Beiträge von fjaellraeven im Thema „Arche Nova / Ark Nova (Feuerland 2021)“

    Was spricht eigentlich dagegen, dass man Gehege wieder entfernen darf?

    Die Tatsache, dass das Bebauen des eigenen Zoos ein wichtiger Aspekt ist und man sich durchaus Gedanken machen muss, was man wo hinbaut.


    Gerade zum Ende ist Geld oft nicht mehr das Problem, dafür aber der Platz - sofern man nicht versucht den Zooplan möglichst frei zu halten aufgrund einer Endwertungskarte. Das bedeutet, dass am Ende durchaus noch vierer/fünfer Tiere auf der Hand sein können, es aber schlichtweg an Platz für ein solches Gehege fehlt. Wenn dann nicht ausgewildert werden kann, hat man es sich selbst verbaut oder vielleicht sogar nicht gut gespielt/puzzelt. Das Abreißen eines Gebäudes ist da ein einfacher Ausweg, der im Zweifel nicht mal eine zusätzliche Aktion kostet - zumindest wenn man Bauen aufgewertet hat und sowieso ein anderes Gehege bauen wollte.


    Für mich (!) geht es in Arche Nova auch darum möglichst weitsichtig den Zoo zu bebauen, auch wenn manche Boni zu bestimmten Zeitpunkten trotz ineffizienter Lage bepuzzelt werden. Durch den begrenzten Platz und die Position der Wasser/Gebirgsfelder gibt es im Kombination mit der Kartenhand oder Auslage immer vieles abzuwägen.


    Hier kann man es natürlich für sich hausregeln, da spricht nichts dagegen. Mir persönlich würde durch die Option aber ein wesentlicher Teil des Spiels wegfallen. Punktetechnisch macht es eben durchaus einen Unterschied, ob ich am Ende doch noch den Elefant in meinem Zoo unterbringen kann oder nicht. Wenn es nicht geht, dann ist das schlicht die Konsequenz vorheriger Züge und damit meine bewusste Entscheidung, da ich zuvor lieber etwas anderes Gebaut habe, wodurch mir dann eben der Platz fehlt.


    Abgesehen davon sind Gehege eine kostspielige Angelegenheit in der Realität. Da wird oft umgebaut, selten neu gebaut, aber wahrscheinlich nur in Ausnahmen abgerissen.

    Ich kann ravn verstehen, da es beispielsweise eine super Dreingabe gewesen wäre, wenn man wie bei EIn Fest für Odin einen Almanach mit herausgegeben hätte, der sich mit der Geschichte der Zoos, deren Vorteilen und Schattenseiten auseinadnersetzt. Gerade Feuerland als Herausgeber von Ein Fest für Odin oder Arler Erde hat da Erfahrungen mit. Diese Almanachen bedeuten garantiert einiges an zusätzlicher Arbeit. Hier sollte man bedenken, dass MathiasW Erstautor ist, der nach Jahrelanger Entwicklung sein erstes Spiel herausgebracht hat. Eine Umsetzung eines Ausführung zum Thema Zoo hätte also vielleicht von Feuerland selbst angestoßen werden müssen, doch stellt sich dann auch die Frage, in welchem Umfang dies hätte geschehen sollen?


    Reichen da ein paar Absätze? Für einige ein netter Input, für die anderen Grund zur Kritik, da viele Bereiche nicht oder nur unzureichend beleuchtet werden würden.
    Ein paar Seiten? Erstmal überblättern, ich will ja nur das Spiel auf den Tisch bringen sagt die eine Fraktion, die andere fühlt sich eher abgeholt, aber wenn X schon erwähnt wird, dann sollte man Y auch nicht unter den Tisch fallen lassen und wieso wird X nicht mit Z abgewogen?

