Gerade die großen Verlage sind in den letzten Jahren doch komplett risikoscheu geworden. Ich denke, dass es vor der Neuheitenflut für wirklich innovative Spiele, insbesondere von Nachwuchsautoren ohne großen Namen, noch deutlich bessere Chancen gab, überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden. Da war zwar auch so mancher Schrott dabei, der heute nicht mehr veröffentlicht würde, aber eben auch in paar echte Perlen, die es heute gar nicht mehr schaffen würden, wenn sich jeder nur noch auf große Namen stürzt. Würde man heute z.B. einem finnischen Autor bei seinem Erstlingswerk glauben, dass er ein revolutionäres Weltraum-4X-Spiel erschaffen und bei einem unbekannten jungen finnischen Verlag veröffentlicht hat? Vor 10 Jahren ging das noch. Heute würden die ganzen Influencer doch direkt abwinken, weil ihnen das keine Clicks oder Abos bringt.
Das grenzt schon sehr an Humbug. Es ist heute für z. B. einen finnischen Autor viel einfacher als früher, mit Verlagen in Kontakt zu kommen.
Es stimmt auch nicht, dass Verlage sich nur noch auf große Namen stürzen. Viele Verlage suchen durchaus nach neuen und frischen Autoren.
Tatsache ist aber auch, dass es für Verlage heute normal geworden ist, Spiele daraufhin zu optimieren, dass sie bei null bis zweimaligem Spielen überzeugen. Sie müssen nicht (bzw. nur noch selten) damit überzeugen, dass sie nach zehnmaligem Spielen noch Geheimnisse preisgeben. Warum auch, wenn nur die wenigsten Käufer sie zehnmal spielen? Warum also viel Zeit in Fein-Tuning stecken? Das rechnet sich, rein ökonomisch betrachtet, nicht. Die gesamte Kickstarter-Schiene lebt doch davon, Spiele mit exakt null Spielen Spielerfahrung zu verkaufen (TTS/Tabletopia nicht mitgerechnet), und das 9-12 Monate vor Veröffentlichung.
Das ist nun wirklich totaler Humbug. Zunächst mal wirfst du hier "Verlage" und "Kickstarter-Projekte" ziemlich durcheinander. Lassen wir bitte Kickstarter mal weg und betrachten das, was für Verlage ihr Tagewerk ist. Und da versichere ich dir, die meisten Verlage lehnen ein Spiel ab, wenn sie nicht daran glauben, dass es auch nach der 10. Partie noch interessant genug ist.
Das lese ich immer hier wieder das Spiele ja keine 10 oder 20 x mehr gespielt werden würden oder gar nur 1 oder 2 mal. Ist das wirklich so ?
Nein, das ist nicht generell so.
Ich frage mich nur ob das wirklich so ist das die Verlage ihre Spiele auf 1, 2 Partien optimieren (also sozusagen wenig Arbeit reinstecken), weil sie eh nicht öfter gespielt werden.
Das ist ganz sicher nicht so. Ich will nicht ausschließen, dass es auch ein paar Verlage gibt, die so denken, aber für die etablierten Verlage, die seit vielen Jahren im Geschäft sind, gilt dies nicht.