Beiträge von koala-goalie im Thema „25.01.-31.01.2021“

    Zwei weitere alte Freunde von mir hatten sich kürzlich den TTS zugelegt und wir haben zu viert quasi in alter Runde gespielt. Da gab’s dann auch mehr die Klassiker aus der Spiel des Jahres Kategorie. Also zweimal Kingdomino, einmal Azul und dann noch eine Runde Manila zu dritt. (Manila ist ein großer Klassiker in dieser Runde.)

    Das eignet sich so auch wirklich gut um in die Bedienung rein zu kommen und war für mich einfach ein schöner Abend, wo die Spiele Nebensache waren. (Auch wenn mich mein Erdrutschsieg in Manila schon gefreut hat. Da hatte ich auf die richtigen Pferde, äh Schiffe gesetzt.)

    Faiyum

    Zuerst einmal zu dritt am TTS. In dieser Runde ist es eher gefloppt – dabei hatte es mir noch am besten gefallen. Ich mag da ja die Grafik ganz gern. Es war für uns alle die Erstpartie und wir haben mal so vor uns hin gebaut und geschaut was so geht. Ich habe mir zu Beginn die beiden Erntekarten für Rosen gekauft und die dann munter vor mich hin gespielt. Rosen holen, und dann für das gerade lukrativste ausgeben (Brücken, Städte und kurz vor Ende kam auch noch die Parfum-Karte). Das war jetzt nicht so spannend und spielte sich ziemlich automatisch runter. Hat am Ende auch knapp zum Sieg mit ca. 65 Punkten gereicht.

    Irgendwie hatte ich in unserer Partie den Eindruck, dass vom Kartenmarkt eine größere Dynamik ausgeht als vom Spielfeld. Das fand ich schade – anders herum wäre mir lieber – und möchte das Spiel deshalb ganz gerne nochmal mit mehr Leuten testen. (Denn man bespielt ja immer dieselbe, gleichgroße Karte und bei zwei und drei Spielern fliegen immer zwei Karten aus dem Markt, bei vier oder fünf nur eine.)

    Auch sind wir nicht sicher, wie hoch der Wiederspielwert so ist, denn auch wenn der Markt natürlich jede Partie anders ist, könnten da sich doch schnell immer die gleichen Kombos heraus bilden und runter spielen lassen. Zu viert oder fünft sollte es aber noch schwerer und zufälliger werden, ob eine Kombo zustande kommt und auf dem Spielbrett liegt vielleicht mehr Potenzial für Variation.

    Meine Mitspieler hatten aber das Fazit Ressourcen in Siegpunkte tauschen gibt’s auch in besser. Und ich denke, dass ich ihnen insoweit zustimme, dass Faiyum wahrscheinlich nicht das „Eine“ Spiel des Jahrgangs ist. Das letzte 2F Spiel Faultier hat mir auch besser gefallen. Wahrscheinlich sogar erheblich besser gefallen – das haben wir aber auch immer mindestens zu viert gespielt. Deswegen wollte ich es in anderer Runde nochmal testen und ein paar Tage darauf ergab sich auch eine passende Gelegenheit.


    Danach habe ich es nochmal in der nächsten „alte Freunde“ ausprobiert. Also zu viert, wieder am TTS – und weniger erfahrene Mitspieler. Die sind zu Beginn schon eher schwer in das Spiel rein gekommen und haben lange nachgedacht. Außerdem gab es viele kleine Pausen wegen Kindern oder dann kurz verschwinden, obwohl man dran ist und so weiter… wir haben mit Erklären auf jeden Fall fast vier Stunden gebraucht, denke aber dass man das im Normalfall zu viert auch in der gemütlichen Runde in ca. 2 bis 2,5 Stunden spielen kann. Zu viert entwickelt sich der Markt wesentlich langsamer – es werden ja nur halb so viele Karten entsorgt. Das sorgt zwar einerseits für die längere Spielzeit, sorgt aber andererseits auch dafür, dass der Entwicklungsstand der Halbinsel zum Entwicklungsstand des Kartenmarkts passt. War es zu dritt mehr ein Spiel, wo man versuchte über seine eigene Kombo viele Punkte zu machen, wird es zu viert wieder mehr ein Spiel, der sich öffnenden du schließenden Türen. Für die eigenen Karten ergeben sich durch die Mitspielerzüge viel besser Möglichkeiten, diese nutzt man und einer der nachfolgenden Mitspieler profitiert wiederum davon. Diesmal hatte ich aber auch keine eigene Kartenkombo gebaut, sondern von allem etwas und eher opportunistisch gekauft. Gewonnen hat leider wieder einer mit einer klaren Rosenstrategie, aber ohne klare Kombo macht mir das Spiel deutlich mehr Spaß - auch wenn das sich in weniger Punkten niederschlägt und man dafür auch höhere Risiken eingehen muss. Mit mehr Erfahrung lernen die Spielerwahrscheinlich auch, eine starke Kombo direkt anzugreifen (Also zum Beispiel bevorzugt die Kanalfelder zu bebauen um die Rosenzüchterin an der Arbeit zu hindern.)