    Ein Almanach? Puh, wofür wurde denn das beigelegt? Der kann unter die Sortierboxen, wer hat denn Lust sich 20+ Seiten zum Thema Zoo durchzulesen, ich möchte doch nur spielen! Für die anderen wäre dieser Almanach aber genau das, was die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema hätte sein können und sollen. Ein EInblick in das Für und Wider, mit geschichtlichen Hintergründen und aktuellen Entwicklungen.


    Alle Personen wird man da kaum abholen können, denn für die einen ist das zu lang und unnötig, was sich jemand anderes wünschen würde. Davon abgesehen finde ich, dass das Spiel mit der Thematik im Rahmen eines Brettspiels gut umgeht. Die Umsetzung ist logischerweise erwachsener als die eines New York Zoo und auch wenn es keine Simulation ist, bekommt man einen kleinen Einblick dahingehend, dass moderne Zoos mittlerweile nicht nur die lokale Einrichtung sind, sondern weitläufige Kooperationen haben und auch wichtig für den Artenschutz und die Aufklärung sind. Dass ein Zoo niemals die freie Wildbahn ersetzen kann, darüber brauchen wir nicht diskutieren. Wenn Zoos aber dazu beitragen, dass Tiere ihre natürlichen Habitate wieder zurückerobern können und eine gesunde Population bilden, nach der Mensch diese zerstört oder dezimiert hat, dann ist das ein wichtiger Beitrag.


    Zoos sind nicht generell gut oder schlecht. Für mich sind Zoos ein Graubereich. Es gibt schlimme Beispiele (ab Minute 22 über einen Zoo in Bangkog) und eine ständige Abwägung von Vor- und Nachteilen bei Zoos. Am Ende gibt es aus meiner Sicht kein klares "Ja" oder "Nein", vielmehr ein "Nur wenn..." . Ob es am Ende einen Almanach braucht? Nein. Ob es schön gewesen wäre einen zu haben? Bestimmt. Wenn es das Spiel aber von sich aus schafft, dass man sich mit der Thematik beschäftigt, beispielsweise weil man wissen will, wie das mit dem Auswildern funktioniert und ob der Zoo in der Nähe eine Kooperation hat, dann ist das auch ein Erfolg. Es gibt genug Angebote im Internet, die einem diese Informationen liefern. Hier muss man natürlich selbst noch die passenden Informationen finden und Quellen für sich filtern, die Erkenntnis ist am Ende dafür aber deutlich wertiger als das, was ich auf 20 zusammengefassten Seiten gelesen hätte, auch wenn diese als Denkanstoß für weitere Recherchen wahrscheinlich sogar noch besser hätten sein können.


    Das Thema ist für ein Brettspiel, das in allererster Linie unterhalten will, gut ausgearbeitet. Perfekt ist es nicht, aber was ist schon perfekt. Es fängt das Thema gut ein und vermittelt ein positives Gefühl, bei dem Tiere durchaus artgerecht - im Sinne eines Zoos - gehalten werden müssen. Einen ernsterer Ansatz, wie ihn beispielsweise This War of Mine mit anderem Thema verfolgt, wäre dem Spiel definitiv nicht zuträglich. Von daher würde ich dem Spiel nichts vorwerfen. Die Anmerkung von ravn kann ich nachvollziehen und finde sie umsetzenswert, ein besseres Spiel hätte die Mehrinformation nicht zwangsläufig ergeben, aber eben definitiv auch kein schlechteres.

    [...] Und ja: Es gibt Spiele, die dauern einfach 3 Stunden mit Aufbau und Spielzeit und ich genieße jede Minute davon. Wenn aber das Gefühl aufkommt, dass das Spiel - ohne viel zu verlieren- auch kürzer gespielt hätte werden können, hätte ich das lieber gemacht. [...]

    Ich finde es auch schön, wenn Spiele reduziert sind und sich elegant spielen lassen. Das bedeutet, dass ein Spiel elegant sein soll und Mechaniken, die es nur unnötig aufblähen, herauslässt. Eine dadurch kürzere Spielzeit ist absolut etwas, was ich unterstütze.


