Beiträge von MetalPirate im Thema „Squaring Circleville von Spielworxx“

    Wobei es wohl oft so ist dass Fehler, je später Sie in der Wertschöpfungskette behoben werden, sich um einen Faktor von bis zu x10 in den Kosten niederschlagen.

    Jo. Das ist das, was man normalerweise erwarten würde: solche Fehler passieren und dieses Risiko sollte von jedem Geschäftsmann auch immer eingepreist sein, aber sie passieren höchstens einmal; sonst ist der Verlag nicht lange im Geschäft. Das Nachproduzieren und Verschicken von Spielerhilfen und passenden Würfelchen an alle Tharos-Backer hat Spielworxx sicher ordentlich Geld gekostet. Aber auf der anderen Seite sieht man dann seit Jahren die gleichen oder zumindest recht ähnliche, allesamt vermeidbare Probleme bei Spielworxx... Erkläre mir das mal einer... Ich versteh's einfach nicht. Warum passieren sehr ähnliche Fehler mit bekannten Vermeidungsstrategien immer wieder?!

    Ich bin hier nicht direkt betroffen (nach TTS-Anspielen bin ich aus der Kampagne ausgestiegen), aber dem "das wird schon" würde ich mich anschließen wollen. Ich halte da Spielworxx für zuverlässig. Es ist letztendlich eine Einstellungssache, ob man bereit ist, für eigene Fehler einzustehen, und das war bei vergangenen Spielworxx-Veröffentlichungen nie ein Problem, z.B. bei der Nachlieferung von Spielerhilfen und Würfelchen richtiger Größe beim IMHO unterschätzten Tharos. Da habe ich bei diversen anderen Crowdfunding-Creatoren schon deutlich schlechtere Erfahrungen gemacht.

    Man fragt sich zwar angesichts regelmäßig wiederkehrender Produktionsprobleme, ob der Laden nicht mit Prozessänderungen (wie dem gründlichen Prüfen und Freigeben eines Vorab-Exemplars vor Beginn der Massenproduktion) auf Dauer Geld sparen könnte, aber solange bei Bedarf immer zuverlässig Korrekturmaterial nachgeliefert wird, kann's dem Kunden im Endeffekt auch egal sein. Als Außenstehender kennt man auch zu wenig Details und vielleicht ist die Rechnung bei Stückzahlen um die 1000 auch eine andere als bei größeren Auflagen mit mehr internationalem Versand. Also bleibt letztendlich nur ein schulterzuckendes: "Die werden schon wissen, was sie tun... (und bei Spielworxx muss man leider mit Materialfehlern und dann Nachlieferungen rechnen)"

    Ich konnte gestern Abend Squaring Circleville auf TTS anspielen. Es hat sich so ergeben, dass das "nur" als 2er war, aber darüber war ich gar nicht mal so unglücklich. Wenn irgendwann mal der Spieletreff wieder normal stattfinden kann, stapeln sich schon mehr als genug ungespielte Mehrspielerspiele bei mir, d.h. es ist bei allen Neukäufen / Bestellungen / Kickstartern auch interessant, ob ich sie mit meiner Frau zu zweit spielen kann.

    Dass die Spielerzahl zwei nicht unbedingt optimal für ein Mehrheitenspiel ist, war zu erwarten. Aber dafür funktioniert Squaring Circeville sogar noch überraschend gut. Erstens müssen die Mehrheiten als Summe von verschiedenen Dingen erreicht werden und man kann nicht einfach so überall mitmischen, wie man will. Das braucht gewisse Vorbereitung. Zweitens gibt es Anreize, irgendwas fertig zu machen bzw. überall mindestens einfach vertreten zu sein. Es ergibt sich nicht die Situation, dass jeder nur "seinen" Bereich exklusiv beackert.

    Allerdings tritt zu zweit ein anderes Problem verstärkt auf. Das Spiel ist enorm mechanisch und durch das komplette Fehlen von Zufallselementen während des Spiels auch so weit durchrechenbar, wie man meint, es tun zu müsen. Beides zusammen ergibt gerade im 2er-Spiel ein sehr statisches, schach-ähnliches Spielgefühl. Wenn du das machst, kann ich das machen, dann kannst du jenes machen, usw. Das ist nicht meine bevorzugte Richtung. Ich mag zumindest gewisse nicht komplett berechnenbare Elemente in meinen Spielen, Würfel, Karten, was-auch-immer an Zufallsgeneratoren.

    Mein Fazit war: Squaring Circleville funktioniert, in Teilen als 2er auch besser als erwartet, es macht mir aber als 2er schlicht zu wenig Spaß. Zu dröge, mechanisch, durchrechenbar. Zu dritt oder zu viert ist's mit mehr Mitspieler-Chaos sicher interessanter, aber, siehe oben, es sind bei mir bereits zu viele ungespielte Mehrspieler-Spiele vorhanden, die gespielt werden wollen. Ich habe daher Lopuro kontaktiert mit der Bitte, meinen Platz in seiner Sammelbestellung dem nächsten auf der Warteliste anzubieten, der es mehr will. Das ist mittlerweile auch passiert. Ich bin raus.

    'Adventskalendereffekt'...

    Fieser Kommentar. :D Aber natürlich nicht unberechtigt, deshalb will ich darauf eingehen.

    Ich sage ja auch immer, dass "für den Preis nehme ich's" ein verdammt schlechtes Argument ist, ein Spiel zu kaufen. Durch einen niedrigen Preis wird ein mittelmäßiges Spiel nicht zu einem guten. Aber das ist hier eben nicht das einzige Argument, das Spiel zu kaufen. Das ist hier Kickstarter, da spielen noch andere Faktoren mit.

