Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „Feudum Big Box 2021“

    Wir haben es mehrfach zu zweit gespielt und waren mit dem Erlebten zufrieden.

    Das glaube ich dir sofort. Wenn bei dir/euch eher "thematisch" und "lieb" gespielt wird, dann lauft ihr nicht in das von mir (und anderen, siehe Feudum-Thread) beschriebene Problem mit direkten Angriffen auf die zuvor aufgebaute Substanz des Gegenspielers rein.

    Thematisch spiele bei uns eher ich. Meine Frau ist in erster Linie Optimierfreak. Wir spielen nicht unbedingt "lieb", obwohl: vorwiegend schon, aber wir sind jedenfalls nicht "auf Krawall gebürstet".

    Bei Feudum sehe ich das mit den Kämpfen fast, nicht ganz, so wie bei Scythe. Bei Scythe kämpfe ich allenfalls für Sterne, sonst nahezu nie. Bei Feudum kämpfe ich nur, wenn die Regel das erzwingt, oder wenn ich sonst kein Land mehr sehe.

    Bei uns wird halt lieber aufgebaut und entwickelt. Wir suchen nicht den Weg, wie man andere möglichst schnell zu Boden bringt.

    Ein Kampf und der Verlierer hat das Spiel quasi schon verloren. Heißt: ... 15 Minuten Spielen, einer ist hoffnungslos abgeschlagen, man kann im Prinzip abbrechen. Denen, die sowas mögen: "Viel Spaß!" Aber für mich ist das einfach nur schlechtes Design.

    Das kann man im Prinzip z.B. auch Schach vorhalten, das man schon nach wenigen Zügen verlieren kann. Für den Verlierer ist das nicht spaßig, vielleicht ist es ja einfach nicht sein Spiel.

    Wenn man bei Feudum, das eigentlich nur unter bestimmten Voraussetzungen Kampf erfordert, nach nur einem verlorenen Kampf hoffnungslos abgeschlagen ist, sollte man vielleicht mal über seine Spielweise nachdenken.

    Wir sind noch lange nicht über das Grundspiel hinaus und ich schätze mal, dass man die Erweiterungen eigentlich auch überhaupt nicht braucht. Das Spiel macht auch so schon ordentlich Spaß.

    #Feudum


    Für das Mehrspielerspiel ist das vielleicht richtig; die Erweiterungen sind keine "großen", bringen aber interessante Aspekte ins Spiel. Sogar die zuletzt erschienenen aus meiner Sicht sehr schönen "Verkehrsmittel" U-Boot, Schiff und Ballon haben noch mit ihnen eingeführte Sonderregeln, wenn man die nutzen will.


    Für das Solospiel gilt das aber nicht. Wer Feudum solo spielen will, sollte sich die speziell für das Solospiel gemachte Queen's-Army-Erweiterung zulegen, zumal das Grundspiel keine Soloregel hat.

    Ich mag schwergewichtige Spieler, aber Feudum ist nicht schwergewichtig, sondern einfach nur unnötig verkompliziert, und das auf breiter Front. Mit gutem Willen bei mir 3/10, und das auch nur für den Mut beim (leider in Bezug auf die Funktionalität total verunglückten) Artwork.

    So unterschiedlich kann man das sehen. Von mir hat Feudum eine 8/10, womit ich knapp über dem Durchschnitt der Ratings (7,7 bei 2614 Ratings) liege. Mit deinen 3/10 hast du schon etwas Elitäres, gehörst nämlich zu den 97/2614 Votern, die Feudum bei 3/10 oder schlechter sehen.

    Ich bin da auch entspannt wie Archibald Tuttle, auch wenn bei mir die Spielhäufigkeit eher anders herum ist. Die Komplexitätswertung bei BGG ist bei beiden Spielen über 4 und nur 0,21 auseinander, wobei Feudum mit Recht als komplexer (4,58) eingestuft ist.