    Die Spielzeit ist hier aber von den Mitspielern abhängig und liegt nicht am Design. Wenn ich mich zum Brettspielen treffe, dann weil ich Zeit mit meinen Freunden verbringen möchte. Das bedeutet, dass ich einen schönen Abend mit meinen Freunden verbringen möchte. Da warte ich sehr gerne weitere 30-45 Minuten, wenn ich dafür mehr Freunde am Tisch haben darf. Für mich ist das dann auch keine Downtime, selbst wenn ich faktisch selbst nichts machen und nur zuschauen oder die Auslage ansehen kann.


    Die Zeiteinsparung beruht bei Arche Nova also nur auf der Anzahl der Mitspieler:innen. Für mich stellt sich in diesem Fall die Frage nicht, selbst wenn ich zwei Spiele hätte, die ich parallel spielen könnte, so möchte ich doch ein gemeinsames Spiel mit Freunden erleben. Genau das ist für mich deutlich wertiger als die Spielzeit effektiver ausnutzen zu können.

    Das zeigt aber hoffentlich auch, dass die Spieldauer (wie bei vielen komplexen Spielen) sehr stark variiert. Die „Schnellspieler“ zeigen dann doch bitte Verständnis für die, die etwas langsamer zu Gange sind (also Spieler wie mich). :)

    Vielen Dank für die Statistik. :)


    Ich denke auch, dass sie noch etwas verfälscht ist, sie erlaubt aber schon die Aussage, dass Arche Nova im Schnitt in unter drei Stunden zu spielen ist in jedweder Besetzung. Ich habe genau diese Passage zitiert, da ich nochmal deutlich klar machen möchte, dass du oder andere mir nicht zu langsam spielen. Es war keine Kritik am Spieltempo, sondern eben daran, wie das Spieltempo anderen verkauft wird. Das ist ein gewichtiger Unterschied.


    Ich kann dich und andere einschätzen und weiß, dass deine Spielzeiten sich nicht mit meinen decken, auch wenn das die Empfindungen bezüglich des Spielgefühls nicht betrifft. Das heißt, ein Spiel, dass dir gefällt und was du in vier Stunden spielst, bei dem kann ich für mich durchaus einen Reiz erkennen, eben weil der Spielgeschmack ja nichts mit der Spieldauer zu tun hat. Dementsprechend lese ich deine und andere Berichte gerne, empfand nur diese teilweise absolut klingenden Passagen bezüglich der Spieldauer in manchen Fällen unpassend, da es eben auch viele gibt, die die Berichte nicht einordnen können und sich abschrecken lassen. Diesbezüglich sind wir im anderen Thread aber auf einen Nenner gekommen. :)


    Jeder darf und sollte in seinem Tempo spielen. Die Diskussion im anderen Thread ging auch leider an meiner oben erwähnten Aussage vorbei, da es mir nicht wichtig ist ob Spiele langsam oder schnell gespielt werden und ob sie in den vergangenen Jahren einen Anstieg an benötigter Spielzeit verzeichnen. Es gibt genug Auswahl an Spielen, sodass jeder die für sich passenden Spiele findet. Es sollte sich auch niemand durch die Aussage genötigt fühlen schneller zu spielen, denn das führt im schlimmsten Fall dazu, dass man, genau wie bei einem absoluten Grübler am Tisch, die Lust am Spiel verliert, da man sich getrieben fühlt und sein eigenes Wohlfühltempo nicht verfolgen kann.


    Ich hoffe also, dass du weiterhin langsamer spielst und dir den Spaß am Spielen selbst erhältst. Denn den hast du, wenn ich deine Berichte lese. :)

    Ich hatte eigentlich nicht vor nochmal etwas dazu zu schreiben, aber da es hier ständig aufkommt, auch als leichte Kritik am Spiel:


    Das Spiel ist durchaus in unter drei Stunden zu spielen. Ich hatte letzten Mittwoch eine Runde mit zwei Freunden, beide Erstspieler, und wir haben keine drei Stunden gebraucht. In der nächsten Partie bin ich mir relativ sicher, dass die Spielzeit sich irgendwo um die 150 Minuten einpendeln wird, wobei ich zwei Stunden zu dritt auch nicht für ausgeschlossen halte.