    Das Spiel ist limitiert, d.h. jetzt kaufen oder gar nicht mehr. Auf eine Zweitauflage zu hoffen, hielte ich für riskant. Dafür ist das Spiel jenseits der thematischen Motivation nicht "besonders" genug. Mehrheitenspiele gibt's wie Sand im Meer. Selbst mit der Einschränkung auf Mehrheiten in Stadtdistrikten.

    Zum anderen spielt da für mich auch das bewusste Unterstützen eines Kleinverlages mit rein. Durch Tharos hat Spielworxx bei mir wieder Pluspunkte gesammelt. Zum einen weil das nun wirklich ein "besonderes" Spiel ist, denn wo gibt's das sonst, dass man für strategische (nicht taktische!) Entscheidungen immer einen Mix aus vorheriger Planung und Glück braucht, und zwar normalerweise zwingend beides? Das ist mal wirklich wieder ein "nicht zu sehr rundgeschliffenes Spiel mit Ecken und Kanten" im positiven Sinne (das meiste, was so bezeichnet wird, ist nämlich IMHO eher Schönreden von Unzulänglichkeiten). Und zum anderen gab's bei mir Pluspunkte, weil Spielworxx da anstandslos für passierte Fehler (Würfelgröße, Spielerhilfen) einsteht; das ist eine zwingend notwendige Bedingung bei mir für "bewusste Kleinverlagsunterstützung".

    Ich frage mich ja, ob alle, die bei der Sammelbestellung im Thread nebenan mitmachen bzw. noch mitmachen wollen, wirklich wissen, was sie da unterstützen ... oder ob da nicht vielleicht der günstige Preis für ein Spielworxx-Spiel im Vordergrund steht.

    Heute habe ich mir die Regeln mal näher angeschaut. Das Spiel wird nach Erscheinen garantiert nicht viel weniger kontrovers diskutiert werden wie jetzt #Tharos. Besonders tolle Spielberichte hier im Forum oder Noten auf BGG erwarte ich auch bei Squaring Circleville nicht. Beide Spiele sind zwar spielmechanisch eine ganz andere Baustelle: Null Zufall nach dem Setup (Squaring Circleville) vs. strategisches Zufallsmanagement als dominanter Faktor (Tharos). Aber massenkompatibel ist das eine Spiel genauso wenig wie das andere. (Keine Kritik! Das ist schließlich die genau Ecke, in die Uli B. mit Spielworxx hin will!)

    Aber: Auch Squaring Circleville dürfte sehr spezielle Gruppen brauchen, um zu "funktionieren", fast mehr noch als Tharos. Trotz Bewerbung als Spiel für 1-4 Spieler sind Mehrheitenspiele wie dieses nun mal eher für 3+ Spieler geeignet und dann braucht's bei Squaring Circleville außerdem noch Mitspieler, die (a) gleichzeitig hohe Mitspieler-Interaktion, (b) im Kern recht abstrakte Spiel und (c) außerdem noch potenzielle Grübelorgien mögen. Alles hier ist komplett durchrechenbar und so manche potenzielle Mitspieler werden das -- leider! -- auch tun wollen. Und das alles bei gleichzeitigem Vorhandensein einer Grafik, die nicht unbedingt einen hohen Aufforderungscharakter hat. Die Grafik ist ja selbst für Spielworxx-Verhältnisse unterdurchschnittlich. (Was ich bei Spielworxx vermutlich nie verstehen werde, ist, warum man exakt den gleichen spielerischen Inhalt nicht auch "netter" präsentiert. Dass ausgerechnet so ein Spiel, das im Kern eh schon Mechanik pur ist, so ein dröges Excel-Spielbrett verpasst bekommt anstatt da ein paar nette Gebäude-Zeichnungen dagegen zu setzen, das ist ... eigenwillig.)

    Beim Regellesen habe ich mich manchmal an #Maharaja (Phalanx/Cranio), #Rialto (Pegasus), #TheWalledCity (Mercury Games) oder #Calimala (ADC Blackfire) erinnert gefühlt. Ein bisschen auch an #TammanyHall (Pandasaurus), jedoch ohne dessen explizite Gemeinheiten. Auch #SquaringCircleville ist ein im Prinzip recht einfaches Spiel mit klarem, unverfälschtem Fokus auf diverse Mehrheitenwertungen, dabei mit etwas spielmechanischem Zeug drum herum gestrickt und eher wenig Zufall, so dass dann ein gehobenes Kennerspielniveau herauskommt. Sowas ist nett mit den richtigen (aber leider immer seltener werdenden!) Mitspielern, die sowas locker mitspielen können anstatt es totzugrübeln. Massenkompatibel geht jedenfalls anders.

    Ganz ehrlich: Tharos finde ich deutlich interessanter, das hat das besondere Etwas, das Squaring Circleville leider ziemlich abgeht. Nach der schönen historisch-thematischen Motivation ist das doch alles eher generisch. Okay, zugegeben, das Rondell mit Doppelaktionen durch Feldfarbe und Abtragen von Türmchen daneben hat was. Das ist neu. Aber was damit gemacht wird, ist dann stinknormales, potenziell grübellastiges Mehrheitenzeugs, schon mindestens hundert mal gesehen. Ohne den günstigen Preis der Sammelbestellung hätte ich hier nicht mitgemacht.