Beiträge von Gerrit im Thema „Selbsthilfegruppe gestresster Aushilfslehrer: Homeschooling for Dummies“

    In Berlin entscheidet wieder mal jede Schule selbst. 3 Eltern von schulpflichtigem Kindern im Team: 1. alle 2 Tage Schule, volle Unterrichtszeit pro Tag; 2. im Wochenwechsel Homeschooling - volle Schulwoche und 3. jeden Tag Schule, aber nur 3 Stunden, abwechselnd ab morgens bzw. ab mittags.


    Leider haben wir das 3. Elend bekommen. Zum Glück ist es kein Problem innerhalb von 3 Stunden 2x zur Schule zu radeln. Es gibt aber Eltern, die gehen völlig am Stock damit, sie würden gerne auf die Notbetreuung verzichten, aber so geht es einfach gar nicht.


    Leider hat die Lehrerin ihre Motivation weiterhin nicht finden können. Am 1. Tag sollten die Kinder ihren Werke der letzten Monate mitbringen, heute schleppten sie alles wieder unkorrigiert zurück. Morgen darf meine Große das wieder hinfahren, zusammen mit einem freundlichen Brief von mir: bitte nur mit Feedback zurück...


    Es hat sich jetzt herausgestellt, dass ein Teil der Klasse immer noch nicht mit der Schreibschrift fertig ist und einige noch nicht mit der Multiplikation angefangen haben. Es gibt kein Konzept, diese Schüler aufzufangen und den Stoff noch zu schaffen. Entweder sie gehen so in die 3. Klasse oder müssen "verweilen". Also Trennung von den Freunden, Zurücksetzung und Demotivation.


    Was bin ich froh, dass im August - nach Lockdown 3 und 4 - ein Lehrerwechsel ansteht.

    Tochter, 8, 2. Klasse, Berlin


    Heute (!) gab es den ersten (!) Onlineunterricht. Nicht, dass ich da jetzt große Erwartungen gehabt hätte (s.o.). Aber so niedrig meine Erwartungen auch gewesen sind, es ist der Lehrerin gelungen im Limbo-Stil darunter duchzutanzen.


    Mit den 5 Kindern wurden die Anzahl der Tage im Monat an den Fingerknöcheln erfasst. Wow. Da wir dazu schon Maus-Videos erhalten hatten, in denen die Frage geklärt wurde, warum ein Mann erst 5 Geburtstage hatte (29.2. - you remember...), hatte ich schon gedacht, dass nun klar wäre, welcher Monat jetzt auch über 31. Tage verfügt... ...falsch gedacht. Es blieb bei "langen" und "kurzen" Monaten und Fingerknöcheln.


    Gut, dass nächste Woche Winterferien sind, da kann man sich nach dieser übermenschlichen Anstrengung erst einmal erholen.


    Vielleicht sollten wir doch lieber bei Arbeitsblätter bleiben... ...sicheres Terrain.

    psykoman69

    ...wir laden uns "Content" - manche nennen es zwei Arbeitsbögen für eine Woche - von der Plattform runter und die Lehrerin ruft 1x pro Woche an, ...

    Sprichst du von einer Grundschule? Und außer den zwei Arbeitsbögen erhält dein Kind von keinem anderen Lehrer irgendetwas?

    Ja, ich hatte das oben schon irgendwo einmal geschrieben und daher das nicht noch einmal gesagt. Meine Große geht in die 2. Klasse. Es gibt nur eine Lehrerin für alle Fächer (außer Religion / Lebenskunde).


    Es gilt darüber hinaus die Wochenhausaufgabe: Schreibe einen eigenen Text über ein Thema Deiner Wahl. Der Text darf so lang sein, wie das Kind mag; die Erstklässler können auch nur 2 Sätze schreiben und ein Bild dazu malen. - Der fabrizierte Text wurde und wird aber nur selten angeguckt. Das machen wir (schon immer) auch selber. Verstehe mich nicht falsch, ich die Aufgabe super. Aber was soll das werden, wenn es selten/nie/vereinzelt dazu ein Feedback gibt?