    Agra mag viele Regeln haben und nicht sonderlich überschaubar ausschauen, in Wahrheit ist es aber vergleichsweise geradlinig. Feudum ist aus meiner Sicht komplexer und deutlich schwieriger zu durchdringen, obwohl der Spielplan ja doch eher durch Klarheit glänzt.


    In Feudum hat jeder 11 Aktionskarten. Das ginge ja noch, wenn es das wäre, ist es aber nicht. Spielst du mit den erweiterten Regeln, hat jede Aktionskarte noch eine zweite Aktionsmöglichkeit, macht dann schon 22. Spielst du von diesen die Gildenaktion, fächert es sich weiter auf; es gibt 6 Gilden, jede ist anders und jede bietet eine Hauptaktion, die jeder Spieler spielen kann. Dann gibt es aber in jeder Gilde noch eine Aktion für den Gehilfen in der Gilde und eine für den Gildenmeister; solche Aktionen kann aber nur spielen, wer in der betreffenden Gilde eine dieser beiden Rollen hat (beide gleichzeitig kann man nicht haben). Da diese Aktionen der Gehilfen und Meister auch wiederum die Möglichkeiten anderer Gilden beeinflussen, ist es nicht immer gut, z.B. der Meister zu sein, wenn man doch lieber die Gehilfenaktion spielen wollte. So gibt es denn also in den Gilden insgesamt 18 Aktionsmöglichkeiten, die man schon kennen muss, wie sonst sollte man die Möglichkeiten der Gilden in seine Planungen einbeziehen.

    Auch an den Orten auf dem Spielplan kann man drei unterschiedliche Rollen haben, wobei es manchmal gar nicht so übel ist, der "Underdog" zu sein, weil der Möglichkeiten hat, die der "Herr" nicht hat.

    Die Bewegung auf dem Spielplan ist auch nicht so einfach, es gibt verschiedene Wege, jeder führt nicht überall hin, und man braucht Verkehrsmittel entsprechend den Erfordernissen der Wege (U-Boot, Schiff, Ballon). Verkehrsmittel gehören einem nicht, verlässt man sie, kann sie ein anderer Spieler übernehmen.

    Na ja, so geht das nahezu endlos weiter. Langsamer Aufbau zahlt sich meist aus, schon mancher hier im Forum ist davon überrascht worden, dass eine sicher geglaubte Position so verhältnismäßig leicht abzunehmen war, weil es einfach am planvollen Aufbau mangelte.


    Feudum kann gefallen, ganz unabhängig davon, ob man Agra mag. Die Spielregel ist, wie ich finde, sehr gut geschrieben; sie sagt einem bloß nicht, wie man das denn nun spielen soll.

    Hat jemals jemand Feudum in der vollen Version mit allen Modulen gespielt und dabei Spaß gehabt? Das Einsteigerspiel war mir vom Regelaufwand schon kaum verdaulich, zeigte aber auch wegen fehlender Optionen arge Schwächen.

    Ich habe es zuletzt im Februar solo mit allen Erweiterungen als schweres Spiel gespielt und mit 161:171 verloren. Dafür habe ich spannende 3 Stunden 15 Minuten gebraucht und mich über einen Mangel an Optionen nicht zu beklagen gehabt.

    Was einen erschlagen könnte, ist die große Fülle der theoretischen Aktionsmöglichkeiten (rund 40), die man zumindest alle kennen sollte, auch wenn man sie im jeweils anliegenden Spielzug nicht unmittelbar anwenden kann. Die Regeln muss man wirklich kennen. Die Wirkungsweise der Aktionen und ihre Verzahnungen wollen dann im Spiel erkundet sein. Es macht aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn, eine Erstpartie "normal" spielen zu wollen. Wir haben mehrfach nur ein oder zwei Epochen als Lernpartie gespielt, damit man ein Gefühl dafür bekommt, was da eigentlich läuft. Man ist sehr schnell geneigt, zu viel zu früh zu wollen.


    "Normalerweise" mache ich das so nicht. Dieses Spiel aber hat mich dermaßen interessiert, dass ich das "Üben" in Kauf genommen habe; denn es macht ja schon das Erkunden der Möglichkeiten Spaß.