Calico (AEG, 2020)
Neben „Insel der Katzen“ kam letztes Jahr mit „Calico“ ein weiteres Puzzlespiel mit Katzenthema auf den Markt, welches im April 2021 bei Ravensburger erscheinen wird. Mich hat interessiert, wie es sich allgemein, aber vor allem gegenüber „Insel der Katzen“ spielt.
In „Calico“ hat jeder Spieler ein Spielbrett (die Darstellung des zu schneidernden Quilt) mit sechseckigen Feldern vor sich liegen. Wenn ich am Zug bin, wähle ich eines meiner zwei sechseckigen Plättchen von der Hand, lege dieses auf mein Spielbrett, wähle danach ein neues Plättchen von dreien aus der Auslage und der nächste Spieler ist dran. Die Hex-Plättchen sind eher abstrakt gehalten und zeigen jeweils eine Kombination aus Farbe und Muster, wobei es sechs Farben und sechs Muster gibt. Punkte gibt es für die Erstellung bestimmter Plättchen-Formationen auf meinem Spielbrett. Für drei aneinanderliegende Plättchen der gleichen Farbe gibt es einen Marker mit drei Punkten. Drei Katzen (Zielkarten) können ebenfalls angelockt werden, wenn ich schaffe, eine bestimmte Formation an Plättchen mit bestimmter Musterung zu legen. Und am Ende des Spiels gibt es für die drei auf meinem Spielbrett befindlichen Zielplättchen Punkte, wenn die Muster oder Farben der sechs umliegenden Plättchen passen.
Obwohl „Calico“ recht simpel gehalten ist (Plättchen einbauen und neues ziehen), kam ich ganz schön ins Grübeln, welches Plättchen aus der Auslage ich am besten auf die Hand nehme bzw. welches Plättchen doch bitte als Nächstes aus dem Beutel gezogen werden soll, damit ich mein Ziel erfüllen kann. In einer Partie mit nicht voller Spieleranzahl gibt es aber mehr Plättchen im Beutel als auf dem Spielbrett, sodass es sein kann, dass bestimmte Plättchen gar nicht erscheinen. Benötige ich so eines für die Zielerfüllung, habe ich Pech gehabt. Es kann sogar passieren, dass eine Katze nicht angelockt werden kann, weil die richtigen Muster nicht aus dem Beutel gezogen werden. Das ist aber nicht schlimm, weil es schließlich für alle Spieler gilt.
Ich habe „Calico“ nur solo gespielt, eine hohe Interaktion vermute ich im Mehrpersonenspiel aber eher nicht. Sowohl die Katzen, als auch die Farbmarker gibt es in mehrfacher Ausführung, sodass ich hier meist niemanden wirklich im Sinne eines Wettrennens etwas wegschnappen kann. Dennoch kann ich natürlich meinen Mitspielern Plättchen wegnehmen, wenn ich sehe, dass sie ein bestimmtes wegen der Form oder Farbe unbedingt brauchen. Da ich aber arg beschränkt bin aufgrund meiner Zielerfüllung und nur zwei, drei Plätze auf dem Tableau sozusagen ohne Restriktion belegen kann, überlege ich mir das sicherlich auch zweimal.
Die Optik fand ich etwas enttäuschend. Auf der Schachtel ist eine süße Katze abgebildet, die sich auf einer Decke mit sechseckigen bunten Patches räkelt. Von den Katzen bleiben im Spiel nur drei Zielkarten und ein paar Pappmarker. Und von den bunten Patches bleiben eher abstrakt gehaltene Hex-Plättchen mit einer Farbe und Form. Ich fühle mich dabei auch nicht, als würde ich einen Quilt nähen, um damit Katzen anzulocken. Ich fühle mich eher wie in einer Denksportaufgabe, um das richtige Plättchen an die richtige Stelle zu legen. Die Katzen sind mir dabei egal. Wenn ich die Katzen weglasse, bin ich fast bei „Patchwork“ angelangt, nur dass es dort Polyominos statt Hex-Plättchen sind und es ein reines Zwei-Personen-Spiel ist.
Gefällt mir „Calico“ oder „Insel der Katzen“ besser? Beide Spiele sind eher abstrakt und das Thema ist an den (Katzen-)Haaren herbeigezogen. Ich habe zwar einmal Polyominos und einmal Hex-Plättchen, aber ich puzzle diese in beiden Fällen auf mein Tableau ein. Die Interaktion ist bei beiden Spielen („Insel der Katzen“ in der Familienversion) ähnlich. Ich kann meinen Mitspielern Plättchen wegnehmen, aber meist schaue ich danach, was ich benötige bei der Auswahl. In der Familienversion spielt sich „Insel der Katzen“ etwas einfacher und nicht so verkopft, weil bei „Calico“ die Zwänge einfach größer sind. Ich muss gefühlt auf mehr achten, um überall die maximalen Punkte zu erhalten. Bei „Insel der Katzen“ gibt es zwar auch die Zielkarten, die abzudeckenden Mäuse, die zu bedeckenden Räume und das Bilden von Katzenfamilien, aber irgendwie ist dies leichter zu erreichen. In der Expertenversion von „Insel der Katzen“ wiederum habe ich mehr zu bedenken, vor allem das Kartendrafting macht das Spiel komplexer als „Calico“. Dadurch kommt aber auch wesentlich mehr Interaktion ins Spiel, was mir besser gefällt. Die Zielkarten bei „Insel der Katzen“ sind für mich auch der große Knackpunkt, was die Varianz und Wiederspielbarkeit ausmacht. In „Calico“ gibt es zwar unterschiedlichen Katzen, die verschiedene Formationen wünschen und die Ziel-Plättchen auf dem eigenen Tableau sind auch minimal variabel, aber im Kern geht es nur darum, das richtige Plättchen an die richtige Stelle zu legen. Bei „Insel der Katzen“ gibt es viel mehr Vielfalt, dass man nur am Rand baut oder nur in der Mitte, dass man die Mäuse nicht abdeckt oder genau fünf Katzen einer Farbe haben muss etc. Der letzte Punkt ist die Grafik und da verliert „Calico“ sehr hoch gegen „Insel der Katzen“. „Calico“ fühlt sich nicht nur wie ein abstraktes Spiel an, es sieht auch so aus. Vom Schachtelthema sind nur drei Katzenbilder geblieben. In „Insel der Katzen“ sehe ich überall Katzen, die wunderschön gezeichnet sind. Und auch das Spielbrett ist bei „Calico“ ein sehr langweiliges, viereckiges Brett. In „Insel der Katzen“ habe ich ein schönes Schiff und Delfine (oder anderes Meeresgetier) schwimmen nebenher.
Mein Fazit: Ja, „Calico“ würde ich wieder mitspielen, aber mich holt „Insel der Katzen“ wesentlich mehr ab – vor allem die Expertenversion, auch wenn ich die Familienversion jederzeit mitspielen würde. „Calico“ ist damit für mich nur noch ein nettes Spiel und muss definitiv nicht gekauft werden. (7,0)
#Calico #inselderkatzen
PS: Es wundert mich, dass ich derzeit sehr viel von „Calico“ lese und höre, aber „Insel der Katzen“ irgendwie kaum noch auftaucht, obwohl beide Titel recht zeitgleich im Oktober 2020 erschienen sind.