Beiträge von Ticketautomat im Thema „Hunter und Cron und die Brettspiel-Kreuzfahrt“

    Eine Fährverbindung nach Island im November dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach unter der Prämisse "wird zur Versorgung der Insel mit Gütern aufrecht erhalten, weil die Fährgesellschaft sich dazu verpflichten musste" laufen. Der Island-Tourismus spielt sich zu über 90% im (kurzen!) Sommer ab. So eine November-Tour ist mit "Nebensaison" noch völlig unzureichend beschreiben, wenn man sonst nur die normalen südländischen Urlaubsgebiete kennt. Im Winter ist ein Großteil der isländischen Tourismusbetriebe schlicht zu. Winterschlaf. Tote Hose. Und dabei schweinekalt. Insofern finde ich es gut, wenn die Fährgesellschaft da nach Alternativen sucht, um mit solchen "Pflicht-Touren" noch halbwegs Gewinn zu erwirtschaften.

    Das Umwelt-Argument passt für die BGG-Kreuzfahrten, zieht aber hier aus meiner Sicht nicht. Ob es besonders glücklich ist, das Ganze mit "Kreuzfahrt" anzukündigen, darüber kann man natürlich streiten, denn das schickt die Zuschauer/Zuhörer/Leser erstmal gedanklich in eine andere Richtung. Eine Richtung, die in Deutschland, gerade in Corona-Zeiten, mehr als nur ein bisschen Stirnrunzeln erzeugt.

    Island wird über die großen Containerhäfen in Reykjavik und Akureyri mit Gütern versorgt, ich will nicht ausschließen, dass der Laderaum von Tourismus-/Fährschiffen genutzt wird, das ist aber vernachlässigbar.

    Ob der Tourismus tatsächlich zum allergrößten Teil im Sommer stattfindet (ich war bisher nur im Sommer dort) hab ich mich gerade durch deinen Post gefragt. Die Daten der isländischen Statistikbehörde zufolge sind in der Saison 2014/2015 die Räume in Herbergen angefangen im Dezember/Januar zu etwa 40% ausgelastet gewesen, im Februar bis Mai schwankte die Auslastung zwischen 50% und 60%, bis es im Juni bis August steigt die Auslastung dann bis auf 85%, bis die von September bis November wieder auf das Niveau von Februar bis Mai sinkt. Die Auslastung von Hotelbetten wird getrennt angegeben und liegt in den Wintermonaten etwa 7% und in den Sommermonaten bis zu 13% unter den Auslastungen der Herbergszimmer. Dazu muss man wissen, dass es eigentlich nur in Reykjavik nennenswert Hotels gibt, die sich an Geschäftsreisende richten. Tourismus spielt sich hauptsächlich in Herbergszimmern mit Gemeinschaftsküchen ab, wo man sich selbst verpflegen kann, wobei die Selbstverpflegung wegen dem Andrang im Sommer teils eingeschränkt wird.


    Die Tourismusbetriebe wie Museen etc sind im Winter tatsächlich hauptsächlich geschlossen, die Landschaft ist aber dennoch schön. Es gibt eine Pflicht die Straßen außerhalb der Hauptstadt nur mit geländegängigen Wagen zu befahren, im Sommer darf man die mit normalen PKW befahren. Die kleinen Bergstraßen sind außerhalb der Hauptsaison gesperrt. Ich kann mir vorstellen, dass Urlaub in Island im Winter toll ist, wenn man sich drauf einlässt. Außerdem sieht man Polarlichter. Möglicherweise sind Kreuzfahrten nach Island im Winter gefragt, kann ich mir vorstellen. Die Bequemlichkeit, die man kennt und gewohnt ist auf dem Schiff und trotzdem jede Nacht Polarlichter und was man sonst so sieht und erlebt, ohne den ganzen Tag über die Insel durch die Eiseskälte zu müssen. Genauere Angaben könnten uns die Arbeitsmarktdaten liefern, aber so genau will ich auch nicht werden :p


    tl;dr

    90% des Tourismus nur im Sommer sind übertrieben, es gibt auch viel lohnenswerten Tourismus im Winter, auch wenn klar wird, dass der Sommer natürlich beliebter ist.