Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „05.10.-11.10.2020“

    Ein paar kleinere Spiele in der Familie:


    - Paris - Stadt der Lichter: Eine wirklich triumphale Rückkehr für die Kosmos-2er-Reihe, aus meiner Sicht das beste Spiel seit Targi, und durchaus zurecht mit einer Altersangabe ab 10 versehen. Auch wenn die Regeln sehr einfach sind: Das ist ein sehr, sehr böser Hirnverzwirbler, der zudem richtig konfrontativ gespielt werden kann (oder aber auch nicht, wenn man nicht will). In einer ersten Phase legt man Straßenplättchen mit vier Quadraten aus, die entweder die eigene, fremde oder gemeinsam genutzte Farbe zeigen oder eine Straßenlaterne. Alternativ kann man Gebäude nehmen, die man dann aber auch in der zweiten Phase auf diesen Straßenplättchen legen können muss, sonst kassiert man Minuspunkte. Boni bringen Gebäude an Laternen und zusammenhängende Gebäude. Das Salz in der Suppe aber sind die Aktionspostkarten (richtig coole, kleine Postkarten), die meistens ein eigenes Sonderplättchen mit sich bringen. Derer gibt es 12, es sind aber immer nur 8 gleichzeitig im Spiel, und jeder Spieler kann garantiert 4 davon nutzen, fragt sich nur welche. Dadurch dass man weiß, welche Gebäude der Mitspieler genommen hat, kann man diesem das Leben so richtig schwer machen - oder man lässt sich in Ruhe und optimiert die eigenen Punkte. Wer auf der Suche nach einem idealen 2-Personen-Spiel ist und Tile Laying als Mechanismus noch nicht völlig über hat, dem sei das hier wirklich aller-, allerwärmstens ans Herz gelegt. Ich bin nach nun vier Runden völlig begeistert.


    - Castles of Tuscany: Macht je öfter man es spielt immer mehr Spaß, und spielt sich auch in Wenigspielerrunden - die vielleicht anfangs noch wegen der unterschiedlichen Plättchenaktionen meckern - sehr schnell und leicht erklärt runter. Wer BuBu mag, findet hier jedenfalls neues Futter, das zudem zu zweit auch richtig schnell gespielt werden kann (30-45 Minuten). Ich hab es bisher noch nicht zu mehreren gespielt und weiß daher noch nicht, wie gut es skaliert, denke aber, dass es dann anders als BuBu trotzdem noch recht zügig läuft.


    - Pendulum: Zu zweit kein großes Vergnügen, der Dummy-Spieler nervt, es bleibt zuviel Zeit, so dass der Echtzeiteffekt gar nicht richtig zum Tragen kommt. Für ein Stonemaier-Spiel erstaunlich hässlich geraten, die Farbwahl ist extrem unangenehm, die Grafiken sehen in meinen Augen seltsam unprofessionell aus, etc. Die Regeln sind ziemlich unintuitiv, was auch durch das 08/15-Semi-Fantasy-Thema nicht besser gemacht wird (Bonfire, ich knie vor Dir nieder, dagegen bist Du wirklich hochthematisch). Ich will das bald zu mehreren spielen, da stelle ich es mir jedenfalls interessanter vor, auch wenn ich fürchte, dass man sich zu viert oder fünft allzu oft " in die Haare kriegt" auf dem schmalen Brett. Nunja, zu zweit jedenfalls ein Reinfall (und solo absolut sinnlos).


    - New York Zoo: Mal ganz ehrlich: Wenn ich "Promo-Elefant" lese, gehe ich davon aus, dass ich irgendein kleines Zusatzelement zum Spiel kriege - und nicht einfach den gleichen Elefanten, der eh schon im Spiel beiliegt, mit nem Sticker drauf! Den hätte Feuerland sich auch mal echt in die Haare schmieren können! Davon abgesehen: Das hier ist Patchwork kombiniert mit der guten alten Rosenbergschen Tiervermehrung, von den Regeln her noch kindgerecht, spielerisch dann eher bissig und unerwartet gehirnfordernd. Wie so oft bei Rosenberg muss man von allem etwas machen, um wirklich gute Punkte zu kriegen. Wir fanden es nett, aber ich brauche wirklich für Jahre im Voraus keine Polyomino-Spiele mehr, egal ob von Rosenberg oder von anderen. Danke.


    - Smart 10: Zusatzfragen und Just One: Neue Begriffe: Tut das was es soll. Ich hatte bei Just One gehofft, dass es diesmal variable Kartensorten gibt, aber weiterhin gilt, dass man monströse Aufgaben und schlichteste Grundvokabeln direkt nebeneinander findet. Nunja, macht ja auch so Spaß. Bei Smart10 ist die Qualität der wenigen Fragen, die wir im ersten Anlauf angespielt haben, unverändert, hier fände ich Themensets super, aber dafür muss dieses - wirklich tolle! - Quizspiel wohl erst noch bekannter werden.