    Das Spiel muss nicht ewig lange dauern, wenn man aktiv auf das Ende spielt. Und dieses Spielen aufs Ende macht auch durchaus Sinn, wenn man selbst vorne liegt und nicht nur versucht einen möglichst punkteträchtigen letzten Zug zu spielen oder einen neuen Punkterekord aufzustellen. Am Ende geht es bei Arche Nova darum vor den anderen zu landen - und natürlich Spaß zu haben - jedoch kann ich eben auch mit 6 zu X gewinnen und brauche keine 35 Punkte.


    Der Mechanismus für das Ende ist ein guter und belohnt die, die auf eben diese Siegbedingung spielen. Möchte ich nur meinen Zoo vollpuzzeln und ein paar große Tiere in Gehege stecken, dann kann ich das natürlich auch tun. Wenn es einem so Spaß macht, dann ist das absolut in Ordnung, nur ist es wie bei Terraforming Mars eben so, dass sich das Spiel wie Kaugummi ziehen kann, wenn keiner etwas für's Ende tut. Bei Terraforming Mars noch viel schlimmer als bei Arche Nova, da ich hier das Spielende ohne Zutun der anderen auslösen kann.


    Der Post mag jetzt negativer klingen als er soll, ich gönne jedem seinen Spielstil, nur lese ich in letzter Zeit öfter die Kritik, dass ein Spiel zu lange dauere, sich ziehe oder ähnliches. In einigen Fällen muss ich sagen, dass dem nicht so ist. Wenn es grundsätzlich so wäre, könnte ich keine kürzeren Partien spielen. Dementsprechend liegt es eben oft an den Leuten vor dem Spiel. Wenn die Runde damit kein Problem hat, dann ist daran auch nichts auszusetzen, aber bitte lastet sowas nicht dem Spiel an, sondern reflektiert euer eigenes Spiel und schätzt objektiv ein, ob man nicht selbst einen Teil zu dieser Überlänge beiträgt.


    Wie Huutini es geschrieben hat, kann ich es mir ebenfalls nicht vorstellen, dass man so viele Artenschutzkarten unterstützen kann und gleichzeitig ein normal langes Spiel hat. Schließlich muss für einige Projekte ja auch noch das passende Tier ausgewildert und vorher ausgespielt, die verlorenen Punkte danach sogar wieder aufgeholt werden. Das ist absurd viel und aus meiner Sicht eben nur durch eine zu lange und nicht zielorientierte Spielweise möglich, was danach nichtsdestotrotz als Kritik am Spiel angebracht wird.


    Auch mit einem schnellen Spiel kann man Punkte im hohen 20er oder 30er Bereich erzielen.

    Es ist erstaunlich, dass hier auf den letzten zwei Seiten über den vermeintlich spielentscheidenen letzten Zug spekuliert oder eben dagegen argumentiert wird, obwohl diese falsche Annahme alleine auf der Regellektüre und eventuell dem Schauen von Videos beruht. Das ist auch der Grund, wieso ich es oftmals befremdlich finde, wenn sich manch einer hier im Forum nach der Regellektüre zutraut eine Bewertung über die Güte eines bisher nicht erschienen Spiels abzugeben. Ja, man kann sich ein gutes Bild vom Spiel machen, am Tisch merkt man dann aber erst, ob die Mechaniken ineinandergreifen und es sich so rund/unrund anfühlt, wie man es nach dem Lesen erwartet hat.


