Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „Würdest du behaupten, das Brettspielen ein Hobby ist, dass wenig Geld kostet?“

    Ich hatte ja bereits von meinem Heimkino gesprochen, das mein teuerstes Hobby ist. Mit meiner Brettspielgruppe und Anderen schaue ich mehr oder weniger regelmäßig Filme in meinem Heimkino.

    Für meine "Sammlung" an Brettspielen als Jüngling mit Nachholbedarf habe ich bisher etwa 2500 EUR ausgegeben. Bin eben erst seit kurz vor der SPIEL2019 ernsthafter Brettspieler. In meinem Heimkino stecken nach all den Jahren weit über 25.000 EUR.

    (...)
    Allein meine vier 18Zoll großen und 85kg schweren Subwoofer sind teurer als all meine Brettspiele zusammen, wobei mir die Spiele ehrlich gesagt mehr Spaß bereiten.

    Dann ist dein Hobby m.E. übrigens "Filme schauen", und nicht "Heimkino". Es macht imho wenig Sinn, die eigene Inneneinrichtung notwendigerweise preislich mit einzubeziehen. Beispiel? Jeder hat eine Couch Zuhause und die meisten sitzen darauf, wenn sie einen Film konsumieren. Wie viel die Couch dabei gekostet hat, ist für das Schauen des Films völlig unerheblich. Er würde auch laufen, wenn man im Bett liegt oder gar auf dem Fußboden sitzt. Oder ob sie das jetzt auf einem Handy, einem Tablet, einem Fernseher, oder einem Beamer machen, spielt dabei wenig Rolle, sie schauen alle einen Film. Womöglich sogar den Gleichen.
    Deswegen würde ich, nach einer Transferleistung auf unser Hobby, auch niemanden als Brettspieler ausgliedern, nur weil er nicht auf einem Rathskellers-Tisch spielt. Nicht jeder kann sich so ein Teil leisten und ob man es braucht, steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt. Aber das ändert alles nichts an meinem Grundargument: Spiele an sich sind trotzdem teuer. Relativ gesehen jedenfalls. Für einen Ottonormalverbraucher.

    Nee, das sind so seltsam das klingt quasi getrennte Hobbies (damit will ich keineswegs sagen, dass das bei iSEiJA auch so ist). "Heimkino" ist eher das Hobby, sich selbst den perfekten Vorführraum bzw. Vorführbedingungen zu schaffen, da kann man ebenfalls Wochen und Tage mit zubringen, ohne auch nur einen Film dabei zu gucken. Im Gegenteil, der Großteil der mir bekannten Heimkinobesitzer guckt am Ende sogar weniger verschiedene und häufig immer die gleichen Filme, weil man dann die Filmauswahl darauf abstellt, welche Filme im Heimkino besonders zur Geltung kommen. Da wird dann also lieber 5mal Avengers geguckt als irgendein American Independent, weil der eben kein Dolby Vision oder Dolby Atmos hat, und ältere Filme sind da sowieso aus dem Rennen. Anders gepolt sind dann wieder die Menschen, die sich ein "echtes" Kino mit 35mm-Projektoren in der Garage bauen, denen geht es dann gerade um das "echte" Filmerlebnis, einschließlich aller analogen Fehler. Da wird dann stundenlang über Kopienbefunde diskutiert.

    Sprich: Heimkinofans können, müssen aber nicht Filmfans sein. Das Gegenstück wären Menschen, die sich einen Rathskellers kaufen, aber darauf nur Risiko spielen. Oder Menschen die Miniaturenspiele nur kaufen um sie zu bemalen.

    Allein meine vier 18Zoll großen und 85kg schweren Subwoofer sind teurer als all meine Brettspiele zusammen, wobei mir die Spiele ehrlich gesagt mehr Spaß bereiten.

    Offtopic, ich weiß, soll auch nur ganz kurz werden, aber aus Neugier: Hast Du wirklich den Eindruck, dass DBA (für die restlichen Lesenden: Double Bass Array, das ist ein Setup, mit dem man in jeder Hörposition Bass hört, für das man aber wie hier mindestens 4 Subwoofer braucht) Dir einen entscheidenden Hörvorteil bringt? Es mag an meinem fortgeschrittenen Alter liegen, aber ich kann jetzt echt nicht behaupten, dass ich den Unterschied zwischen 2 und mehr Subwoofern auch bei Atmos etc. noch höre. Zumal es ja quasi keine Abmischungen gibt, die das in irgendeiner Weise separieren und aufteilen könnten. Ich muss zugeben, dass mir D-Box da wichtiger war, und selbst dabei wird es ja immer komplizierter, an die Motion Codes zu kommen.

