Beiträge von MetalPirate im Thema „Hunter und Cron und die Brettspiel-Kreuzfahrt“

    Einer von uns beiden hat hier offenbar etwas völlig falsch verstanden. Nach meinem Verständnis haben H&C überhaupt nichts ausgewählt. Sondern der Veranstalter hat H&C ausgewählt und sie gefragt, ob sie bei dem von ihm geplanten Event dabei wären.

    In dem Moment, wo es von H&C als ihre eigene Brettspielkreuzfahrt präsentiert wird (und so war's zumindest in der ersten Version), muss man es ihnen zurechnen.

    Naja, beim DT kostet es natürlich auch mehr als nur der Preis für die Kreuzfahrt und du darfst als bloßer Kreuzfahrtteilnehmer nicht an den Brettspielevents teilnehmen.

    DT stellt ja auch, soweit ich das mitbekommen habe, eine Spielebibliothek mit Ausleihe. Das ist bei einer Brettspiel-Kreuzfahrt ein wesentliches Service-Angebot, das man natürlich mitbezahlt. Bei der H&C-Fahrt ist dagegen Selbstmitbringen der Spiele angesagt, nur einen mitfahrenden Spieleerklärer gibt es (durch Würfel & Zucker).

    [Ausflugsprogramm der Fährgesellschaft]

    9.11. Island Landschaftsfahrt Natur und Wasserfälle - 75 €*

    Das dürfte im rauhen Osten im November, d.h. bereits mitten im Winter, nicht allzu ergiebig sein, wenn über die Hälfte der Straßen (oft eher: Schotterpisten) im Landesinneren gesperrt sind.

    Island ist definitiv eine Reise wert, aber bei dieser Kreuzfahrt ist der touristische Wert nahe null. Leider. Genau deshalb verstehe ich nicht, warum H&C da nicht günstigere Schiffsrouten oder auch ganz andere Veranstaltungsorte gewählt haben. Das ist so ein Flop mit Ansage.

    Zur Info für alle, die hier von Island-Urlaub träumen und die nur 1,5 Tage Aufenthalt in Island bemängeln: Die Fähre fährt nach Seyðisfjörður. Das liegt ganz im Osten der Insel und hat keine 1000 Einwohner. Die größte Stadt im gesamten Osten Islands ist Egilsstaðir mit rund 2500 Einwohnern. Nein, da fehlt keine Null. In der Ecke (Region Austurland) kommen auf jeden Einwohner fast 2 Quadratkilometer (!!) Fläche. Zugegeben: da ist der größte Teil vom Vatnajökull, also dem größten Gletscher Europas, mit dabei, aber auch wenn wir den rausrechnen, ist der Osten ist quasi menschenleer.

    Zwei Drittel der Einwohner Islands (~210K von ~350K) wohnen im Großraum Reykjavík. Das ist ganz im Südwesten der Insel, also ganz andere Ecke. Dort befinden sich auch die bekanntesten touristischen Sehenswürdigkeiten. Und dort gibt's auch die meiste touristische Infrastruktur (bzw. auch im Winter noch gewisse Reste davon).

    Soll heißen: Wenn man ohne eigenes motorisiertes Gefährt mit der Fähre in Seyðisfjörður ankommt, ist man verloren. Im November erst recht. Tote Hose, schweinekalt, und vermutlich alle touristische Geschäfte oder Möglichkeiten geschlossen, also z.B. die Möglichkeiten für Touren und Ausflüge. Da dürfte maximal etwas gehen im Rahmen von organisierten Touren durch die Fährgesellschaft. Für Fotografen ist das evtl. noch interessant (für die ist Island großartig!), aber mehr als 1,5 Tage Aufenthalt in Island wollen auch die vermutlich nicht haben. Das ist eine Tour ins eisige Niemandsland mit mehr oder minder schlechtem Wetter dabei. Eigenwillige Wahl für eine "Brettspielkreuzfahrt".


    Anbei mal zwei selbst gemachte Bilder aus dem östlichen Island. Definitiv ein tolles Land. Aber im November mit der Fähre hin?! Rein touristisch betrachtet absoluter Unsinn.




