Beiträge von MetalPirate im Thema „Finden bei Euch wieder öffentliche Spieletreffen statt?“

    NIchtsdestotrotz möchte ich nicht ursächlich verantwortlich sein ihn anzustecken (auch wenn er/sie die Impfung verweigert). Das moralische Dilemma ist, für mich, durchaus spurbar

    Verstehe ich. Wenn man den Impfverweigerer kennt und ansonsten für einen netten Kerl hält (analog natürlich auch für die weibliche Form), dann möchte man da natürlich Rücksicht nehmen, insbesondere wenn man sich dafür nicht großartig einschränken muss.

    Aber ich denke, dass sich hier genau wie in den USA als modus vivendi für (halb-)öffentliche Veranstaltungen wie Spieletreffs die Einstellung durchsetzen wird: "Mich interessiert nicht, ob du geimpft bist oder nicht. Ich will mit dir spielen und nicht über Sinn und Unsinn von Impfungen streiten. Aber wenn du nicht geimpft bist und dich hier infizierst, ist das dein ganz privates Problem." Je mehr alles wieder geöffnet wird, umso mehr wird man auch als Impfbefürworter in diese Richtung gedrückt. Das als Privatsache zu deklarieren, ist mehr oder weniger der einzige Weg, wie man mit den real existierenden Impfverweigern halbwegs harmonisch zusammenleben kann.


    Die Verweigerer werden sich doch ohnehin früher oder später anstecken - ist es dann nicht letztlich egal bei wem?

    Alles eine Frage von Wahrscheinlichkeiten, nicht von schwarz oder weiß. Aber grundsätzlich: Ja. Die Impfverweigerer erwerben ihre Immunisierung durch Infektion. Mit allen inkludierten Risiken.

    Im Übrigen nehmen die Impfverweigerer umgekehrt oft auch nicht allzu viel Rücksicht auf Personen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, bzw. für die aufgrund ihres Alters noch kein zugelassener Impfstoff existiert. Zusammen genommen: die Gruppen, die auf eine Herdenimmunität angewiesen wären. Eine unendliche Rücksichtnahme können Impfverweigerer von mir daher auch nicht erwarten.

    Unser Skatklub - 9 Personen (6 Geimpfte, 2 einfach Geimpfte, 1 Impfverweigerer) (1* Ü50, 1*Ü60, 3*Ü70, 4*Ü80) fängt nächsten Monatg wieder mit dem offiziellen Spielbetrieb(in einer Gastronomie) an. Ich weiß nicht ob ich unter der Randbedingung, da ist ein Impfverweigerer anwesend teilnehmen werden. Aber wird fangen nächsten Montag an

    Wenn du überlegst, musst du einer der beiden Einfach-Geimpften sein. Alles andere wäre nicht logisch.

    Den Voll-Geimpften wird's egal sein (bzw: früher oder später egal sein müssen) und den Impfverweigerer kümmert das eh nicht.

    Ich stimme Dir insgesamt größtenteils zu, würde aber zu bedenken geben, dass es auch noch einen Graubereich zwischen diesen beiden Extremen gibt - die nicht-impffähigen oder nicht-impfwilligen Risikopatienten.

    Ich weiß. Ich hatte überlegt, etwas dazu zu schreiben, aber das wäre dann zu lange geworden und bringt uns auch noch näher an RSP.

    Aber wenn du das jetzt ansprichst, dann ganz kurz: Dieses Problem wird/wurde auch in den USA diskutiert. Wenn man keine allgemeine Impfpflicht befürwortet -- und da gibt's sehr gute Gründe dafür, das (erstmal) nicht zu wollen --, dann läuft es darauf hinaus, dass alle, die nicht geimpft werden können, dann leider Pech gehabt haben. Das harmonische parallele Nebeneinander von "Corona ist doch völlig harmlos" und "Mir doch egal, was du glaubst, ich bin komplett geimpft..." wird sich auch hier ganz von alleine einstellen. Das ist dann die Macht des Faktischen.

    Ich hatte tatsächlich überlegt einen Punkt zu erstellen "Ja, aber nur wenn alle Teilnehmer komplett geimpft sind" - mich dann aber absichtlich dagegen entschieden, weil kein Veranstalter dieser im Grunde privat organisierten Veranstaltungen zu solchen Kontrollen genötigt werden sollte und weil ich persönlich das auch zu intim fände, wenn mir jemand seinen Impfausweis unter die Nase halten müsste, in dem im Zweifel nicht nur die Corona-Impfungen stehen.

    Du denkst das IMHO ein bisschen zu sehr aus Veranstalter- und zu wenig aus Teilnehmer-Perspektive. Auf Veranstalter-Seite ist das alles meiner Meinung nach letztendlich unlösbar. Veranstalter können sich nur mit ständig wechselnden Regeln über Wasser halten und auf Zeit spielen. (Keine Kritik an wechselnden Regeln! Die ergeben sich schlicht aus wechselnden Umständen, dafür kann niemand etwas.) Die dauerhafte Lösung wird von der Teilnehmer-Seite kommen.

    Was ich damit meine, ist Folgendes. Ich habe familiäre Beziehung in ein anderes Land, wo schon lange für alle Impfwilligen ausreichend Impfstoff da ist. Ungeimpfte können sich dort z.B. ganz spontan beim Einkaufen im großen Supermarkt in der dort angeschlossener Apotheke impfen lassen. Aus Erzählungen weiß ich: die ausreichende Verfügbarkeit für alle ist DER entscheidende Knackpunkt, auch für die gesellschaftliche Stimmung.