    Bei Arche Nova braucht man viele Aktionen, bis man überhaupt in der Lage ist einen letzten Zug zu machen. Ein letzter Zug kann punkteträchtig sein, aber er reicht definitiv nicht zum Sieg, wenn man nicht zuvor schon auf den Leisten vorangeschritten ist. Das Aufeinandertreffen ist eine variable Spielendbedingung, die von den Personen am Tisch abhängt. Wie oft angemerkt wurde, sind die Siegpunkte einer Runde ins Verhältnis zu setzen und nicht zwangsläufig vergleichbar mit den Ergebnissen anderer Runden, die eventuell schneller auf das Spielende gespielt haben und dadurch weniger Siegpunkte haben oder eben das Aufeinandertreffen der Marker zeitlich abgepasst und so ein Maximum an Siegpunkten erzielt haben.


    Das bedeutet gleichzeitig, dass man das Spiel durch Voranschreiten auf den Leisten im Idealfall zu einem Zeitpunkt beendet, an dem der Abstand der anderen Marker weiter auseinander liegt als die eigenen und so die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst punktemäßig eingeholt wird, relativ gering ist. Spielt man langsam, kann man anderen, die ebenfalls weit auf den Leisten vorangeschritten sind, einen punkteträchtigen Zug ermöglichen. Mit diesem Zug können andere gewinnen, wenn man selbst das Spiel beendet und die anderen noch einen Zug haben, aber dafür müssen eben jene Mitspieler beim Auslösen des Spielendes ähnlich weit vorn gelegen haben auf den Leisten. Liegen die Marker beim Auslösen des Spielendes jedoch noch weit auseinander, dann werde ich kaum gewinnen. Dafür verantwortlich sind zwei Gründe:

    1. Die Lücke der Marker muss zunächst geschlossen werden, damit ich Siegpunkte erhalte. Die Person, die das Spielende auslöst, ist ja selbst minimal bei 0 Punkten, während ich zum Zeitpunkt des Spielendes noch im negativen Siegpunktbereich liege.
    2. Die Person, die das Spielende auslöst, tut dies zu einem für sie günstigem Zeitpunkt. Ich habe als Mitspieler zwar im Regelfall noch einen Zug, jedoch habe ich meine vorherigen Züge nicht auf das Spielende eines Mitspielers hin optimiert. Dementsprechend wird mein finaler Zug im Zweifelsfall nicht so gut sein wie der des Mitspielers, der aktiv das Spielende gesucht hat - und wenn es nur so war, dass der Mitspieler das Spiel zwar nicht punkteträchtig beendete, jedoch taktisch zu einem guten Zeitpunkt, an dem die Mitspieler noch weiter entfernt lagen auf den Leisten oder deren Aktionen keine tollen Züge ermöglichen.


    Ich finde den Ansatz des Spielendes gut. Wieso man sich zwingend siegpunktmäßig mit anderen vergleichen muss ist mir schleierhaft. Innerhalb einer Runde ist dies gut abzubilden, der Vergleich verschiedener Spielrunden, mit verschiedener Spieleranzahl und Kartenauslage oder Motivation das Spiel voranzutreiben, ist es jedoch nicht. Am Ende kann ich doch auch mit sieben Siegpunkten eine nahezu optimale Partie für meine spezielle Runde gespielt und auch mit -16 Punkten Spaß am Tisch gehabt haben. Wieso ich mir dieses Ergebnis / diese Freude durch den Vergleich mit den Punktzahlen anderer bestätigen oder auch dadurch madig machen muss, erschließt sich mir nicht. Das bietet sich bei Arche Nova schlichtweg nicht so an, wie es dies bei anderen Spielen tut.

    Es ist kurz vor halb zwei, eigentlich sollte ich schlafen, aber stattdessen fange ich mit diesem Post an. Wieso? Weil ich eben mit rojack und koala-goalie auf meinen Wunsch und deren Interesse hin Arche Nova gespielt habe.