    - Coloma: Wir fanden es schon zu dritt ziemlich gut, aber endlich einmal zu fünft gespielt macht es doch gleich um einiges mehr Spaß. Der tolle Aktionswahlmechanismus mit Strafe für die Mehrheitswahl ist der Hauptreiz, alles andere ist gefühlt nur Beiwerk, aber sehr vergnügliches Beiwerk. Die Karten, die eine Belohnung bei "Sperrung" einer Aktion verschaffen, sind tatsächlich ein raffiniertes Element, denn wenn ich weiß dass die jemand gebaut hat, habe ich noch weniger Interesse daran, auf dieser Aktion eine Mehrheit herbeizuführen. Leider gefällt es mir offenkundig besser als den meisten MitspielerInnen, denen das Chaos zu groß und die Berechenbarkeit zu gering ist. Schade drum.


    - Thunderstone Quest: Halleluja, alle Quests sind jetzt solo einmal angespielt, aber natürlich noch lange nicht ausgereizt. Und ja, ich hab genug Karten und will dennoch Nachschub, das Spiel ist einfach richtig gut austariert worden, was aber eben auch bedeutet, dass man kaum noch wild mischen mag, da ich Angst habe, diese Balance dann doch zu verlieren. Bin gespannt ob dem wirklich so ist und werde es bald testen. Ansonsten: Wenn die Pegasus-Version wirklich die ersten 5 Quests beinhaltet, ist das soviel Material, dass man damit einige Monate zubringen kann. Da ist der Preis doch schon ziemlich in Ordnung.


    - Dinner for One: Die Brands machen aus dem beliebtesten Fernsehsketch Deutschlands ein Partyspiel. Ich hab es bisher nur ausgepackt, man soll offenbar um den Tisch rennen und dabei Szenen des Sketches nachinterpretieren. Karten geben dabei zusätzliche Aufgaben auf. Macht man Fehler, kann man dabei erwischt werden und muss sich ein Schnapsglas als Strafmarker nehmen. Zugegeben, ich hatte keine echte Vorstellung, was sich dahinter verbergen soll, und habe das Spiel vorrangig gekauft, weil ich ein großer Fan des Sketches bin. Aber sowas hatte ich jetzt echt nicht erwartet, das klingt jedenfalls wie ein gruseliges Partyspiel aus längst vergangenen Tagen (oder wie etwas, was man mit Erotikkontext eher bei Eis.de vermutet hätte). Nunja, ich berichte dann voraussichtlich nach Silvester, wie es sich so spielt...

    One Small Step ist endlich da, hurra! Und wurde sogleich heute abend eingeweiht. Die Russen und die Amerikaner und ihr Wettlauf zum Mond werden als knallharter Worker-Placer historisch sehr akkurat reinszeniert, wobei die Aktionswahl derart knapp ist, dass man sich wirklich andauernd auf die Füße tritt. Man muss Karten ausspielen, die man sich aber zunächst leisten können muss, was via Ressourcenschubserei gelöst ist. Das Spiel ist eigentlich optimal zu zweit, zu viert ist eine Art Teamspiel möglich, das klingt aber zumindest gewöhnungsbedürftig. Zu zweit wurde jedenfalls nach einer Partie im Anfängermodus gleich noch eine reguläre Partie hinten drangehängt, es hat uns also wirklich gut gefallen - selbst meiner Frau, die ich bei dem Thema vor dem geistigen Auge eher abwinken sah. Es ist hochgradig konfrontatitv,wie ich das in dem Genre nur von ganz wenigen Titeln kenne - man nimmt sich wirklich die ganze Zeit die Aktionen und Ressourcen weg, der Wettkampfcharakter der konkurrierenden Raumfahrtprogramme kommt sehr gut rüber.


    Von der Komplexität sind die wenigen Bewertungen auf BGG noch deutlich zu niedrig angesetzt, das Ganze hat durchaus den Charme eines Card-Driven Games a la Twilight Struggle, wenn auch weniger Karten insgesamt zum Einsatz kommen. Ich sehe es jedenfalls deutlich eher bei 3,5 als bei 3,0, zumal wenn man mit der "vollen" Version spielt. Dafür ist der Glücksanteil in den ersten Spielen relativ hoch, sobald man aber die "Events" und "Hazards" kennt, die da auf einen zukommen, kann man sich besser darauf vorbereiten (sprich: ein Spiel, wo man die Karten kennen lernen muss). Der Kickstarterversion liegen dann auch gleich vier Erweiterungsmodule bei, die da nochmal ordentlich eine Schippe draufzulegen scheinen.


    Insgesamt gesehen ist das aus der letzten Zeit wohl der beste und sorgfältigste Kickstarter, bei dem ich mitgemacht habe - die Regeln sind komplex, aber sofort verstanden und schlüssig durchdesignt. Die Ausstattung ist in meinen Augen gut, wobei das Plastik wohl Geschmackssache ist (ich habe die normale Kickstarter-Version, bei der Plastikminiaturen für Astronauten und Satelliten dabei sind, die zumindest für mich sehr passend). Es tut mir leid, dass das Spiel aktuell ein wenig unterzugehen scheint.