    Im Moment der leichten Verfügbarkeit der Impfung ist das alles auch kein Problem mehr von irgendwelchen Veranstaltern, sondern mit einem Schlag nur noch von den Teilnehmern selbst. Dann kann man mit einem Schlag auch wieder alles, absolut ALLES, freigeben und jeder kann dann selbst frei entscheiden, ob er sich vor Corona schützen möchte oder nicht. Darauf können sich alle einigen, egal ob Impfbefürworter oder Impfgegner. Ein "Corona gibt's doch gar nicht!" und "Mir doch egal, was du glaubst, ich bin komplett geimpft..." kann dann wieder problemlos parallel nebeneinander existieren ... und sogar beim Spieletreff miteinander spielen ... und dem Veranstalter kann das alles herzlich egal sein.

    Annabelle78 : In deiner Umfrage-Liste fehlen meines Erachtens Antworten wie "ja, weil ich einfach geimpft bin und denke, dass das erstmal reicht" und insbesondere "ja, weil ich vollständig geimpft bin".

    Meiner Einschätzung nach konvergiert alles auf die beiden Möglichkeiten "ja, egal wie (denn Corona ist auch nur eine Grippe)" bzw. "ja, weil ich komplett geimpft bin (und mir der Rest dann egal sein kann)" hin. Alles andere, insbesondere das "Nein, derzeit noch nicht", sind nur zeitlich begrenzt gültige Übergangszustände. Denn letztendlich will ja eigentlich jeder, der vorher an Spieletreffs teilgenommen hat, das früher oder früher auch wieder tun.

    Im Startbeitrag ging es explizit um öffentlichen Spieletreffen, auch wenn das "öffentlich" leider nicht im Threadtitel steht. Von daher ist da eher das "ich treffe mich wieder mit meinen Freunden zum Spielen" off topic. Für öffentliche Treffen gelten andere Maßstäbe. Insbesondere wenn man selbst vor der Frage steht, ob man sowas wieder mitorganisieren darf/kann/soll.

    Selbst wenn wir mal unterstellen, dass bei den 26,2 % Impfquote keine Minderjährigen dabei wären (was nicht stimmt, denn die 16- oder 17-Jährigen können schon länger mit BioNTech geimpft werden und auch da gibt es Vorerkrankte oder Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen), d.h. wenn diese Quote nur in den 82 % erwachsener Bevölkerung erreicht wären, dann liegen wir auch nur bei einer Impfquote von knapp 32% unter den Erwachsenen.

    Das heißt: Wenn wir zum Spielen vier Erwachsene zufällig aus der Bevölkerung herauspicken, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle vier vollständig geimpft sind, aktuell 0.32^4, d.h. gerade mal 1%. Und wenn wir mal ehrlich zu uns selbst sind, dann müssen wir doch auch feststellen: Gemeinsames Brettspielen, d.h. 2+ Stunden direkter enger Kontakt mit gemeinsamem Anfassen von Sachen, ist bzgl. einer möglichen Virenübertragung so ziemlich eine der blödesten Sachen, die man sich vorstellen kann. Das ist etwas anderes als Brötchenkaufen beim Bäcker. Beim gemeinsamen Spielen sollten dann am besten schon alle komplett geimpft sein. Bei der Delta-Variante reicht die einfache Impfung nicht, siehe Entwicklung in Großbritannien.

    Bei der Vollständig-Geimpt-Quote sind wir auch unter den Erwachsenen immer noch weit weg von 50%. Dass das immer weiter ansteigt: klar, weiß ich auch. Die Zeit läuft für uns. Aber noch sind wir eben längst nicht da, dass jeder, der es will, auch geimpft werden kann. Wenn wir hier über (halb-)offene Spieletreffs reden, ist das relevant.

    Ich denke, dass da die Wahrnehmung von einigen hier deutlich verzerrt ist, weil im eigenen (Spieler-)Umfeld vielleicht überwiegend ältere Spieler, Kranke, bestimmte Berufsgruppen oder Leute, die anderweitig an Impfstoff kommen können, vorhanden sind. Das entspricht nicht dem, was Otto-Normal-Bevölkerung der U60-KIasse erlebt. Für diese Gruppe ist es immer noch quasi unmöglich, einen Impftermin zu bekommen. Die Hausärzte wimmeln alles direkt ab und in den Impfzentren hier in NRW gibt's per Beschluss "bis auf weiteres" gar keine Erstimpftermine.

    Ich denke, bei doppelt geimpften sollte ein Verzicht auf den Mindestabstand kein Problem sein

    Richtig. Aber in Deutschland sind Stand heute laut impfdashboard.de 26,2 % der Gesamt­bevölkerung komplett geimpft. Erst 26,2 %. Da fehlt noch einiges und das Grundproblem ist nach wie vor der fehlende Impfstoff. Daran ändert auch keine Aufhebung von Priorisierungen etwas.

    Sofern wir nicht über Spieler reden, die sich vorwiegend aus bestimmten Gruppen rekrutieren (Ü60, Vorerkrankte, Ärzte und deren gute Bekannte, Arbeitgeber mit "Connections", etc.), sehe ich öffentliche Spieletreffs noch nicht. Jedenfalls nicht so, wie das früher mal problemlos möglich war. Das dauert noch.