Moin,
Warum kostet das Grundspiel 25€ mehr als im Kickstarter? Oder übersehe ich etwas?
Hier gilt es, ein paar Ebenen gesondert zu betrachten, die letztlich aber zu einem Ergebnis führen:
1. Wie Preise zustande kommen. Grundsätzlich richtet sich der spätere Verkaufspreis eines Produktes nach den Kosten, die zur Herstellung erforderlich waren. Das ist verkürzt dargestellt, trifft es aber. Der spätere Verkaufspreis bzw. die UVP = Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers/Herausgebers, muss die benötigten Margen aller am Verkauf beteiligten abdecken, also z. B. der herstellenden Druckerei, des Redaktionsteams, der Autore*in, des Vertriebs, des Handels, des Verlags, des Logistikunternehmens (Warenlager) und des Transportunternehmens. Diese Margen sind in unserer Brachte weitestgehend normiert. Heißt, Verlage/Vertriebe/Autor*innen/Handel verdienen ungefähr stets einen gleichen Anteil an einem Produkt, egal von welchem Verlag es kommt und welches Produkt es ist. In Euro ergibt sich natürlich schon ein Unterschied, ob ein Spiel eine UVP von 9,99 Euro hat oder von 25,00 Euro – nicht jedoch wenn es darum geht, die Margen in % auszudrücken.
Der Preis während einer Kickstarterkampagne wird oft – als Lockmittel – gegenüber der späteren UVP gesenkt. Das kann sich der Creator der Kampagne "leisten", da es sich um einen Direktverkauf an die Backer handelt, ohne einen Vertrieb oder den Fachhandel als Zwischenschritte. Was der Creator da spart, kann er den Backern als Vorteil weiter geben.
2. Wer macht den Preis? Bei einem Spiel, das wir selbst entwickelt haben und herausgeben, so wie z. B. unser Wild Cards, machen wir den Preis. Dieser folgt strikt der unter 1.) geschilderten Industrienorm und stellt sicher, dass alle ihre branchenübliche Marge abbekommen können. Wenn Wild Cards nun teurer oder billiger ist als andere vergleichbare Titel, dann ist das keine Willkür, sondern liegt daran, dass die Auflage größer/kleiner war als bei einem vergleichbaren Titel mit anderer UVP. Höhere Auflage = niedrigerer Stückpreis. Wenn wir ein Spiel lizensieren oder in den Vertrieb nehmen, dann macht die UVP zunächst mal der Lizenzgeber. (Diese kann in gewissem Rahmen aber auf die Bedürfnisse des Zielmarktes angepasst werden.)
In Bezug auf Machina Arcana heißt das für 1. und 2., dass Adreama Games den Preis vorgibt. Und dass sie (und wir) mit einer UVP arbeiten, die dafür sorgt, dass das Spiel später im Handel für alle daran Beteiligten wirtschaftlich funktioniert.
3. Welche Preise sollte ich – wenn überhaupt – vergleichen? Aus 1. leitet sich ab, dass der Preis während der Kickstarterkampagne kein Normalpreis (UVP) ist, sondern ein Vorzugspreis. Diesen Vorzugspreis mit der späteren UVP zu vergleichen würde den Tatsachen nicht gerecht. Auch der Preis im Pledge Manager ist nicht direkt mit der UVP zu vergleichen, denn es handelt sich aus Sicht des Creators immer noch um einen Direktverkauf, bei dem ein Vorteil gewährt werden kann. Sollen diese Preise dennoch vergleichen werden, dann ist es essentiell, die Transportkosten (Shipping) dabei mit zu berücksichtigen. Denn die übernehmen wir als Verlag oder Vertrieb in Form des Imports der Ware bei der Handels-Edition des Spiels. Und da wäre noch was:
4. Steuern.
Kickstarterkampagnen, die ihren Ursprung nicht in Deutschland haben, zeigen euch Netto-Preise, also einen Verkaufspreis ohne Mehrwertsteuer. Ein wichtiges Detail beim Preisvergleich zwischen z. B. den USA und Deutschland ist, dass in den USA die Verkaufssteuer nicht inkludiert ist wie bei uns, sondern nachträglich fällig wird. Ihr kennt vielleicht die immer wieder geführte Diskussion, warum Apple-Produkte in Euro genau so viel kosten wie in Dollar. Der Grund ist, dass der Euro-Preis 19% MWSt. enthält. Der deutsche Netto-Preis hingegen entspräche umgerechnet in etwa dem Dollarpreis des Produktes.
Wenn ihr in Deutschland ein Spiel erwerbt, sei es aus einer aus Deutschland gestarteten KS-Kampagne, direkt beim Verlag oder im Handel, dann enthält es immer 19% MWST (aktuell 16%).
Fazit
Wollt ihr den Preis eines Kickstarter-Spiels mit der UVP im Handel für dasselbe Spiel vergleichen, dann müsst ihr im Geiste zuerst das Shipping zum US-Preis hinzurechnen und diesen Betrag anschließend noch um 19% Mehrwertsteuer erhöhen. Macht ihr das für Machina Arcana unter Zugrundelegung der Preise im Pledge Manager, dann kommt ihr ziemlich genau auf unsere UVP. Die ja nicht "unsere" UVP ist sondern die UVP, die Adreama Games für Machina Arcana festgelegt hat und auf deren Basis sie unseren Einkaufspreis berechnen.
Euer Vorteil in der Vorbestellung
Da sind wir ja ganz transparent. Nur durch die Vorbestellung können wir sicherstellen, die korrekte benötigte Menge zu ordern. Die Spielmatten, Sleeves und Extrawürfel wird es später nicht im Handel geben, sie sind für eine ordentliche Logistik zu klein, fummelig, schlecht lagerbar und haben teils keinen eigenen Barcode. Darüber hinaus übernehmen wir innerhalb Deutschlands das Porto. Und im Bundle mit den Erweiterungen kommt alles noch mal günstiger.
Ich hoffe, das war ein interessanter Exkurs