    Inoffizielle Begründung der Schulleitung, es gibt (ältere) Lehrkörper, die sich der Technik verweigern. Da hört mein Verständnis auf!

    ...an der Nachbarschule gab es folgende Begründung für den Verzicht auf Videokonferenzen: Einige Lehrer möchten nicht, dass die Kinder ihre Wohnung sehen können.


    Geht es noch? Kann man die Kamera des PC nicht verrücken? Den Hintergrund auspixeln? Eine weiße Wand basteln? Mal den Stuhl ein paar cm verschieben? Wenn wir uns der Technik so verweigern würden, dürften wir uns einen neuen Job suchen!


    Vor Weihnachten wurden an Kinder, die sich kein Tablet leisten können, eines verteilt. Das finde ich super! Schade, dass das Ding ausschließlich dafür Verwendung findet, das Arbeitsblatt anzugucken. Neulich gab es eine Aufgabe, hochgeladene Glückssymbole auszuschneiden und dazu Aufgaben zu machen. Das fand ich nett: Mathe und Deutsch und Allgemeinbildung in einem. Tja, nur wieder blöd, dass die stolzen Tabletbesitzer wieder nichts anfangen konnten. Also haben wir Elternvertreter für die Kinder die Unterlagen auf unseren Druckern ausgedruckt und bei den Familien in den Briefkasten geworfen. Na sicher mache ich das gerne! Aber die Lehrerin wohnt hier um die Ecke und kann das auch tun. Die Kosten kann sie von der Steuer absetzen.


    Ich habe eher das Gefühl, dass man einfach keine Lust hat. Es herrscht (in meiner Umgebung) der Leitsatz vor: Der Gaul springt nicht höher, als er muss. Und Videounterricht ist eben kein muss, sondern ein kann.

    Der Lieblingssatz der Lehrerin: "Die Kinder, die nicht mitkommen, die können ja noch verweilen." (wir haben eine Klasse mit gemischten 1. und 2. Klässlern).

    (...)

    Heute früh haben wir gemeinsam beschlossen, die Arbeitszeit zwischen Frühstück und Videokonferenz um 9:30 durch Schneemann bauen im Garten zu ersetzen. Über Nacht wurde draußen die Welt weiß und unsere Kleiner war ganz aufgeregt über den ersten Schnee des Winters (der inzwischen schon fast wieder weg ist).

    (...)

    Sehr richtig! So kann er wenigsten seinen Enkeln erzählen, dass er noch echten Schnee in den Händen hielt.


    Außerdem hast Du sicherlich das Phänomen Schnee erklärt, sowie den Wasserkreislauf, die Jahreszeiten und die Sätze der Thermodynamik. = mehr gelernt, als in einem Jahr Schule.

    Vergesst was ich geschrieben habe. Es eskaliert seit 3 Stunden. Und wir haben eine halbe Seite geachafft heute. 😆 Klarer Vertragsbruch.

    Ganz klar: Es wurde ein Betriebsrat gegründet, der gegen die unzulässige Pausenregelung, die Verpflegungregelung (an Leistung gekoppelt) und den verbotenen Eingriff in die Freizeitgestaltung (Gummibärenbande) vorgeht. Zudem schuldet der AN nur die Arbeitszeit und nicht die Arbeitsleistung. Ich hörte aus gut unterrichteter Quelle, dass Klaus K. und Rudy G. als Anwälte engagiert wurden.


    Tja @dawue , Dir geht zu Recht der Hintern auf Grundeis... :lachwein:

    Das mit dem Vertrag finde ich klasse.


    Meine große Tochter ist in der 2. Klasse (8 Jahre), die Kleine ist in der "Vorklasse" des Kindergartens (5 Jahre).


    Wir haben einen festen Zeitplan vereinbart. Um diesen herum haben meine Frau und ich (beide überwiegend im Homeoffice) unsere Termine geplant.