    EDIT: Oben: Hafen von Húsavík, empfehlenswert für Whale Watching (wobei ich nicht darauf wetten würde, dass das im Winter überhaupt angeboten wird). Unten: Hafen von Djúpivogur. Beides an der Ostküste, einmal etwas nördlich, einmal etwas südlich von Seyðisfjörður.

    Sag was du willst (von dem ganz blöden Mist mal abgesehen), aber dann kannst du dich auch nicht hinter "ist ja nur meine Meinung", "wird man ja wohl noch sagen dürfen" usw. verstecken.

    Blöd nur, wenn in der heutigen Zeit ein "wir haben uns schon immer mal gewünscht, eine Brettspiele-Kreuzfahrt zu organisieren" heute schon reicht, um einen Shitstorm gegen sich auszulösen. Dann muss man wirklich langsam mal feststellen, dass wir als Gesellschaft in Sachen Meinungsfreiheit und Toleranz schon mal weiter waren und Social Media da anscheinend droht oder zumindest drohen kann, einen Rückschritt zu bringen.

    Und das sage ich als jemand, der weder mit Hunter & Cron noch mit Kreuzfahrten irgendwas anfangen kann. Frei nach dem Voltaire zugeschriebenen Motto: "Ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde immer dafür kämpfen, dass Sie sie äußen dürfen."

    Erinnert mich manchmal fast an frühere, dunklere Zeiten ...

    Dazu muss man gar nicht 75 Jahre zurück gehen. 30 Jahre reicht. Da haben Politkommisare in der DDR noch vorgegeben, was man zu denken (oder zumindest zu sagen) hatte und ein Spitzelsystem hat's überwacht. Der Social Media Mainstream geht genau in diese Richtung.

    (BTW: Ich bin selbst kein Ostdeutscher, hatte aber auch schon zu DDR-Zeiten Kontakt zu eben solchen über die Kirchengemeinde.)


    Nach meiner persönlichen (!) Erfahrung hängt das aber durchaus auch davon ab, WIE (und teilweise WO) man mit seiner abweichenden Meinung auftritt.

    Absolut richtig. Trotzdem haben auch viele ganz normale Leute sehr, sehr leicht einen Rassismus/Sexismus/Umweltsau/Sonstwas-Shitstorm an der Backe, wenn irgendwelche Leute nur darauf lauern, irgendwelche Aussagen aus dem Zusammenhang zu reißen und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Leben und leben lassen, auch bei abweichenden Meinungen, ist irgendwie komplett aus der Mode gekommen. :(


    Wer Kreuzfahrten aus Umweltschutz- oder sonstigen Gründen nicht mag, möge sich politisch dafür engagieren, den Veranstaltern verschärfte Umweltschutz-Richtlinien aufzuerlegen. Politische Mehrheiten finden. Das ist der richtige Weg in der Demokratie. Hetze gegen Veranstalter und Teilnehmer ist's nicht.

    (Ich selbst habe einmal eine Kreuzfahrt gemacht und brauch's nicht nochmal. Aber Stand heute sind Kreuzfahrten ein völlig legitimes Urlaubsangebot, genau wie tausende andere auch. Und auch die meisten Kritiker dürften irgendwo Urlaub machen, dabei oft mit dem Flugzeug oder unter anderen nicht so wirklich umweltfreundlichen Bedingungen. Mit dem Finger auf andere zu zeigen, ist halt immer besonders bequem...)

    Ist doch die perfekte Aufteilung, wenn man allen gerecht werden will: Der eine opfert sich als Sündenbock und der andere zieht's durch. Denn ich glaube auch, dass die Kritik überproportional laut ist und viele Abonnenten des Youtube-Kanals einfach stillschweigend gebucht haben. Warum sollten diese Bucher auch in dem aktuellen Diskussionsklima ihre Buchung gegen den Internet-Mainstream der Umwelt-Aktivisten rechtfertigen? Die freuen sich einfach auf ihre Urlaubsreise und gut ist's (aus deren Sicht)...

