Beiträge von MetalPirate im Thema „Die letzten 5 Spiele die ich erstmals ausprobiert habe...“

    #Tabannusi

    Einziger Kritikpunkte wäre erstmal das geballte Auftreten der Bezirkswertungen in der zweiten Hälfte des Spiels.

    Das wird sich mit etwas Spielerfahrung schnell legen, und was du hier am Spiel kritisiert, wäre vielleicht mit einer Spielerklärung, die überdeutlich darauf hinweist, dass es bei Tabannusi von "och, erst 2/5 Wertungen geschafft, das zieht sich aber, wie lange dauert's noch?!" zu "holla, gleich ist ja Schluss!" sehr, sehr schnell gehen kann, so nicht passiert. IMHO sollte ein spielerfahrerer Erklärer das den Mitspielern einhämmern, eben weil es ein bisschen kontraintuitiv ist und damit den Ersteindruck stören kann.

    Die Regeln sind ja eigentlich ziemlich einfach: wenn Würfel weg, dann Wertung. Wie viele Würfel noch in einem Bezirk liegen, sieht man. Wie viele Würfel auf dem gesamten Brett die entsprechende Bezirksnummer zeigen (oder ersatzweise die 6), also genutzt werden können, um genau dorthin zu gelangen, wo eine Wertung naht, sieht man auch. (Fortgeschrittenen-Tip: auf Würfel achten, die die eigene Bezirksnummer zeigen.) Man sieht alles mit mindestens einer Runde Vorlauf. So wirklich überraschend kommt das alles nicht, wenn man weiß, worauf man achten muss. Dass das bei einer Erstpartie nicht unbedingt erwartet werden darf, ist natürlich schon klar.

    Ich habe ein bisschen ein gespaltenes Verhältnis zu den Garphill-Erweiterungen. Ich verstehe, dass es zum Geschäftsmodell gehört, so das Geld zu verdienen, sowohl mit den Erweiterungen selbst als auch durch Verkaufen von Paketen und Add-Ons. Das sei Garphill gegönnt; als Verlag von einer Insel am anderen Ende der Welt brauchen die diesen Vertriebsweg. Da müssen sie alle paar Monate etwas Neues an den Start bringen und das geht mit Erweiterungen eben besonders einfach.

    Aber für mich sind es zu viele Erweiterungen, sie sind etwas zu sehr nach Schema F zusammengebaut, und insgesamt nimmt es den Spielen etwas zu viel ihrer Eleganz weg, weil das Verhältnis zwischen Spieltiefe und Regelaufwand tendenziell schlechter wird. Die guten Ideen von zwei Erweiterungen in einer konzentriert wäre oft schöner. Das gilt insbesondere auch für Raiders of the North Sea. Das habe ich einmal mit beiden Erweiterungen gespielt und fand es eher überladen. Aber gut, ich sehe Erweiterungen generell kritischer als der Durchschnittsspieler, und von daher: probiere es ruhig aus... :)

    #RäuberDerNordsee Shem Phillips gehört zu meinen bevorzugten Autoren. Paladine, Burggrafen und die beiden Teile der Südtigris Trillogie sind allesamt wirklich gute Spiele. Räuber der Nordsee gefällt mir auch ganz gut, kann aber nicht mit den genannten Spielen mithalten. Wieder mal ein Kniff von Phillips den ich so noch nicht kannte ist die Mechanik des Spiels. Eine Worker setzen und dann einen anderen vom Feld nehmen und beide Aktionen auslösen. Gefällt mir recht gut aber ich fürchte das schnell der Wiederspielreiz verfliegt. Erscheint dann doch recht simpel zu sein. Die Erweiterungen werde ich mir bei Gelegenheit ansehen. 7/10

    Schau dir ggf. Räuber von Scythien (Raiders of Scythia) mal an. Das ist Raiders of the North Sea mit mehr Spieldesign-Erfahrung nochmal richtig gemacht.

    Im Übrigen ist meine These, dass man Co-Autor Sam Macdonald viel zu oft übersieht. Wenn die Werke aus dem Verlag Garphill einen Qualitätssprung gemacht haben, seit er dabei ist, könnte das eventuell auch ein wenig an ihm liegen. Zeitlich fällt das genau zusammen. Im Übrigen hatte ich meine Erfahrungen mit Garphill mal in meiner Liste der Crowdfunding-Unterstützengen (die mal wieder aktualisiert werden müsste) hier zusammengefasst. Ich kenne den Verlag schon lange, hatte die ersten KS-Kampagnen verfolgt, als Garphill noch ziemlich unbekannt war, und Raiders dann auch dort unterstützt. Aber die Frühwerke halte ich mittlerweile auch nicht mehr für behaltenswert; die neueren Sachen haben ein anderes Niveau, das ist deutlich ausgereifter.

