Beiträge von MetalPirate im Thema „Auf welches Spiel, dass jetzt rund um die spiel.digital rauskommt freut ihr euch am meisten?“

    Matze : Orléans ist ein tolles Beispiel aus einer Zeit, als das Fairplay-Ranking noch relevant war. DLP und Stockhausen waren beide nicht allererste Liga unter Verlagen bzw. Autoren. Ich meinte genau solche Sachen aus der zweiten Reihe, bis hin zu den Kleinverlagen. Eben genau die Sachen, die nicht jeder schon vorher auf der Rechnung hatte. Oder sowas wie Yukon Airways letztes Jahr. Bei sowas sieht man IMHO recht deutlich und auch schnell, ob irgendein über die Messe berichtendes Medium sich wirklich informiert und damit dann den Lesern Sachen mit echtem Mehrwert bieten kann.

    Aus übermäßig gehypten Sachen mit messerscharfer exakter Begründung die heiße Luft rauslassen und unbekannte tolle Sachen aus der Masse der Neuheitenflut mit guter Begründung herausheben, das sind die beiden Königsdisziplinen jeder Berichterstattung. Das Gegenteil davon ist BGG-Hotness-Listen abschreiben, die entsprechenden Spieleschachteln in die Kamera halten, die eh schon bekannten Autoren/Verlage für vergangene Großtaten loben oder unnütze Top-10-Listen präsentieren. Das kann im Prinzip jeder (und ich wundere mich gelegentlich, wie viel Erfolg diverse Youtuber haben, die anscheinend nichts anderes können als solche 08/15-Schmalspur-Unterhaltung zu fabrizieren).

    Einzelne Merkwürdigkeiten haben sich in den letzten Jahren immer auf der Liste befunden, da stimme ich zu. Andererseits sind auf der Liste auch immer wieder viele tatsächliche Highlights, insofern würde ich nicht die Ergebnisse als Ganzes als lächerlich bezeichnen

    Dass zuvor gehypte Spiele (in diesem Jahrgang z.B. Castles of Tuscany, Bonfire oder Anno 1800) in der Liste drin sind, kann doch niemanden sonderlich überraschen. Die sind so ungefähr in jeder Spielemesse-Highlight-Liste mit vorn dabei. Interessant sind bzw. wären doch gerade die Kleinverlagstitel und da stelle ich fest, dass die Fairplay-Scoutaktion für meinen Geschmack es in den letzten Jahren nicht mehr geschafft hat, die echten Perlen zu finden, und andersrum dafür einige sehr sonderliche Sachen in den Rankings weit oben gelandet sind, mit der "Krönung" des (für mich) absolut miesen Spiels City of Rome als Sieger 2018 (dazu Tudor in der Spitzengruppe und andere etwas eigenwillige Wahlen).

    Ob das daran lag, dass viele Kleinverlage nicht die von der Fairplay wie selbstverständlich eingeforderten Freiexemplare spenden, oder ob andersrum einige Verlage geschickt manipuliert haben, das ist mir dann letztendlich auch egal. Diese früher mal wichtige Fairplay-Scout-Wertung finde ich mittlerweile ziemlich verzichtbar. Ich fand in den letzten Jahren aufmerksames Unknowns-Lesen deutlich effektiver, um sich jenseits des Hype-Mainstreams zu informieren.

    Die von Herbert empfohlenen Ranking-Tracker nutze ich auch. Das einzige, was ich da etwas unglücklich finde, ist die sehr strikte Definition von "auf der Messe erschienen". Da fallen dann in diesem Jahr z.B. Bonfire und Castles of Tuscany raus, weil sie eben schon vorher erschienen sind. Aber wenn man anderer Leute Arbeit kostenlos nutzt, sollte man nicht allzu laut meckern, wenn man es nicht selbst besser hinkriegt...

    "Problem" an dem Spiel ist halt die Spieleranzahl: 4-9 Spieler. Die muss man erst einmal haben.....

    Erstens das, vor allem in Bezug auf Corona. Seit sieben Monaten sind alle meine (selten gewordenen!) Nicht-Kinder-Spiele 2er-Spiele.

    Außerdem ist das für mich keine echte Neuheit mehr. Eine 2nd Edition passt für meinen Geschmack nicht so ganz in diese Neuheiten-Vorfreude-Liste, selbst wenn's jetzt die erste Version auf deutsch ist. Ich habe die Erstauflage kurz nach Erscheinen in Essen gekauft. Aber selbst wenn man keine englischen Version kauft: es ist immer noch ein großer Unterschied, ob ein komplett neues Spiel erscheint, das außerhalb der Testspielergruppen niemand kennt (z.B. Praga Caput Regni, welches in der Abstimmung hier vermutlich relativ weit oben landen dürfte) oder ob man sich auf Massen von alten Reviews, Forenthreads oder Spielberichte stützen kann.

    Ja, Sidereal Confluence ist ein tolles Spiel und ich wünsche euch bei Frosted Games viel Erfolg damit. Aber bei diesem Spiel weiß jeder Käufer relativ genau, was er bekommt (sollte er auch; das Spiel ist nun mal nicht gewöhnlich!). Das ist bei den meisten anderen Spielen der Liste im Startbeitrag nicht der Fall.


    EDIT: Ja, Sidereal Confluence funktioniert ab vier, nicht jedoch ab drei Mitspielern (bzw. nur sehr, sehr anders). Das lässt sich auch mathematisch begründen, nämlich mit dem Hamming-Abstand bzw. der Hamming-Metrik zwischen Mengen. Jede Rasse verbraucht bestimmte Ressourcen und produziert andere. Damit das alles aufgeht, müssen beliebige Untermengen von mitspielenden Rassen untereinander einen gleichen "Abstand" haben. Das lässt sich mathematisch formalisieren. Das ist bei Sidereal Confluence alles kein Zufall, sondern sehr bewusst zusammengestellt.