    So beginnt der Schultag erst um 9.00 Uhr. Bis dahin müssen aber beide angezogen sein und gefrühstückt haben. Was gefrühstückt werden darf, wissen sie. Natürlich helfe ich beim Obst, wenn sie da Hilfe brauchen. Alles andere können sie alleine.


    Meist übernimmt meine Frau den Matheunterricht für ca. 1 Stunde. Da wird locker zwischen Arbeit in den Heften der Schule oder eigenem Material abgewechselt. Mal werden Aufgaben gemeinsam besprochen, mal muss sie sie alleine lösen. Wir dachten, dass wäre eine gute Vorbereitung auf künftige Anforderungen. Da meine Frau das Arbeitszimmer in unserem Schlafzimmer hat, werden auch mal Rechenaufgaben mit Kuscheltieren dargestellt oder die Kopfrechen-Ergebnisse auf dem Bett gehüpft. Soll sie machen.


    Ich übernehme dann vor dem Mittag den Deutschunterricht. Da die Große kreativ ist, schreibt sie gerne alleine kleine Geschichten auf. Wir korrigieren dann gemeinsam und überlegen uns Eselsbrücken oder Merksätze für bestimmte Regeln. Je nach meinem Arbeitspensum und der beidseitigen Lust, dauert der Unterricht zwischen 45 Minuten und 1,5 Stunden. Auch wenn es in der 2. Klasse noch nicht vorgesehen ist, machen wir kleine Diktate.


    Nach dem Mittag muss die Große dann die Wochenaufgaben der Schule machen. Das sind Aufgaben, die es auch schon vor Corona im Präsenzunterricht gab, wo sie sich die Zeit selber einteilen sollen. Meist ist das schon am Wochenende erledigt worden.


    Die Kleine kann sich in der Zeit meist ganz gut beschäftigen. Sie hat einige Vorschulbücher und "arbeitet" in diesen dann genauso, wie die Große. Oft sitzt sie dann bei mir im Arbeitszimmer, damit die oben ihre Ruhe haben. Wenn Kollegen bei mir anrufen (ich sehe das an der Einwahlnummer), meldet sie sich dann mit "Sekretariat Gerrit, Du spricht mit ..." (wir duzen uns im Unternehmen alle, einschließlich Vorstand). Kommt gut an und sie hat Spaß.


    Die größten Störfaktoren in diesem Tagesablauf sind die Nachbarskinder (2x Kita, 1x 1. Klasse, 1x 4. Klasse). Wir wohnen alle direkt hintereinander in Einfamilienhäusern und es ist wie früher: BIMBAM! Darf ... zum Spielen raus?

    Wir mussten schon ein Schild (auch für Nichtleser) aufstellen, dass diese Frage entsprechend beantwortet. Hilft aber nicht immer. Die anderen Kinder haben nicht so einen Plan bzw. werden die Kleinen rausgeschickt, wenn der unwillige 7.-Klässler mal wieder bockt.


    Nachmittags/abends spielen wir viele Spiele, wo gerechnet oder gelesen werden muss. Oder eben Karten, wo dann die Ergebnisse addiert werden. Großen Spaß haben die Kinder an Reise um die Welt und Deutschlandreise (Erdkunde), Broom Service (Lesen und Statistik), 6 nimmt, Skyjo (Addition u.a.).


    Enttäuscht bin ich aber von der Lehrerin/Schule. Die Kontaktaufnahme bestand bislang in einem 3-Minuten-Telefonat alle 14 Tage und dem lustlosen Einstellen langweiliger Arbeitsblätter (eines Schulbuchverlages). Ich habe keine Ahnung, ob schlechtere Schüler bzw. Schüler mit besonderem Förderbedarf mehr Input erhalten. Ehrlich gesagt, hoffe ich das. Meine Hochachtung vor diesem Beruf ist zumindest nicht gestiegen.