    Dort wo heute Polen ist, hat es nur zu ca. 1/3 seine Wurzeln. Nur interessiert sich dafür halt niemand mehr, Osten bleibt Osten.

    Meinst du, das wäre mit den Niederlanden oder mit Belgien besser? Was weiß der normale Deutsche schon über unsere (nord)westlichen Nachbarn? Gerade in den Niederlanden ist großkotziges Auftreten von Deutschen incl. anlabern auf deutsch, Motto: die Einheimischen werden schon deutsch verstehen, auch alles andere als unbekannt. Auch wird das Land gerne mal auf Käseherstellung reduziert und dabei übersehen, was die technologisch oder kulturell alles zu bieten haben.

    [Nucleum]

    Kurzfassung: Stromproduktion mit Uranium in einem alternativen Ostdeutschland/Polen

    OT: Wo siehst du auf der Karte Polen? Selbst mit der durch Kriege immer weiter nach Westen verschobenen Grenze sind die beiden östlichsten Städte auf der Karte, nämlich Görlitz und Zittau, auch heute noch auf deutschem Gebiet (wenn auch historisch gesehen nicht sächsisch, was ja den thematischen Rahmen bildet, sondern niederschlesisch).

    Und wenn man schon heutige Länder und Grenzen für die geographische Einordnung nutzen möchte, dann sollte man viel eher über Tschechien als Polen reden, denn am Südrand der Karte sind einige Städte aus dem Sudetenland, z.B. Karlsbad (heute Karlovy Vary) oder Aussig (heute Ústí nad Labem), und nicht zuletzt ist da ganz im Süd Prag (Praha), das auch spielmechanisch durch die Verdopplung in der Endwertung eine herausgehobene Rolle spielt.

    Die andere wichtige Frage ist "Wenn meine gesamte Sammlung in nem Feuer abfackeln würde, würde ich das Spiel nochmal kaufen?", wenn nicht, kann's eigentlich auch ausziehen. Ich sollte das mal wieder durchziehen und meine Sammlung ordentlich reduzieren, wird nur zunehmend schwieriger wenn man keine schlechten Spiele mehr hat.

    Das kommt mir auch sehr bekannt vor... :)

    Immerhin kann ich sagen, dass meine Sammlung langsam, aber sicher kleiner wird. Im wesentlichen dadurch, dass die Verkaufsrate so ist wie immer, aber die Zugänge radikal begrenzt worden sind. Und mit "Verkäufe > Käufe" geht dann halt die Gesamtzahl runter.

    Ich kriege die Neuheitenflut im Euro-Bereich nicht mehr in den Griff und greife auch aus finanziellen Gründen oft erst etwas später zu.

    Ergibt ja auch einfach Sinn. Grad im Eurobereich kommt jedes Jahr eine Flut an Euros, die alle ganz gut sind aber irgendwie auch austauschbar sind und nicht herausragend. Lieber andere ihr Geld ausgeben lassen und abwarten über welche Spiele man ein Jahr später immer noch redet und sie Gegenfalls in der Zwischenzeit auch einfach mal anspielen können. Die Spiele laufen ja nicht weg.

    Genau so mache ich das auch. Sich als Regel setzen, dass man Spiele normalerweise erst frühestens ein Jahr nach Erscheinen kauft und sich dabei gleichzeitig die Freiheit lassen, in begründeten Ausnahmefällen auch mal davon abzuweichen, denn allzu viel Fundamentalismus ist immer doof. Einfach mal machen und merken, dass es funktioniert.

    Man wird sehr oft feststellen, dass ein Jahr später oft kein Hahn mehr nach der ehemals gehypten Neuheiten kräht. Oft ist das, was jetzt gehypt wird, sogar schon in drei Monaten vergessen. Das Tempo, in dem insbesondere die Youtuber-Fraktion immer wieder neue Säue als vermeintliche Jahrgangs-Highlights durchs Dorf treibt, ist einfach nur noch Wahnsinn. Wenn man sich etwas mehr zurücklehnt, wird man oft froh sein, eine in höchsten Tönen angepriesene Neuheit doch nicht sofort gekauft zu haben. Das diszipliniert dann auch, sich immer weniger Ausnahmen von der "1-Jahr-abwarten-Regel" zu gönnen.

    In diesem Zusammenhang dann auch mal "Danke!" an alle, die hier berichten. Solche mit etwas Abstand geschriebenen Einschätzungen sind oft reflektierter als irgendwelche schnell runtergetippten Ersteindrücke. Insbesondere weil sich dann mit etwas Abstand eigentlich von alleine die allerwichtigste Frage überhaupt stellt, nämlich diese: "Würde ich das Spiel nochmal auf den Tisch bringen wollen?"