    Sowas wie Praga Caput Regni, Hallertau oder diverse andere Sachen mehr sind halt für mich "nur" Beobachtungsliste. Die entsprechenden Autoren haben schon Sachen gemacht, die mir sehr gefallen, und solche, die sich in meinem Spieleregal nicht halten konnten. In normalen Jahren hätte ich mir die Anleitung der 2020er-Neuheiten der Herren Suchy oder Rosenberg schon längst durchgelesen und eine Meinung dazu. In diesem Jahr gilt halt wegen Corona: erstmal abwarten und nach Corona schauen, ob es immer noch gespielt wird (Vermutung bei 90% der Abstimmungsliste: nein). Genug ungespielte Sachen zuhause...

    Ein bisschen problematisch ist an der Liste eventuell auch, dass manche Spiele schon erschienen sind und andere noch nicht. #Bonfire von der Liste kann ich z.B. sehr empfehlen, wenn man strategische Expertenspiele mag. Das gehört zu den wenigen Sachen, die ich mir näher angesehen und dann gekauft habe. Bericht hier: RE: Bonfire von Stefan Feld, H@ll Games . Aber lässt sich das wirklich sinnvoll bewerten bzgl. der Frage "auf welches Spiel freut ihr euch am meisten?", wenn man es mit Sachen vergleicht, die noch gar nicht erschienen sind?

    wenigen Ausnahmen

    Welche denn?

    Ich habe mich auch in der Corona-Phase, in der meine mit Spielen verbrachte Zeit sich auf einen Bruchteil des zuvor Gewohnten reduziert hat, schon noch mit dem einen oder anderen Kickstarter bzw. der einen oder anderen Retail-Neuheit beschäftigt. Aber die Hürde dafür war deutlich höher als normal und die Sachen waren früher raus, wenn mir etwas nicht gefallen hat. Und ich bin teilweise auch mehr nach Bauchgefühl gegangen.

    Alles aufzählen, was ich mir mehr oder weniger genau angeschaut habe, werde ich sicher nicht, aber wenn du die Kriterien wissen willst: Das Übliche halt, mit Autor und Verlag ganz vorne dran. Mindestens eines davon musste für mich positiv belegt sein, sonst direkt auf "uninteressant". Das heißt aber längst nicht nur "große Namen". Bei Dwellings of Eldervale (DoE) reichte mir z.B. ein Luke Laurie als Co-Autor und dessen Autorenschaft bei Manhattan Project: Energy Empire. DoE hatte ich 2019 knapp nicht gebacken, aber seitdem bei BGG auf subscribe und so verfolgt. Die KS-Durchführung war immer gut und transparent, also habe ich dann bei der kurzen Late Pledge Möglichkeit im Sommer es mir nochmal angeschaut und dann zugeschlagen (jedoch nur mit dem normalen KS-Pledge, nicht all-in-super-duper).

    Am ehesten beschäftigt man sich natürlich mit dem, was grundsätzlich aus der Richtung kommt, die man halt so mag. Also in meinem Falle z.B. mit den Feld-Neuheiten. Den Kickstarter von Queen habe ich dann ausgelassen (grafisch eine deutliche Verschlechterung, viel zu wenige Infos und insbesondere keine Regeln verfügbar, Zweifel ob die geplante Sprachneutralität funktioniert, für die ganzen Unsicherheiten letztendlich zu teuer), aber bei den beiden anderen neuen Feld-Spielen (Castles of Tuscany und Bonfire) habe ich mir die Regeln durchgelesen, das hat mir gefallen, also vorbestellt und beides nicht bereut. Auf der anderen Seite sind aber auch Vorbestellungen/KS-Unterstützungen herausgekommen, die ich zuvor so nicht unbedingt erwartet hätte, z.B. Massive Darkness 2 oder Aeons End, wo mich der Redaktionstagebuch-Podcast von Frosted Games überzeugt hat, es direkt beim Verlag in der Vorbesteller-Aktion zu ordern. Ungewöhnlich insofern, weil ich auch mit den beiden Sachen die Coop-Spiele in meinem Spieleregal noch an einer Hand abzählen kann.

    Ich bin absolut sicher, dass ich ein paar Highlights der letzten sieben Monate (seit Corona-Beginn im März) verpasst habe. Aber das ist mir komplett egal. Ich komme aktuell kaum zum Spielen und die wirklich guten Sachen bekommt man auch alle später noch. Deshalb: kauft bitte Sachen wie etwa Praga Caput Regni und berichtet dann, ob es etwas taugt. :) Pulsar 2849 hatte ich vor drei Jahren noch in Essen für teures Geld vorbestellt, es gespielt und anschließend enttäuscht wieder verkauft. Bei Underwater Cities habe ich dann den zweiten (oder dritten) Print Run abgewartet und dann ein Spiel mit Boards in besserer Qualität und direkt enthaltenem Promo bekommen. Alles, was wirklich gut ist, gibt's auch später noch, oft sogar ohne die Kinderkrankheiten der Erstauflage. Und solange mein Ungespielt-Stapel wegen Corona derart groß ist, brauche ich ihn definitiv nicht noch weiter erhöhen.

    Ich schaue dann nach Corona, welche Highlights ich verpasst habe. Im Moment interessieren mich Neuheiten von wenigen Ausnahmen abgesehen quasi überhaupt nicht. Es fällt mir auch schwer, mich z.B. auf sowas wie die anstehende Auslieferung von Dwellings of Eldervale zu freuen, wenn ich genau weiß, dass das auf absehbare Zeit eh nur auf dem Stapel der ungespielten Spiele landen wird.