Beiträge von hedisch im Thema „Wie kann man Verlierern helfen / stütze geben?“

    Es gibt hier sicher viele Betrachtungsmöglichkeiten.

    Wir haben hier schon vor einiger Zeit mal diskutiert, wie man mit einem Mitspieler bei einem Spieletreff umgehen könnte der a) immer komplexe Spiele mitspielen möchte, b) dem dazu offensichlich der nötige Intellekt fehlt und c) noch dazu ein sehr schlechter Verlierer ist.

    Aber ich denke darum geht es in der Frage des Ausgangsposts nicht. Spiele simulieren in gewisser Weise das reale Leben. Mann kann sich in Situationen bringen und Dinge ausprobieren, die im (Erwachsenen-)Alltag möglicherweise nur schwer zu erfahren und zu bewältigen wären.

    Ich kenne das von mir nur zu gut. Es gibt Spiele, da habe ich meinen Spaß auch wenn ich Verliere oder letzter bin weil ich während des Spiels meine persönliche Ziele geschafft habe oder was cooles erlebt habe. Aber es gibt auch Spiele da sehe ich während der Hälfte vom Spiel dass das nix mehr wird und selbst mit biegen und brechen nicht hinbekomme.

    Wenn ich ein Spiel, in dem ich imho nicht soo schlecht bin, wie 'Die Burgen von Burgund' spiele und ich schaffe es mein Herzogtum schön auszubauen, dabei eine punkteträchtige Strategie gut umzusetzen und werde am Ende 3-4 Punkte hinter dem Sieger Vierter und damit Letzter, dann bin ich mit der Partie auch sehr zufrieden.

    Wenn ich aber abgeschlagen Letzter werde weil alles schief gelaufen ist, dann kommt da erstmal ein schwarzes Loch. Frust drückt das nur unzureichend aus. Eher ist es ein starkes Ohnmachtsgefühl. Man hat sein Bestes gegeben und ist dennoch so brutal gescheitert.

    Nach ca. 40 Jahren chronischer Depression, einiger Selbstreflektion und Lebenserfahrung bin ich für mich zu der Erkenntnis gekommen, das alles im Leben, alle Erfahrungen ob "positiv" oder "negativ", (nur) dazu dienen mein Bewußtsein zu erweitern. Je mehr ich verstehe, desto besser kann ich mit allem und allen (liebevoll) umgehen. Daher habe ich im Laufe der Zeit eine Haltung entwickelt, immer zu fragen warum passiert mir das jetzt? Was ist möglicherweise der Sinn dahinter? Was kann ich daraus lernen? Wie profitiere ich eventuell auf langer Sicht davon?

    Dazu gibt es sicher viele gute Antworten. Die kann aber jeder nur für sich selbst entdecken. Das Fragen an sich und damit der Beginn der Selbstreflektion hilft i.d.R. schon sehr. Die "dunkle Nacht der Seele" läßt sich damit meist vermeiden.

    Vielleicht kann man manchmal auch jemand anderen, weil man sie oder ihn gut kennt (Partner, Kinder, guter Freund etc.), Hilfe dazu geben. Sicher nicht direkt nach einer verlorenen Partie am Spieltisch im Beisein von weiteren Mitspielern, vielleicht besser unter vier Augen in entspannter Athmosphäre. Und wenn es pathologisch ist, dann am Besten professionelle Hilfe suchen/empfehlen.