    Arche Nova ist ein Spiel, das klar von der Berichterstattung vor der Spiel profitiert hat. Die Erwartungshaltung war hoch, wurde aber, wenn man sich die BGH Bewertungen anschaut, mehr als erfüllt für die meisten. Ich war mir lange Zeit unsicher, wie ich die optische Aufmachung finden soll. Wieso? Weil mir die ersten Bilder zum Spiel und die darauf verwendeten Stockfotos nicht wirklich gefielen. Auf der Spiel konnte ich das Spiel dann in Natura sehen und kann diesbezüglich bereits sagen, dass diese Unsicherheit unnötig war, denn die Bilder passen sehr gut zum Spiel. Nun ist dieser Punkt aus der Welt, nach der heutigen Partie beschäftigt mich jedoch nicht mehr die Grafik, sondern das Spiel selbst. Wie gut gefällt es mir und brauche ich es?


    Meine Wertung für das Spiel liegt höher als die fünf und sechs Punkte, die die beiden hier im Wertungsmodul vergeben haben, und doch bin ich auch nicht in dem Bereich, in denen es aktuell viele einsortieren. Für mich liegt es nicht zwischen sehr gut und exzellent (acht und nein Punkten auf BGG), sondern eher bei 7 im Mehrpersonenspiel. Es ist natürlich ein vorläufiger Eindruck, der sich noch ändern wird mit weiteren Partien, aber gerade bin ich etwas ratlos, wie ich das Spiel für mich selbst einsortieren soll.


    Wie koala-goalie bereits geschrieben hat, ist die Interaktion relativ gering, wenn man die Kartenauslage und das gelegentliche Ausspielen bestimmter Tierarten ausklammert. Hauptsächlich versucht jeder Spieler die eigenen Aktionen möglichst optimal zu verketten und den eigenen Zoo mit Gehegen und Tieren zu füllen. Wichtig kann dabei der Zeitpunkt der Pause sein, weswegen man diesen und die Aktionskarten der anderen nicht ganz aus den Augen lassen sollten. Prinzipiell spielt sich das Spiel jedoch auf dem eigenen Tableau ab. Es gibt zwar auch Boni, die oftmals das frühe Erreichen durch einen Spieler belohnen, jedoch muss ein Fortschreiten in bestimmten Bereichen auch zur Kartenhand und der Strategie passen. Boni sind nett, sollten aber nicht die Ausrichtung der Spielzüge bestimmen, da sie auch meist später noch brauchbare Belohnungen liefern.


    Dementsprechend spezialisieren sich die Spieler auf bestimmte Karten, Tiere, Länder oder eine Kombination daraus. Zu Anfang ist es wichtig das Ansehen zu steigern. Tut man dies nicht, kommt man nur schwer an Geld und verbaut sich dadurch Aktionen. Geld ist nur selten ausreichend vorhanden und es gibt nurneine geringe Menge an Möglichkeiten viel Geld zu erhalten. Über eine Aktion ist dies möglich, effektiv jedoch erst nach der Aufwertung der passenden Karte und Aufwerten will man zu Beginn natürlich vorrangig die Karten, die zur Strategie passen. Nutzt man die einfache Karte, vielleicht nicht einmal an letzter Position für die höhere Effektivität, dann sind Geldbeschaffungen Züge, die sich nicht optimal und ein wenig falsch anfühlen, wenn die Mitspieler mit ihrem Geld gerade immer so bis zur nächsten Pause und Einkommensphase über die Runden kommen und mit zwei oder drei Aktionen, die man selbst auf die Akquise von Geld verwenden musste, zu enteilen scheinen.


    Der Kartenmechanismus zur Aktionsauswahl gefällt mir gut, da er ein gewisses Maß an Planung erfordert, jedoch auch Abweichungen von diesem Plan ermöglicht, ohne sich allzu bestrafend anzufühlen. Auch die zwei Leisten (Attraktivität/Artenschutz und Ansehen) sind spielmechanisch gelungen. Insgesamt ist das Spiel wirklich rund und gefällig, aber es ist auch nicht so, dass es mich absolut umgehauen hat. Aber muss es dass?


