Beiträge von Ben2 im Thema „Warum sind euch Spiele nicht den UVP wert?“

    Ben2

    Ich kann deinen Beitrag in #156 über den "Teufelskreislauf" nachvollziehen, bin aber gleichzeitg erstaunt, wenn ich mir das Portfolio von Frosted Games anschaue.

    Ihr bringt sehr viele Erweiterungen raus. Das befeuert doch gleichzeitig die Erwartungshaltung beim Kunden, dass das "Grundspiel" nicht mehr den gleichen Wert haben kann, wie zum Zeitpunkt des Erscheinens. Gleichzeitig erschwert die Erweiterungsflut den Einstieg von Interessierten in das Spiel. Gründe wären z.B.: Nur mit dem Grundspiel hat man kein komplettes Spiel. Größere Investitionen sind notwendig um es komplett zu haben und gleichzeitig konkurriert man nun mit größeren Spielen in der neuen höherpreisigen Liga.

    Damit verschließt man sich neuen Kunden gegenüber und gerät in eine Abwärtsspirale was Verkaufszahlen anbelangt.

    Ich kann deine Argumentation nicht mal im geringsten nachvollziehen. Erweiterungen entwerten das Grundspiel?

    Fakt ist: Diversität und Nische gibt es nur, wenn der aufgerufene Preis auch bezahlt wird. Zumindest wenn wir von kleinen Verlagen sprechen.

    Euren Preis glaube ich da auch und bezahle ich. Aber gilt das im selben Maße für die Preise von EGG?


    Ich befürworte ja prinzipiell Preisstabilität und denke, dass die Verlage da einfach einen längeren Atem brauchen... und mehr Print on Demand.

    Aber trotzdem ist die UVP halt oft nicht was man braucht um bequem über die Runden zu kommen, sondern eben auch manchmal "das was geht plus 10%".

    Ich kann nur von uns sprechen und den Verlagen für die ich bisher tätig war. Und da war das nicht der Fall - dass es „was geht und 10% extra“ war. Dass es nicht Verlage gibt, auch in Deutschland, die das so machen, will ich nicht bezweifeln.

    Ich finde das nicht häufig. Neu aufgelegt heisst ja auch nicht immer "verändert". Ich frage mich warum man nicht öfter die Kritikpunkte an einem Spiel aufnimmt und dann sagt: ich nehme mir das zu Herzen. Hier ist die zweite verbesserte Auflage. Das passiert - meiner Meinung nach - eher selten. FFG macht das, Aeons End hat das gemacht - Sirlin macht das. Aber sonst noch?

    Siehe oben, könnte bestimmt auf 100 Titel ergänzen. Bei welchen Spielen vermisst Du denn eine Iteration?

    Anderes Thema - können wir gerne mal drüber sprechen.

    Es bleibt mir ein Rätsel warum man in der Brettspielbranche zum Beispiel nicht mehr iteriert.

    Das tut man doch durchaus häufig. Fast alles wirklich Gute (also alles außer Up Front) wird doch regelmäßig neu aufgelegt. Wir spielen TI4, ASL, Mega Civilization, Britannia Classic & Duell, Descent 3, Glen More Cronicles und jede Menge anderer Iterationen.

    Ich finde das nicht häufig. Neu aufgelegt heisst ja auch nicht immer "verändert". Ich frage mich warum man nicht öfter die Kritikpunkte an einem Spiel aufnimmt und dann sagt: ich nehme mir das zu Herzen. Hier ist die zweite verbesserte Auflage. Das passiert - meiner Meinung nach - eher selten. FFG macht das, Aeons End hat das gemacht - Sirlin macht das. Aber sonst noch?

    Andererseits.... bei Schwerkraft funktioniert es ja auch irgendwie. Die Spiele erleben ja kaum Preisschwankungen...

    Ja und da wiederhole ich mich: So muss es sein. Schwerkraft macht hier viel richtig.

    Aber kauft jemand Robinson Crusoe ernsthaft noch zum Vollpreis?

    Dieser Eindruck entsteht NUR, weil "wir" Verlage eigenständig unsere Preise dumpen. Da zwingt uns niemand dazu. Es ist einfach Dogma: Lagerplatz kostet Geld.

