Beiträge von Sir Pech im Thema „Kita-Leitung hat problematische Ansichten, Kita ist ansonsten aber super - wie würdet ihr damit umgehen?“

    Die Mitarbeiter*innen können freiwillig FFP2 Masken tragen, um sich zu schützen, aber mit den Kindern die ganze Zeit durch eine Maske zu sprechen, singen und die Sprache zu fördern, ist schwieirg. Bei Kindern sitzen diese Masken nicht. eine schwierige Situation. Jeder Träger und jede Kita hat da so ihren eigenen Umgang. Wir setzen FFP2 Masken dann ein, wenn Erzieher*innen die Gruppen wechseln als Springkraft.

    Hier muss ich mal nachfragen, weil es mich sehr wundert wie das praktisch umgesetzt werden soll, dass Springer ganztägig eine FFP2 Maske tragen. FFP2 Masken ohne Filter sollen Max. 75 Minuten am Stück getragen werden. Anschließend werden min. 30Minuten Pause empfohlen, um eine Gesundheitsgefährdung auszuschließen. Bei uns im Betrieb wird das auch streng befolgt. Ist das in der Kita überhaupt umsetzbar?

    Nur teilweise umsetzbar: Maskenwechsel beachten, gebrauchte Masken nicht irgendwo rumliegen lassen. Aber eine "Pause" von 30 Minuten nach 75 Minuten FFP2 Maske praktiziert wohl niemand. Ich wüsste nicht, wie das umzusetzen ist außer in einer engen Notbetreuung mit wenig Kindern. Aber wir sind in keiner Notbetreuung, sondern in der erweiterten Notbetreuung mit einer Auslastung von 20%-80% in den Kitas. Ab nächster Woche ist auch wieder regulär geöffnet.


    Das Eltern nur mit Nase-Mund-Schutz oder FFP2 Maske die Einrichtungen betreten, setzt sich immer mehr als Standard durch.


    Kitas sind keine Pflegeeinrichtungen: In der Regel ist niemand eine Hochrisikogruppe. Die Einrichtung kann im Fall von Covid-19 teils oder gänzlich geschlossen werden. Wichtiger als der perfekte Schutz (der in einer Kita nicht möglich ist), ist ein funktionierendes Hygienekonzept das vor allem Ausbreitungen unterbindet und nicht so sehr den Fokus auf den totalen Schutz einer Person legt. D.h. feste Gruppen, regelmäßig reinigen von Türgriffen, getrennte Eingänge oder zumindest Vermeidung von zu vielen gleichzeitigen Bring- und Abholungen.


    Wir haben Kitas mit z.T. 9 Gruppen - da sind dann über 200 Menschen bei voller Belegung unterwegs. Selbst in der Notbetreuung kamen wir auf über 50 Menschen. Und es gab keine Ausbrüche, wie es in Pflegeheimen oder Schlachtbetrieben der Fall war.


    Aktuell haben die Fachexperten große Sorge vor den Mutationen - es geht heute wieder durch die Medien. Der Druck zur Öffnung ist groß und der frühkindliche Bildungsausfall ebenfalls massiv. Politik will nicht von Öffnungszusagen wieder kurzfristig zurückspringen und "mahnt zur Vorsicht" - was immer das heißen soll und wie immer ich das dann in den Kitas umsetzen soll.


    Daher ist die Sorge aller Eltern auf ein Hygienekonzept berechtigt und die Leitung sollte dies erläutern können. Wenn man als Elternteil nicht zufrieden ist, aber die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden, ist es die eigene Entscheidung sein Kind in die Betreuung zu geben.


    Es ist eine schwierige Zeit.


    Was hilft sind Gespräche zwischen Leitung, Eltern, Betriebsräten, Mitarbeitern, der Kommune, den Landesbehörden und wieder von vorne mit der Leitung, den Eltern...

    Hallo shantrip

    ich arbeite als Kita-Träger in Baden-Württemberg.
    Maske:
    Bei uns gibt es keine Verpflichtung vom Land in den Kitas Masken zu tragen und mir ist auch kein Bundesland bekannt, in dem das so wäre. Die Mitarbeiter*innen können freiwillig FFP2 Masken tragen, um sich zu schützen, aber mit den Kindern die ganze Zeit durch eine Maske zu sprechen, singen und die Sprache zu fördern, ist schwieirg. Bei Kindern sitzen diese Masken nicht. eine schwierige Situation. Jeder Träger und jede Kita hat da so ihren eigenen Umgang. Wir setzen FFP2 Masken dann ein, wenn Erzieher*innen die Gruppen wechseln als Springkraft. Mit dem "alten" Covid-19 Virus waren Kitas nicht auffällig in der Pandemie. Nach allen mir bekannten Untersuchungen und den Sonderauswertungen vom Familienministerium des Bundes und dem Deutschen Jugend Institut, wurde das Virus in der Regel von Erwachsenen in die Kita gebracht und nicht von den Kindern und es haben sich seltenst Kinder angesteckt. Was es zahlreich gab, war die Anordnung auf häusliche Quarantäne weil ein Kontakt über die Kita bestand. Die AOK hat eine Auswertung hierzu vorgenommen, die deutlich den Anstieg der AUBs von Erzieher*innen zeigt. Es handelt sich dabei aber nicht gleich um Infektionen! Das deckt sich mit meiner Erfahrung der vergangenen 12 Monate für ca. 1.000 Kitaplätze in unserem Trägerverbund. Sorge machen mir die Mutationen, da die Medien in den letzten Wochen vermehrt über eine größere Ansteckung von Kindern und Jugendlichen in Ländern mit größerer Verbreitung der Mutationen.