    Ich finde Arche Nova zu spielen macht Spaß. Die Auswahl der Karten ist durchaus bedeutsam, ein kleveres Verknüpfen der Aktionskarten fühlt sich sehr befriedigend an und die steigenden Möglichkeiten (mehr Geld und bessere Aktionskarten) sind belohnend.


    Ähnlich wie Terraforming Mars hat man das Gefühl anfangs schwierig oder langsam zu starten. Es gibt viele sinnvolle Sachen und für fast alles fehlt das Geld. Es muss also schon zu Beginn geschaut werden, welche Aktion gerade wirklich nötig ist und was auf lange Sicht am meisten bringt. Geht dieser Plan auf, dann fühlt es sich in beiden Spielen befriedigend an. Der Fortschritt auf dem Tableau ist bei Arche Nova ebenfalls sichtbar, jedoch eher Mittel zum Zweck. Während ich bei Terraforming Mars aktiv den Mars begrüne, erschließe und sich Ozeane bilden, habe ich bei Arche Nova durch das Platzieren der Gehege eher das Gefühl Vorkehrungen zum Ausspielen einer Karte zu treffen. Schlecht ist es dadurch nicht, nur fühlt sich Terraforming Mars viel interaktiver und lebendiger an, da alle an der Nutzbarmachung des einen Planeten mitarbeiten, man so mehr Interaktion hat und auch den Fokus auf das eine Spielbrett.


    Ein Fazit zu ziehen fällt mir schwer. Die Mechanismen gefallen mir. Es kann eine taktische Entscheidung sein einen suboptimalen Zug zu machen, um dadurch in der Zugreihenfolge nach der Pause beginnen zu dürfen. Genauso kann es wichtig sein die Pause einzuleiten, wenn man das Einkommen zum Ausspielen von Karten oder dem Bau der Gehege benötigt nach der Pause und die Mitspieler ihre volle Hand bis auf das Kartenlimit abwerfen müssten. Ebenso ist es zum Spielende hin wichtig abzuschätzen, ob man das Spiel versucht schnellstmöglich zu beenden oder lieber eine Karte zurückhält und dadurch mehr Siegpunkte macht, was aber eventuell auch den Mitspielern entgegenkommt und einem selbst mehr schadet.


    Die Tatsache, dass ich hier 105 Minuten über das Spiel schreibe zeigt, dass es mir nicht nicht gefallen hat. Ich bin aktuell nur unsicher, ob es für mich eher ein guter Solo-Titel ist oder ob ich Arche Nova auch mit mehreren Spielern auf den Tisch bringen würde. Vermutlich werde ich es mit Freunden spielen, wenn sie Mal hier sind. Eventuell spielt es sich auch interaktiver, wenn man die Karten, welche Interaktion ermöglichen, besser einzusetzen weiß und daher auch aktiv solche Tiere im Zoo ansiedelt.


    Ich werde es wohl behalten. Aktuell sind es Eindrücke, die ich gerne bestätigt oder widerlegt haben möchte durch Folgerunden. Wahrscheinlich bleibt es vorrangig ein Solo-Titel für mich, was aber nicht negativ gemeint ist. Arche Nova fühlt sich weniger nach Zoo für mich an, als sich Terraforming Mars nach Marsbesiedelung anfühlt, und doch gefällt mir das Thema und die Umsetzung. Wenn ein Spiel so viele Gedanken in einem hervorruft, dann tut man gut daran diese Empfindungen zu erforschen. Ein Spiel muss schließlich nicht immer eine 8+ sein, damit man es gerne auf den Tisch bringt und Spaß damit hat. Am Ende ist doch genau dies der wichtigste Punkt und das ganz unabhängig davon, ob man solo oder mit anderen und aufgrund von Thema oder rein der Mechanik spielt.