Meine Erfahrungen könnte ich hier nach insgesamt 9 Partien (1xzu zweit, 5x solo selbst, 3x solo meiner Frau (ich habe zugeschaut)) noch etwas ergänzen.
Mein Ansatz ist ja eher thematisch, weniger mechanisch, schon gar nicht analytisch (das raubt ja jeglichen Spielspaß, der für mich im Erleben liegt). Punkteorientiert bin ich schlicht nicht. Mir kommt es darauf an, was das Spiel mir gibt, wenn ich es spiele.
Zwei Unterschiede zwischen dem Mehrspieler- und dem Solospiel scheinen mir besonders erwähnenswert:
Im Mehrspielerspiel hat man in der Verwaltungsphase keinen Einfluss darauf, welche Karte(n) aus dem aktuellen Markt entfernt wird/werden, weil das genau geregelt ist. Im Solospiel wählt der Spieler die zu entfernende(n) Karte(n) aus.
Im Mehrspielerspiel kostet das Zurückkaufen von Karten vom eigenen Ablagestapel immer genau 1 Geld, im Solospiel steigt dieser Preis von Karte zu Karte, d.h. die erste zurückgekaufte Karte kostet 1 Geld, die zweite 2 Geld usw..
Meine praktische Erfahrung aus dem Solospiel: Es ist vollkommen egal (bis auf eine Ausnahme), in welcher Reihenfolge die Karten ins Spiel kommen. Die "Kunst" besteht einfach darin, sein Spiel an dem auszurichten, was möglich ist.
Woran liegt das?
Wir spielen das Solospiel als Kampagne. Es gibt sieben Ziele, nur die erste Partie muss auf mindestens 150 Punkte gehen. Die weiteren Ziele sind, wie schon erwähnt, bis auf eines (mindestens 250 Punkte) Sachziele. Je nachdem, wie die Karten kommen, schwenkt man halt zu dem Ziel hin, das sich besser erreichen lässt.
Meine 5. Solopartie hatte noch 3 mögliche Ziele: 2 Paläste bauen, 9 Betriebe bauen oder mindestens 250 Punkte erreichen.
Ich hatte mir vorgenommen, bis zum Ende zu spielen, auch wenn man nach Erreichen eines Zieles abbrechen kann, weil man je Partie nur ein Ziel als erfüllt werten und nichts unwillentlich verlieren kann.
Das war das bisher, auch thematisch betrachtet, schönste Spielerlebnis. Gelungener Aufbau der Strukturen, alles miteinander verbunden, alle Städte und Betriebe, beide Prunkbrücken und beide Paläste gebaut, und dann auch noch 403 Punkte. Als erfülltes Ziel habe ich dann die mindestens 250 Punkte gewertet, damit ich die Punktejagd hinter mir habe.
Jetzt bleiben noch die mindestens 9 Betriebe und die 2 Paläste.
Die Betriebe sind kein Problem, das war jetzt die insgesamt dritte Partie, in der die alle gebaut waren, davon habe ich das zweimal gehabt, ohne es darauf angelegt zu haben.
Ein Problem gibt es bei den 2 Palästen, wenn die das letzte noch zu erfüllende Ziel sind. Die Karte zum Palastbau ist eine Karte mit gelbem Rahmen, liegt also im Stapel der 12 Karten für die letzten Spielzüge.
Es kann sein, dass sie gar nicht ins Spiel kommt, weil sie (zu weit) hinter der vierten Naturkatastrophe liegt. Dann hat man diese letzte Partie schon verloren, bevor sie überhaupt angefangen hat, und weiß das nicht einmal.
Es kann sein, dass sie in der Verwaltungsphase ins Spiel kommt, in der auch die vierte Naturkatastrophe kommt, dann kann man sie zwar kaufen, aber nur noch einmal spielen, weil man ja keine Verwaltungsphase mehr spielen, also auch keine Karten vom Ablagestapel mehr aufnehmen kann. Dann funktioniert das mit den 2 Palästen nur, wenn man auch Papyrus noch auf der Hand hat, so dass man die Palastbaukarte kopieren kann.
In jedem Fall muss der Palastbau vorbereitet sein, man muss also das Geld haben, die Karte zu kaufen, und alle Rohstoffe, um die zwei Paläste dann auch zu bauen.
In der nächsten Partie spiele ich dann mal wieder einfach drauf los und hoffe, dass das mit den 2 Palästen klappt.
Sollten die 2 Paläste das letzte verbleibende Ziel sein, muss ich leider ein wenig "hausregeln". Ich habe keinerlei Lust, eine Partie zu spielen, die ich womöglich schon verloren habe, bevor ich überhaupt anfange. Also werde ich dann nach dem Mischen des Stapels der letzten 12 Karten von unten her nachschauen, ob die Palastbaukarte vor der vierten Naturkatastrophe kommt; wenn nicht, lege ich sie dort hin und lasse den Stapel ansonsten unverändert. Eine Partie, die ich wegen des Zufalls beim Kartenmischen unmöglich gewinnen kann, spiele ich nicht, auch nicht wiederholt, bis denn der Zufall mal endlich passt.
Ansonsten ist Faiyum aus meiner Sicht jedenfalls solo als Kampagne gespielt ein sehr schönes Spiel, das auch thematisch anspricht.
Im Mehrspielerspiel, das ja um Punkte geht, tut man aus meiner Sicht sicher gut daran, das einfach nur langweilige wiederholte Abspielen von Kombos zu vermeiden. Ich werde dann jedenfalls ohne jede Rücksicht auf etwaige Vorgaben, die ich Mitspielern mache, an einem thematisch sinnvollen Aufbau der Strukturen arbeiten, zumal sich das schon während der Partie und auch am Ende bei den punkteträchtigen Karten auszahlen kann, wenn nicht gerade die anderen sie bekommen. Und wenn schon, wenn ich nicht gewinne, möchte ich zumindest ein thematisch zufriedenstellendes Spielerlebnis gehabt haben, die Platzierung ist mir egal.