    HEPA Filter:

    Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse vom TÜV, DECRA o.ä. dass diese Filter in Kitas und Schulen mehr Schutz bringen. In der Folge wollen Länder und Kommunen diese Geräte auch nicht refinanzieren. Einige Träger / Einrichtungen machen dies trotzdem. Ein Flickenteppich und ich weiß nicht, ob der Corona-Schutz sich nur gefühlt oder auch faktisch verbessert. Da diese Filter sicher nicht schaden, plädiere ich gegenüber Land und Kommunen für Prophylaxe und Finanzierung der Geräte, stoße aber auf finanziell taube Ohren. Und selbst mal schnell 50.000,- bis 60.000,- Euro für eine Kita ausgeben ohne Refinanzierung ist für uns auch nicht so drin.


    Schnelltests:

    Endlich dürfen wir 2x die Woche testen um das Infektionsgeschehen zu beobachten! Aber es ist ein freiwilliger Test. Wir können die Erzieher*innen nicht verpflichten und es stellt sich die Frage, ob dies in oder außerhalb der Arbeitszeit ist - was ja Folgen für die Betreuungszeiten hat. Jede Kommune in Baden Württemberg verfolgt da ihre eigene Strategie: Mobile Testteams die regelmäßig die Einrichtungen abfahren vom DRK; Apotheken & Hausärzte; die Beschäftigten untereinander oder Eltern mit medizinisch-fachlichem Hintergrund auf Honorarbasis. Auch ein Flickenteppich. Die Nasen-Rachentests sind für kleine Kinder äußerst unangenehm - unserer Erzieher*innen meinen dass die Kinder nicht mehr in die Kita wollen, wenn diese mehrmals in der Woche getestet werden. Spuck- oder Gurgeltests sind in Deutschland noch nicht zugelassen und ich weiß auch nicht, ob diese sensitiv genug sind.

    Der Großteil von Coronainfizierten bemerkt seine Infektion nicht und bleibt weitestgehend symptomfrei - das ist eine Verbreitungsgefahr und setze ich mich bei uns für Tests aller Beschäftigten zumindest einmal die Woche ein und würde dies bei steigenden Infektionen lokal auf zweimal die Woche erhöhen. Das kann zu verkürzten Betreuungszeiten an einigen Tagen führen, dient aber dem Arbeitsschutz und auch der Sicherheit der Eltern.


    Impfen:

    Es gibt keine Corona-Impfpflicht für Beschäftigte in Kitas. Für Kinder gibt es noch nicht einmal einen zugelassenen Wirkstoff. Sicherlich ließe sich eine Impfpflicht verordnen, wie bei Masern. Aber solange nicht genügend Impfstoff vorhanden ist, läuft eine Impfpflicht ins Leere. Immerhin steigt die Impfpriorität der Erzieher*innen gerade. Aber ob die jüngeren weiblichen Beschäftigten sich in großer Zahl freiwillig impfen lassen, weiß ich nicht. Die ersten Erfahrungen in unseren Pflegeeinrichtungen waren doch sehr ernüchternd. Es sind zwar keine akuten negativen Impffolgen bekannt, aber wer Sorge wegen Langzeitfolgen hat und den Prüfungen des Paul-Ehrlich-Instituts u.ä. misstraut, wird skeptisch bleiben.


    Die Haltung der Eltern:

    Sind äußerst kontrovers. Einige bringen ihre Kinder mit Sorge in die Einrichtung, andere sorglos. Einige wünschen sich kleinere Gruppe und versetzte Betreuung, andere ein großes Nachholen des mangelnden sozialen Austauschs der letzten Monate. Einige wünschen sich Masken bei den Erzieher*innen, andere nicht und argumentieren mit den niedrigen tatsächlichen Infektionen in den Kitas. Geimpftes Personal wird aber weitestgehend befürwortet - was die Erzieher*innen wiederum kontrovers betrachten.


    Zur Kita bei Dir:

    Dass in der Kita keine Maske getragen wird, ist kein Einzelfall und bewegt sich im mir bekannten Rechtsrahmen. Ob sie eine Impfpflicht kritisch sieht ist letztlich unerheblich - wenn eine Pflicht kommt, muss der Träger und das Personal sich dran halten. Wenn Dir die Aussagen zum Hygiene-Schutz bedenklich vorkommen, ist es Dein gutes Recht Deine Sorgen gegenüber der Leitung anzusprechen. Ich würde mich dann eher auf die Frage fokussieren, welches Hygienkonzept vorgesehen ist, wenn die Fallzahlen bei euch hoch bleiben / steigen oder die Mutation sich ausbreitet. Ob FFP2 Masken auf den Fluren und bei wechsel von Gruppen eingesetzt werden. Auch würde ich fragen, wie mit Schnelltests als Prophylaxe umgegangen wird. Das Thema Impfen würde ich nicht ansprechen, wenn es hier zu keinem Sachaustausch kommt, sondern nur ein kontroverser Meinungsaustausch absehbar ist.