Unsere Tochter hat vor Kurzem als Werksstudentin in einer "jungen" Firma begonnen. Da ist es ja erfahrungsgemäß oft etwas anders als in einem Großkonzern,
Ihre Chefin kennt sie Corona-bedingt nur per Zoom und Slack. Sie bekam auf die Arbeits-Email eine Email ihrer Chefin mit der Nachricht, dass ihr Handy down sei und unsere Tochter sie mal unter folgender Handynummer (die ist übrigens immer noch aktiv) per WhatsApp anschreiben soll. Das hat sie gemacht. An der Email-Adresse hätte man bereits sehen können, dass das komisch ist. Aber der "Anzeige"-Name passte.
Der Betrüger gab sich als Chefin aus und meint, dass er gerade in einem wichtigen Meeting sei und Gutscheine benötigt und sie diese schnell besorgen soll. Pflichtbewusstsein + Zeitdruck ließ sie losradeln zum örtlichen Rewe und 4 Steam Gutscheine a 50 Euro besorgen. Diese hat sie fotografiert und per WhatsApp rübergeschickt. Der Betrüger meinte er benötigt insgesamt 10, ob sie nicht noch mehr besorgen kann. Also radelte sie zur nächsten Tankstelle und kaufte weitere 6. Dann noch mal 10. Jeweils a 50 Euro = 1.000 Euro. Der Tankstellenkassierer wies noch darauf hin, dass es ihm komisch vorkommt und Tochter erklärte ihm überzeugend, dass es für die Arbeit wäre.
Der Betrüger wollte noch mehr. Unserer Tochter hat noch nie mehr als 100 Euro irgendwo auf einen Schlag ausgegeben und schrieb zurück, dass sie kein weiteres Geld mehr hätte. Rückfrage/ Aufforderung war sich Geld zu borgen.
Und dann kam ich nach Hause und ins Spiel. Sofort die WhatsApp-Bilder für alle Teilnehmer gelöscht, weitere Käufe unterbunden und die heulende Tochter moralisch aufgebaut. Dann schnell zur Verkaufsstelle und wir konnten ein Gutschein retten, der Rest konnte nicht mehr deaktiviert werden und war schon eingelöst.
Eine Handynummer hatte sie nicht von der Chefin auf den WhatsApp-Anruf kam nur "kann gerade nicht sprechen". Die ganze Konversation war englisch. Ihre Chefin ist Spanierin und spricht nur englisch in der Firma.
Steam ist der absolute Pfeifenverein - die interessiert das überhaupt nicht. Die Aktivierungsstellen epay und Lotto in unserem Fall auch nicht.
Anschließend noch Anzeige erstattet und der Firma den Schaden beschrieben.
Mal sehen was passiert - Vermutung: nichts.
Letztendlich kamen
Gutgläubigkeit und Pflichtbewusstsein unserer Tochter kombiniert mit Zeitdruck der Chefin und perfekten Timing (es war genau einer von zwei Tagen in der Woche, die sie für die Firma arbeitet). Sehr unglückliche Zufälle und schwupps 1.000 Euro weg. Sie ärgert sich tierisch über sich selber und war bisher der Meinung, dass ihr so etwas nie passieren könnte. Tja - eine Lebenserfahrung mehr. Wir haben als Eltern die Hälfte des Schadens übernommen, da wir meiner Meinung nach hier als gesamte Familie versagt haben.