    Ich verstehe LookAtTheBacon schon ein wenig, auch wenn ich schon denke, dass jemand, der kein einziges Spiel im Jahr kauft und dafür jede Woche zum lokalen Spieletreff rennt oder auch nur intensivst auf BGA unterwegs ist, trotzdem ein Hobbyist im Bereich Brettspiel sein kann. Aber wie oft ist es mir schon passiert, dass ich mit Menschen ins Gespräch komme, die sich Filmfan nannten, und dann stelle ich fest, dass die gerade mal die Marvelfilme im Kino gucken und sonst mal ne Serie auf Netflix. Da wundere ich mich dann auch übers Selbstverständnis. Wenn man also gaaaanz tief im Hobby drin ist (bei Brettspielen weiß ich das nichtmal von mir selbst, ob das bei mir so ist), sind solche Menschen dann wahrscheinlich eher Gelegenheitsspieler. Alles eine Frage der Perspektive.

    Ach Gott, ans Heimkino hab ich noch gar nicht gedacht...

    Nebenbei, wenn bei solchen Diskussionen immer die Vergleiche mit dem Kinobesuch kommen: So wahnsinnig viele Leute gehen (bzw. gingen) doch eigentlich auch gar nicht besonders oft ins Kino, oder? Junges, städtisches Publikum okay, aber sonst? Kino oder überhaupt Kultur ist halt schon auch ein ziemlich teurer Spaß, das kann bzw. will sich auch nicht jeder leísten. :)

    Wir reden ja über ernsthafte Spieler, dann reden wir auch über ernsthafte Cineasten: Wenn ich meine Festivalbesuche, meine Kinoeintrittsgelder und meine Medienkäufe zusammen rechne, bin ich da weit über dem, was ich (bei aktuell 1200 Spielen einschließlich Erweiterungen, jährlichen Messebesuchen und dem gelegentlichen Spielewochenende) je für Spiele ausgegeben habe. Und neben Cineasten/regelmäßigen Festival- und Kinogängern gibt es noch eine ganze Reihe anderer Medienfreaks: ich würde sagen, allein die Horror-/Steelbook-Szene ist vergleichbar groß wie die Spielerszene, wahrscheinlich sogar größer, da man dort Filme locker mal mit 2000-5000er Auflage problemlos mehrfach loswird. Da kostet dann ein Exemplar auch ca. 20-40 Euro oder mehr bei Luxuseditionen. Meine DVD-Sammlung (bevor es BD gab) umfasste um die 10.000 Stück, davon ist jetzt 1/5 durch BluRays ersetzt worden. Da steckt also deutlich mehr Kapital drin als in meinen Brettspielen, und ich kenne eine ganze Reihe von Menschen die über vergleichbare Sammlungen verfügen. Ganz zu schweigen von Filmsammlern, die Projektoren und Filmrollen auf 35mm sammeln. Davon gibt es auch ein paar Hundert in Deutschland, die haben teilweise ganze Gebäude angemietet, um ihre Sammlung unterzubringen.

    Es kommt wie schon so oft geschrieben halt darauf an wie man sein Hobby betreibt. In Sachen Kosten liegen da aufs Leben gerechnet meine Ausgaben für Spiele und Film (Kino, VHS, DVD, Bd) doch immer noch sehr, sehr weit auseinander, so etwa 1:40.

    Aber die Brettspiele holen schon auf oder? Oder kaufts du heute noch fleissig physische Filmdatenträger?

    Bei dem Zeug das mir noch fehlt schon. Streaming hat zwar Mainstream der letzten 10 Jahre leichter verfügbar gemacht, aber sicher keine Filmklassiker oder Filmkunst. Es fehlt aber kaum noch was. Trotzdem werden Brettspiele den Rückstand nicht mehr aufholen, erst recht nicht, wenn die Kinos wieder aufmachen. 2020 musste ich mir halt auch nicht überlegen, wofür ich mein Geld ausgebe, da gab es im Bereich Film nicht sehr viel. Seltamerweise haben selbst die Boutique-Label die Pandemie bisher nicht nutzen können, um attraktive Titel für den Heimkinomarkt rauszubringen, und der 4K-Markt schläft leider weiter vor sich hin (Totalkatastrophen wie Herr der Ringe helfen da nicht).