    Gefühlt spielt mit mehr Spielern auch das Ziehglück beim Kartenmarkt eine deutlcihkleinere Rolle. Für mich gewinnt Faiyum durch vier (oder wahrscheinlich auch fünf) Spieler am Tisch also enorm. Aber an dieser Stelle muss man auch sagen, dass durch das Timing der Veraltung am Ende des Spiels schon auch eine gewisse Glückskomponente entsteht – nämlich ob man die letzte Verwaltung noch eine Runde herauszögert um eine starke Karte zweimal spielen zu können. Je nach Kartenlage und Mitspieler-Verhalten kann das gut gehen oder nicht.

    Als Fazit kann ich sagen, dass mir Faultier noch etwas besser gefällt, ich Faiyum ab vier Mitspielern trotzdem gut finde. Und in dieser Runde kam es auch, mal abgesehen von der ausgeuferten Spielzeit ziemlich gut an. Hart gesottene Expertenspieler, Interaktionsmuffel oder Glücksverächter sollten trotzdem fern bleiben.

    Aeons End

    Zu zweit am TTS. Mein Kumpel spielte zum ersten Mal, also ging es mit dem vorgeschlagenen Markt Nr.2 aus der Frosted Anleitung gegen die Hassgeburt. Und es war durchaus ein souveräner Sieg. (Hätte ich mir eigentlich denken können, da mich besagter Kumpel in Dominion vor vielen Jahren ziemlich abgezogen hat.)

    Nur unsere verwendete TTS-Mod war etwas bescheiden. Vielleicht hat ja jemand eine Empfehlung? (Gerne auch per PN)

    Carnegie

    Das Spiel ist oder war gerade auf Kickstarter, deswegen wollten es mir verbundene Mitspieler ausprobieren und ich habe mich dran gehängt. Bis dahin hatte ich noch nie etwas gehört und aufgrund von Soundproblemen auch noch einen Teil der Erklärung verpasst. Aber es war ja eine klare Ausprobier-Runde mit verkürzter Spielzeit (14 statt 20 Aktionen), also durfte ich trotzdem mitmischen (vielen Dank dafür).

    Also in dem Spiel geht’s um einen superreichen Unternehmer und Philanthrop, den namensgebenden Herrn Carnegie und deshalb bauen wir im Spiel ein Wirtschaftsimperium aus und machen Siegpunkte mit milden Gaben an die Gesellschaft.


    Im Kern ist das Spiel ein Tableau-Builder mit Komplikationen, also vielleicht ein Tableau-Puzzler(?). Man puzzlet sich ein Unternehmen auf einem 3 mal 4 Raster mit weiteren Abteilungen aus. Jede dieser Abteilungen ermöglicht eine eigene Aktion und ist einer von vier Bereichen (Personalmanagement, Verwaltung, Konstruktion und Entwicklung) zugeordnet. Pro Zug wählt der Startspieler einen Bereich und jeder Spieler kann alle zugehörigen Plättchen-Aktionen im eigenen Tableau auslösen. (Also der Startspieler wählt den Aktionsbereich: Jeder Spieler darf nur die zugehörigen Aktionen nutzen.) Die ersten 6 Plättchen sind bei allen identisch, die weiteren kaufen wir aus einer Auslage, in der die Plättchen ein oder zweimal vorhanden sind.

