ab. Es gibt zwar auch Boni, die oftmals das frühe Erreichen durch einen Spieler belohnen, jedoch muss ein Fortschreiten in bestimmten Bereichen auch zur Kartenhand und der Strategie passen. Boni sind nett, sollten aber nicht die Ausrichtung der Spielzüge bestimmen, da sie auch meist später noch brauchbare Belohnungen liefern.
Dementsprechend spezialisieren sich die Spieler auf bestimmte Karten, Tiere, Länder oder eine Kombination daraus. Zu Anfang ist es wichtig das Ansehen zu steigern. Tut man dies nicht, kommt man nur schwer an Geld und verbaut sich dadurch Aktionen. Geld ist nur selten ausreichend vorhanden und es gibt nurneine geringe Menge an Möglichkeiten viel Geld zu erhalten. Über eine Aktion ist dies möglich, effektiv jedoch erst nach der Aufwertung der passenden Karte und Aufwerten will man zu Beginn natürlich vorrangig die Karten, die zur Strategie passen. Nutzt man die einfache Karte, vielleicht nicht einmal an letzter Position für die höhere Effektivität, dann sind Geldbeschaffungen Züge, die sich nicht optimal und ein wenig falsch anfühlen, wenn die Mitspieler mit ihrem Geld gerade immer so bis zur nächsten Pause und Einkommensphase über die Runden kommen und mit zwei oder drei Aktionen, die man selbst auf die Akquise von Geld verwenden musste, zu enteilen scheinen.
Der Kartenmechanismus zur Aktionsauswahl gefällt mir gut, da er ein gewisses Maß an Planung erfordert, jedoch auch Abweichungen von diesem Plan ermöglicht, ohne sich allzu bestrafend anzufühlen. Auch die zwei Leisten (Attraktivität/Artenschutz und Ansehen) sind spielmechanisch gelungen. Insgesamt ist das Spiel wirklich rund und gefällig, aber es ist auch nicht so, dass es mich absolut umgehauen hat. Aber muss es dass?
Ich finde Arche Nova zu spielen macht Spaß. Die Auswahl der Karten ist durchaus bedeutsam, ein kleveres Verknüpfen der Aktionskarten fühlt sich sehr befriedigend an und die steigenden Möglichkeiten (mehr Geld und bessere Aktionskarten) sind belohnend.
Ähnlich wie Terraforming Mars hat man das Gefühl anfangs schwierig oder langsam zu starten. Es gibt viele sinnvolle Sachen und für fast alles fehlt das Geld. Es muss also schon zu Beginn geschaut werden, welche Aktion gerade wirklich nötig ist und was auf lange Sicht am meisten bringt. Geht dieser Plan auf, dann fühlt es sich in beiden Spielen befriedigend an. Der Fortschritt auf dem Tableau ist bei Arche Nova ebenfalls sichtbar, jedoch eher Mittel zum Zweck. Während ich bei Terraforming Mars aktiv den Mars begrüne, erschließe und sich Ozeane bilden, habe ich bei Arche Nova durch das Platzieren der Gehege eher das Gefühl Vorkehrungen zum Ausspielen einer Karte zu treffen. Schlecht ist es dadurch nicht, nur fühlt sich Terraforming Mars viel interaktiver und lebendiger an, da alle an der Nutzbarmachung des einen Planeten mitarbeiten, man so mehr Interaktion hat und auch den Fokus auf das eine Spielbrett.
Ein Fazit zu ziehen fällt mir schwer. Die Mechanismen gefallen mir. Es kann eine taktische Entscheidung sein einen suboptimalen Zug zu machen, um dadurch in der Zugreihenfolge nach der Pause beginnen zu dürfen. Genauso kann es wichtig sein die Pause einzuleiten, wenn man das Einkommen zum Ausspielen von Karten oder dem Bau der Gehege benötigt nach der Pause und die Mitspieler ihre volle Hand bis auf das Kartenlimit abwerfen müssten. Ebenso ist es zum Spielende hin wichtig abzuschätzen, ob man das Spiel versucht schnellstmöglich zu beenden oder lieber eine Karte zurückhält und dadurch mehr Siegpunkte macht, was aber eventuell auch den Mitspielern entgegenkommt und einem selbst mehr schadet.
Die Tatsache, dass ich hier 105 Minuten über das Spiel schreibe zeigt, dass es mir nicht nicht gefallen hat. Ich bin aktuell nur unsicher, ob es für mich eher ein guter Solo-Titel ist oder ob ich Arche Nova auch mit mehreren Spielern auf den Tisch bringen würde. Vermutlich werde ich es mit Freunden spielen, wenn sie Mal hier sind. Eventuell spielt es sich auch interaktiver, wenn man die Karten, welche Interaktion ermöglichen, besser einzusetzen weiß und daher auch aktiv solche Tiere im Zoo ansiedelt.
Ich werde es wohl behalten. Aktuell sind es Eindrücke, die ich gerne bestätigt oder widerlegt haben möchte durch Folgerunden. Wahrscheinlich bleibt es vorrangig ein Solo-Titel für mich, was aber nicht negativ gemeint ist. Arche Nova fühlt sich weniger nach Zoo für mich an, als sich Terraforming Mars nach Marsbesiedelung anfühlt, und doch gefällt mir das Thema und die Umsetzung. Wenn ein Spiel so viele Gedanken in einem hervorruft, dann tut man gut daran diese Empfindungen zu erforschen. Ein Spiel muss schließlich nicht immer eine 8+ sein, damit man es gerne auf den Tisch bringt und Spaß damit hat. Am Ende ist doch genau dies der wichtigste Punkt und das ganz unabhängig davon, ob man solo oder mit anderen und aufgrund von Thema oder rein der Mechanik spielt.