Beiträge von PeterRustemeyer im Thema „Zu große Spieleverpackungen“

    Ich stelle mal die steile These auf, dass "der Kunde" keine evolutionär begründete Größe-Preis-Präferenz für Brettspielschachteln besitzt, sondern dass irgendein Marketing Fuzzi ihm das so beigebracht hat.

    Ich stelle mal die steile These auf, dass "der Kunde" diese Präferenz zwar nicht spezifisch für Brettspielschachteln entwickelt hat, aber dass unser Neanderthalergehirn automatisch denkt, dass in größeren Schachteln auch mehr drin ist, und "mehr ist besser". Weil halt an einem großen Mammut mehr Fleisch dran hängt als an einem kleinen Mammut. Und weil es damals keine aufblasbaren Mammuts gab, ist das Neanderthalergehirn nicht auf die Täuschung vorbereitet.


    Ist ja nicht so, als beschränke sich der Marketinggag der zu großen Umverpackungen auf den Brettspielsektor, du findest bei gefühlt jedem zweiten Produkt im Supermarkt Mogelpackungen, die auf den ersten Blick so aussehen, als wäre mehr drin.

    Wenn das nicht funktionieren würde, täte es vermutlich keiner machen.


    (Das heißt übrigens nicht, dass ich geil finde, dass das gemacht wird)

    Ich möchte das Argument der Preistreiberei gar nicht entkräften, aber kann es nicht auch sein, dass man - als Herausgeber - damit rechnet, dass das Spiel auch eine oder mehrere Erweiterungen vertragen könnte und man schonmal Platz für diese in der Grundbox sichern möchte? Nur so ein Gedanke!

    Gegen diese These spricht, dass im Grundspiel oft ein Inlay ist, dass keinen Platz für Erweiterungen vorsieht. Siehe z.B. Dominion. Da muss ich ja das Inlay wegwerfen, um Erweiterungen einzusortieren.

    Mal von Kickstartern abgesehen, wo die Erweiterung zeitgleich mit dem Grundspiel angeboten wird...

    Du weißt bei einem herkömmlich veröffentlichten Brettspiel zum Zeitpunkt der Erstauflage in der Regel nicht, ob es eine Erweiterung geben wird.


    Das Grundspiel muss sich erstmal höllisch gut verkaufen, dass es sich lohnt, über Erweiterungen nachzudenken. Nur ein Bruchteil der Käufer des Grundspiels kauft auch die Erweiterung, aber die Entwicklung der Erweiterung bindet im Verlag ungefähr dieselben Ressourcen wie ein komplett neues Spiel - und das hat keine künstlich eingeschränkte Käuferschicht.


    Daher ist es nur bedingt förderlich (auch wenn der Kunde das vielleicht cool fände), direkt die Erweiterungen mit einzuplanen.

    Optimal wären aus meiner Sicht, Spiele die ihre Schachteln gut ausfüllen und wo bei Erweiterungen an Schachteln gedacht wird, die die Grundspiele dann mit aufnehmen.

    Ich soll das Grundspiel (das Zugpferd) also in eine kleine unauffällige Schachtel packen, und die Erweiterung (die nur von einem Bruchteil der Käufer des Grundspiels erworben wird und im Schnitt deutlich weniger Material enthält als ein Grundspiel) in eine Riesenschachtel? Not gonna happen. :lachwein:

    Der Preis für ein Brettspiel setzt sich aus vielen Faktoren zusammen, zB:

    - Abschätzen, wie viel das Spiel "wert" ist: Wie viel wird der Kunde bereit sein, dafür zu bezahlen?

    - Was kostet es in der Produktion? Man muss ungefähr die Produktionskosten *10 rechnen, damit jeder in der Kette bis zum Kunden seinen Anteil bekommt.

    - Hier spielt auch die Auflage eine irre hohe Rolle, die Produktionskosten skalieren fürchterlich mit der Auflagehöhe.


    Die Schachtelgröße auf der anderen Seite bedingt sich durch:

    - Das Spiel muss reinpassen.

    - Formate sind teilweise vorgegeben, bzw ist es billiger vorgegebene Formate zu nutzen.

    - Größere Schachtel = mehr Präsenz / Werbefläche

    - vielleicht rechnet der eine oder andere Verlag damit, dass der Kunde seinen Geldbeutel eher aufmacht, wenn die Schachtel groß ist, egal was drin ist, aber ich glaube, eher anders rum wird ein Schuh draus: wenn du merkst, dass du das Spiel für 40 verkaufen musst, kannst du es nicht in eine Exitschachtel stecken, da geht der Kunde nicht mit.