    Die meisten Plättchenaktionen benötigen aber Mitarbeiter, die auf den entsprechenden Plättchen platziert sind. Erst dann kann die Aktion ausführen. Und der Personalmanagementbereich ist unter anderem dafür zuständig, die Mitarbeiter in die entsprechenden Abteilugen zu bewegen (und dann müssen die natürlich auch noch bezahlt werden). Das ist ein gewisser Puzzleabspekt, aber die eigentlich spannende Mechanik ist, dass viele Plättchen-Aktionen die „Entsendung“ der Mitarbeiter in eine von vier Regionen verlangt. Diese fehlen dann ab sofort den Plättchen-Aktionen. Der versprochene spannende Teil ist jetzt, wie man diese Mitarbeiter wieder zurückbekommt. Mit jeder Aktionswahl ist nämlich auch ein „Event“ verknüpft – und das Event ist meistens das Zurückholen der Mitarbeiter aus einer bestimmten Aktion. Und je nach dem Entwicklungsstand in den Bereichen Konstruktion und Entwicklung (in der jeweiligen Region) bekommt dafür kräftige Boni. Das Event ist aber mit der Aktion verknüpft, das wählt also der Startspieler. Das ist eine Super-Mechanik.

    Zu gewissen Events können wir in philanthropische Projekte investieren, welche uns Bonus-Siegpunkte für alles Mögliche bieten. Nur … jeder Bonus kann nur einmal gewählt werden und die werden mit der Zeit immer teurer.


    Siegpunkte machen wir im Prinzip hauptsächlich über vier Bereiche:

    • Unser Tableau und unsere aktiven (=bezahlten) Arbeiter
    • Durch Entwicklung schalten wir erst Möglichkeiten zum Bau von Gebäuden auf der Karte frei und erhalten danach Siegpunkte für die Endwertung
      Die auf der Karte gebauten Gebäude geben am Ende Siegpunkte und zusätzlich auch über das Netzwerk von verbundenen Regionen und deren Entwicklungsstufe
    • Durch die philanthropischen Projekte gibt’s Siegpunkte für alles Mögliche

    Das Spiel mag zwar am Anfang etwas so wirken, ist aber doch ordentlich weit weg vom klassischen „Punkte-für-Alles“ Salat.


    Dann mal zum Spielgefühl: Das Spiel hat am Anfang einen ziemlich großen Bereich an Möglichkeiten, die ersten Züge – insbesondere die ersten neuen Plättchen – haben einen großen Einfluss auf die zukünftige Strategie und man kann sich in der Eröffnung direkt mächtig ins Knie schießen. Die Interaktion ist hoch, denn es geht zu Beginn darum kleine Vorteile zu den Anderen heraus zu spielen und später darum die eigene Strategie so durchzubringen, dass sie von den gewählten Events (es gibt Boni für zurückkehrende Arbeiter, wenn man denn welche am richtigen Fleck hat) und den gewählten Aktionsbereichen der Mitspieler profitiert. (Denn mit Entwicklung sind halt auch hauptsächlich Aktionen zur Entwicklung verbunden, und wenn man da gerade keine Plättchen mit aktiven Workern darauf hat, wenn der Startspieler das wählt … dann schaut man die Röhre). Das blöde ist nur, dass man dafür die Aktionsbereich und Event-Übersicht, die Bereiche in welche die Mitspieler Worker entsenden und die Tableaus der Mitspieler, also wo diese überhaupt Worker haben, im Blick behalten muss. Das ist ziemlich viel kleinteilige Information und steht im Zweifelsfall auf kleinen Plättchen am anderen Ende des Tisches. Es gibt da also eine ganze Menge abzuwägen. Die Ikonographie erklärt das Spiel aber ganz anständig, die Mechanismen sind gut verzahnt, ich könnte mir vorstellen, dass es dem ein oder anderen hier gefallen dürfte.

    Aber thematisch bleibt da nicht viel übrig. Man puzzlet eben an seinem Tableau und versucht das möglichst optimal zu gestalten und schieb seine Mitarbeiter an die passenden Arbeitsplätze. Hin wieder setzt man eine Scheibe auf die Karte. Für meinen Geschmack war auf der Karte noch zu wenig los. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass wir das Spiel abgekürzt hatten.


    #Faiyum

    #AeonsEnd

    #Carnegie

    #Manila

    #Kingdomino

    #Azul