Beiträge von Trajan im Thema „Selbsthilfegruppe gestresster Aushilfslehrer: Homeschooling for Dummies“

    Wir haben ja auch irre Zeiten. Das erfordert ggfs. auch bislang undenkbare Maßnahmen.


    Ich sehe das so. Wenn die Schulen nach Corona, wann auch immer das sein wird, einfach wieder zur Tagesordnung übergehen, wäre das fatal mMn.

    Der liegengebliebene Lernstoff muss nachgeholt werden. Vielleicht in den Sommerferien. Wäre auch theoretisch denkbar.


    Das 2. HJ des letzten Schuljahres war bereits durch Corona kompromittiert. Dieses HJ auch, und das nächste HJ mit Sicherheit auch.

    Natürlich scheint es erst einmal eine charmante Lösung das Schuljahr einfach komplett zu wiederholen. Leider kann das nicht funktionieren, da man ja dann in der 1. Klasse doppelte Kapazitäten brauchen würde, während die Universitäten ein Ausfallsemester bekämen welche sich dann durchziehen würde. Ergo ist das, meiner Meinung nach, organisatorisch überhaupt nciht darstellbar; weder personell, noch in Sachen Infrastruktur.

    Natürlich würden die Kindergartenkinder dann auch ein Jahr zurückgestuft werden müssen.


    Universitäten wären für mich erstmal zweitrangig ;)

    Zumal von Kindern nicht erwartet werden kann, dass sie sich selbständig neuen Stoff aneignen...

    Da muss ich allerdings widersprechen. Ich bin der Meinung, dass man Kindern - auf jeden Fall einem Schüler der 8. Klasse eines Gymnasiums - wohl zumuten kann, sich neue Lerngebiete zu erschließen. Das muss natürlich mit entsprechender didaktischer und methodischer Vorbereitung seitens des Lehrers stattfinden, indem die Schüler Material genannt bekommen (Lernvideos, entsprechende Seiten im Lehrbuch, Verweis auf passende Seiten im Netz) und der Lehrer bei Rückfragen zeitnah reagiert. Kindern wirklich alles vorzukauen und sie nicht dazu anhalten, sich gewisse Dinge auch selbstständig zu erschließen, empfinde ich als wenig zielführend für das spätere Leben.

    Das ist der Punkt, der Lehrer muss entsprechend vorbereiten und zeitnah bzw. zu den normalen Unterrichtszeiten erreichbar sein. Funktioniert leider nur schlecht, da neben der Technikverweigerung auch viele Lehrer selber zuhause kleine Kinder betreuen müssen bzw. von der Schule weiterhi für Präsenzunterricht in den Abschlussklassen eingesetzt werden.


    Generell, auf selbständiges Aneignen von Lernstoff sind Schüler nicht vorbereitet worden vor der Pandemie. Schule ist auch heutzutage noch viel Frontalunterricht. Kinder sind es gewöhnt, den Lehrer vor sich zu haben, in einem direkten Austausch mit ihm und den Schulkameraden untereinander zu stehen. Das findet höchstens rudimentär nur noch statt. Der persönliche Kontakt ist extremst wichtig für den Lernerfolg.


    Gerade in der Zeit nach dem ersten Lockdown im letzte Frühjahr hätten die Schulen die Kinder viel besser auf einen möglichen zweiten Lockdown und digitales Lernen vorbereiten müssen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die Schulen und verantwortliche Personen nach den relativ niedrigen Zahlen im Sommer gedacht haben, das haben wir jetzt nochmal mit einem blauen Auge überstanden, und einen zweiten Lockdown wird es nicht geben.


    Als EV haben wir dem Gymnasium bereits sehr nahe gelegt, dass die Lehrer bspw. Unterricht auf Video aufnehmen und den Kindern zur Verfügung stellen. bzw. gemäß des Stundenplans auch tatsächlich in einer Art Sprechstunde verfügbar sind.

    Wäre alles ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem aktuellen Zustand, und die Kinder könnten sich Unterrichtsvideos auch mehrfach angucken.


    Btw, selbst viele Studenten, also Erwachsene ;-), haben aktuell große Schwierigkeiten, sich ohne Präsenzvorlesungen, Seminare, Praktika den Stoff zu erarbeiten. Mag traurig sein, ist aber leider so.

    psykoman69

    ...wir laden uns "Content" - manche nennen es zwei Arbeitsbögen für eine Woche - von der Plattform runter und die Lehrerin ruft 1x pro Woche an, wie soll ich das nennen?


    Keine Ahnung, wie Du so etwas bezeichnest. Ich nenne es: "Ich unterrichte mein Kind selbst, weil das was von der Schule geboten wird, eine absolute Minderleistung ist."

    Das sind auch unsere gesammelten Erfahrungen aus dem ersten Lockdown im letzten Frühjahr, zwei Corona bedingten Quarantänen im Herbst und dem aktuellen Lockdown.

    Unsere Söhne gehen noch auf die Grundschule (Klasse 5) und Gymnasium (Klasse 8).


    Zwar finden für unsere Kinder jetzt im zweiten Lockdown etwas mehr Videokonferenzen im Sinne eines Unterrichts statt, aber weitem nicht in allen Grundlagenfächern und nicht regelmäßig zu festen Zeiten analog dem regulären Stundenplan.

    Distanzunterricht im Sinne einer Wissensvermittlung von neuem Stoff durch den Lehrkörper findet somit praktisch kaum bis gar nicht statt. Und Aufgaben verteilen ist nach unserem Verständnis kein Distanzunterricht!

    Zumal von Kindern nicht erwartet werden kann, dass sie sich selbständig neuen Stoff aneignen, geschweige denn Eltern diesen vermitteln. Ein Unding!


    Als Elternvertreter hatte ich gestern Abend eine Videokonferenz mit der Klassenlehrerin unseren älteren Sohnes. Die Dame ist jung, sehr engagiert und ist auch weiterhin präsent und ansprechbar für die Kinder. Sehr vorbildlich!

    Aber wenn ich höre, dass gemäß des Distanzlernkonzeptes unseres Gymnasiums Lehrer nicht verpflichtet sind, Videokonferenzen für die Klassen anzubieten, dann geht mir echt die Hutschnur hoch. Inoffizielle Begründung der Schulleitung, es gibt (ältere) Lehrkörper, die sich der Technik verweigern. Da hört mein Verständnis auf!


    Man muss leider konstatieren, dass DE als Industrieland beim Thema Digitales Lernen, Distanzunterricht noch komplett Entwicklungsland ist. Hier wurde von der Infrastruktur über Organisation, Schulung usw. in der Vergangenheit alles verschlafen. Und selbst seit dem ersten Lockdown gab es kaum strukturelle Verbesserungen. MMn eine sichtbare und eindeutige Schwäche des förderalen Systems. Das muss bundesweit durch die Bundesregierung gesteuert werden, und zwar mit Hochdruck.


    Meine Frau und ich sehen der Benotung für das Halbjahreszeugnis und dem zweiten Halbjahr mit größter Sorge entgegen, denn die Pandemie wird uns weiter begleiten.

    Leider erwarte ich parallel auch keine Verbesserung beim Thema Distanzunterricht in absehbarer Zukunft. Sehr ernüchternd das Ganze.