    Wer findet denn die Veranstaltung an sich geil?

    Lassen wir mal weg, dass das für Eltern mit schulpflichtigen Kindern eh nicht in Frage kommt. Dann halte ich Island und die Färöer Inselns für ein sehr attraktives Ziel. Der Preis ist halt "schiffstypisch". Wenn man berücksichtigt, dass das quasi Hotel, Unterhaltungsprogramm und ein üblicherweise überdurchschnittlich gutes Essen enthält, dann ist das schon okay. Der eine mag Kreuzfahrten, der andere nicht. Kein Grund für Grundsatzdiskussionen.

    Ich habe einmal in meinem Leben eine Kreuzfahrt gemacht. Kann man machen (und einmal sowas mitgemacht zu haben, ist sicher nicht verkehrt), aber mein Ideal-Urlaub ist's nicht.

    Bei H&C ist es aber egal was die machen. Die könnten sich 20 Leute in den Garten einladen: Irgendjemand bei Unknowns würde schon den Maulwurf finden, den sie dann beim Mittsgsschlaf stören. Das ist der Punkt

    Humbug. Hier bei Unknowns ist die Diskussion deutlich gesitteter als anderswo. Wenn viele Mitglieder eines Forums viel schreiben, wird man immer für irgendwelche Thesen jemand finden können. Das ist deshalb noch lange nicht repräsentativ. Ebenso sollte man sich hüten, Umweltschützer mit dem Totschlagargument "Aber was ist mit deinen Spielen aus China?" anzugehen. Auch da gilt dann wieder: vielleicht (oder sogar: ziemlich sicher) gibt es auch scheinheilige Umweltschützer, aber längst nicht jeder Umweltschützer kauft in Massen Miniaturen-Spiele aus China. Die meisten werden sich auch persönlich verantwortungsvoll gemäß den selbst verkündeten Werten benehmen. Also: Nicht immer alles so verallgemeinern, wie es einem gerade in den Kram passt. Die Welt ist bunt.

    BTW: Ich selbst bin alles andere als ein H&C-Freund. Ich halte das für eine aufgeblasene schlechte Kopie von Dice Tower, bei dem das Geldverdienen-Wollen um jeden Preis, incl. den der eigenen Glaubwürdigkeit, die Hauptmotivation allen Handelns ist, aber weiter oben habe ich sie gegen die Umweltschutz-Kritik verteidigt.

    Dieses "eh da"-Argument ist mE nicht schlüssig: auch im Fährbetrieb gilt Angebot und Nachfrage. Wenn weniger fahren, wird auch die Frequenz im Fährbetrieb verringert und vice versa.

    Eine Fährverbindung nach Island im November dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach unter der Prämisse "wird zur Versorgung der Insel mit Gütern aufrecht erhalten, weil die Fährgesellschaft sich dazu verpflichten musste" laufen. Der Island-Tourismus spielt sich zu über 90% im (kurzen!) Sommer ab. So eine November-Tour ist mit "Nebensaison" noch völlig unzureichend beschreiben, wenn man sonst nur die normalen südländischen Urlaubsgebiete kennt. Im Winter ist ein Großteil der isländischen Tourismusbetriebe schlicht zu. Winterschlaf. Tote Hose. Und dabei schweinekalt. Insofern finde ich es gut, wenn die Fährgesellschaft da nach Alternativen sucht, um mit solchen "Pflicht-Touren" noch halbwegs Gewinn zu erwirtschaften.

    Das Umwelt-Argument passt für die BGG-Kreuzfahrten, zieht aber hier aus meiner Sicht nicht. Ob es besonders glücklich ist, das Ganze mit "Kreuzfahrt" anzukündigen, darüber kann man natürlich streiten, denn das schickt die Zuschauer/Zuhörer/Leser erstmal gedanklich in eine andere Richtung. Eine Richtung, die in Deutschland, gerade in Corona-Zeiten, mehr als nur ein bisschen Stirnrunzeln erzeugt.