    Es müssen nicht zwingend Neuheiten i.S.v. aus 2020 stammende Spiele sein, nur neu für einen selbst. Tut mir jedenfalls leid, dass deine Frau da nicht so recht für zu haben ist - ich gehe davon aus, dass du Bonfire und Fayum nicht mit ihr gespielt hast?

    Doch, doch. Auch für solche Sachen wie Lisboa, Teotihuacan oder Brass Birmingham ist meine Frau zu haben. Es gibt nur eine ausgeprägte Abneigung bei ihr, neue Spiele zu erlernen.

    Die letzten fünf zumindest angespielten Neuheiten? Schwierig. Etwas Neues auf den Tisch zu kriegen, ist im Moment für mich nicht ganz einfach. Schei* Corona. Freut euch, wenn ihr Lebenspartner habt, die erstens abends noch fit sind und zweitens beim Lernen neuer Regeln nicht sofort abblocken. Aber los. In der Reihenfolge aufsteigender Güte. Alles als 2er gespielt.

    5. Aeon's End. Der Liebsten erklärt, eine Runde angespielt, kein Interesse bei ihr vorhanden. Coop mag sie nicht. Ich normalerweise auch nicht, aber Aeon's End wollte ich eigentlich eine Chance geben. Ablage auf dem wachsenden Stapel ungespielter Spiele. Verkauf möglich.

    4. Res Arcana. Der Liebsten erklärt, ein halbes Spiel gespielt, kein Interesse mehr bei ihr, Abbruch. Ablage auf dem wachsenden Stapel ungespielter Spiele. Ich finde das Design eigentlich sehr clever und hoffe, dass ich nach Corona dafür Mitspieler finde.

    3. Castles of Tuscany. Ein paar mal als 2er gespielt. Regelumfang überschaubar und doch knifflige Entscheidungen, und das bei angenehm kurzer Spielzeit. Sowas geht im Moment am besten. Gefällt gut.

    2. Faiyum. Originellstes Spiel der letzten Zeit. Zur Langzeitmotivation kann ich nichts sagen; nach einmal über 180 Punkten im 2er-Spiel, wo fast alles zusammengepasst hat, ist gefühlt erstmal ein bisschen die Luft raus. Aber bitte nicht überbewerten. Wenn man ein Spiel eine Zeitlang im Schnitt jeden zweiten Tag abends spielt, ist das nicht völlig ungewöhnlich.

    1. Bonfire. Für mich bisher das Jahrgangshighlight.

    Was während Corona geliefert und direkt auf den Stapel ungespielter Spiele gepackt wurde, zähle ich lieber nicht auf. Das ist zu traurig.


    #FrancisDrake

    Metalpirat hat da einmal mehr drüber geschrieben, weis aber nicht mehr wo. Fazit war irgendwie nett, kann man spielen aber das sich die 3 Runden ziemlich gleich wiederholen hat ihm gestört. Mit der Erweiterung gibts einen Dummyspieler dazu.

    Tip: Wenn du ein "@" voranstellst, bekommt derjenige eine Nachricht, dass er erwähnt wurde. Das hier habe ich eher zufällig entdeckt.

    Zu Francis Drake: Ja, deine Erinnerung ist richtig. Zwischen den drei Runden gibt es mir etwas zu wenig Abwechslung, wobei man das mit der Erweiterung variieren kann, z.B. die dritte Runde mit stärkeren Spaniern spielen. An sich mag ich das Spiel. Hat ein gut umgesetztes historisches Thema und schöne Elemente von Bluffen und Hidden Information, die man selten so in Euros findet. Als Ertrag einer Aktion kann man z.B. erfahren, wo die Spanier wie stark sind. Die Mitspieler wissen's aber nicht. Was bedeutet das dann, wenn ich mein erstes Schiff an Ort X stelle? Weiß ich, dass die Spanier da schwach sind? Das gibt schöne Gedankenspielchen. Das Spiel hat auch die gute Materialqualität, für die später EGG bei den Lacerda-Titeln bekannt(er) wurde.

    Für den Spottpreis, für den man es teilweise bekommen konnte (keine Ahnung, ob das immer noch so ist), macht man da nichts falsch. Allerdings muss ich eine wichtige Einschränkung machen: Ich habe es aber selbst jetzt schon länger nicht mehr gespielt. Und wenn man ehrlich ist, dann sollte man ein wenig vorsichtig mit der Empfehlung von "alten Schätzchen" sein. So manches davon hat sich dann als doch schlecht gealtert herausgestellt, wenn es nach Jahren mal wieder auf den Tisch kam. Da werden auch gerne mal Erinnerungen positiv verklärt. Im meinem Falle z.B. wie ich mit meiner ersten Aktion mal alle Mitspieler komplett auf die falsche Fährte geschickt habe. :)