    MEINER MEINUNG NACH: Kostet es viel mehr Geld sich langfristig den Markt zu ruinieren, indem man den Händlern (ich rede noch gar nicht vom Kunden!) sagt: Kauf ja nicht zu viele unserer Spiele. Wenn du sie nicht schnell genug verkaufst, dumpen wir die Preise und dann kannst du schauen, wo deine Marge bleibt.

    Und der Kunde sagt am Ende: "Ich kaufe nicht neu, das ist eh bald rabattiert".

    Und so kauft niemand für den normalen Preis und "wir" Verlage sagen: Ach das wollte niemand in 3 Monaten kaufen, das ist ein Flopp gewesen. Also: Billig raushauen. Und so wird diese Wahrnehmung verzerrt. Man hat nur lange genug die Leute konditioniert, dass sie nur ein bisschen warten müssen.

    Und wenn ich dann ein Kenner+ /Expertenspiel habe, dann kann bei der Menge und bei nem großen PoS auch gerne mal gewartet werden und schon ist der Teufelskreis perfekt.

    Was vor 10 Jahren noch funktioniert hat, ist spätestens jetzt überholt und man hat sich selbst ins Knie geschossen. Und was SK macht ist lobens- und bemerkenswert in dieser Hinsicht. Denn es etabliert Wertigkeit und Stabilität. Und sagt: "Mein Spiel ist nicht in einem Jahr schon überholte Ramschware aus der Rabatt-Tonne".

    Was ich euch aus kleinstverlag Sicht sagen kann: UNSERE Kalkulation basiert auf dem Vollpreis. Wir merken es MAXIMAL, wenn jemand ein Spiel direkt über unseren Shop bestellt und ein Händler zu unserem Normalpreis. Wir sind darauf EXTREM angewiesen.

    Ich habs schön öfter gesagt: Ohne Vorbestellung würde es auch kein Clash of Cultures auf Deutsch geben. Kein Kemet, kein Frostpunk etc. Und dann gäbe es auch kein Flippermania, was wieder ein Herzensprojekt ist ...

    Fakt ist: Diversität und Nische gibt es nur, wenn der aufgerufene Preis auch bezahlt wird. Zumindest wenn wir von kleinen Verlagen sprechen.

    Wie bitte? Was ein Quatsch.

    Also mal ehrlich Ben, Aeons End haben sich die Spielmechaniken schon deutlich abgenutzt. Wenn ich schräg aufs Spielmaterial schiele, dann sehe ich da die vielen kleinen Schräubchen und Federn, die da rattern und bumsen. Das läuft nicht mehr ganz so gut! Ich vermute, die Mechanik hält nur noch ein paar Tage.

    Ich muss auch mal den Opa Ora&Labora oder Runewars mal wieder rausholen und ihm sagen: deine Zeit ist leider vorbei. Du bist es nicht mehr wert. Zeit für deine ludologische Euthanasie. Da muss wohl aus humanitären Gründen auch mal darüber geredet werden. Alte Spiele taugen nichts mehr.

    Tatsache ist: Alte Spiele die gut sind, sind genauso gut wie bei erscheinen. Alte BrettSpiele halten sich sogar viel besser als alte Videospiele - weil sie nicht technisch überholt sind.

    Ich halte es da wie Ignacy: man sollte gute Spiele als Verlag eher pflegen, statt immer aufs neue Pferd zu springen.

    Schlechte Spiele bleiben schlecht - ob sie alt oder neu sind.

    Wir haben zum Beispiel nicht vor Siderische Konfluenz nächstes Jahr schon als altes Eisen abzulegen. Oder Dawn of the Zeds. Es gibt einfach spiele, die haben sich bewiesen. Und die BLEIBEN relevant, selbst wenn sie 5 Jahre alt sind.

    Besteht die Möglichkeit, dass sie von besseren Spielen „überholt“ werden? (Zombies vs Zombicide zum Beispiel) ja klar. Beides schließt sich aber nicht aus.

    Es bleibt mir ein Rätsel warum man in der Brettspielbranche zum Beispiel nicht mehr iteriert. Aber das ist ein anderes Thema ...